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Sonne, Spiegel, Lebensbaum.pdf - Dr. Michael Sturm-Berger

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en und stellen religiöse Lehren, spirituelle Philosophie und wohl auch Ritualtexte dar, deren Übersetzung<br />

allerdings bis heute umstritten ist.<br />

Ihre Sprache unterscheidet sie von den übrigen Teilen des Avesta, ausgenommen von der des sogenannten<br />

Yasna Haptanghâiti (YH), welcher sie sehr ähnlich ist 7 . Sie wird als 'Alt-Avestisch' be-<br />

zeichnet. YH scheint im Gegensatz zu den Gâthâs ein Prosatext zu sein, dem offenbar andere, vermutlich<br />

komplementäre Funktionen zukamen 8 .<br />

In den Gâthâs tritt Zarathustra Selbst als Sprecher auf, welcher die Verehrung eines höchsten Wesens<br />

verkündete, welches Er Ahura Mazdâ oder Mazdâ Ahura nannte. Übersetzt wäre dies "Weiser<br />

Herr" oder der "Herr Weisheit" 9 . Aufs engste mit diesem höchsten Wesen verbunden erscheint dort<br />

Sp e nta Mainyu, was sich mit 'Heilvoller Geist' übersetzen läßt. Er wird auch als Ahura Mazdâs Geist<br />

bezeichnet 10 und ist sozusagen das Werkzeug zur Vermittlung alles Guten 11 .<br />

4. Das Gute besteht nach zoroastrischer Lehre aus den 'Elementen' Feuer, Wasser, Erde, Metall,<br />

Nutzpflanzen und Nutztieren, den Seelen gläubiger Menschen und aus geistigen Wesenheiten wie<br />

'Wahrheit' oder 'Ordnung' (aša), 'Gutem Denken' (vohu manah), 'Wünschenswerter Herrschaft'<br />

(hšathra vairya), 'Fügsamkeit' oder 'Ergebenheit' (ârmaiti) u. a. 12 . Diese geistigen Wesenheiten wur-<br />

den wahrscheinlich schon früh, wenn auch in den Gathas noch nicht systematisch, mit den 'Elementen'<br />

verknüpft.<br />

Im YH finden wir solche und ähnliche geistige Begriffe als 'Heilvolle Unsterbliche' (am e ša sp e ntas)<br />

bezeichnet. In den Gâthâs fehlt dieser zusammenfassende Ausdruck, jedoch tritt dort zweimal die<br />

Bezeichnung 'Herren' (ahurânghô) auf.<br />

Insbesondere die Indogermanisten der Erlanger Schule (z. B. Johanna Narten) haben in den letzten<br />

Jahren gezeigt, daß jene gathische Bezeichnung als altertümlich-formelhaft anzusehen ist und inhaltlich<br />

mit dem Begriff der am e ša sp e ntas weitgehend übereinstimmt: In beiden Textgattungen handelt<br />

es sich dabei um eine zahlenmäßig nicht festgelegte Gruppe von ethisch-sozialen Werten, welche<br />

sich im Übergangsfeld zur Personifizierung befinden.<br />

5. Im allgemeinen werden darin und in der Etymologie des Wortes áhura gewisse Übereinstimmungen<br />

mit der Konzeption der vedischen ásuras in der ältesten indischen Sprachschicht gesehen. Es<br />

wird kaum bestritten, daß das ursprüngliche áhura-ásura-Konzept auf die gemeinsame indo-iranische<br />

Frühzeit - spätestens in die erste Hälfte des 2. Jt.s v. Chr. - zurückgeht. Damals wurden wahrscheinlich<br />

den vorwiegend auf Naturkräfte bezogenen d(a)êvas im Zuge einer Art Religionsreform die<br />

mehr ethisch-sozial geprägten ásuras zur Seite gestellt 13 . Zu letzteren gehörten im altindisch-<br />

vedischen Bereich u. a. mitrá (Vertrag), bhága (Zuteiler), aryamán (Gastfreundschaft) und arámati<br />

(Ergebenheit).<br />

Die Letztgenannte finden wir auch in Zarathustras Religion als áhura oder am e ša sp e nta wieder.<br />

B(h)aga wurde im Iran allmählich zur allgemeinen Bezeichnung von als göttlich vorgestellten We-<br />

7<br />

Y 35-41.<br />

8<br />

Johanna Narten, Der Yasna Haptanghâiti, Wiesbaden 1986, bes. S. 17-21.<br />

9<br />

Engl. "Lord Wisdom".<br />

10<br />

Z. B. Y 28,11; 33,9; 43,16.<br />

11<br />

Vgl. 47,1.5.<br />

12<br />

Vgl. als Reihe: Y 47,1. Hierzu u. zum folgenden: H. Lommel, wie Anm. 1, S. 30-73 (= Zweites Kap.) u.<br />

- Johanna Narten, Die Ameša Spentas im Avesta, Wiesbaden 1982, S. 55-73.<br />

13<br />

Zusammengefaßt findet sich die Vor- u. Frühgeschichte von Zarathustras Religion bei:<br />

- Almut Hintze, On Zarathushtras Innovation (Manuskript ihres Beitrages zum Kongreß in Los Angeles "The<br />

Gathic World", 28.-30.10.1994), p. 3-9.<br />

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