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Leben bis zuletzt - Diakonie Deutschland

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Qualitätsentwicklung durch Fortbildung und Implementierung<br />

4.1 Aus- und Fortbildung<br />

Sterbegleitung wird verstärkt zur Aufgabe für<br />

Altenpfl egeheime. Deshalb müssen die Aus-<br />

und Fortbildungslehrpläne diesen Anforderungen<br />

gerecht werden. Defi zite in diesem Bereich<br />

und Veränderungsbedarf stellt auch die<br />

Enquete-Kommission Ethik und Recht der modernen<br />

Medizin in ihrem Zwischenbericht fest.<br />

Das zurzeit gültige Altenpfl egegesetz 30<br />

und die darauf aufbauende Ausbildungs-<br />

und Prüfungsverordnung 31 sieht weder in<br />

der praktischen noch in der theoretischen<br />

Ausbildung eine spezielle Integration palliativpfl<br />

egerischer Inhalte vor. Nur kurz<br />

fi ndet „die Pfl ege sterbender alter Menschen“<br />

in den Konzepten und Aufgaben<br />

der Altenpfl ege Eingang in die Lernziele.<br />

Dies geht an der Realität vorbei. Schmerzen<br />

und belastende Symptome im Verlauf<br />

typischer altersbedingter chronischer Erkrankungen<br />

sowie Sterben und Tod gehören<br />

zum Pfl egealltag in den Alten- und Pfl egeeinrichtungen.<br />

Dieser Realität sind die<br />

Pfl egenden durch personelle Engpässe,<br />

aber auch durch mangelnde Ausbildung in<br />

palliativer Pfl ege und eine entsprechende<br />

Einstellung zu schwer kranken und sterbenden<br />

Menschen oft nicht gewachsen. 32<br />

Die 2002 veröffentlichte „Bundeseinheitliche<br />

Altenpfl egeausbildung“ hat zwar innerhalb des<br />

Kapitels zur personen- und situationsbezogenen<br />

Pfl ege alter Menschen auch die Thematik Sterben<br />

und Tod bearbeitet und eine umfangreiche<br />

Literaturliste dazu mitgeliefert, der Schwerpunkt<br />

liegt jedoch, wie bei fast allen ähnlichen<br />

Veröffentlichungen, auf der Pfl egediagnostik,<br />

Planung und Pfl egeintervention. Die Gestaltung<br />

einer Abschiedskultur ist weniger im Blick. 33<br />

30<br />

Gesetz über die Berufe in der Altenpfl ege (Altenpfl egegesetz<br />

– Alt-Pfl G) v. 25.08.2003<br />

31<br />

Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für den Beruf der<br />

Altenpfl egerin und des Altenpfl egers (Altenpfl ege-Ausbildungs-<br />

und Prüfungsverordnung – AltPfl APrV) vom<br />

26.11.2002<br />

32<br />

Bundestagsdrucksache 15/5858 v. 22.06.2005, S.21<br />

33 Kuratorium Deutsche Altershilfe, Bundeseinheitliche<br />

Pfl egeausbildung, Köln 2002 S. 126<br />

Im Bereich der Fortbildung examinierten Pfl ege-<br />

und Altenpfl egepersonals dominieren <strong>bis</strong>lang<br />

bestimmte palliativmedizinische Inhalte, wie<br />

Schmerz- und Symptomkontrolle. Dringender<br />

Fortbildungsbedarf besteht aber auch in Bereichen<br />

der Kommunikation mit unheilbar Kranken,<br />

der Erarbeitung einer eigenen positiven Grundhaltung<br />

zu Tod und Sterben sowie im Bereich<br />

der ethischen Entscheidungen am <strong>Leben</strong>sende.<br />

In den letzten Jahren sind allerdings in den Altenpfl<br />

egegesetzen auf Länderebene positive<br />

Veränderungen, unter anderem entsprechende<br />

Rahmenlehrpläne (zum Beispiel Bayern, Hessen<br />

und andere) für eine bessere Ausbildung in<br />

der Sterbebegleitung festgeschrieben worden.<br />

Problematisch ist jedoch der Theorie-Praxis-<br />

Transfer. Wünschenswert wäre, dass Abschnitte<br />

der praktischen Ausbildung im Hospizbereich<br />

stattfi nden. Dafür müssten gesetzliche Voraussetzungen<br />

geschaffen werden.<br />

Die Rahmenvereinbarungen zum §39a SGB V<br />

für ambulante (2002) und stationäre (1998)<br />

Hospizversorgung fordern für Leitungsverantwortliche<br />

den Abschluss einer Palliative Care-<br />

Weiterbildungsmaßnahme im Umfang von mindestens<br />

160 Stunden. Infolge der Umsetzung<br />

dieser Forderung bieten bundesweit eine große<br />

Zahl von Fortbildungseinrichtungen entsprechende<br />

Kurse für Pfl egekräfte an (siehe Zusammenstellung<br />

im Anhang). Zunehmend werden<br />

diese Qualifi zierungsangebote auch von<br />

Altenpfl egekräften genutzt. Gronemeyer stellt<br />

dazu in seiner Studie für Hessen fest:<br />

Die überwiegende Mehrheit der Mitarbeiter/innen<br />

hessischer Altenpfl egeheime<br />

erfährt eine spezielle Unterstützung für<br />

die Sterbebegleitung durch Schulungen<br />

(70 Prozent) oder Teamsitzungen (60 Prozent).<br />

Bei einem Drittel der Einrichtungen<br />

werden spezielle Weiterbildungen der<br />

Mitarbeiter/innen von den Einrichtungen<br />

fi nanziert (35 Prozent). In ca. 23 Prozent<br />

der Altenpfl egeheime wird den Mitarbeiter/innen<br />

die Möglichkeit geboten, an<br />

17.2006 <strong>Diakonie</strong> Texte 23

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