Wildpflanzen der Weinberge - bei Wiesengenuss!
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Der Mond,<br />
das Kuhhorn und <strong>der</strong><br />
Baldrian<br />
Kräuter und ihre Wirkungen<br />
im Biodynamischen Weinbau<br />
Dieses Material wurde ihm Rahmen eines Vortrages für den<br />
Ar<strong>bei</strong>tskreis Biodynamischer Weinbau in <strong>der</strong> Pfalz zusammengestellt.<br />
April 2008.<br />
Autorin: Ute Mangold, Diplom-Biologin (Dipl. FH Umweltschutz),<br />
Botanikerin, Kräuterexpertin und Lehrerin.
INHALT<br />
Vorwort (Biodynamischer Weinbau allgemein)<br />
1. Boden, Kräuter und Feine Weine<br />
2. Unkraut – Wildkraut – bodenpflegende Kräuter<br />
- <strong>Wildpflanzen</strong> <strong>der</strong> <strong>Weinberge</strong><br />
3. Selbst-Begrünung aus <strong>der</strong> Bodensamenbank<br />
4. Begrünungsmanagement<br />
5. Begrünung aus Biodynamischer Sicht<br />
6. Biodynamische Präparate<br />
7. Kräuter und ihr Einfluss auf die Rebgesundheit<br />
- Allelopathie<br />
8. Homöopathie und das dynamische Wasser<br />
9. ANHANG<br />
- Kräuterportraits<br />
- Zeigerpflanzen<br />
- Fotos und Illustrationen<br />
- Literatur
Vorwort<br />
Biodynamischer Weinbau: das wird gerne verbunden mit einer Geheimlehre, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> man im<br />
Mondenschein nachts Kuhhörner mit Mist vergräbt und in Holzbottichen mit Hexenbesen<br />
stundenlang Brennnesseljauche hun<strong>der</strong>tmal linksherum und hun<strong>der</strong>tmal rechtsherum rührt.<br />
Dies dann womöglich auch noch <strong>bei</strong> Neumond.<br />
Doch was ist Biodynamischer Weinbau eigentlich? Worum handelt es sich wirklich? Ist es<br />
eine Geheimlehre, o<strong>der</strong> ein tief verankertes Wissen um die Schätze <strong>der</strong> Natur?<br />
Warum wenden sich immer mehr renommierte Weingüter dieser Bewirtschaftungsweise zu?<br />
Handelt es sich nur um einen Modetrend?<br />
Als erstes fällt uns dazu ein Name ein: Nicolas Joly, <strong>der</strong> Guru des<br />
biodynamischen Weinbaus. Als Internationaler Vordenker <strong>der</strong><br />
Biodynamie hat er den Club "Renaissance des Appellations" gegründet<br />
(www.biodynamy.com). Die Weine seines Weinbergs „La Coulée de<br />
Serrant“ an <strong>der</strong> Loire gehören zum Größten, was es an Weißweinen gibt!<br />
Er hat 1997 ein Buch geschrieben „ Le vin – du ciel à la terre“. „Beseelter Wein“ lautet sein<br />
Titel in <strong>der</strong> deutschen Übersetzung. Ein ganz grundlegendes Buch über die biodynamische<br />
Denkweise. „Es versucht eine Brücke zu schlagen zwischen <strong>der</strong> sichtbaren quantitativen Welt,<br />
die unseren Sinnen zugänglich ist, und jener<br />
subtileren qualitativen Welt, aus <strong>der</strong> das<br />
Leben zu uns herüberkommt.“ So schreibt<br />
Joly.<br />
Le Coulée de la Serrant, Loire<br />
Unwissende bezeichnen ihn auch heute noch<br />
als Spinner, denn sie verbinden die<br />
„Biodynamie“ mit Sektierertum, mit<br />
Son<strong>der</strong>lingen, die selbstgestrickte Wollsocken<br />
in Sandalen tragen. Der Vorschriftenkanon im<br />
biodynamischen Weinbau, <strong>der</strong> auf den<br />
Anthroposophen Rudolf Steiner zurückgeht,<br />
klingt wun<strong>der</strong>lich, unwissenschaftlich und restriktiv. So darf Unkraut nur <strong>bei</strong> zunehmendem<br />
Mond gehackt werden und <strong>der</strong> Rebschnitt nur <strong>bei</strong> abnehmendem Mond getätigt werden. Doch<br />
Hobbygärtner wissen, spätestens seit sie nach Maria von Thuns Mondkalen<strong>der</strong> ar<strong>bei</strong>ten, dass<br />
etwas dran ist an diesem „Aberglauben“.<br />
Doch abseits davon, sehen die Franzosen die Dinge wohl ein wenig unverkrampfter als wir:<br />
„Les Allemands, die wollen immer alles so perfekt machen.“ So auch die Biodynamik. Da<br />
wird studiert, da wird gerührt, da wird gelehrt, da wird theoretisiert - viel zu perfekt. Da<strong>bei</strong><br />
geht es in <strong>der</strong> Biodynamik um die Natur, vor allem eben auch um ein Gefühl für die<br />
Zusammenhänge <strong>der</strong> Natur, für die Pflanzen - ja auch für kosmische Einflüsse, wie um<br />
Planetenkonstellationen und Mondphasen. Da<strong>bei</strong> ist dieses Wissen um die besten Ernte- und<br />
Aussaatzeiten altes bäuerliches Wissen. Ganz selbstverständlich verinnerlicht in traditionellen<br />
Kulturen. Viele Winzer wenden dieses alte Wissen heute noch an, ohne auch nur annähernd<br />
an Hokus Pokus zu glauben.<br />
Und so gibt es in Frankreich viele große renommierte Weingüter wie Romanée Conti,<br />
Chapoutier, Beaucastel und Kreydenweiss, die schon seit vielen Jahren nach den Regeln <strong>der</strong>
Biodynamik ihre <strong>Weinberge</strong> bewirtschaften. In Deutschland sind es die Weingüter Wittmann<br />
in Rheinhessen sowie Bürklin-Wolf und Christmann in <strong>der</strong> Pfalz. Steffen Christmann ist erst<br />
kürzlich zum Präsident des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) gewählt worden.<br />
Ein Verband, <strong>der</strong> wie die renommierten französischen Domänen, stets darauf bedacht ist,<br />
Weine von größtmöglicher Qualität zu produzieren und da<strong>bei</strong> den beson<strong>der</strong>en Charakter <strong>der</strong><br />
Weine, <strong>der</strong> Domäne und vor allem des Terroirs herauszuar<strong>bei</strong>ten. Eine ganz<br />
selbstverständliche Folge aus einer Bewirtschaftungsweise, die nur ein Ziel hat, nämlich<br />
große Weine zu erzeugen, <strong>der</strong>en Lagentypizität wie<strong>der</strong> schmeckbar ist. Weine mit einer Tiefe<br />
und Aromenfülle, wie sie nur auf einem lebendigen Boden wachsen können. Einem gesunden<br />
Boden voller Lebewesen, mit einer Vielfalt von Kräutern und Blüten, die den Weinstöcken zu<br />
gesundem Wachstum verhelfen.<br />
Manche Winzer wie Patrick Meyer aus Nothalten im Elsass beobachten<br />
sogar, dass sich ihre Weine von Jahr zu Jahr verän<strong>der</strong>n, quasi<br />
„zurückentwickeln“. Als ob sie ein genetisches Gedächtnis hätten und<br />
sich zurück erinnern an ihr Aroma <strong>der</strong> Vergangenheit, als die <strong>Weinberge</strong><br />
noch traditionell bewirtschaftet wurden. Eine Erinnerung an die Zeit, als<br />
die <strong>Weinberge</strong> noch gehackt, statt durchgepflügt wurden. Als Handlese<br />
ganz selbstverständlich war und chemische Pflanzenschutzmittel noch<br />
völlig unbekannt.<br />
Patrick Meyer, Nothalten, Foto: Ute Mangold, 2005<br />
Natürlich waren diese vergangenen Zeiten auch mühselig und oftmals armselig. Man wünscht<br />
sie sich nicht mehr zurück, zumal es in schlechten Jahren auch viele Missernten und saure<br />
Weine gab. In den Kellern kippten die Weine schnell um und wurden zu Essig. Als<br />
Gegenmittel wurden den Weinen damals Kräuter zugesetzt. Kräuter mit ätherischen Ölen und<br />
Tanninen. Kräuterweine gibt es heute noch als Heilmittel, im Piemont eine alte Tradition.<br />
Doch auch zu früheren Zeiten schafften es renommierte Weingüter großartige Weine<br />
hervorzubringen. So mancher deutscher Riesling wurde Anfang des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts zu<br />
astronomischen Preisen gehandelt.<br />
Ist <strong>der</strong> Biodynamische Weinbau ein Schritt zurück in die Vergangenheit – o<strong>der</strong> einfach nur<br />
ein gewaltiger Schritt nach vorn in eine Zukunft, wo das Lebewesen Boden und <strong>der</strong> Rebstock<br />
wie<strong>der</strong> Beachtung findet? Nicht als Produzent einförmiger, auf den jeweiligen Modetrend hin<br />
entwickelter Weine, die mit <strong>der</strong> „Spin Column“ heute sogar in ihre Bestandteile getrennt und<br />
wie<strong>der</strong> neu zusammen gesetzt werden können, son<strong>der</strong>n als individuelles Produkt, das den<br />
Charakter <strong>der</strong> Landschaft und<br />
ihre Kultur wie<strong>der</strong>spiegelt.<br />
Der Begriff „Terroir“ kommt<br />
hier ins Spiel. Der Boden, die<br />
Standortfaktoren wie Klima,<br />
Hangausrichtung und<br />
Sonneneinstrahlung, aber auch<br />
die Persönlichkeit des Winzers<br />
und <strong>der</strong> Winzerin, ja sogar die<br />
Kultur und Geschichte <strong>der</strong><br />
Landschaft haben Einfluss auf<br />
die Charakteristik eines Weines.<br />
Eine typische Domaine an <strong>der</strong> Loire, Foto Günter Rüh
Nicolas Joly schreibt „<strong>der</strong> Weinstock ist wie keine an<strong>der</strong>e Pflanze in <strong>der</strong> Lage, die für<br />
jedes einzelne Terroir spezifischen Elemente zu assimilieren. Und Tino Seiwert, von<br />
Pinard de Picard, wie kein an<strong>der</strong>er ein Kenner <strong>der</strong> französischen Weine, schreibt sogar, dass<br />
die Aromen <strong>der</strong> Kräuter in den Außenhäuten <strong>der</strong> Beeren gespeichert sind. Dieser Gedanke ist<br />
gar nicht so abwegig, denn schließlich sind die Phenole des Weines und die Flavonoide <strong>der</strong><br />
Kräuter in ihrer chemischen Struktur sehr ähnlich, um nicht zu sagen, gleich. Man spricht hier<br />
auch von sekundären Pflanzenstoffen, Radikalfängern und Krebsvorbeugern. Je<strong>der</strong> hat auch<br />
schon von den Tanninen gehört, die in den Schalen, Kernen und Beerenhäuten enthalten sind<br />
und für den trockenen, ja fast adstringierenden Geschmack mancher Weine sorgen.<br />
Ursprünglich wegen ihres bitteren Geschmacks von <strong>der</strong> Pflanze als Abwehr gegen<br />
Pflanzenfresser erfunden, nutzen sie uns als Heilmittel gegen Bakterien und Pilze. Sozusagen<br />
als natürliches Antibiotikum.<br />
Dieser Aufsatz versucht nun zu ergründen, welchen Einfluss die Weinbergsflora auf den Wein<br />
habt. Nicht nur in Südfrankreich, spiegeln sich die Aromen <strong>der</strong> Kräuter in den Weinen wie<strong>der</strong>,<br />
auch in den Deutschen Weinen - vor allem auch den Großen Gewächsen <strong>der</strong> VDP Winzer -<br />
werden Kräuteraromen schmeckbar. Doch nicht nur diese, auch eine tiefe Mineralik und ganz<br />
eigene Charakteristik wird erfahrbar. Der Riesling ist zu allem bereit!<br />
1. Boden, Kräuter und Feine Weine<br />
Die Verbindung zwischen den Wilden Kräutern und Feinen Weinen liegt im Boden, im Klima<br />
und den speziellen Standortbedingungen, wie sie in einer vom Menschen geprägten<br />
Kulturlandschaft auftreten. In <strong>der</strong> Weinsprache wird hier von „Terroir“ gesprochen. Auf<br />
gesunden Böden voller Mineralik und ausgewogenem Nährstoffverhältnis wachsen Weine<br />
voller Tiefe und Aromenfülle. Im Bukett feiner Weine spiegelt sich <strong>der</strong> Weinberg wie<strong>der</strong>, auf<br />
dem sie wachsen. Natürlich spielt auch die Hand des Winzers - die Kellertechnik und das<br />
intuitive Verständnis des Weinmachers für seinen Wein eine große Rolle. Wein ist ein<br />
Kulturgut!<br />
Taubnessel und Vogelmiere, Foto:<br />
Ute Mangold<br />
Begleitet werden Reben auf gesunden Böden auch immer<br />
von einer reichhaltigen Pflanzenwelt. Doch oft werden die<br />
kleinen Pflänzchen verkannt, denn wachsen sie im<br />
Weinberg o<strong>der</strong> im Garten, werden sie schlicht „Unkraut“<br />
genannt. Schaut man sich jedoch typische<br />
Weinbergsunkräuter wie Amaranth, Vogelmiere o<strong>der</strong><br />
Taubnessel genauer an, so entdeckt man feine<br />
Beson<strong>der</strong>heiten an ihnen. Die Vogelmiere hat zauberhafte<br />
kleine Blüten, die wie Sterne aussehen. Ihr Geschmack<br />
erinnert an junge Erbsen o<strong>der</strong> zarten Mais. Aus ihr lässt sich<br />
ein frisches grünes Pesto zubereiten. Der Amaranth<br />
entwickelt im Kochtopf als Wildspinat blanchiert einen<br />
wun<strong>der</strong>baren Duft und die Blätter <strong>der</strong> Taubnessel mit dem<br />
zarten Champignongeschmack würzen feine Fischgerichte.
