SPEZIAL - Credit Suisse - Deutschland
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Nein. Ein Fahrer ist sehr wichtig für ein<br />
Team. Doch wir wollen verhindern, dass der<br />
Schwanz mit dem Hund wedelt, wie<br />
man auf Englisch sagt. Na ja, immer ist uns<br />
das nicht gelungen: Ayrton Senna oder<br />
Nigel Mansell haben wohl manchmal den<br />
Hund etwas durchgeschüttelt. Doch das<br />
war die Ausnahme. Gewöhnlich liessen<br />
wir uns von den Fahrern nicht unter Druck<br />
setzen. Wenn einer einen höheren Preis<br />
verlangte, als wir zu zahlen bereit waren, liessen<br />
wir ihn ziehen – sogar dann, wenn er<br />
gerade Weltmeister geworden war. Das<br />
hat uns natürlich Kritik eingebracht. Doch<br />
nur so konnten wir im Geschäft bleiben.<br />
Jones, Mansell, Rosberg, Piquet, Prost,<br />
Senna, Hill, Villeneuve: An grossen Namen<br />
fehlte es trotzdem nie bei Williams. Gibt es<br />
einen gemeinsamen Nenner zwischen ihnen?<br />
Lassen Sie mich nachdenken … Sie waren<br />
alle clever, mental sehr stark, ausge-<br />
sprochen geschickt, sehr professionell<br />
in ihrer Arbeitsweise und auf ihre Art sehr<br />
ungewöhnlich.<br />
Launische Diven? Fahrer sind tatsächlich<br />
nicht einfach im Umgang. Zwar sind nicht<br />
alle unter ihnen Superstars – im Moment<br />
hat wohl nur Michael Schumacher diesen<br />
Status –, doch die globale TV-Präsenz<br />
der Formel 1 macht sie praktisch zu einem<br />
öffentlichen Gut. Juan Pablo Montoya<br />
zum Beispiel ist in seiner Heimat Kolumbien<br />
bekannter als der Präsident. Denn er hat<br />
es geschafft, sein Land auf der Weltkarte<br />
zu platzieren. Darauf ist er auch stolz.<br />
Und manchmal reagieren solche Leute halt<br />
etwas empfindlich auf Kritik.<br />
Hat sich die Mentalität der Fahrer in den<br />
letzten 35 Jahren verändert? Ja, denn es ist<br />
viel mehr Geld und Ruhm im Spiel, und das<br />
gibt ihnen mehr Macht. Früher waren die<br />
Fahrer genauso starke Persönlichkeiten. Nur<br />
ist die Bühne, auf der sie sich bewegen,<br />
einfach grösser geworden. Handkehrum<br />
müssen sie für dieses Geld und diesen<br />
Ruhm auch viel härter arbeiten. Alan Jones<br />
musste Anfang der Achtzigerjahre vielleicht<br />
ein oder zwei Tage im Jahr für Öffentlichkeitsarbeit<br />
aufbringen. Und er absolvierte<br />
insgesamt rund 25 Testtage. Heutige<br />
Piloten wenden 30 Tage für PR auf und<br />
verbringen an die 100 Tage mit Tests.<br />
Obwohl ein Vater alle Kinder gleich gern<br />
haben sollte, hat er manchmal ein Lieblingskind.<br />
Hatten Sie einen Lieblingspiloten?<br />
Eigentlich nicht. Dennoch belegt Alan Jones<br />
einen speziellen Platz in meinem Gedächtnis:<br />
Er war mein erster Weltmeister und<br />
gleichzeitig ein guter Kumpel, was auch am<br />
geringen Altersunterschied lag. Heute ist<br />
mein Verhältnis zu den Fahrern zwangsläufig<br />
etwas distanzierter, schliesslich bin<br />
ich älter als Montoyas Vater.<br />
Den Sieg knapp verpasst: Die Williams-Piloten Ralf Schumacher (links) und Juan Pablo Montoya begiessen in Montreal ihren zweiten und<br />
dritten Platz, nachdem sie aus der ersten Reihe gestartet waren. Schneller war nur Michael Schumacher.