Wildpflanzen der Weinberge - bei Wiesengenuss!
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Im südlichen Oberrheinraum basiert die Entwicklung <strong>der</strong> Weinberg-Wildflora, weniger auf<br />
klimatischen Faktoren, son<strong>der</strong>n auf <strong>der</strong> Bewirtschaftungsintensität. Es heißt, dass im<br />
alemannischen Raum eine tolerantere Einstellung gegenüber dem Unkraut herrschte als im<br />
Stuttgarter Raum (WILMANNS, 1989). Hier wurde alles Unkraut aus den Weingärten heraus<br />
geschafft.<br />
Einige dieser früheren Weinbergskräuter wurden als Medizinalpflanzen aus dem<br />
Mittelmeerraum eingeführt, wie z.B. die Osterluzei (Aristolochia clematitis). Zwiebelpflanzen<br />
wie die Weinberg-Traubenhyazinthe (Man beachte ihren lateinischen Namen: Muscari<br />
botrytoides!) wurden im Zuge <strong>der</strong> sogenannten orientalischen Phase von 1560 bis 1620 aus<br />
<strong>der</strong> Türkei und dem nahen Osten nach Mitteleuropa eingeführt. Sie ist ein sogenannter<br />
Gartenflüchtling. Streng genommen gilt sie als Neophyt (das sind alle Pflanzen die nach <strong>der</strong><br />
Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus nach Mitteleuropa eingeführt wurden) –<br />
und doch steht sie als Wildpflanze mittlerweile auf <strong>der</strong> Roten Liste <strong>der</strong> gefährdeten<br />
Pflanzenarten. An<strong>der</strong>e Pflanzen fanden in <strong>der</strong> Küche Verwendung, dazu gehört natürlich <strong>der</strong><br />
Weinbergslauch (Allium vineale), <strong>der</strong> Mauer-Doppelsame (Diplotaxis muralis), auch<br />
Mauerrauke o<strong>der</strong> Mauersenf genannt, <strong>der</strong> Mauerpfeffer, auch Tripmadam genannt, <strong>der</strong> kleine<br />
Feldsalat (Valerinella spec.), die Brennnessel (Urtica spec.), die Schafgarbe (Achillea<br />
millefolium) und natürlich die Wilde Möhre (Daucus carota). Viele dieser Pflanzen sind<br />
sogenannte „Kulturfolger“, das heißt, sie sind bereits mit den frühen Ackerbauern aus dem<br />
Mittelmeerraum o<strong>der</strong> den Steppengebieten eingewan<strong>der</strong>t.<br />
So entstand die heutige Kulturlandschaft. Anstelle <strong>der</strong> vergleichsweise artenarmen<br />
Buchenwäl<strong>der</strong> trat eine inselartige Landschaft mit insel- o<strong>der</strong> saumartigen Resten <strong>der</strong><br />
natürlichen Vegetation. Und siehe da, dies hatte einen sehr hohen Artenreichtum zur Folge.<br />
Fotos <strong>der</strong> oben genannten Pflanzen und weiterer Weinbergskräuter finden Sie im Anhang<br />
Zum Weiterlesen:<br />
- Eine Beschreibung essbarer Wildkräuter, die in den <strong>Weinberge</strong>n <strong>der</strong> Pfalz gefunden<br />
werden finden Sie hier: „Wilde Kräuter - Feine Weine“. Dipl. Biol. Ute Mangold, Dr.<br />
Steffen Michler, Plöger Verlag, Gräfenhausen, 2008.<br />
- „Typische Pflanzenarten <strong>der</strong> Weinbergslandschaft und ihre Bestandsentwicklung<br />
während <strong>der</strong> vergangenen Jahrzehnte“, beschreibt <strong>der</strong> Dipl.-Geogr. Heiko Himmler,<br />
Pollichia. Aus: Fachtagung Wein & Landschaft 2004, Tagungsband, Hrsg: DLR<br />
Neustadt, 2005.<br />
- Eine Liste mit den wichtigsten Weinberg-<strong>Wildpflanzen</strong> Stuttgarts findet sich in <strong>der</strong><br />
Veröffentlichung von Nils Böhling, Martin Nebel: „<strong>Wildpflanzen</strong> <strong>der</strong> <strong>Weinberge</strong>,<br />
Zielarten für den Naturschutz in Stuttgart“, Hrsg. Staatliches Museum für Naturkunde<br />
Stuttgart, 2002.