Eine Beschreibung essbarer Wildkräuter, die in den <strong>Weinberge</strong>n <strong>der</strong> Pfalz gefunden werden<br />
finden Sie in unserem Buch: „Wilde Kräuter - Feine Weine“. Dipl. Biol. Ute Mangold, Dr.<br />
Steffen Michler, Plöger Verlag, Gräfenhausen, 2008.<br />
1.1 Der Boden als Lebewesen<br />
Beim Terroir-Gedanken steht <strong>der</strong> Boden im Mittelpunkt des Interesses. Nur ein gesun<strong>der</strong>,<br />
lebendiger Boden bringt feine Weine hervor. Viele Winzer sind davon überzeugt, dass<br />
<strong>der</strong> Terroir-Charakter dann beson<strong>der</strong>s ausgeprägt wird, wenn zum einen die Reben tief<br />
wurzeln und – ganz wichtig - die Kleinlebewesen des Bodens die Mineralien beson<strong>der</strong>s<br />
effektiv aufschließen.<br />
Das Drama begann mit den Herbiziden<br />
In seinem Buch „Beseelter Wein – Biologisch Dynamischer Weinbau,<br />
Hallwag, 1998 (franz.: Le vin du ciel à la terre)“ hat Nicolas Joly dem Boden<br />
ein wichtiges Kapitel gewidmet, das wir hier zitieren möchten. Es beginnt<br />
mit dem Satz: „Das Drama begann mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Herbizide“. Zu<br />
Beginn <strong>der</strong> 60er Jahre hielten sie Einzug in die <strong>Weinberge</strong> und töteten laut<br />
Joly nicht nur die sogenannten Unkräuter, son<strong>der</strong>n auch alles Bodenleben.<br />
Zunächst bildeten diese abgestorbenen Mikroorganismen eine Art provisorischen Dünger und<br />
die <strong>Weinberge</strong> sahen vermeintlich besser aus. So wirkten die Herbizide wie ein<br />
Aufputschmittel und laugten den Boden doch eigentlich nach und nach aus. Bis er schließlich<br />
erschöpft war.<br />
Dann kam eine neue Wun<strong>der</strong>waffe: die chemischen Düngemittel. „In Form von Salzen traten<br />
sie ungehemmt an die Stelle <strong>der</strong> natürlichen Wachstumskräfte des Bodens und fuhren fort, das<br />
bisschen noch im Erdreich verbliebene Leben zu zerstören“, schreibt Joly. Und weiter: „um<br />
den hohen Salzgehalt zu kompensieren, ist die Pflanze gezwungen, sich mit Wasser voll zu<br />
saugen.“ [.....] „Der Weinstock verlor eine typische Verhaltensform, nämlich sein vertikales<br />
Vordringen in die Tiefe“. Damit war ihm die Möglichkeit genommen, Nahrung und<br />
Mineralien aus <strong>der</strong> Tiefe aufzunehmen. Sein regionaler o<strong>der</strong> gar parzellentypischer Charakter<br />
ging verloren - das, was man heute als „Terroir“ bezeichnet. Der Wein wurde wässrig, leer<br />
und gleichförmig.<br />
Den Krankheiten wurde Tür und Tor geöffnet<br />
Das Paradoxe da<strong>bei</strong> ist, so erläutert <strong>der</strong> bedeutende<br />
französische Agronom C. Bourguignon, dass<br />
pathogene Elemente als erstes imstande sind, in so<br />
einem weitgehend geschwächten Boden wie<strong>der</strong><br />
Fuß zu fassen. Also, einfach formuliert, den<br />
Krankheitserregern und den Nematoden wurden<br />
Tür und Tor geöffnet.<br />
Auf Bourguignon geht auch die Erkenntnis zurück,<br />
dass ein lebendiger Boden je Gramm bis zu einer<br />
Milliarde leben<strong>der</strong> Organismen enthalten kann!
Von den Pilzgeflechten an <strong>der</strong> Oberfläche, über die Regenwürmer und Asseln bis zu den<br />
Mikroben und Bakterien in den tieferen Schichten.<br />
Mikroben und ihr Beitrag zum Terroir<br />
Eine „weitere wichtige Erkenntnis ist, dass diese lebenden Organismen im Erdreich [von<br />
Boden zu Boden nicht gleich, son<strong>der</strong>n] stets verschieden sind, nicht nur bedingt durch die<br />
Geologie des Bodens, son<strong>der</strong>n auch [...] bedingt durch [....] die Einflüsse des Klimas o<strong>der</strong><br />
Mikroklimas, Hangausrichtung, Gestalt <strong>der</strong> Landschaft, vorherrschende Windströmungen<br />
usw.“, so schreibt Joly.<br />
Die Wissenschaftler nennen dies „Standortfaktoren“, die Biodynamiker wohl „kosmische<br />
Kräfte“ und die Franzosen schlicht „Terroir“. (Wo<strong>bei</strong> <strong>bei</strong> dem „Terroir“ Gedanken die<br />
ökologischen Standortfaktoren, die Persönlichkeit des Winzers, die Kultur und vielleicht auch<br />
die kosmischen Kräfte eine Rolle spielen. Ein Begriff, <strong>der</strong> für mich alle diese Dinge<br />
umfasst!).<br />
2. Unkraut – Wildkraut – bodenpflegende<br />
Kräuter<br />
Die positiven Wirkungen einer Krautschicht zwischen den Reben sind vielfältig. Sie dienen:<br />
- Dem Bodenerosionsschutz<br />
- Der För<strong>der</strong>ung des Bodenlebens<br />
- Der Verbesserung <strong>der</strong> Bodenstruktur<br />
- Und als Nahrungsquelle für Insekten<br />
Wildkräuter dienen als Nahrungsquelle für Insekten. Man spricht hier auch vom „Blossom-<br />
Effect“. Duftende Blüten (wie z.B. vom Klee) ziehen zahlreiche Kleininsekten an. Diese sind<br />
wie<strong>der</strong>um Nahrung für größere Raubinsekten und diese größeren Insekten werden dann<br />
wie<strong>der</strong> von Vögeln gefressen. Womit für ein ökologisches Gleichgewicht und Artenvielfalt<br />
gesorgt wird. Dieses Gleichgewicht aus Vögeln - Raubinsekten und Kleinstlebewesen erspart<br />
dem Winzer einiges an Pestiziden.<br />
2.1 Hackfrucht-Flora und die <strong>Wildpflanzen</strong> <strong>der</strong> <strong>Weinberge</strong><br />
Wo heute <strong>bei</strong> uns Wein angebaut wird, existierten früher<br />
wärmeliebende Trockenwäl<strong>der</strong> und –gebüsche. In den <strong>Weinberge</strong>n<br />
wurde früher zur Bodenpflege und Unkrautbekämpfung per Hand<br />
gehackt o<strong>der</strong> mit dem Pferd gepflügt. Zwischen den Reben<br />
entstand eine wärmeliebende Hackfrucht-Pflanzengemeinschaft<br />
(bot.: Weinberg-Lauch-Gesellschaft Geranio-Allietum vinalis).
Im südlichen Oberrheinraum basiert die Entwicklung <strong>der</strong> Weinberg-Wildflora, weniger auf<br />
klimatischen Faktoren, son<strong>der</strong>n auf <strong>der</strong> Bewirtschaftungsintensität. Es heißt, dass im<br />
alemannischen Raum eine tolerantere Einstellung gegenüber dem Unkraut herrschte als im<br />
Stuttgarter Raum (WILMANNS, 1989). Hier wurde alles Unkraut aus den Weingärten heraus<br />
geschafft.<br />
Einige dieser früheren Weinbergskräuter wurden als Medizinalpflanzen aus dem<br />
Mittelmeerraum eingeführt, wie z.B. die Osterluzei (Aristolochia clematitis). Zwiebelpflanzen<br />
wie die Weinberg-Traubenhyazinthe (Man beachte ihren lateinischen Namen: Muscari<br />
botrytoides!) wurden im Zuge <strong>der</strong> sogenannten orientalischen Phase von 1560 bis 1620 aus<br />
<strong>der</strong> Türkei und dem nahen Osten nach Mitteleuropa eingeführt. Sie ist ein sogenannter<br />
Gartenflüchtling. Streng genommen gilt sie als Neophyt (das sind alle Pflanzen die nach <strong>der</strong><br />
Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus nach Mitteleuropa eingeführt wurden) –<br />
und doch steht sie als Wildpflanze mittlerweile auf <strong>der</strong> Roten Liste <strong>der</strong> gefährdeten<br />
Pflanzenarten. An<strong>der</strong>e Pflanzen fanden in <strong>der</strong> Küche Verwendung, dazu gehört natürlich <strong>der</strong><br />
Weinbergslauch (Allium vineale), <strong>der</strong> Mauer-Doppelsame (Diplotaxis muralis), auch<br />
Mauerrauke o<strong>der</strong> Mauersenf genannt, <strong>der</strong> Mauerpfeffer, auch Tripmadam genannt, <strong>der</strong> kleine<br />
Feldsalat (Valerinella spec.), die Brennnessel (Urtica spec.), die Schafgarbe (Achillea<br />
millefolium) und natürlich die Wilde Möhre (Daucus carota). Viele dieser Pflanzen sind<br />
sogenannte „Kulturfolger“, das heißt, sie sind bereits mit den frühen Ackerbauern aus dem<br />
Mittelmeerraum o<strong>der</strong> den Steppengebieten eingewan<strong>der</strong>t.<br />
So entstand die heutige Kulturlandschaft. Anstelle <strong>der</strong> vergleichsweise artenarmen<br />
Buchenwäl<strong>der</strong> trat eine inselartige Landschaft mit insel- o<strong>der</strong> saumartigen Resten <strong>der</strong><br />
natürlichen Vegetation. Und siehe da, dies hatte einen sehr hohen Artenreichtum zur Folge.<br />
Fotos <strong>der</strong> oben genannten Pflanzen und weiterer Weinbergskräuter finden Sie im Anhang<br />
Zum Weiterlesen:<br />
- Eine Beschreibung essbarer Wildkräuter, die in den <strong>Weinberge</strong>n <strong>der</strong> Pfalz gefunden<br />
werden finden Sie hier: „Wilde Kräuter - Feine Weine“. Dipl. Biol. Ute Mangold, Dr.<br />
Steffen Michler, Plöger Verlag, Gräfenhausen, 2008.<br />
- „Typische Pflanzenarten <strong>der</strong> Weinbergslandschaft und ihre Bestandsentwicklung<br />
während <strong>der</strong> vergangenen Jahrzehnte“, beschreibt <strong>der</strong> Dipl.-Geogr. Heiko Himmler,<br />
Pollichia. Aus: Fachtagung Wein & Landschaft 2004, Tagungsband, Hrsg: DLR<br />
Neustadt, 2005.<br />
- Eine Liste mit den wichtigsten Weinberg-<strong>Wildpflanzen</strong> Stuttgarts findet sich in <strong>der</strong><br />
Veröffentlichung von Nils Böhling, Martin Nebel: „<strong>Wildpflanzen</strong> <strong>der</strong> <strong>Weinberge</strong>,<br />
Zielarten für den Naturschutz in Stuttgart“, Hrsg. Staatliches Museum für Naturkunde<br />
Stuttgart, 2002.
