215 − Die Siedler vom Tiefenbrunnen - Quartierverein Riesbach
215 − Die Siedler vom Tiefenbrunnen - Quartierverein Riesbach
215 − Die Siedler vom Tiefenbrunnen - Quartierverein Riesbach
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
10<br />
Idi Häberli war schon vor dem Einzug in<br />
die Siedlung aktiv. Ihr Interesse an diesem<br />
Projekt wurde in den achtziger Jahren<br />
nach der erfolgreichen Abstimmung<br />
zur Überbauung des freigewordenen<br />
Tramdepotareals geweckt. In einer<br />
«offenen Planung», begleitet unter<br />
anderem <strong>vom</strong> <strong>Quartierverein</strong> <strong>Riesbach</strong>,<br />
wurden auch gemeinschaftliche kommunikative<br />
Wohnformen diskutiert. Als<br />
dann das Projekt des jungen Architekten<br />
Willy Kladler und sogar die Baubewilligung<br />
vorlagen, so Idi, begann mein aktives<br />
Engagement. Vier Jahre vor der<br />
Fertigstellung gründete ich mit 34 interessierten<br />
Mietparteien die Interessengemeinschaft<br />
Gemeinschaftliches Wohnen<br />
Tramdepot <strong>Tiefenbrunnen</strong> (IGGT).<br />
Vergeblich ersuchten wir die Stadt um<br />
Vorverträge, damit wir unsere Wohn-<br />
Vorstellungen in die Tat hätten umsetzen<br />
können. Sieben Parteien von 52 interessierten<br />
bekamen eine Wohnung, darunter<br />
auch mein Partner und ich. Wir<br />
initiierten den heutigen Verein Siedlung<br />
Quartiermagazin Kreis 8 <strong>215</strong>/2011<br />
<strong>Die</strong> <strong>Siedler</strong> <strong>vom</strong> <strong>Tiefenbrunnen</strong><br />
Im April 1991 zogen die ersten Mieterinnen und Mieter in der damals neu<br />
erstellten Wohnsiedlung im Spitz zwischen Wildbach- und Seefeldstrasse ein –<br />
am Ort, wo vorher das Tramdepot <strong>Tiefenbrunnen</strong> gestanden hatte. Ebensolange<br />
gibt es den Siedlungsverein. <strong>Die</strong>ser zählt auch heute fast alle Bewohnerinnen<br />
und Bewohner zu seinen Mitgliedern und ist offizieller Ansprechpartner der<br />
Liegenschaftenverwaltung (Liegi) der Stadt Zürich als Vermieterin. Präsidiert<br />
wurde er seit der Gründung von vier Präsidentinnen und zwei Präsidenten. Zwei<br />
von ihnen haben die anderen vier schriftlich zu ihren Erfahrungen befragt, sich<br />
selber an der Umfrage beteiligt und die unabhängig voneinander formulierten<br />
Antworten miteinander verbunden.<br />
Seit zwanzig Jahren ein gelungenes Wohnmodell<br />
URS FREy UND KATHRIN HARDEGGER<br />
Siedlung<br />
<strong>Tiefenbrunnen</strong><br />
<strong>Tiefenbrunnen</strong>. Auch Hans-Martin Binder<br />
gehörte zu den Pionieren. Laut ihm<br />
ging es bereits vor Fertigstellung der<br />
Siedlung darum, mit der Liegenschaftenverwaltung<br />
der Stadt Zürich ins<br />
Gespräch zu kommen und Möglichkeiten<br />
der Einflussnahme der künftigen Siedlungsbewohnerinnen<br />
und -bewohner<br />
auszuhandeln und neue Formen der Partizipation<br />
realisieren zu können. Wir<br />
haben uns im Verein lange vor dem Bezug<br />
der Wohnungen intensiv damit auseinandergesetzt,<br />
wie diese Mitwirkung verbindlich<br />
geregelt werden sollte, und<br />
Erfahrungen aus anderen Siedlungsprojekten<br />
studiert.<br />
Langes Ringen um Regeln<br />
Einmal am neuen Ort installiert, standen<br />
die internen Regeln des Zusammenlebens<br />
im Vordergrund und hielten den<br />
Vorstand lange Zeit in Trab. Aus der<br />
Anfangszeit berichtet Hans-Martin: <strong>Die</strong><br />
Diskussionen um Ruhezeiten, Freiräume,<br />
Verhaltensregeln und anderes, die von den<br />
unterschiedlichen Anspruchsgruppen – Kinder<br />
und Jugendliche, Eltern und Alleinstehende,<br />
ältere und ruhebedürftige<br />
Bewohnerinnen und Bewohner, Bewohnerinnen<br />
und Bewohner der Parterrewohnungen,<br />
Hauswart – mussten dazu führen, dass<br />
die Regeln akzeptiert werden konnten und<br />
nicht sogleich das Gefühl des Eingeengtwerdens<br />
hervorriefen. Aber sie waren langwierig<br />
und anstrengend, und sie erforderten zeitweise<br />
viel Moderationsgeschick. Es war in<br />
diesem Sinn ein erster, harter Prüfstein, ob<br />
unser eigener Anspruch auf «gemeinschaftliches<br />
Wohnen» zu erfüllen war. Auch Urs<br />
hat die sieben Jahre seiner Vorstandszeit<br />
vor allem in Erinnerung als viel Kleinarbeit<br />
rund um den Gemeinschaftsraum mit<br />
seinen Unzulänglichkeiten (kleiner Kochherd,<br />
schlechte Lärmisolation zum Wohnbereich<br />
etc.), um dessen kollektive Reinigung<br />
mit sogenannten «PutzblitzAktionen» an<br />
SamstagVormittagen, um Regeln rund um<br />
die grossen Kinder, die sich dort auf Kosten<br />
der kleinen breit machen, um die Mitverantwortung<br />
der Eltern und um ein paar