Leuk, Bischofsschloss - Schweizerischer Burgenverein
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Alessandra Antonini –<strong>Leuk</strong>, <strong>Bischofsschloss</strong> – Bauentwicklung im Lichte der jüngsten Untersuchungen<br />
Auflager benötigte. Im Keller sind diese noch erhalten:<br />
nebst der älteren gemauerten Säule ein neuer Holzstud<br />
mit gefasten Kanten. 33 Alle Deckenbalken wurden neu<br />
verlegt, auf gleicher Höhe, aber zum Teil neben den älte-<br />
ren Balkenlöchern. Die neue flache Bretterdecke lag auf<br />
zehn Trägern (Plan 5.F; 6.F).<br />
Das Obergeschoss war vermutlich mit Täfer ausgeklei-<br />
det, zumal die Gewändemörtel der Türen und Fenster,<br />
welche wir dieser und der nächsten Bauphase zuordnen,<br />
alle das Negativ einer Holzschalung aufwiesen. 34 Ob die<br />
Inneneinteilung derjenigen entsprach, welche auf den<br />
Plänen von 1913–15 wiedergegeben ist, kann nicht mehr<br />
geklärt werden. Zumindest einzelne Elemente, wie die<br />
geschnitzte Säule mit der Jahreszahl 1532, gehören aber<br />
eindeutig zu einem jüngeren Ausbau.<br />
In dieses Obergeschoss führten zwei Türen: Die eine Türe<br />
(Plan 6.17), ganz im Westen, war über eine schmale,<br />
gemauerte Treppe (Plan 3.49A), an der Latrinentüre<br />
(Plan 3.45) vorbei, vom alten Treppenturm her erreich-<br />
36 Mittelalter 15, 2010 /1<br />
bar. Die zweite Türe (Plan 3.18), in der Wandmitte, war<br />
vom neuen Treppenhaus her zugänglich. Treppenseitig<br />
besass dieser Eingang einen profilierten Stuckrahmen<br />
(Abb. 35). Gefaste Gewände und ein tief ansetzender<br />
Kielbogen weisen noch ins 15. Jh. Diese Formgebung<br />
unterscheidet sich von derjenigen des frühen 16. Jh., bei<br />
welcher der Kielbogen flacher ist und erst auf Sturzhöhe<br />
ansetzt, und deren Ornamentik mit zusätzlichem Perl-<br />
stab in den Profilkehlen und vegetabilen Motiven in den<br />
Zwickelflächen reicher ist. 35 Das Treppenhaus ist heute<br />
nunmehr anhand der im Mauerwerk verankerten Stein-<br />
platten der Wendeltreppe zu erkennen. Anlässlich der<br />
Grabungen 1988/89 war noch das unterste Geschoss mit<br />
der Spindel erhalten (Abb. 36). Diese unterste Ebene war<br />
durch die ehemalige Kellertüre erschlossen, welche halb-<br />
seitig vermauert wurde.<br />
35: Palas-Annex, Südwand.<br />
Unten angeschnitten die<br />
Kellertüre des Palas. Am<br />
rechten Bildrand die Türen,<br />
die vom jüngeren Treppenturm<br />
aus in den Palas<br />
führten. Die Stufen waren<br />
seitlich in die Mauer verankert.<br />
Am linken Bildrand<br />
die Einfeuerungsöffnung<br />
eines Stubenofens. Dazwischen<br />
eine in die Mauer<br />
eingebrochene Durchreiche.<br />
Der kleine Innenhof südlich des Turms dürfte seinerseits<br />
zumindest teilweise überdeckt gewesen sein. Dies lassen<br />
trockengefügte Fundamente vermuten, die in den verfüll-<br />
ten Keller verankert waren (Abb. 6.82,83).