Hacken, Grubbern und Mulchen<br />
Kriechendes Fingerkraut (P. reptans)<br />
Die frühere Bodenpflege durch Hacken wird heute zu Recht als viel<br />
zu aufwändig angesehen. Doch statt eines großflächigen<br />
Herbizideinsatzes kann heute z.B. durch mechanisches<br />
Bodenlockern (maschinelles Grubbern) die Wildkrautflora wie<strong>der</strong><br />
gezielt geför<strong>der</strong>t werden. Im Stuttgarter Raum konnte man<br />
beobachten, dass solange ein Hacken und Fräsen nicht zu intensiv ist, die traditionell typische<br />
Weinberg-Hackfruchtflora begünstigt wird. Sie ist licht- und lockerbodenbedürftig. Durch<br />
Mulchen werden zwar die in den Rebgassen angelegten Gasbestände mehrmals abgemäht,<br />
doch ein Umbrechen des Bodens erfolgt nicht mehr, so dass die Kriechrasenpflanzen dauernd<br />
Oberhand gewinnen (Bereiftes Rispengras, Deutsches Weidelgras, Kriechen<strong>der</strong> Hahnenfuß,<br />
Kriechendes Fingerkraut u.ä.).<br />
Zu viel Gras und UTA<br />
Eine dichte, kontinuierliche Pflanzendecke hat im Weinberg einige Nachteile:<br />
Sie fängt Nährstoffe und Wasser ab. Vor allem in Trockengebieten führt dies<br />
zu Wasserstress <strong>bei</strong> den Reben. Sie verhin<strong>der</strong>t eine rasche Bodenerwärmung<br />
und soll außerdem für eine „untypische Alterungsnote (UTA)“ des Weins<br />
verantwortlich sein (WILMANNS, 2000). „Der UTA ist primär auf<br />
weinbauliche Defizite zurückzuführen. Zu den auslösenden Faktoren zählen<br />
hoher Ertrag, mangelnde Versorgung des Bodens, Lese vor <strong>der</strong><br />
physiologischen Vollreife, Trockenstress und UV-Strahlung“, so schreibt SCHNEIDER, V,<br />
in: Die Winzer-Zeitung (DWZ), 06, 2004, 38).<br />
3. Selbst-Begrünung aus <strong>der</strong> Bodensamenbank<br />
Eine wichtige Maßnahme, um die Wildkräuter<br />
in den <strong>Weinberge</strong>n zu för<strong>der</strong>n, ist das Zulassen<br />
einer Selbstbegrünung, die sich spontan aus <strong>der</strong><br />
„Bodensamenbank“ heraus entwickelt. Dies<br />
wäre eine Alternative zu den künstlich<br />
eingebrachten Arten, wie sie in den<br />
Begrünungsmischungen, z.B. <strong>der</strong> Wolff-<br />
Mischung, vorhanden sind. Ist ein genügend<br />
großes Artenreservoir vorhanden, so hat dies<br />
den Vorteil, dass sich diejenigen <strong>Wildpflanzen</strong><br />
ansiedeln, die an den jeweiligen Standort<br />
angepasst sind. Hierzu ist es aber wichtig, für<br />
genügend Kleinstbiotope in <strong>der</strong><br />
Weinbergslandschaft zu sorgen, in die sich die Wildkräuter zurückziehen können, bzw. aus<br />
denen sie immer wie<strong>der</strong> einwan<strong>der</strong>n können.
Ist die Weinbergslandschaft jedoch grundlegend gestört, liegen Jahre <strong>der</strong> Herbizid und<br />
Mineraldüngerbehandlung hinter ihr, bietet sich sicherlich erst mal eine Begrünung mit <strong>der</strong><br />
Wolff-Mischung an, um den Boden zunächst zu regenerieren (dazu äußert sich auch Joly,<br />
s.u.).<br />
Nach und nach kann man dazu übergehen, sich seine eigene Begrünungsmischung zusammen<br />
zu stellen. Dies schließt aber eine genaue Beobachtung o<strong>der</strong> Kartierung <strong>der</strong> standörtlichen<br />
Flora ein. Und das Zulassen <strong>der</strong> Einwan<strong>der</strong>ung von Unkräutern – Wildkräutern von den<br />
Feldrän<strong>der</strong>n. Dazu kommen Erfahrungswerte, welche Arten sich am besten entwickeln und<br />
das Gras zurückhalten.<br />
3.1 Ein <strong>Wildpflanzen</strong>reservoir fürs Terroir<br />
Die eigene Begrünungsmischung führt schließlich zu einer individuellen Bodensamenbank<br />
am jeweiligen Standort. Ein <strong>Wildpflanzen</strong>reservoir, so individuell wie das „Terroir“, das den<br />
Wein prägt.<br />
Der Terroirgedanke impliziert ja schon lange, dass sich die individuelle Mineralik des Bodens<br />
auf den Wein überträgt - warum sollten sich nicht auch die ätherischen Öle und Phenole, bzw.<br />
„Aroma-Ester“ <strong>der</strong> Kräuter auf den Wein übertragen?<br />
Tino Seiwert von Pinard de Picard schreibt schwärmerisch über einen seiner Weine (hier:<br />
vom Mont Ventoux), dass „die Düfte <strong>der</strong> Blüten und Kräuter in <strong>der</strong> Außenhaut <strong>der</strong> Trauben<br />
gespeichert sind!“ Ein sehr interessanter Gedanke, <strong>der</strong> wissenschaftlich mal genauer<br />
untersucht werden sollte.<br />
3.2 Biotopinseln für die Weinber gsflora<br />
Weinlage mit Randstreifen in<br />
Forst, Mittelhaardt, Pfalz, Foto:<br />
Ute Mangold, 2005<br />
Lässt man <strong>bei</strong>spielsweise entlang <strong>der</strong> Wege <strong>Wildpflanzen</strong><br />
ungestört wachsen, duldet man Ackersäume und Kleinbiotope<br />
wie Hecken, Felsen, Tümpel o<strong>der</strong> Mauern, so schafft man sich<br />
sein eigenes Artenreservoir. Entlang dieser ungestörten<br />
Kleinstbiotope wachsen meist die Arten, die für diese<br />
Weinbergslandschaft, für das bestimmte Mikroklima, typisch<br />
sind.<br />
Auf meinen Wildkräuterwan<strong>der</strong>ungen in ganz unterschiedlichen<br />
Gegenden <strong>der</strong> Pfalz fand ich eine immer wie<strong>der</strong> eine an<strong>der</strong>s<br />
zusammengesetzte Flora: So unterschied sich die Flora <strong>der</strong><br />
heißen, kiesigen Terrassenhänge rund um Freinsheim deutlich<br />
von denen <strong>der</strong> sauren und feuchten Buntsandsteinhänge im<br />
Modenbachtal zwischen Weyher und Burrweiler. Und die Flora<br />
des trockenen Zellertals mit seinen Kalkfelsen hatte einen ganz<br />
an<strong>der</strong>en Charakter als die <strong>der</strong> Lehm-Lößböden in <strong>der</strong> Nähe von<br />
Edenkoben. (Da ergibt es sich von selbst, dass auch je<strong>der</strong> dieser<br />
unterschiedlichen Böden eine entsprechende Begrünungsmischung<br />
benötigt, s. u.)<br />
In die landschaftstypischen Kleinbiotope können sich die Arten zurückziehen und von dort<br />
aus in die <strong>Weinberge</strong> immer wie<strong>der</strong> einwan<strong>der</strong>n. So kann man sicher sein, dass sich die
„richtigen“ Arten ansiedeln. Nämlich diejenigen die mit den klimatischen Verhältnissen, <strong>der</strong><br />
Sonneneinstrahlung und dem Bodentyp am besten zurecht kommen.<br />
Beispiele für Weinbergsbiotope<br />
- Wegrän<strong>der</strong> und Feldsäume<br />
- Trockenmauern mit ihrer<br />
Spalten-, Kronen- und Fußvegetation<br />
- Gebüschsäume<br />
- Offene Böschungen<br />
- Felsen und Geröll<br />
Da diese Biotope meist wie <strong>der</strong> Weinberg auf<br />
<strong>der</strong> Sonnenseite liegen, siedeln sich hier vor<br />
allem wärmeliebende Arten an (sog.<br />
thermophile Gesellschaften). In den<br />
<strong>Weinberge</strong>n dienen diese als Reservoir für die<br />
jeweils dort heimische Flora.<br />
Der Keschdebusch....<br />
Beispiel für eine kleinteilige Weinbergslandschaft mit<br />
vielen Biotopinseln, Kaiserstuhl, Baden. Foto: Ute<br />
Mangold<br />
Rebfluren waren immer schon<br />
nährstoffreiche Standorte. Doch sind es<br />
gerade die nährstoffarmen Standorte, auf<br />
denen sich eine beson<strong>der</strong>s große<br />
Artenvielfalt entwickeln kann. (Beispiel:<br />
die Wachhol<strong>der</strong>rasen auf <strong>der</strong> Schwäbischen<br />
Alb. Hier wurden die kargen Hangrasen auf<br />
den Kalkfelsen regelmäßig von den<br />
Schafen abgeweidet). Am Haardtrand gibt<br />
es nur noch wenige solcher<br />
nährstoffärmeren und damit artenreicheren<br />
Standorte. Der bekannteste ist die Kleine<br />
Kalmit, die heute unter Naturschutz steht.<br />
Birkweiler und Kastanienbusch, Foto: Mangold, 2004 Schutzzweck ist<br />
hier „die<br />
Erhaltung <strong>der</strong> Trockenrasen aus artenreichen Steppenrasen und<br />
Kalkmagerrasen“. Wie eine Perlenkette ziehen sich weitere<br />
Naturschutzgebiete entlang des Haardtrandes. Es handelt sich um<br />
Reste ehemaliger Offenlandschaften, trocken-warmes und<br />
buschreiches Gelände mit <strong>Weinberge</strong>n und Obstanlagen. Der<br />
Lebensraum <strong>der</strong> Zaunammer, die aus dem Mittelmeerraum stammt<br />
und in Deutschland nur entlang des Haardtrandes noch vorkommt.<br />
Beispiele sind das NSG „Haardtrand-Eichelberg“ unterhalb <strong>der</strong><br />
Großen Kalmit <strong>bei</strong> Maikammer, das NSG „Haardtrand – An <strong>der</strong><br />
Kropsburg“ <strong>bei</strong> St. Martin und <strong>der</strong> Annaberg <strong>bei</strong> Burrweiler.<br />
Der Name „Haardt“ leitet sich etymologisch von „Bergwald“ o<strong>der</strong><br />
„waldiger Höhenzug“ ab. Es bedeutet aber auch „Allmendweide“,<br />
also in <strong>der</strong> historischen Kulturlandschaft „Waldweide“ (Heiko<br />
Himmler, Landau).<br />
Speierling im NSG<br />
Eichelberg, Foto: Ute<br />
Mangold, 2005
Alte Fotos zeigen, dass die Wingerte, Streuobstwiesen noch bis in die 50er Jahre des letzten<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts viel weiter hinauf gingen. Darüber befand sich eine Mischung aus Gebüsch,<br />
Sträuchern und niedrigen Bäumen. Der eigentliche Wald begann damals erst an <strong>der</strong> oberen<br />
Kante. Früher wurden die Kühe in den Wald zur Weide getrieben, mit <strong>der</strong> Folge, dass sich<br />
eine park- o<strong>der</strong> savannenähnliche Landschaft heraus bildete, mit <strong>der</strong> typischen Fraßkante an<br />
den Bäumen. Auch <strong>der</strong> Name „Kastanienbusch“ geht auf eine solche von bäuerlicher Nutzung<br />
geprägten Landschaftsform zurück. Dazu wurden bis in das letzte Jahrhun<strong>der</strong>t hinein die<br />
Kastanien regelmäßig „auf den Stock“ gesetzt, um Weinbergspfähle aus ihnen zu machen<br />
o<strong>der</strong> Fassdauben herzustellen. Sie wurden dadurch nicht höher als ein Busch – eben ein<br />
Kastanienbusch.<br />
...und <strong>der</strong> Wein muss kämpfen<br />
Wenn man mit biodynamischen Präparaten ar<strong>bei</strong>tet, sollte man darauf achten, niemals zu<br />
überdüngen. Die Mengenangaben müssen eingehalten werden. Die Präparate führen<br />
erfahrungsgemäß zu einer Vitalisierung des Bodenlebens. „Der Boden, auf dem ein<br />
Weinstock gedeihen soll, muss lebendig sein und zugleich karg, da sonst die Qualität des<br />
Weins leidet. Es liegt nun mal in <strong>der</strong> Natur des Weinstocks zu kämpfen.“ So schreibt Joly.<br />
Rebstock auf Schiefer, Winninger<br />
Röttgen, Foto: Mangold 2003<br />
Das Terroir rund um Vacqueyras,<br />
Foto: Ute Mangold 2007<br />
Rebstock im Chateauneuf du Pape
Dauerbegrünung und <strong>der</strong> Rückgang <strong>der</strong> Wilden Weinbergsflora<br />
Da es sich <strong>bei</strong> vielen <strong>der</strong> Weinbergskräuter um wärmeliebende Pflanzen handelt, die<br />
ursprünglich aus dem Mittelmeerraum eingewan<strong>der</strong>t sind o<strong>der</strong> gar aus orientalischen Gärten<br />
