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Leben bis zuletzt - Diakonie Deutschland

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Zur gegenwärtigen Situation der Sterbebegleitung in Altenpfl egeheimen<br />

schnittlich 230 Euro, im Altenpfl egeheim bei<br />

etwa 83 Euro in der Pfl egestufe 3 (65 Euro plus<br />

etwa 18 Euro für Unterkunft und Verpfl egung).<br />

Pfl egeheime sind keine stationären Hospize,<br />

deren Patientinnen und Patienten grundsätzlich<br />

eine nur noch kurze <strong>Leben</strong>serwartungszeit<br />

mit besonderem Pfl ege- und Betreuungsbedarf<br />

haben. Deshalb entspräche eine Förderung<br />

nach Hospizmaßstäben auch nicht dem<br />

differenzierten Leistungsspektrum eines Pfl egeheimes.<br />

Außerdem muss ein stationäres<br />

Hospiz nach §39a SGB V 10 Prozent seines<br />

Bedarfsatzes selbst aufbringen und es darf<br />

diesen Betrag nicht den Patientinnen und Patienten<br />

in Rechnung stellen.<br />

Deutlich wird:<br />

Ein Pfl egeheim<br />

– ist kein stationäres Hospiz<br />

– ist der letzte <strong>Leben</strong>sort <strong>bis</strong> zum Tod<br />

– muss das <strong>Leben</strong> und Sterben der Bewohnerinnen<br />

und Bewohner gut begleiten<br />

bei einem ganz „normalen“ Sterben<br />

bei einem „krisenhaften“ Sterben (zum<br />

Beispiel schwerste Krankheit, Schmerzen,<br />

Demenz, psychosoziale Krisen)<br />

– braucht eine Abschiedskultur, die zugleich<br />

<strong>Leben</strong>skultur ist.<br />

Auch wenn das Pfl egeheim kein stationäres<br />

Hospiz ist, gehören die Implementierung von<br />

palliativen Leistungen und die Entwicklung einer<br />

Abschiedskultur zu seinen Aufgaben. Dafür ist<br />

die gegenwärtige Finanzierung unzureichend.<br />

Was zu erwarten ist:<br />

– Das Alten- und Pfl egeheim wird auch in<br />

Zukunft ein wichtiger Sterbeort bleiben. Es<br />

ist sogar anzunehmen, dass der Trend zur<br />

Institutionalisierung des Sterbens anhält,<br />

wobei dem Alten- und Pfl egeheim eine bedeutendere<br />

Rolle zukommen wird als <strong>bis</strong>her:<br />

Denn zum einen ist anzunehmen, dass eine<br />

verbesserte palliativmedizinische Versorgung,<br />

von der wir ausgehen, Einweisungen<br />

von Sterbenden ins Krankenhaus deutlich<br />

vermindern werden. Zum anderen wird ein auf<br />

Fallpauschalen basierendes Finanzierungssystem<br />

der Krankenhäuser zu weiter sinkenden<br />

Aufenthaltstagen und zu frühzeitigerem<br />

Einzug von Patientinnen und Patienten in ein<br />

Alten- und Pfl egeheim führen: Der Sterbeort<br />

Krankenhaus wird also tendenziell eher an<br />

Bedeutung verlieren, der Sterbeort Pfl egeheim<br />

an Bedeutung gewinnen.<br />

– Aufgrund der demografi schen Entwicklung<br />

in der Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong> ist anzunehmen,<br />

dass die relative Zahl derjenigen,<br />

die zu Hause sterben können, sich<br />

nicht nennenswert erhöhen wird. Veränderte<br />

Familienstrukturen, Berufstätigkeit,<br />

räumliche Distanz und anderes deuten auf<br />

ein sinkendes familiäres Pfl egepotential hin,<br />

das durch wachsendes bürgerschaftliches<br />

Engagement, zum Beispiel in Hospizvereinen<br />

oder durch Besuchsdienste im Rahmen<br />

ambulanter pfl egerischer Dienste nur<br />

unzureichend kompensiert werden kann.<br />

Ohne dieses Engagement fi ndet allerdings<br />

auch eine wesentlich verbesserte ambulante<br />

palliativmedizinische Betreuung ihre Grenzen.<br />

Es ist also nicht anzunehmen, dass der<br />

geringe prozentuale Anteil von Sterbebegleitungen,<br />

der <strong>bis</strong>her durch stationäre und ambulante<br />

Hospizarbeit geleistet wird, deutlich<br />

gesteigert werden kann.<br />

Diese Fakten machen deutlich, dass Altenpfl egeheime<br />

die Aufgabe der Sterbegleitung nach<br />

hospizlichen Qualitätsmerkmalen nur bewältigen<br />

können, wenn die Rahmenbedingungen<br />

entsprechend gestaltet werden. Dies gilt für<br />

die strukturellen, fi nanziellen und personellen<br />

Bereiche.<br />

17.2006 <strong>Diakonie</strong> Texte 11

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