07.01.2013 Aufrufe

Leben bis zuletzt - Diakonie Deutschland

Leben bis zuletzt - Diakonie Deutschland

Leben bis zuletzt - Diakonie Deutschland

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Zur gegenwärtigen Situation der Sterbebegleitung in Altenpfl egeheimen<br />

Die Erfahrung, dass offene<br />

Gespräche über das Sterben<br />

eine sehr entlastende Wirkung<br />

haben, wird wiederholt<br />

geäußert. Für eine Entlastung<br />

ist es wichtig, dass auf<br />

die Bedürfnisse von Bewohnerinnen<br />

und Bewohner und<br />

deren Angehörigen maximal<br />

eingegangen wird.<br />

2.1.3 Die Situation der<br />

Pfl egekräfte<br />

Berufsgruppen, die Schwerstkranke<br />

und Sterbende versorgen,<br />

werden weiterhin zu den<br />

wichtigsten Sterbebegleitern<br />

gehören. Professionelle Hilfe wird vor allem dort<br />

immer nötiger, wo familiäre Strukturen nicht<br />

oder nicht ausreichend vorhanden sind mit entsprechend<br />

höheren Anforderungen an die Pfl egekräfte.<br />

� Trotz aller Routine zeigt sich bei den Pfl egekräften<br />

eine engagierte Auseinandersetzung<br />

mit Tod und Sterben wie auch der Wunsch<br />

nach qualitativ hochwertiger Sterbebegleitung.<br />

Die Mitarbeitendenbefragung bei einem<br />

diakonischen Träger 16 zeigt Aufgeschlossenheit<br />

für die Begleitung von Angehörigen. Auch<br />

das Interesse und die emotionale Offenheit<br />

für einen angemessenen Umgang mit Ritualen<br />

wird in vielen Interviews zum Ausdruck<br />

gebracht.<br />

Ebenso deutlich wird aber auch die Erwartung<br />

und der Wunsch an den Träger geäußert,<br />

dass er Raum und Zeit gibt für dieses Thema<br />

im Arbeitsalltag und Fortbildungen gestaltet.<br />

Die Zunahme der Sterbehäufi gkeit geht nicht<br />

spurlos an den Mitarbeitenden vorbei. Deutlich<br />

spürbar ist der Bedarf an Auseinandersetzung<br />

und Verarbeitung. Der Zeitdruck ist<br />

ein wesentlicher Faktor, dass keine Zeit zur<br />

Verarbeitung des Todes einer Bewohnerin<br />

oder eines Bewohners bleibt.<br />

16 Kaluzza a.a.O.<br />

� Eine Studie aus Sachsen 17 zeigt, dass das<br />

Pfl egepersonal in Pfl egeheimen in der Sterbebegleitung<br />

die Hauptlast trägt. Andere<br />

Berufsgruppen sind dagegen eher selten<br />

beteiligt. 18 So stellen Medizinerinnen und<br />

Mediziner, Seelsorgerinnen und Seelsorger,<br />

Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, aber<br />

auch Angehörige, ambulante Hospizgruppen<br />

und Ehrenamtliche eine wichtige noch zu erschließende<br />

Ressource dar.<br />

� Die Arbeit von Hospizdiensten im Pfl egeheim<br />

wird von Pfl egekräften einerseits als<br />

sehr hilfreich angesehen, andererseits jedoch<br />

auch als Konkurrenz wahrgenommen:<br />

Pfl egekräfte würden gern mehr für die Sterbenden<br />

tun, dem steht aber ein enges Zeitbudget<br />

gegenüber, welches gerade für die<br />

psychischen, seelischen und sozialen Bedürfnisse<br />

der Betroffenen wenig oder keinen<br />

Spielraum lässt. 19<br />

� In der Sterbephase wird die Zusammenarbeit<br />

mit den Hausärzten von den Pfl egekräften<br />

als ungenügend bezeichnet.<br />

17<br />

Kalluzza, J.; Töpferwein, G.: Sterben begleiten. Zur Praxis<br />

der Begleitung Sterbender durch Ärzte und Pfl egende. Eine<br />

empirische Studie. ZAROF – Zentrum für Arbeits- und<br />

Organisationsforschung e.V. Leipzig. trafo verlag dr.<br />

wolfgang weist, 2005<br />

18<br />

Kaluzza vgl. a.a.O., S.141<br />

19 Kaluzza vgl. a.a.O., S. 182<br />

17.2006 <strong>Diakonie</strong> Texte 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!