stammen, wie die Traubenhyazinthe o<strong>der</strong> die Wildtulpe, hätte sich aufgrund <strong>der</strong><br />
Klimaerwärmung eigentlich die Weinbergs-Wildflora wie<strong>der</strong> ausbreiten müssen. Doch das<br />
hat sie nicht. Offensichtlich hat die jahrelange Herbizidanwendung einjährigen Pflanzen wie<br />
z.B. <strong>der</strong> Acker-Ringelblume geschadet. Kein Same konnte mehr im Boden überdauern. Den<br />
Frühjahrsgeophyten und Zwiebelblumen, wie <strong>der</strong> Milchstern o<strong>der</strong> die Wildtulpe sind dagegen<br />
gegen Herbizide „resistent“, denn wenn im Mai die erste Spritzung ausgebracht wird, haben<br />
sie schon längst wie<strong>der</strong> eingezogen. Denkbare Ursachen für <strong>der</strong>en Rückgang sind dagegen die<br />
tiefere Bodenbear<strong>bei</strong>tung mit dem Pflug, statt durch Hacken, <strong>der</strong> Ersatz von Stallmist durch<br />
Kunstdünger und die Überdüngung. Auch die Bodenverdichtung durch Schlepper und<br />
insbeson<strong>der</strong>e Vollernter kann die Vielfalt <strong>der</strong> Flora beeinträchtigen. Zurück blieb nur noch<br />
das Dünge- und Verdichtungsresistente Deutsche Weidelgras.<br />
Doch noch ein wichtiger Aspekt spielt offensichtlich eine Rolle, das ist die Dauerbegrünung.<br />
Ursprünglich als Erosionsschutz für den Boden zwischen den Rebzeilen gehandelt, stellen<br />
sich heute immer mehr Nachteile heraus. Wird die Begrünung nicht regelmäßig<br />
aufgebrochen, breiten sich Gräser immer stärker aus und verdrängen an<strong>der</strong>e Pflanzenarten.<br />
Die flach wurzelnden Gräser nehmen dem Wein das Wasser weg und führen zu einer<br />
Bodenverdichtung. „Durch die Dauerbegrünung gehen auf zunehmenden Flächen die Gassen<br />
als Lebensräume nicht nur für seltene Wildkräuter verloren, son<strong>der</strong>n auch als Nahrungsstätte<br />
etlicher gefährdeter Tierarten wie dem Steinschmätzer“, so trug Heiko Himmler die<br />
Problematik an <strong>der</strong> Fachtagung Wein & Landschaft an <strong>der</strong> DLR in Neustadt im Jahr 2004 vor.<br />
Dies gilt es zu beachten, bevor man das nächste Kapitel liest.<br />
4. Begrünungsmanagement<br />
Für die Begrünung von Rebflächen können verschiedene Pflanzen für unterschiedliche<br />
Zwecke eingesetzt werden. Die Krautschicht schützt den Boden vor Erosion und<br />
Austrocknung, die Wurzeln halten den Boden auch <strong>bei</strong> Starkregen fest und verbessern die<br />
Bodenstruktur. Tiefwurzler mit Pfahlwurzeln (wie Rettich, Senf o<strong>der</strong> Möhre), brechen<br />
verdichteten Boden auf und Stickstoffsammler, wie die<br />
Wicken und <strong>der</strong> Klee sorgen für eine natürliche Düngung.<br />
Dazu beeinflussen sie (nicht nur aus biodynamischer Sicht)<br />
die Rebgesundheit positiv, halten Schädlinge und<br />
Krankheiten fern - hier vor allem die Pflanzen mit<br />
ätherischen Ölen wie die Schafgarbe – und ziehen durch ihre<br />
Blüten Nutzinsekten an. Wie oben schon erwähnt, spricht<br />
man hier vom „Blossom Effect“.
Der Wolff und <strong>der</strong> Biowein<br />
Im Biologischen Weinbau ist die sogenannte „Wolff-Mischung“ beson<strong>der</strong>s beliebt. Es<br />
handelt sich um eine Saatmischung aus ein- und mehrjährigen Pflanzen, die am besten im<br />
April ausgesät wird (ca. 40 kg/ha). Im Ökoweinbau wird sie in je<strong>der</strong> zweiten Gasse ausgesät<br />
und etwa drei bis fünf Jahre belassen, bis sich zu viele Gräser eingeschlichen haben. Die<br />
Wintersaatwicke macht 20% aus, sie enthält viele mehrjährige Leguminosen mit Pfahlwurzel<br />
z.B. Luzerne und Bokharaklee (auch Persischer Klee), Steinklee. Das hohe Kräuter- und<br />
Blütenangebot sorgt für gute Lebensbedingungen für Insekten und viele Nützlinge.<br />
Aufgrund ihres hohen Leguminosen-Anteils eignet sie sich jedoch nicht für alle Böden. Bei<br />
Trockenheit sollte sie gewalzt werden. Wenn es zu trocken wird, Phacelia, Ölrettich und<br />
Buchweizen zu dominant werden muss sogar gemulcht werden.<br />
Bausteine <strong>der</strong> Begrünung<br />
- Stickstoffsammler als Dünger und Bödenlüfter<br />
Hierunter fallen alle Leguminosen (das sind Hülsenfrüchtler, wie Wicken, Erbsen, Bohnen aber<br />
auch Kleearten). Dank ihrer Knöllchenbakterien in <strong>der</strong> Wurzel sind sie dazu in <strong>der</strong> Lage<br />
Stickstoff aus <strong>der</strong> Luft zu sammeln und dem Bodenleben zur Verfügung zu stellen. Sie wurzeln<br />
tief, bilden ein breites Wurzelgeflecht aus und för<strong>der</strong>n die Bodendurchlüftung. Beispiele sind die<br />
Wickenarten, Rotklee, Weißklee, Inkarnatklee, Perserklee (Bokharaklee) und die Luzerne. Die<br />
mehrjährigen Kleearten brauchen aber zu viel Wasser und sind deshalb nur für feuchte<br />
Ertragslagen geeignet.<br />
- Stickstoffsammler, die auch im Winter wachsen<br />
Für trockene Lagen eignen sich diese <strong>bei</strong>den Leguminosen besser:<br />
Winterwicke (Zottelwicke o<strong>der</strong> Wintersaatwicke) und Wintererbse. Die Einsaat erfolgt im August/<br />
September. Am besten gemischt mit Stützpflanzen wie Roggen o<strong>der</strong> Winterweizen. Ende<br />
Mai/Anfang Juni können sie gewalzt werden und setzen den gesammelten Stickstoff frei.<br />
- Bodendecker und Bienenweide<br />
Phacelia und Buchweizen wachsen schnell, bedecken den Boden und schützen ihn so vor<br />
Erosion, wurzeln aber nicht beson<strong>der</strong>s tief. Sie lassen sich gut walzen. Die Phacelia wird auch<br />
Bienenweide genannt, denn sie werden durch ihre blau-violetten Blüten in Scharen angelockt.<br />
Sie verträgt Trockenheit relativ gut. Normalerweise stirbt sie über den Winter ab, bietet dann<br />
aber eine gute Bodendeckung. Der Buchweizen gehört zur Familie <strong>der</strong> Knöterichgewächse und<br />
gedeiht auch auf sehr leichten und sauren Böden, ist aber empfindlich für Herbstfrost.<br />
- Bodenlockerer mit Pfahlwurzeln<br />
Ölrettich und Gelbsenf gehören zur Familie <strong>der</strong> Kreuzblütler, o<strong>der</strong> Kohlgewächse. Eng verwandt<br />
mit ihnen sind alle Rettich, Senf, Kresse- und Kohlarten. Sie enthalten einen scharfen Inhaltsstoff<br />
und wurzeln mit ihren Pfahlwurzeln in tiefe Bodenschichten. Ölrettich ist aber nicht dazu in <strong>der</strong><br />
Lage, Verdichtungen zu durchbrechen.<br />
- Stickstoffzehrer <strong>bei</strong> Nitratüberschuss<br />
Ölrettich, Gelbsenf und an<strong>der</strong>e Kreuzblütler nehmen größere Mengen an Nitratstickstoff auf und<br />
können ihn auch im Herbst vor Auswaschung schützen.<br />
- Befahrbare Decke in feuchten Lagen<br />
Hier bieten sich vor allem Gräser an. In feuchten Lagen verbessern sie die Befahrbarkeit. Sie<br />
benötigen aber viel Stickstoff und Wasser, wurzeln sehr flach und eignen sich daher nicht dazu,<br />
die Bodenstruktur durch Tiefenlockerung zu verbessern.<br />
Genaue Mengenangaben und Anwendungshinweise finden Sie im Anhang: Dr. Riedel und<br />
Schies, Staatliches Weinbauinstitut Freiburg, Der Badische Winzer, Juli 2005, S. 25).
Verschiedene Böden – Verschiedene Pflanzen<br />
Dr. M. Riedel vom Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg schreibt:<br />
„Es gibt kein Patentrezept zum<br />
Begrünungsmanagement, das für alle<br />
Standorte, Rebsorten, jeden Winzer<br />
und alle Jahre wie<strong>der</strong> passen würde -<br />
zumal die Witterungsbedingungen<br />
von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich<br />
sein können. Begrünungspflanzen<br />
können - für den jeweiligen Standort<br />
und dem Rebwuchs angepasst -<br />
ausgewählt und eingesät und den<br />
Witterungsbedingungen<br />
entsprechend gesteuert werden:<br />
• <strong>bei</strong>spielsweise für sommertrockene, humusarme Standorte jährlich<br />
alternierend in je<strong>der</strong> 2. Gasse eine Mischung von tiefwurzelnden<br />
Winterleguminosen (wie Winterwicke o<strong>der</strong> Wintererbsen) und Wintergetreide<br />
o<strong>der</strong><br />
• für feuchtere Standorte eine vielseitige Mischung aus ein- und mehrjährigen<br />
Pflanzen, darunter vielen Leguminosen, z.B. Wolff-Mischung.<br />
Eine Graseinsaat o<strong>der</strong> eine grasreiche Naturbegrünung verbessert zwar die<br />
Befahrbarkeit in Hanglagen, ist aber nur für Standorte mit einer ausreichenden<br />
Wasser- und Humusversorgung <strong>bei</strong> entsprechen<strong>der</strong> Stickstoffdüngung geeignet.<br />
✥❍❐❆❅❈●◆■❇❅■ ◆■❄ ✢❅❉▲❐❉❅●❅ ❆➼❒ ✢❅❇❒➼■◆■❇▲❋❏❍❂❉■❁▼❉❏■❅■<br />
● Boden vor Verschlämmung und Erosion schützen: Schnell wachsende Pflanzen, z. B. Phacelia, Buchweizen, Senf, Ölrettich<br />
● Befahrbarkeit in Hanglagen verbessern und Boden vor Erosion schützen: Pflanzen mit guter Bodenbedeckung, z. B.<br />
Gräsermischungen mit dem rasch wachsenden Deutschen Weidelgras o<strong>der</strong> ganzjährige dichte Naturbegrünung (in Steillagen<br />
beachten: breitblättrige Pflanzen, wie z. B. Löwenzahn, erhöhen die Rutschgefahr!)<br />
● Bodenstruktur verbessern und Chloroseanfälligkeit vermin<strong>der</strong>n: Tief wurzelnde Pflanzen in je<strong>der</strong> zweiten Gasse, eventuell<br />
nach Unterbodenlockerung, einsäen, z. B. Winterwicke, Wintererbse, Platterbse, Winterraps, Ölrettich (die Ölrettich-Pfahlwurzel<br />
wächst aber nicht durch Bodenverdichtungen hindurch), Steinklee (gemischt mit Senf und wehrloser Trespe)<br />
● Nitratauswaschung vermin<strong>der</strong>n: Pflanzen, die im Herbst Stickstoff aufnehmen, z.B. Winterraps, Wintergerste, Welsches<br />
Weidelgras<br />
● Biologische Stickstoffversorgung: Leguminosen (mit Knöllchenbakterien), z. B. Wicke, Erbse, Klee<br />
● Wasserkonkurrenz im Sommer vermeiden: Winter-Teilzeitbegrünung, z. B. Winterwicke-Wintergetreide-Mischung (in je<strong>der</strong><br />
zweiten Gasse einsäen, <strong>bei</strong> Trockenheit walzen o<strong>der</strong> mulchen) o<strong>der</strong> die Verbreitung von Pflanzen mit geringem Wasserverbrauch<br />
för<strong>der</strong>n (z. B. Vogelmiere, die <strong>bei</strong> Trockenheit abstirbt, breitet sich oft nach mehrmaliger Bodenbear<strong>bei</strong>tung aus); nicht zu viel<br />
Gräser o<strong>der</strong> wasserzehrende Dauerleguminosen.<br />
● Seltene Pflanzenarten för<strong>der</strong>n: Wenn z. B. Acker-Gelbstern, Milchstern, Traubenhyazinthe in <strong>der</strong> Rebfläche vorhanden sind,<br />
können diese durch gelegentliche Bodenbear<strong>bei</strong>tung erhalten/verbreitet werden (ab Mai/Juni alle zwei bis vier Jahre abwechselnd<br />
in je<strong>der</strong> zweiten Gasse); keine „Konkurrenzpflanzen“, vor allem keine Gräser einsäen.<br />
● Mykorrhiza för<strong>der</strong>n: Nicht pflügen, keine Kreuzblütler (z. B. Ölrettich, Raps, Senf) einsäen o<strong>der</strong> nur in Mischung mit an<strong>der</strong>en<br />
Pflanzen.
