Blickpunkt Autogewerbe. Mit Schwerpunktthema "Garage ... - AGVS
Blickpunkt Autogewerbe. Mit Schwerpunktthema "Garage ... - AGVS
Blickpunkt Autogewerbe. Mit Schwerpunktthema "Garage ... - AGVS
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Mobilität, Städte und Frauen gehören zu den Megatrends kommender Jahrzehnte<br />
Die Zukunft vorausschauend mitgestalten<br />
Auch im <strong>Autogewerbe</strong> ist eines der<br />
Erfolgsrezepte, die Bedürfnisse der<br />
Kunden zu kennen und ihren Erwartungen<br />
einen Schritt voraus zu sein.<br />
Doch die Welt verändert sich ständig<br />
und dies in rasantem Tempo. Wohin<br />
geht die Reise der Gesellschaft in den<br />
nächsten 30 bis 40 Jahren? Der Trend<br />
und Zukunftsforscher Matthias Horx<br />
gibt einen Einblick in die Megatrends<br />
der kommenden Jahrzehnte und ihre<br />
Auswirkungen auf das <strong>Autogewerbe</strong>.<br />
Megatrends vereinen starke Veränderungs<br />
kräfte, die auf wirtschaftlichen und<br />
gesellschaftlichen Grundwellen basieren .<br />
Sie wirken sich in allen Lebensbereichen<br />
aus (Konsum, Ökonomie, Lebens welt<br />
etc .), sind allgegenwärtig und haben einen<br />
globalen Charakter, auch wenn sie sich in<br />
den verschiedenen Regionen und Kulturen<br />
unterschiedlich schnell durchsetzen . Die<br />
heutige Wissenschaft geht von rund 15<br />
Megatrends aus . Einige davon spielen<br />
bei der Entwicklung der Mobilität eine<br />
grössere Rolle .<br />
«Bis in 20 Jahren steht<br />
nicht mehr der Besitz<br />
eines Autos im Vordergrund,<br />
sondern die<br />
Möglichkeit des Zugriffs<br />
auf ein Fahrzeug.»<br />
Globalisierung geht in die dritte Phase<br />
Am augenfälligsten ist der Megatrend<br />
«Globalisierung» . Auf die europäischen<br />
Kolonial-Eroberungen im 15 . Jahrhundert<br />
und das Aufblühen des Welthandels um<br />
1900 folgt aktuell die dritte Phase der<br />
Globalisierung . Lange hatten Europa und<br />
die USA eine Vormachtstellung inne . Heute<br />
herrschen aber gleiche Wett be werbsbedingungen<br />
mit anderen Konti nen ten und<br />
Nationen wie zum Beispiel China, Indien<br />
und den arabischen Ländern . Diese Verlagerung<br />
vom unipolaren zu einem multipolaren<br />
System führt zu einem rasch<br />
steigenden Wohlstand in vielen Schwellenländern<br />
. Die Fortschritte in der Mobilitätstechnik<br />
und die Entstehung des Internets<br />
als «Weltmedium» beschleunigen diese<br />
Prozesse .<br />
4 – <strong>AGVS</strong>/UPSA<br />
KurzstreckenAutos für urbane Räume<br />
Von wachsender Bedeutung ist auch der<br />
Megatrend «Stadt» . Gemäss einer Pro gnose<br />
der Vereinten Nationen werden im Jahr<br />
2030 54 Prozent der Weltbevöl kerung (ca .<br />
3,9 Milliarden Menschen) in Ballungsgebieten<br />
leben . In den westlichen Ländern<br />
führen Technologien und verdichtete<br />
Verkehrs netze zu einer weiteren Ausbreitung<br />
der urbanen Kultur .<br />
Heute schon gelten bis zu 80 Prozent<br />
der westeuropäischen Länder (Belgien,<br />
Schweiz, Holland u .a .) aufgrund der<br />
guten Infrastruktur in allen Landesteilen<br />
