215 − Die Siedler vom Tiefenbrunnen - Quartierverein Riesbach
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<strong>Die</strong> <strong>Siedler</strong> <strong>vom</strong> <strong>Tiefenbrunnen</strong><br />
Bewohner und Bewohnerinnen geführt.<br />
Kathrin sieht in der Integration der neuen<br />
Mieter eine Herausforderung: Nur<br />
wenn es gelingt, diese meist jungen Familien<br />
für das gemeinschaftliche Leben in der Siedlung<br />
zu begeistern und sie dazu zu motivieren,<br />
Verantwortung mitzutragen, wird der<br />
Siedlungsverein längerfristig weiterbestehen.<br />
<strong>Die</strong> Verwaltung als Partner<br />
Wie gestaltete sich die Partnerschaft mit<br />
der Vermieterin? Laut Hans-Martin hatte<br />
die Siedlung für die Stadt immer eine<br />
städtebauliche Vorbildfunktion. Er erinnert<br />
sich an die überaus freundliche und<br />
gesprächsbereite Art von Herrn Roggo, wenn<br />
er uns jeweils in seinem von zartem Rosa<br />
geprägten Büro mit Mozarts Klavierkonzerten<br />
als Hintergrundmusik empfangen hat.<br />
Sie hat viel dazu beigetragen, dass wir mit<br />
der Liegenschaftenverwaltung ein gutes Einvernehmen<br />
entwickelten. Gewiss habe es<br />
Enttäuschungen über die Einschränkung<br />
der Mitwirkungsmöglichkeiten gegeben.<br />
Doch glaube er im Rückblick, dass im Vergleich<br />
zu anderen Wohnsituationen die Einfluss<br />
und Gestaltungsfreiräume im<br />
Einzelnen durchaus vorhanden waren und<br />
uns bisweilen schon an die Grenze des<br />
gemeinschaftlich Umsetzbaren gebracht<br />
haben. Urs meint, dass die spezielle Vorgeschichte<br />
der Siedlung den zuständigen<br />
Behörden Respekt und wohl auch Ängste<br />
eingeflösst hätten. Es wurde uns mit Herrn<br />
Güntensperger ein Gemeinwesenarbeiter –<br />
<strong>vom</strong> damaligen Bauleiter wurde er schon<br />
mal als «Seelsorger» apostrophiert – zur<br />
Seite gestellt, der in den ersten Jahren<br />
zurückhaltend darüber wachte, dass sich<br />
mit dem Verein eine für die Bewohnenden<br />
und ihre Belange hilfreiche Struktur etablierte.<br />
Ein sehr engagierter Ansprechpartner<br />
war auch der langjährige Hauswart Sepp<br />
Biland. Doch mit der Zeit scheint sich<br />
laut Ursula das Gefühl für die Vorbildfunktion<br />
der Siedlung verflüchtigt zu<br />
haben: Bei einigen Verwaltern, mit denen<br />
ich zu tun hatte, ist mir aufgefallen, dass sie<br />
sich dem Konzept «gemeinschaftliches<br />
Wohnen» nicht wirklich verpflichtet fühlten.<br />
Ich denke,vor diesem Hintergrund hat sich<br />
die Zusammenarbeit mit der Verwaltung<br />
teilweise erschwert. Es wurde oft bürokratisch<br />
entschieden und nicht im Sinne, in<br />
welchem die Siedlung gegründet worden war.<br />
Immerhin fanden ab Ende 2008 auf<br />
Anregung der Liegi regelmässige, mindestens<br />
zweimal jährliche Treffen mit der<br />
Verwaltung statt. Kathrin fasst dies in<br />
folgende Formel: <strong>Die</strong> Liegi akzeptierte den<br />
Siedlungsverein als Gesprächspartner für<br />
übergeordnete Siedlungsbelange wie Ordnung,<br />
Vermietung des Gemeinschaftraumes<br />
oder der Mitfinanzierung von Siedlungsaktivitäten.<br />
<strong>Die</strong> Liegi unterstützt also Vereinsaktivitäten,<br />
grenzt sich jedoch gegen<br />
Einflussnahmen auf ihre Vermietungspolitik<br />
klar ab. Kritisch merkt auch Urs an:<br />
Uns war stets klar, dass der Vereinsvorstand<br />
kein Vermietungsbüro werden darf. Trotzdem<br />
hätte ich schon manchmal gehofft, dass<br />
man uns als Gesprächspartner in grundsätzlicheren<br />
Fragen der Vermietungspolitk<br />
angehört hätte. Wie soll man in dieser Siedlung<br />
älter werden? Wie ist mit veränderten<br />
Raumansprüchen umzugehen? Welche neuen<br />
Wohnformen sollen ausprobiert werden?<br />
Was ist, wenn Mietende die subventionierten<br />
Wohnungen verlassen müssen, aber dennoch<br />
in der Nachbarschaft bleiben wollen? Situativ<br />
hat sich die Verwaltung oft als findig und<br />
hilfsbereit gezeigt, doch die visionäre Dynamik<br />
des Gründungsvereins hat sie sich nicht<br />
wirklich angeeignet. Das soziale Experiment<br />
Siedlung <strong>Tiefenbrunnen</strong> wurde leider auch<br />
nie wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.<br />
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Quartiermagazin Kreis 8 <strong>215</strong>/2011