5. Begrünung aus biodynamischer Sicht<br />
Joly schreibt in seinem Kapitel „Ist die Begrünung eine sinnvolle Maßnahme?“: „<strong>der</strong><br />
Weinstock ist wie keine an<strong>der</strong>e Pflanze in <strong>der</strong> Lage, die für jedes einzelne Terroir<br />
spezifischen Elemente zu assimilieren [...]. Die biologisch-dynamische Methode<br />
intensiviert diesen Austauschvorgang. [....]Wie<strong>der</strong>begrünung und biodynamische<br />
Bewirtschaftung sind sich ergänzende Maßnahmen zur Regeneration des Bodens.“<br />
Zum Thema Leguminosen meint Joly, dass die Gefahr übermäßiger Stickstoffanreicherung<br />
nur in <strong>der</strong> konventionellen Landwirtschaft bestehe. „Im Gegensatz dazu ist im<br />
biodynamischen Anbau die Pflanzenwelt daran, gewöhnt, sich aus dem Umfeld zu<br />
versorgen.“<br />
Er schreibt weiter, dass oft die Böden wie<strong>der</strong>begrünt worden sind, nachdem sie jahrelang<br />
durch Herbizide entgrünt wurden. Die Weinstöcke hatten aber ihre Wuchsrichtung schon in<br />
Richtung Oberfläche verän<strong>der</strong>t, um sich mit chemischen Dünger zu ernähren. In solchen<br />
Fällen wird die Wie<strong>der</strong>begrünung zu einer ernsthaften Konkurrenz.<br />
In einer lebendigen Landwirtschaft herrschen völlig an<strong>der</strong>e<br />
Voraussetzungen. Hier haben die Weinstöcke ihre Wurzeln tief in das Erdreich<br />
gesenkt, weil die Vitalität des Bodens sie dazu veranlasste. Regelmäßiges<br />
Pflügen verhin<strong>der</strong>t ohnedies eine Ausbreitung <strong>der</strong> Rebwurzeln in <strong>der</strong> oberen<br />
Bodenregion. Die Pflanzendecke dagegen, die im Zuge <strong>der</strong> Begrünung entsteht,<br />
wurzelt hauptsächlich in einer Erdschicht, die von <strong>der</strong> Pflugschar erreicht wird.<br />
Wird die Begrünung <strong>bei</strong> großer Trockenheit zum Problem? Eher das<br />
Gegenteil scheint <strong>der</strong> Fall zu sein. Es entsteht eine Humusschicht, die <strong>bei</strong><br />
extremen klimatischen Bedingungen regulierend wirkt.<br />
Begrünung und Erosion<br />
In einer lebensnahen Landwirtschaft bildet <strong>der</strong> Boden ein organisches Ganzes<br />
und besitzt durch eine eher kolloidale Beschaffenheit eine höhere Haftkraft, so<br />
dass Erosion an abschüssigen, regelmäßig mit dem Pflug bear<strong>bei</strong>teten und<br />
durchjäteten Hängen zwar auftritt, aber durchaus maßvoll bleibt.<br />
Das Hauptinteresse an einer Wie<strong>der</strong>begrünung gilt also in erster Linie <strong>der</strong><br />
Pflanzenvielfalt, die sie zur Folge hat. Bei einer Verkostung müssten die<br />
sich hieraus ergebenden positiven Auswirkungen auf den Wein<br />
festzustellen sein. JOLY, 1998<br />
Womit wir wie<strong>der</strong> <strong>bei</strong>m Gedanken sind, dass die Aromen <strong>der</strong> Kräuter in den Außenhäuten <strong>der</strong><br />
Beeren gespeichert sind und <strong>der</strong> Weinstock wie keine an<strong>der</strong>e Pflanze dazu in <strong>der</strong> Lage ist, die<br />
Umgebungseinflüsse zu assimilieren.
6. Biodynamische Präparate<br />
In diesem Kapitel soll nur kurz auf die Herstellung Biodynamischer Präparate eingegangen<br />
werden, da sich <strong>der</strong> vorliegende Aufsatz vor allem mit <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> Kräuter im<br />
Biodynamischen Weinbau beschäftigt. Wir verweisen an dieser Stelle auf die ausführliche<br />
Literatur zur Biodynamischen Ar<strong>bei</strong>tsweise, z.B. das bereits zitierte Buch von Nicolas Joly<br />
„Beseelter Wein“, Hallwag 1998 o<strong>der</strong> auch die Schriften des Dr. C. von Wistinghausen, aus<br />
Künzelsau.<br />
6.1 Kuhhörner, Bergkristall und Baldrian<br />
Ähnlich wie in <strong>der</strong> Klassischen Homöopathie werden Pflanzenkrankheiten als Ergebnis <strong>der</strong><br />
Störung des natürlichen Gleichgewichtes gesehen, das es zu erhalten beziehungsweise<br />
wie<strong>der</strong>herzustellen gelte. Rudolf Steiner formulierte acht biodynamische Präparate, die von<br />
500-507 durchnumeriert sind und im biodynamischen Weinbau Anwendung finden:<br />
- Hornmist (500): Ein Kuhhorn wird mit Kuhmist<br />
gefüllt und über den Winter im Boden vergraben. Der<br />
Mist wird im Frühjahr in eine große Menge Wasser (2-<br />
3 g/l, 50-100 l/ha*) gerührt und zur Verbesserung des<br />
Bodens ausgebracht.<br />
- Hornkiesel (501): Fein gemahlener Bergkristall wird<br />
während des Sommers im Boden in einem Kuhhorn<br />
vergraben. Das Präparat wird in einer großen Menge<br />
Wasser gerührt (0,1-0,15 g/l, 50-100 l/ha*) und zur<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Photosyntheseaktivität während <strong>der</strong><br />
Vegetationsperiode ausgebracht.<br />
- Kompostpräparate (502-507): Diese werden in<br />
Pulverform dem Kompost zugegeben (Blüten von<br />
Schafgarbe, Kamille, Löwenzahn sowie Eichenrinde)<br />
o<strong>der</strong> als Presssaft von Baldrianblüten. Sie sollen die<br />
Aktivität <strong>der</strong> Kleinlebewesen im Kompost verstärken.<br />
Sven Leiner, ein junger Winzer aus Birkweiler, <strong>der</strong> nach <strong>der</strong> biodynamischen Methode<br />
ar<strong>bei</strong>tet. Abgebildet sind ein Kompostpräparat, Kuhhörner und Holzbottich mit Besen mit<br />
Ästen von verschiedenen einheimischen Bäumen und Sträuchern, Foto: Ute Mangold, 2007
Die Dynamisierung<br />
Entscheidend für die Wirkung <strong>der</strong> Präparate ist <strong>der</strong> Vorgang <strong>der</strong><br />
Dynamisierung. Sie ist das wichtigste Biodynamische „Ritual“. Pro<br />
Hektar benötigt man den Inhalt eines Kuhhorns und etwa 40 bis 50<br />
Liter Wasser. Der Inhalt des Horns wird nach Auflösung in lauwarmen<br />
Wasser genau eine Stunde lang dynamisiert. Dazu rührt man kräftig<br />
die Flüssigkeit in einem runden Behälter im Uhrzeigersinn so lange bis<br />
ein starker Wirbel entsteht. Dann rührt man ohne Unterbrechung im<br />
umgekehrten Sinne, bis wie<strong>der</strong> ein Wirbel entsteht. Das Wasser wird<br />
somit in rhythmische Bewegungen versetzt. Ähnlich <strong>der</strong> Potenzierung<br />
und Verschüttelung <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Homöopathie geht es hier um eine<br />
Energetisierung des Wassers. Diese Energie wird dann durch das<br />
Versprühen im Weinberg auf den Boden übertragen und för<strong>der</strong>t das<br />
Bodenleben im Frühjahr (JOLY 1998).<br />
In kalten Frühjahren kann dem Präparat noch Baldrian zugesetzt werden. Baldrian hat<br />
aufgrund seines Phosphorgehaltes eine wärmende Wirkung, so schreibt Joly. (Siehe Kapitel<br />
Kräuterportraits, Baldrian).<br />
Maria von Thun und <strong>der</strong> Mondkalen<strong>der</strong><br />
Eine zweite Säule des biodynamischen Weinbaus ist die Berücksichtigung kosmischer<br />
Konstellationen, im Weinberg wie in <strong>der</strong> Kellerar<strong>bei</strong>t. Wichtig ist hier <strong>der</strong> Mondkalen<strong>der</strong><br />
"Aussaattage" von Maria Thun. Dieser Kalen<strong>der</strong> analysiert die täglichen Konstellationen des<br />
Mondes und <strong>der</strong> Planeten, gibt Anbauempfehlungen und weist auf ungünstige Konstellationen<br />
hin, <strong>bei</strong> denen bestimmte Ar<strong>bei</strong>ten nicht verrichtet werden sollen.<br />
7. Kräuter und ihre Wirkung auf die Rebgesundheit<br />
Die wichtigsten Biodynamischen Präparate sind Hornmist, Hornkiesel und Kompostpräparate.<br />
Die Kräuteraufgüsse gehören zur Kategorie <strong>der</strong> zusätzlichen Maßnahmen.<br />
7.1 Kräuteraufgüsse und Kräutertees<br />
„Die Kräuteraufgüsse werden auf das Laub versprüht und treten dadurch in direkten Kontakt<br />
mit den Säften. Mit seiner Unterstützung vermag <strong>der</strong> Weinstock in seiner direkten Umgebung<br />
Leben zu erwecken. Deshalb ist ein Aufguss während <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Umstellung des Bodens<br />
durchaus hilfreich. Im Unterschied zur anorganischen Blattdüngung löst er eine Tendenz,<br />
einen Impuls aus und führt <strong>der</strong> Pflanze nicht totes Material zweifelhafter Herkunft zu“,<br />
schreibt Joly.<br />
Die Kräuter werden <strong>bei</strong> Sonnenaufgang geschnitten, in <strong>der</strong> Morgenfrühe. Die Pflanzen sollten<br />
möglichst an einem schadstofffreien Standort gesammelt werden. Straßenrän<strong>der</strong> sind zu
meiden. „Es kommt nicht nur auf die Pflanzenspezies an, son<strong>der</strong>n auch auf die Ausstrahlung,<br />
die sie vermittelt“ (Joly). Die Schafgarbe muss man bereits ein Jahr im voraus ernten, da sie<br />
meist nicht blüht, wenn sie benötigt wird. Getrocknet kann sie aufbewahrt werden.<br />
Kräuteraufgüsse werden gelegentlich dynamisiert und finden <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Herstellung<br />
homöopathischer Lösungen Verwendung.<br />
Aus: Nicolas Joly, Beseelter Wein, Hallwag 1998
Kräuterpräparate nach C. von Wistinghausen<br />
Im Auszug aus dem Ar<strong>bei</strong>tsheft 1 „Anleitung zur Herstellung <strong>der</strong> biologisch-dynamischen<br />
Feldspritz- und Düngerpräparate“ von Dr. C. v. Wistinghausen (1998) finden wir folgende<br />
Mengenangaben für biodynamische Kräuterpräparate.<br />
Für die Herstellung von Kompostpräparaten brauchen wir in einem Betrieb von 20 bis<br />
30 ha:<br />
Schafgarbenblüten<br />
Frisch 4-5 kg o<strong>der</strong><br />
trocken ½ bis 1 kg und<br />
1 mittlere Hirschblase<br />
Kamillenblüten<br />
Frisch 4-5 kg o<strong>der</strong> ½<br />
bis 1 kg und 1-2<br />
Mitteldarm o<strong>der</strong> 4 m<br />
Dünndarm<br />
Brennnesseln<br />
Frisch 10-20 kg und ¼<br />
bis ½ Ballen Torf<br />
Löwenzahn<br />
Frisch 5-7 kg o<strong>der</strong><br />
trocken ½ bis 1 kg und<br />
etwa 3 Gekröselappen,<br />
30 x 30 cm<br />
Baldrian<br />
Frisch 2-3 kg, ergeben<br />
ausgepresst ca. 1 Liter<br />
Saft<br />
Eichenrinde<br />
Frisch 1-2 kg o<strong>der</strong> trocken ½ bis 1 kg und<br />
etwa 3 Rin<strong>der</strong>schädel<br />
Auf die oben genannten Pflanzen werden wir nachfolgend im Kapitel Kräuterporträts näher<br />
eingehen.