als «vollurbanisiert» . Die Stadtplanung<br />
der Zukunft wird sich auf vielfältige Art<br />
und Weise auch den Problemen der<br />
«Verstädterung» annehmen müssen .<br />
Öko logie, Infrastruktur und Wohnformen<br />
werden auf komplexere Weise integriert,<br />
als dies in der industriellen Stadt mit der<br />
Unterteilung in Wohn-, Einkaufs- und<br />
Industrieviertel möglich war .<br />
In diese Planung einbezogen sind auch die<br />
Auto mobile . Die Zukunftsforschung ist<br />
sich mehrheitlich einig, dass dabei das<br />
Elektro auto eine wichtige Rolle spielen<br />
wird . Ein Blick auf die heute zurückgelegten<br />
Strecken zeigt: 77 Prozent der Automobi<br />
listen unternehmen Fahrten bis<br />
30 Kilometer . Der Fokus liegt also auf<br />
Kurzstrecken . Elektroautos sind für die<br />
individuelle Mobilität im Nah bereich genau<br />
das richtige Angebot, da sie die höchste<br />
Kosten-Effektivität aufweisen . Zudem<br />
werden sie in der Stadt der Zukunft – mit<br />
deren Systemen für Ener gie gewinnung,<br />
-speicherung und -verbrauch – eine wichtige<br />
Speicherfunktion übernehmen . Das<br />
vorrangige Auto im urbanen Raum wird<br />
deshalb ein preiswertes Elektro-/Hybridauto<br />
sein .<br />
Weiblicher Bildungsvorsprung<br />
Die Kraft des Megatrends «Frauen» beruht<br />
nicht auf emanzipatorischen Mei nungen,<br />
sondern auf einer statistisch belegbaren<br />
Umverteilung in den letzten 30 Jahren .<br />
Der Anteil der weiblichen Studie renden<br />
stieg in Deutschland von 19 auf 52 Prozent .<br />
Dieser Prozess zum «weiblichen Bildungsvorsprung»<br />
lässt sich in allen europäischen,<br />
aber auch in vielen Schwellenländern feststellen<br />
. <strong>Mit</strong> starken Auswirkungen auf<br />
Gesellschaft, Politik und Konsum: Beide<br />
Geschlechter haben Lust und Anspruch<br />
auf ein Berufsleben, beide kämpfen mit<br />
dem Problem der Balance zwischen<br />
Karriere und Familie . Die «Neuver handlung»<br />
der Rollen von Mann und Frau wird<br />
unsere Lebenswelt nachhaltig verändern .<br />
Die weibliche Komponente kommt dadurch<br />
auch im <strong>Autogewerbe</strong> stärker zum<br />
Tragen . Schon heute haben Frauen in<br />
Konsumfragen das Sagen . In den westli-<br />
Matthias Horx weist darauf hin, dass die «Neuverhandlung»<br />
chen Ländern kontrollieren sie rund 70<br />
Prozent der Haushaltsausgaben . Sie bestimmen<br />
also, wofür Geld ausgegeben wird,<br />
und sind somit als Konsumentinnen eine<br />
ernst zu nehmende Grösse . Dies gilt es in<br />
Verkaufsgespräche, aber auch beim Angebot<br />
der Dienstleistungen einzubeziehen .<br />
Zudem wird sich das Berufsbild ändern:<br />
<strong>Garage</strong>nunternehmer werden vermehrt<br />
Frauen einstellen . In einem ersten Schritt<br />
wohl im Verkauf, da Frauen dieselbe<br />
Sprache sprechen wie ihre Kundinnen .<br />
Aber auch die Werkstatt könnte dereinst<br />
«weiblicher» werden, sodass aufgrund<br />
der technolo gischen Entwicklung der<br />
Fahr zeuge der «ölverschmierte Garagist»<br />
zunehmend der Vergangenheit angehört .