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Individuelle Betreuung von<br />
Jugendlichen<br />
Seit der Schließung der betreuten<br />
Quartiere am Land widmen sich die<br />
StudentInnen seit Herbst 2004 der<br />
individuellen Betreuung von Kindern<br />
und Jugendlichen, wobei besonderes<br />
Augenmerk auf die Bewältigung<br />
der altersbedingten Schwierigkeiten<br />
im Alltag und auf die soziale Entwicklung<br />
gelegt wird. Im Rahmen<br />
der Betreuung begleiten die StudentInnen<br />
zu Ärzten, Spitälern und<br />
Ämtern und fungieren als IntegrationassistentInnen<br />
bzw. DolmetscherInnen.<br />
Außerdem sind sie auch in<br />
der Lern- und Sozialbetreuung bei<br />
OMEGA aktiv.<br />
Die berufliche Weiterbildung für<br />
die Studierenden im Rahmen ihrer<br />
Tätigkeit für OMEGA wurde unterstützt<br />
durch Dr. Katharina Purtscher,<br />
Gert Wagner, Dr. Emir Kuljuh sowie<br />
Mag. Margareta Brigitzer.<br />
Projektleitung: Dr. med. Emir Kuljuh;<br />
MitarbeiterInnen im Projekt: Jehona<br />
Kelmendi, Ardita Kelmendi, Pranvera<br />
Bimbashi, Ramin Ravai – MedizinstudentInnen;<br />
Daniyar Yussupov-<br />
Germanistikstudent, Fahrood Khalili<br />
– Musikstudent.<br />
Sprachen, welche durch die StudentInnen<br />
abgedeckt werden: Englisch,<br />
Deutsch, Italienisch, Serbisch, Bosnisch<br />
und Kroatisch, Albanisch, Kasachisch,<br />
Russisch, Farsi.<br />
Dr. Emir Kuljuh<br />
Psychotherapie<br />
Im Jahr 2004 habe ich zwei Langzeittherapien<br />
mit 2 Frauen geführt,<br />
1 Paartherapie (mit Dolmetsch), 13<br />
Abklärungsgespräche (5 Männer, 8<br />
Frauen), 7 kurztherapeutische Beratungen<br />
(5 Frauen, 2 Männer), div.<br />
Einzelgespräche im Zusammenhang<br />
mit Wunsch nach Schwangerschaftsabbruch,Verhütungsberatung,<br />
Frauenarztbesuch.<br />
Meine Arbeitsmethode orientiert<br />
sich an psychoanalytischen Konzepten,<br />
die in kurztherapeutischen<br />
Verfahren angewandt werden (fokussierte<br />
Konfliktbearbeitungen).<br />
Als Beispiel möchte ich ein junges<br />
Ehepaar aus Tschetschenien erwähnen,<br />
das trotz langer Anfahrtswege<br />
nach Graz zur Therapie kommen<br />
musste, weil nur hier eine Dolmetscherin<br />
zur Verfügung stand: Nach<br />
anfänglicher Beratung des Paares<br />
entschied ich mich zu einer Einzeltherapie<br />
mit der 19-jährigen Frau.<br />
Sie ist durch Verschwinden zweier<br />
männlicher Familienangehöriger in<br />
ihrem Herkunftsland schwer traumatisiert,<br />
litt unter schweren Schlafstörungen<br />
und unkontrollierbaren<br />
‚Anfällen’ (hier beschimpfte sie ihren<br />
Ehemann und hatte Weinkrämpfe).<br />
In den paarweise geführten ersten<br />
Abklärungsgesprächen sprach sie<br />
jedoch kaum ein Wort, da dies in ihrer<br />
Kultur nicht üblich sei: der Mann<br />
sprach für und über sie.<br />
Dieser wurde im Heimatland ebenfalls<br />
bedroht, hatte jedoch in seiner<br />
Familie keine Opfer zu beklagen. Er<br />
sorgt gut für die gemeinsame 2-jährige<br />
Tochter. Im Oktober 2004 wurde<br />
eine weitere Tochter geboren:<br />
Die Geburt verlief komplikationslos<br />
und wurde als eine Art Symbol für<br />
den Neubeginn des Überlebens der<br />
Familie in Sicherheit verstanden. Die<br />
Anwesenheit dieses Kindes, das<br />
gute Ansprechen auf die therapeutische<br />
Unterstützung und die Zufriedenheit<br />
des Paares mit der Versorgung<br />
im Flüchtlingsheim führte<br />
zu einer raschen Verbesserung und<br />
Stabilisierung der jungen Frau: Sie<br />
schläft wesentlich besser, sorgt für<br />
ihre Familie (kocht regelmäßig) und<br />
pflegt zusammen mit ihrem Mann<br />
rege Kontakte zu tschetschenischen<br />
Verwandten und Bekannten, die sich<br />
in Graz aufhalten.<br />
Ulrike Körbitz<br />
OMEGA ´04 19 *