7.2 Allelopathie und <strong>der</strong> Macchia-Effekt<br />
In meinem Botanik-Studium hat mich das Thema Allelopathie<br />
beson<strong>der</strong>s fasziniert. Der „Macchia- o<strong>der</strong> Garrigue-Effekt“. Warum<br />
wachsen die Pflanzen dort so weit auseinan<strong>der</strong>? Auch in <strong>der</strong><br />
Kalifornischen Wüste ist dieser Einfluss spürbar. Die Pflanzen sichern<br />
sich ihre eigenen Inseln in <strong>der</strong> Wüste, indem sie (Wasser-)<br />
Konkurrenten durch Wurzelausscheidungen o<strong>der</strong> ätherische Öle fern<br />
halten. Die ätherischen Öle haben die Pflanzen ja nicht zu dem Zweck<br />
„erfunden“, um uns Menschen als Würze in <strong>der</strong> Pasta o<strong>der</strong> gegen<br />
Schnupfen einen Gefallen zu tun, nein sie wurden ursprünglich dazu<br />
entwickelt lästige Konkurrenten und vor allen Krankheitserreger fern<br />
zu halten. Sie sind natürliche Antibiotika, die uns eben als solche<br />
nutzen und auch <strong>der</strong> Rebgesundheit zu Gute kommen. Vorausgesetzt,<br />
die Pflanzen, die ätherische Öle ausstrahlen, werden richtig eingesetzt. Die Schafgarbe enthält<br />
sicherlich weniger ätherische Öle als <strong>der</strong> Rosmarin. Wermut o<strong>der</strong> Beifuß sowie <strong>der</strong> Rainfarn<br />
enthalten deutlich mehr davon. Der einfachste Test ist die Riechprobe. Zerreiben Sie die<br />
Blättchen und riechen Sie daran.<br />
Doch auf allelopathischem Wege bekämpfen sich<br />
Pflanzen nicht nur gegenseitig, sie können sich auch<br />
stimulieren. Insgesamt ist die Allelopathie ein<br />
umfassendes Thema, so umfassend wie die<br />
Homöopathie und natürlich auch die Biodynamik.<br />
Eine große Rolle spielen in allen drei<br />
Themengebieten die Erfahrungswerte. Beobachten<br />
Sie die Natur - Sehen, Riechen, Fühlen, Schmecken.<br />
Welche Pflanzen wirken positiv auf die Rebe und den<br />
Wein, welche negativ? Was sagen die älteren Winzer,<br />
welche Erfahrungen haben sie gemacht? Im Anhang finden Sie dazu einen interessanten<br />
Artikel.<br />
8. Homöopathie und das dynamische Wasser<br />
Zum Schluss widmen wir uns dem schwierigsten Thema, <strong>der</strong> Dynamisierung und den<br />
Homöopathischen Wirkungen. Wie kann Wasser, in dem eigentlich kein Wirkstoff mehr<br />
enthalten ist, einen Effekt auf den Weinberg ausüben? Wie können 40 l gefiltertes<br />
Kuhhornwasser fein versprüht auf einem Hektar Weinland eine Düngewirkung entfalten?<br />
Können Pflanzen auf einen Placebo-Effekt reagieren?<br />
Wer heilt hat Recht.....<br />
Bisher ist die Wirkung homöopathischer Mittel noch immer nicht wissenschaftlich<br />
nachgewiesen. Doch muss man auch dazu sagen, dass die bisherigen pharmakologischen<br />
Analyseverfahren auf die Homöopathie auch nicht so leicht zu übertragen sind. Fast hat man<br />
den Eindruck, dass die Pharmaindustrie nicht sehr interessiert ist an Erkenntnissen zur<br />
Homöopathie, schließlich lässt sich an Zuckerkügelchen mit dynamisierten Wasser nicht
wirklich was verdienen. Aus diesem Grunde gilt für die Homöopathie (ähnlich wie für die<br />
Biodynamik) lei<strong>der</strong> immer noch die Devise, „Man weiß nicht wie es wirkt, aber es wirkt!“<br />
O<strong>der</strong> „Wer heilt, hat Recht“.<br />
...o<strong>der</strong> das Geheimnis liegt im Wasser<br />
Doch <strong>bei</strong> <strong>bei</strong>den, <strong>der</strong> Hömöopathie und <strong>der</strong> Biodynamik, liegt das Geheimnis offenbar im<br />
Wasser verborgen. In <strong>bei</strong>den Disziplinen werden die Substanzen nicht einfach nur mit Wasser<br />
verdünnt, son<strong>der</strong>n mit dem Wasser verschüttelt o<strong>der</strong> gerührt. In <strong>der</strong> Homöopathie spricht man<br />
vom Potenzieren, in <strong>der</strong> Biodynamik vom Dynamisieren. Bei praktischen Versuchen<br />
zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen homöopathischen (also potenzierten) und<br />
herkömmlich verdünnten Lösungen (nicht potenzierten). (HARISCH et al. Tierärztliche<br />
Hochschule Hannover).<br />
Wasser ist ein Dipol<br />
Wasser ist ein ganz beson<strong>der</strong>es Element, es liegt fest vor, flüssig und gasförmig. Wasser kann<br />
vom chemischen Zustand fest direkt in den gasförmigen überwechseln. Dies nennt man<br />
Sublimation. Ohne Wasser keine Proteine, ohne Wasser keine chemischen Reaktionen, ohne<br />
Wasser kein Stoffwechsel. Ohne Wasser kein Leben auf <strong>der</strong> Erde. Im Wasser liegt das<br />
Geheimnis des Lebens.<br />
Eine Erklärung für die Wirkung homöopathischer Mittel liegt in <strong>der</strong> Struktur des<br />
Wassermoleküls. Das Wasser ist ein Dipol, die Elemente liegen in bestimmten Winkeln<br />
auseinan<strong>der</strong> (Abb. Links). Elektrostatische Kräfte zwischen mehreren Wassermolekülen<br />
sorgen für die Bildung von sogenannten Wasser-„Clustern“. Durch Verschüttelung<br />
(Homöopathie) o<strong>der</strong> Verwirbelung (Dynamisierung) wird dem Wasser Energie zugeführt. Es<br />
kommt zur Bildung von geordneten Clustern, die die Struktur des zugeführten Moleküls (z.B.<br />
Kräuterpräparats) imitieren.<br />
Dipolstruktur des Wassermoleküls H2O Modell eines Clusters mit gespeicherter Information
Das Gedächtnis des Wassers<br />
Auch wenn nach <strong>der</strong> Verdünnung kein Molekül <strong>der</strong> zugeführten Substanz mehr messbar ist,<br />
so bleibt das Energiemuster erhalten. Man spricht hier vom „Gedächtnis des Wassers“.<br />
Ähnlich wie die Information <strong>der</strong> Musik auf einer CD gespeichert bleibt, auch wenn die Musik<br />
chemisch nicht nachweisbar ist.<br />
� Zusammenfassend könnte man sagen, dass sich die Information des in Wasser gelösten<br />
Moleküls auf das Wasser übertragen hat und somit Wasser ein Informationsträger ist.<br />
Die Homöopathie-Gegner zweifeln die Cluster-Theorie und Informationsspeicherung des<br />
Wassers an. Und selbst wenn, wie sollten sich die Informationen auf biologische Systeme<br />
übertragen? (Argumente für und wi<strong>der</strong> finden Sie auch im Anhang).<br />
Doch vielleicht ist einfach die Wirkungsweise noch nicht genau erforscht, so wie die<br />
Photosynthese bis heute auch noch nicht in all ihren Einzelheiten und ihrer Gesamtwirkung<br />
erforscht ist......<br />
Zum Schluß<br />
Telsche Peters, Freie Journalistin, schreibt im Weinfe<strong>der</strong> Journal 18/März 2008: „Auch wenn<br />
Kritiker einwenden, dass die Wirkungsweisen <strong>der</strong> biologisch-dynamischen Landwirtschaft zu<br />
einem Gutteil vom Glauben daran abhängt, haben Untersuchungen des Schweizer<br />
Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FIBL) ergeben, dass durch den Einsatz<br />
biodynamischer Produkte die Fruchtbarkeit des Bodens im Vergleich zu biologischen und<br />
konventionellen Landwirtschaft erhöht wird. In <strong>der</strong> sensorischen Qualität unterscheiden sich<br />
biodynamisch erzeugte Weine laut professionellen Verkostern nicht von denen herkömmlich<br />
bewirtschafteter Güter. Doch die Tatsache, dass Weine im Einklang mit <strong>der</strong> Natur produziert<br />
werden ohne jedweden Einsatz von Chemie, sollte jeden passionierten Weintrinker zu einer<br />
Kostprobe herausfor<strong>der</strong>n.<br />
Versöhnliche Worte eines Homöopathie Gegners: „Hinzu kommt <strong>bei</strong> den alternativen Heilmethoden<br />
aber, dass sich die Anwen<strong>der</strong> intensiver und persönlicher um ihre Kunden kümmern, was ebenfalls positiv<br />
aufgenommen wird und einen besseren Erfolg bewirken kann. In dieser Hinsicht können die nie<strong>der</strong>gelassenen<br />
Ärzte vielleicht doch noch etwas von den Heilpraktikern lernen.“<br />
So wie sich die Heilpraktiker intensiver und persönlicher um ihre Kunden kümmern, so<br />
kümmern sich die biodynamischen Winzer intensiver und gefühlvoller um ihre <strong>Weinberge</strong>.<br />
Sie geben <strong>der</strong> Natur etwas zurück, was ihr früher genommen wurde. Sie beleben den Boden<br />
und sorgen für optimale Weinqualität. Wein ist ein Lebenselixier.<br />
Zum Schluss möchten wir daher einen Artikel aus <strong>der</strong> Wochenzeitung DIE ZEIT zitieren:<br />
„Alle Kräfte kann Kühn nicht erklären im biodynamischen Weinbau, aber er weiß, dass sie<br />
wirken. Vermutlich hat er die entspanntesten Reben in <strong>der</strong> Gegend. Er kocht Tee aus Kräutern<br />
für sie, er umsorgt sie, er besucht seine Reben auch mal nachts. Je entspannter sie sind, umso<br />
besser ist <strong>der</strong> Wein. Kühns Weine sind ungewöhnlich intensiv. Wer einen <strong>der</strong> hoch<br />
konzentrierten Rieslinge trinkt, schmeckt da<strong>bei</strong>, dass es sich lohnt, Mondphasen zu beachten.<br />
In Frankreich ar<strong>bei</strong>ten immer mehr Spitzenwinzer biodynamisch, weil sie erkannt haben, dass<br />
man aus einem geschundenen Weinberg keine außergewöhnlichen Weine gewinnen kann.<br />
Dem ist nichts mehr hinzu zu fügen.
