Leuk, Bischofsschloss - Schweizerischer Burgenverein
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Alessandra Antonini –<strong>Leuk</strong>, <strong>Bischofsschloss</strong> – Bauentwicklung im Lichte der jüngsten Untersuchungen<br />
Umfassungsmauer entsorgte. Im Innern des Gebäudes<br />
bestand das Gehniveau aus einem Erdboden. In zentraler<br />
Lage wurden nebeneinander eine Grube und eine Feuer-<br />
stelle entdeckt sowie dazwischen ein grosses Pfostenloch,<br />
in dem vermutlich ein Drehgalgen verankert war. Ange-<br />
sichts dieser bescheidenen Ausstattung dürfte der Raum<br />
als Küche oder Werkstatt gedient haben.<br />
Dieser Annexbau wurde nach einem Brand abgebrochen.<br />
Danach erstellte man im südöstlichen Hofzwickel ein ge-<br />
rundetes Fundament (Abb. 6.62).Esdientewohlals Auf-<br />
lage einer gemauerten Konstruktion, die es erlaubte, von<br />
den Wohnräumen im Osten über einen geschützten Gang<br />
weiterhin die alte Latrine (Abb. 6.70) zu benutzen.<br />
Die Ringmauer<br />
Die Umfassungsmauer der Burganlage ist im Mauer-<br />
verband mit dem Palas entstanden. Betrachtet man die<br />
Palas-Ostfassade, so sind im Bereich des Erdgeschosses<br />
deutlich die durchlaufenden Steinlagen erkennbar, wäh-<br />
rend sich im Bereich des Obergeschosses über der Ring-<br />
mauer ein Eckverband abzeichnet (Abb. 21). Die Ring-<br />
mauer hatte wehrhaften Charakter und besass einen<br />
Wehrgang, wie die gegenläufigen in die Mauerstärke ein-<br />
gelassenen Treppen im Norden zeigen (Plan 1.C). 24<br />
16 Mittelalter 15, 2010 /1<br />
Die Ostfront der Umfassungsmauer scheint erst am Ende<br />
der umfangreichen Bauarbeiten errichtet worden zu sein.<br />
Zur ersten Bauphase (Plan 1.B; Plan 7.50) gehören ledig-<br />
lich der Mauersockel beim Palas und ganz im Norden<br />
der Eckverband mit den vorspringenden Steinen. Die ge-<br />
samteFront mit dem Eingangsportal wurde hingegen an-<br />
lässlich einer zweiten Bauetappe erstellt (Plan 1.C; Plan<br />
7.88). Ob es sich hierbei um die zweite Bauetappe einer<br />
einzigen, lang andauernden Bauphase handelt, oder um<br />
eine zweite Bauphase, anlässlich der man die Eingangs-<br />
partie erneuerte (vielleicht im Zusammenhang mit der<br />
Anlage und Befestigung der Turmmatte?) ist heute nicht<br />
zu klären, zumal wir über die Funktion der Turmmatte<br />
kaum Hinweise besitzen.<br />
20: Annexbau westlich des<br />
Turms. Die Zinnen wurden<br />
auf die Reste einer abgebrochenen<br />
Gebäudefassade<br />
gestellt. Aufnahme von 1988<br />
anlässlich der Ausgrabungen<br />
im Hof, Blickrichtung gegen<br />
Süden.<br />
Vergrösserung und Ausbau der Burganlage im 14. Jh.<br />
Das 14. Jh. war für <strong>Leuk</strong>, das vermutlich bereits seit<br />
dem 13. Jh. das Stadtrecht besass, wiederum eine Blüte-<br />
zeit. Die Herrschaft über <strong>Leuk</strong> lag in der zweiten Hälfte<br />
des Jahrhunderts in den Händen der Herren von Raron.<br />
Peter von Raron (ca.1325–1413) war Viztum von <strong>Leuk</strong>,<br />
sein Sohn Wilhelm Bischof in Sitten (1391–1402) und<br />
sein Sohn Gitschart (um 1360–1425) Landeshauptmann.<br />
Die dominierende Macht dieser Familie dauerte bis zum