Anhang<br />
Cluster und CDs und das Gedächtnis des Wassers<br />
Hier möchten wir Ihnen neue Ergebnisse <strong>der</strong> Homöopathie-Forschung vorstellen:<br />
Einen Erklärungsversuch für die Wirkung <strong>der</strong> homöopathisch hochverdünnten Lösungen bietet die Struktur<br />
Wassermoleküls. Es ist ein Dipol mit getrennten räumlichen Ladungen im Molekül. Durch elektrostatische Kräfte<br />
kommt es zu Ansammlungen von ungeordneten Molekülhaufen (Clustern), die für die Anomalien des Wassers<br />
verantwortlich sind (z.B. hat Wasser die größte Dichte <strong>bei</strong> 4° C. Aus diesem Grund frieren Fische im Winter am<br />
Grund eines Sees nicht ein, denn das flüssige Wasser sinkt nach unten und das Eis bleibt oben).<br />
Durch Verschüttelung o<strong>der</strong> Verwirbelung mit einem gelösten Stoff wird dem Wasser Energie zugeführt. Es kommt<br />
es zur Bildung von geordneten Clustern, die die Struktur des gelösten Stoffes imitieren. Diese Cluster haben ein<br />
typisches elektromagnetisches Energiemuster, das auch erhalten bleibt, wenn durch maximale Verdünnung kein<br />
Molekül <strong>der</strong> gelösten Substanz mehr vorhanden ist. Die Tatsache, dass lebendige biologische Systeme auf feine<br />
elektromagnetische Reize mit einer Reaktion antworten können, erklärt dann die "Wirksamkeit". So lauten die<br />
Argumente <strong>der</strong> Homöopathie Anhänger.<br />
Prof. Dr. med. Michael Frass von <strong>der</strong> Universitätsklinik für Innere Medizin, AKH Wien schreibt sogar: „Ein Beispiel<br />
gefällig? Betrachten Sie eine leere beschreibbare CD und eine, die bereits Ihre Lieblingsmusik gespeichert hat.<br />
Chemisch analytisch betrachtet sind <strong>bei</strong>de aus <strong>der</strong> gleichen Menge Kunststoff und Metalllegierung hergestellt. Die<br />
Information <strong>der</strong> Musik können sie jedoch nicht chemisch analytisch nachweisen, son<strong>der</strong>n nur durch die<br />
gespeicherten Frequenzinformationen erleben. Ähnlich kann man sich die homöopathische<br />
Informationsspeicherung im Wasser vorstellen.“<br />
� Zusammenfassend könnte man sagen, dass sich die Information des in Wasser gelösten Moleküls<br />
auf das Wasser übertragen hat und somit Wasser ein Informationsträger ist.<br />
....Und dann gibt es da noch die Argumente <strong>der</strong> Homöopathie Zweifler:<br />
Natürlich ist es richtig, dass Wasser auch in flüssigem und sogar bis in den gasförmigen Zustand hinein<br />
chemische Bindungen zwischen einzelnen Wassermolekülen eingeht. Es handelt sich da<strong>bei</strong> zunächst einmal um<br />
elektromagnetische Kräfte, die wirken können, weil das H2O ein polares Molekül ist, das auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong><br />
Wasserstoffatome etwas mehr positiv geladen ist und auf <strong>der</strong> Seite des Sauerstoffs etwas mehr negativ - deshalb<br />
sind viele ionische Verbindungen darin gut löslich. Eine an<strong>der</strong>e Verbindung ist die Wasserstoffbrückenbindung<br />
zwischen einem H-Atom des einen Wassermoleküls und dem O-Atom des An<strong>der</strong>en, diese Brückenbindungen<br />
sind so stabil, dass sie selbst im Wasserdampf noch nicht komplett gelöst werden. Aber es handelt sich hier<strong>bei</strong><br />
um ein dynamisches Gleichgewicht, d.h. die Bindungen zwischen den Molekülen wechseln ständig, während<br />
einige Verbindungen gelöst werden, bilden sich woan<strong>der</strong>s neue, sodass nur im Mittel eine gewisse Anzahl an<br />
Bindungen <strong>bei</strong> einer bestimmten Temperatur aufrechterhalten werden. Die einzelne Verbindung hat eine<br />
Lebensdauer in <strong>der</strong> Größenordnung von wenigen Nanosekunden (10-9 Sekunden).<br />
Die einzige Möglichkeit Informationen zu speichern, wären wahrscheinlich diese Wasserstoffbrücken, aber die<br />
Bindungen sind relativ schwach und nicht statisch, deshalb muss man eine Informationsspeicherung auf diesem<br />
Wege als unwahrscheinlich einstufen.<br />
Auf Grund seiner Polarität kann Wasser um geladene Moleküle eine Schicht aus H2O-Molekülen bilden, die um<br />
die Moleküle herum angeordnet sind. So könnten auch <strong>bei</strong> löslichen Substanzen lokal erheblich höhere<br />
Konzentrationen vorliegen. Das hat natürlich nichts mit einem Gedächtnis des Wassers zu tun, da die<br />
Hydratschicht sich wie<strong>der</strong> auflöst, wenn man die fremden Moleküle wie<strong>der</strong> entfernt. Da diese Cluster nur <strong>bei</strong> sehr<br />
hohen Konzentrationen auftreten, ist <strong>der</strong> Effekt hier irrelevant.<br />
Aber abgesehen davon, dass es keine Hinweise auf die Speicherfähigkeit von Wasser gibt, kennt man auch<br />
keinen Mechanismus, mit dem ein biologischer Organismus diese Information wie<strong>der</strong> nutzbar machen könnte.<br />
Organismen kommunizieren auf zellularer Ebene durch den Austausch von Botenstoffen - wie Neurotransmitter,<br />
Hormone o<strong>der</strong> elektrische Signale - wie <strong>bei</strong> Nervenzellen. Hier gibt es keinen Ansatzpunkt, um Informationen aus<br />
einem Medium wie Wasser aufnehmen zukönnen, weil die Biologie dafür keinen Rezeptor entwickeln kann, die<br />
meist auf <strong>der</strong> Basis des Schlüssel-Schloss-Prinzips ar<strong>bei</strong>ten, in dem nur bestimmte Moleküle von bestimmten<br />
Rezeptoren erkannt werden. Die wechselnden Wasserstoffbrücken eignen sich nicht dafür, da hier keine<br />
wie<strong>der</strong>erkennbare Struktur gebildet werden kann. So bleibt nur die Möglichkeit, dass das Wasser direkt mit
Bestandteilen <strong>der</strong> Zelle wechselwirkt, dazu muss das Wasser aber zunächst in die Zelle eindringen, was für<br />
komplexe Gebilde sehr unwahrscheinlich ist muss - für Ihren Transport sind spezielle Kanäle in die Membran<br />
eingebaut - weil da<strong>bei</strong> die Zellmembran überwunden werden muss, die aber nach heutigem Kenntnisstand<br />
Wassermoleküle nur einzeln passieren lässt.<br />
� Es wird also deutlich, dass Wasser nicht die Voraussetzungen erfüllt, um Informationen<br />
speichern zu können und diese auch nicht an biologische Systeme übertragen könnte.<br />
Doch vom gleichen Autor gibt es noch versöhnliche Worte:<br />
Die Tatsache, dass die Homöopathie noch nicht verstanden ist, ist also grundsätzlich kein Argument sie<br />
abzulehnen (zumindest, wenn es um Konzentrationen geht, die physiologisch relevant sein können), denn das gilt<br />
auch für viele konventionelle Medikamente. Aber genauso wenig ist ihr Alter o<strong>der</strong> ihre Verbreitung ein Argument<br />
für ihre Güte. Das einzige Mittel die Wirksamkeit einer Therapie nachzuweisen ist eine klinische Studie - wo<strong>bei</strong><br />
auch diese immer mit gewissen Unzulänglichkeiten behaftet sind, weil die Patienten nun mal keine<br />
kontrollierbaren Versuchskaninchen sind, die in großer Zahl untersucht werden können.<br />
Trotzdem sind viele Menschen von <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> homöopathischen Therapeutika überzeugt. Hier muss man<br />
wie<strong>der</strong> berücksichtigen, dass in Studien zu <strong>der</strong> Wirkung von Medikamenten herausgefunden wurde, dass auch<br />
Placebos, die keinen Wirkstoff enthalten, <strong>bei</strong> bis zu 40% <strong>der</strong> Versuchspersonen eine Besserung bewirken.<br />
Hier<strong>bei</strong> spielt die Psychologie eine wesentliche Rolle, denn schon <strong>der</strong> Glaube an die Wirkung des Medikaments<br />
kann die Selbstheilungskräfte aktivieren und zu einer Besserung des Zustands - sei das nun objektiv o<strong>der</strong><br />
subjektiv - führen. Und auch die Behauptung, dass Homöopathie auch <strong>bei</strong> Nutz- und Haustieren wirken soll,<br />
konnte in verschiedenen Studien <strong>der</strong> Veterinärmedizin ebenfalls nicht bewiesen werden.<br />
Hinzu kommt <strong>bei</strong> den alternativen Heilmethoden aber, dass sich die Anwen<strong>der</strong> intensiver und persönlicher um<br />
ihre Kunden kümmern, was ebenfalls positiv aufgenommen wird und einen besseren Erfolg bewirken kann. In<br />
dieser Hinsicht können die nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte vielleicht doch noch etwas von den Heilpraktikern lernen.<br />
Autor: Marcus Haas, www.pseudowissenschaft.marcus-haas.de
Anhang<br />
Zeigerpflanzen<br />
Aus Wikipedia: Zeigerpflanzen (Indikatorpflanzen) sind Pflanzenarten mit einer geringen ökologischen Potenz,<br />
d.h. mit einer geringen Toleranz auf Verän<strong>der</strong>ungen ihrer Lebensbedingungen. Sie geben deshalb unter an<strong>der</strong>em<br />
gute Hinweise auf die Beschaffenheit des Untergrundes und Bodens auf dem sie wachsen o<strong>der</strong> auf die Einträge<br />
von Luftschadstoffen, und gehören damit zu den sog. Bioindikatoren. Eine detaillierte Klassifikation<br />
verschiedener Standortparameter geben die Zeigerwerte nach Ellenberg.<br />
Phänologische Zeigerpflanzen nennt man Pflanzen, die die 10 physiologisch-biologisch begründeten<br />
sogenannten "phänologischen Jahreszeiten" ankünden (z. B. <strong>der</strong> Blühbeginn des Schwarzen Holun<strong>der</strong>s den<br />
Frühsommer, <strong>der</strong>jenige <strong>der</strong> Sommerlinde den Vollsommer).<br />
Beispiele für Zeigerpflanzen<br />
• stickstoffreicher Boden: (Nitrophyten)<br />
Große Brennnessel,<br />
Kletten-Labkraut,<br />
Kerbel,<br />
Melde,<br />
Vogelmiere,<br />
Kreuzkraut,<br />
scharfer Hahnenfuß<br />
• stickstoffarmer Boden:<br />
Mauerpfeffer,<br />
Wilde Möhre,<br />
Hundskamille<br />
• saurer Boden:<br />
Honiggras,<br />
Hundskamille,<br />
Kleiner Sauerampfer,<br />
Ackerminze,<br />
Blaubeere<br />
• alkalischer Boden:<br />
Luzerne,<br />
Leinkraut,<br />
Ackersenf,<br />
Vogelmiere,<br />
Ackerstiefmütterchen<br />
• kalkhaltiger Boden:<br />
Hahnenfuß,<br />
Kuhschelle,<br />
Acker-Rittersporn<br />
• feuchter Boden:<br />
Ampfer,<br />
Kohldistel,<br />
Wiesenschaumkraut,<br />
Trollblume<br />
• Staunässe:<br />
Acker-Schachtelhalm,<br />
Mädesüß,<br />
Ackerminze,<br />
Huflattich<br />
• Salzboden: (Halophyten),<br />
Queller<br />
• Sandboden:<br />
Vogelmiere,<br />
Königskerze<br />
• verdichteter Boden:<br />
Breitwegerich,<br />
kriechen<strong>der</strong> Hahnenfuß,<br />
Gemeine Quecke,<br />
Gänsefingerkraut<br />
• säurehaltiger Boden:<br />
Heidekraut,<br />
kleiner Sauerampfer<br />
• schwermetallhaltiger Boden:<br />
Galmeiflora,<br />
Schwermetallrasen<br />
• Lichtzeiger:<br />
Heidekraut,<br />
kanadische Goldrute<br />
• Schattenzeiger:<br />
Sauerklee,<br />
Giersch
Herbizide und sogenannte „Spritzzeiger“<br />
(WILLMANNS 1989).<br />
Als Herbizide werden in <strong>der</strong> Regel Kontaktherbizide<br />
angewendet („Abbrenner“), da systemische Mittel die Rebe<br />
selbst beschädigen würden. Die Unkräuter sterben damit<br />
zwar oberflächlich ab, doch resistente Arten treiben aus<br />
unterirdischen Organen o<strong>der</strong> Samen wie<strong>der</strong> aus. So stellt<br />
sich eine „Allerwelts“-Unkrautgemeinschaft ein mit <strong>der</strong><br />
Ackerwinde und dem Persischen Ehrenpreis. Diese Arten<br />
können zusammen mit <strong>der</strong> Borstenhirse und <strong>der</strong> Trauben<br />
Trespe sogar als Spritzzeiger interpretiert werden
Anhang<br />
Allelopathie<br />
Allelopathie ist die Eigenschaft von Pflanzen, organische Verbindungen auszuscheiden, welche<br />
Wachstum o<strong>der</strong> Keimen an<strong>der</strong>er Pflanzen unterbinden o<strong>der</strong> hemmen. Die Allelopathie kann als<br />
spezielle Form <strong>der</strong> ökologischen Konkurrenz zwischen Pflanzen angesehen werden.<br />
Die Ursache <strong>der</strong> Allelopathie ist die Abgabe von Stoffen, die direkt o<strong>der</strong> nach Umwandlung<br />
phytotoxisch sind. Die Abgabe kann durch die Wurzeln o<strong>der</strong> durch das Abwaschen von Blättern<br />
erfolgen. Typisches Beispiel ist <strong>der</strong> Walnussbaum. In seinen Blättern wird ein ungiftiges Glucosid<br />
gebildet, das über die Wurzeln o<strong>der</strong> durch Abwaschen in die Umgebung gelangt. Durch einfache<br />
chemische Reaktionen entsteht aus dem zunächst inaktiven Stoff das Juglon, ein Stoff, <strong>der</strong> Wachstum<br />
und Keimung vieler Pflanzen verhin<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> hemmt. Durch Juglon kann das Keimen von<br />
Salatpflanzen verhin<strong>der</strong>t werden, Erlen können in <strong>der</strong> Nähe von Buchen nicht gedeihen.<br />
Auch durch das Verfaulen von Blättern (z.B. Nadelbäume) können allelopathische Effekte beobachtet<br />
werden.<br />
Bei <strong>der</strong> weiteren Entwicklung des Pflanzenschutzes werden auch allelopathische Einflüsse<br />
untersucht. Allelopathisch wirkende Stoffe könnten wirkungsvoll sein, wenn bestimmte Unkräuter<br />
gegen übliche Herbizide resistent sind. Wenn Pflanzen gefunden werden, die eine allelopathische<br />
Wirkung auf diese Unkräuter haben, gilt es entsprechende Stoffe zu isolieren und die Möglichkeit<br />
ihrer Anwendung im Pflanzenschutz zu prüfen.<br />
Auf Initiative Indiens wurde 1994 die International Allelopathie Society (IAS) gegründet. Sie soll<br />
Forschungen und Erkenntnisse zur Allelopathie weltweit för<strong>der</strong>n und verbreiten.<br />
Quelle: Wikipedia, die freie Enzyklopädie<br />
Die positive o<strong>der</strong> negative Wirkung von Pflanzen o<strong>der</strong> auch Mikroorganismen mittels<br />
chemischen Botenstoffen auf an<strong>der</strong>e Pflanzen wird Allelopathie genannt. Bekannte<br />
Botenstoffe sind z.B. ätherische Öle, Alkaloide, Cumarin<strong>der</strong>ivate, Glykoside und<br />
Phenol<strong>der</strong>ivate. Pflanzen können demnach auch aggressiv sein o<strong>der</strong> sich verteidigen. - Die<br />
Pflanzen, die aggressive Substanzen zur Abwehr produzieren, schädigen sich nicht selbst,<br />
indem sie Vorprodukte herstellen, die erst später umgewandelt werden, Beispiel Apfelbäume.<br />
O<strong>der</strong> Sie deponieren sie in speziellen Ölbehältern, Drüsen, usw.<br />
Das Ethylen (Äthylen) dürfte am bekanntesten sein. Dieses Reifegas, ein Ektohormon, wird<br />
vor allem ausgeschieden von Äpfeln, Aprikosen, Avocados, Baumtomaten, Birnen, Papayas,<br />
Passionsfrüchten, Pfirsichen/Nektarinen. Es lässt Blumen in <strong>der</strong> Vase schnell welken,<br />
Kartoffeln keimen und schrumpfen, Gurken gelb und weich, die Blätter von Dill, Kohl,<br />
Petersilie und Salat gelb und Möhren bitter werden, Rosenkohl sein Aroma und die Zwiebeln<br />
ihre Schärfe verlieren. Auch viele Bakterien stellen es her. Ethylen wird großtechnisch<br />
angewandt, um die Bananen in Kühlhäusern zur Reifung zu bringen. Es kann auch die<br />
Saatkeimung verhin<strong>der</strong>n und das Wachstum an<strong>der</strong>er Pflanzen einschränken. - Ethylen hat<br />
auch Alarmfunktion, z.B. wenn Akazienblätter von Kudus angefressen werden. Die an<strong>der</strong>en<br />
Akazien in <strong>der</strong> Nähe lagern dann Tannin ein, das die Kudus nicht verdauen können. Die<br />
Kudus fressen immer gegen den Wind, um diese Abwehrreaktion zu umgehen.<br />
Kontaktnahme zur gemeinsamen Abwehr o<strong>der</strong> Warnung kann erfolgen über ätherische Öle,<br />
die über die Luft ausgesandt werden.
Im Mittelmeerraum sind Lavendel, Macchia, Oregano, Sal<strong>bei</strong> dafür bekannt, dass sie sich<br />
mittels ätherischer Öle mit an<strong>der</strong>en Pflanzen austauschen.<br />
Werden Tabakpflanzen von Raupen befallen, die die Blätter anfressen, erkennen sie das an<br />
dem Geschmack des Speichels, den die Tabakschwärmer <strong>bei</strong>m Fressen abson<strong>der</strong>n. In kurzer<br />
Zeit bilden sie den Botenstoff Jasmonsäure, <strong>der</strong> die Produktion des Nervengiftes Nikotin<br />
innerhalb von Stunden in den Wurzeln antreibt. Bei einem nachfolgenden Befall wird <strong>der</strong><br />
tödliche Stoff noch schneller gebildet. Nikotin macht die Läuse bewegungsunfähig.<br />
Baumwollpflanzen bilden nach dem Befall von Eulenraupen Terpene, sobald sie <strong>der</strong>en<br />
Speichel "schmecken". Diese ätherischen Öle locken parasitäre Brackwespen an, die ihre Eier<br />
in den Raupen ablegen. Die daraus schlüpfenden Larven fressen die Raupen von innen her<br />
auf. Wird Mais von Schmetterlingslarven befallen, son<strong>der</strong>t er flüchtige Terpenoide ab und<br />
lockt damit Schlupfwespen an.<br />
Im Bereich unseres Umfeldes 'Garten' sind mannigfache gegenseitige Einwirkungen bekannt,<br />
die ihren Nie<strong>der</strong>schlag finden in den empfohlenen Begleitpflanzen und in <strong>der</strong> Warnung vor<br />
Pflanzenfeinden. Wir sollten uns diese Zusammenhänge nutzbar machen. Nachstehend eine<br />
Auswahl. Weitere Zusammenhänge siehe unter 'II. Hilfs- und Abwehrpflanzen'.<br />
Der Apfelbaum produziert den chemischen Botenstoff Phlorizin und gibt ihn über seine<br />
Wurzeln an den Boden ab. Phlorizin ist zunächst unwirksam, wird aber dann im Erdreich<br />
umgeformt zu höchst wirksamen Stoffen: Phenolischen Säuren, Phloretin und Phloroglucin.<br />
Diese Wirkstoffe verhin<strong>der</strong>n, das seine Samen in seinem Umkreis auskeimen. Wegen dieser<br />
fortdauernden Wirkung (Bodenmüdigkeit) wird empfohlen, nach dem Absterben eines<br />
Apfelbaumes nicht wie<strong>der</strong> Apfelbäume an dieselbe Stelle zu pflanzen.<br />
Basilikum wehrt Krankheiten an<strong>der</strong>er Pflanzen (Mehltau) durch Wurzelausscheidungen ab,<br />
tötet Bakterien.<br />
Bäume wie z.B. Eichen, Kiefern, Walnussbäume lagern Gerbsäure in ihre Blätter/Nadeln ein,<br />
die schwer verdaulich ist und viele Pflanzenfresser abhält.<br />
Beinwell för<strong>der</strong>t das Wachstum an<strong>der</strong>er Pflanzen durch Wurzelausscheidungen.<br />
Verschiedene Bodendecker unterdrücken an<strong>der</strong>e Pflanzen durch ihre Ausscheidungen<br />
(Isothiocyanate).<br />
Bokharaklee wehrt Wühlmäuse ab durch Wurzelausscheidungen.<br />
Dill wehrt durch seine Geruchsausscheidungen Krankheiten <strong>bei</strong> Gurken, Kohl, Möhre, roter<br />
Bete, Salat und Zwiebeln ab. Er för<strong>der</strong>t die Keimung.<br />
Gurken hemmen das Wachstum von bestimmten Nahrungskonkurrenten durch ein eigenes<br />
Gift.<br />
Hahnenfuss behin<strong>der</strong>t durch seine Wurzelausscheidungen Steinklee.<br />
Kartoffeln konnten ursprünglich Kartoffelkäfer durch Duftstoffe hin<strong>der</strong>n, ihre Eier<br />
abzulegen. Zuchtformen können das nicht mehr.
Kirschbäume bedienen sich <strong>bei</strong> Parasitenbefall <strong>der</strong> Jasmonsäure zur Alarmierung ihrer<br />
Nachbarn. Gleichzeitig bilden sie Blattnektar, um Fressfeinde anzulocken.<br />
Wird Mais von Schmetterlingslarven befallen, son<strong>der</strong>t er flüchtige Terpenoide ab und lockt<br />
damit Fressfeinde an.<br />
Margeriten vertreiben Hahnenfuss.<br />
Eine Reihe von Pflanzen warnen ihre Umgebung mit Methysalicylat.<br />
Ringelblumen töten durch ihre Wurzelausscheidungen Nematoden, wehren Drahtwürmer ab<br />
und schwarze Bohnenlaus.<br />
Scheinakazien bekämpfen durch ihre Wurzelausscheidungen an<strong>der</strong>e Pflanzen.<br />
Sellerie verhin<strong>der</strong>t die Kopfbildung von Salat.<br />
Steinklee vertreibt durch seine Wurzelausscheidungen Mäuse, wird seinerseits behin<strong>der</strong>t von<br />
Hahnenfuß.<br />
Studentenblumen (Tagetes) bekämpfen durch ihre Wurzelausscheidungen Ackerwinden,<br />
Quecken, Schachtelhalm und Nematoden. Sie wirken wachstumsför<strong>der</strong>nd auf Rosen und<br />
gesundend auf Apfelbäume.<br />
Werden Tomaten verletzt, son<strong>der</strong>n sie Methyljasmonat ab, was die Abwehrmaßnahmen <strong>der</strong><br />
benachbarten Tomatenpflanzen einleitet.<br />
Waldmeister verdrängt Unkraut durch seine Wurzelausscheidungen.<br />
Unter Walnussbäumen werden oft Sitzplätze angelegt, weil <strong>der</strong> Geruch eines ätherischen Öls<br />
in Blättern und Fruchtschalen Fliegen, Läuse, Motten, Mücken, Wanzen und an<strong>der</strong>e Insekten<br />
vertreibt. Ältere Blätter, Schalen und Wurzeln geben an den Boden das ungiftige Hydrojuglon<br />
ab, das nach Umwandlung durch Mikroorganismen in Juglon, einen giftigen Gerbstoff<br />
(Naphtochinon), umgewandelt wird. Er hemmt die Keimung vieler Pflanzen außer Gräsern<br />
(Poa pratensis) und Brombeeren und unterdrückt an<strong>der</strong>e Pflanzen. Das muss <strong>bei</strong>m Pflanzen<br />
berücksichtigt werden, die Wurzeln reichen ziemlich weit über den Kronenbereich hinaus.<br />
Unterpflanzungen sollten unterbleiben.<br />
Weidelgras bekämpft durch Wurzelausscheidungen Quecken.<br />
Wermut bekämpft durch seine Wurzelausscheidungen das Wachstum an<strong>der</strong>er Pflanzen.<br />
Das Potential ist offenbar noch lange nicht ausgeschöpft, gerade im ökologischen Anbau<br />
hoffen wir auf Aufdeckung unbekannter Zusammenhänge.<br />
Quelle: http://www.bio-gaertner.de