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Speed of Life: Wie schnell läuft ein Schweizer? - Professur für ...

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<strong>Speed</strong> <strong>of</strong> <strong>Life</strong>: <strong>Wie</strong> <strong>schnell</strong> <strong>läuft</strong> <strong>ein</strong> <strong>Schweizer</strong>? Kapitel 6<br />

6 Diskussion der Ergebnisse<br />

Die erhobenen Daten sprechen <strong>ein</strong>e deutliche Sprache, sowohl im Bezug auf die hohe Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

der gemessenen Personen, als auch auf die starken regionalen Unterschiede.<br />

Im Bezug auf unsere Fragestellung können wir feststellen, dass es signifikante<br />

regionale Unterschiede im Geschwindigkeitspr<strong>of</strong>il <strong>ein</strong>es <strong>Schweizer</strong>s gibt. Darüber hinaus können<br />

wir deutliche Unterschiede im Bezug auf Geschlecht, Alter und Kleidungsstil vermerken.<br />

6.1 Städtevergleich<br />

Unsere Ursprungshypothese, dass in Zürich die Menschen durchschnittlich <strong>schnell</strong>er sind als<br />

in Bern, sehen wir bestätigt. Der Unterschied ist zwar deutlich, aber sicher nicht so stark,<br />

wie Wiseman ihn gemessen hatte. Auch die Genfer sind nahezu gleich <strong>schnell</strong> unterwegs wie<br />

die Zürcher.<br />

Die Verwendung des Begriffs “Grossstadtschritt” drängt sich leicht auf. Zürich ist als grösste<br />

Stadt lauter, hektischer und – nach unseren Daten – bewegter. Robert Levine postuliert in<br />

<strong>ein</strong>em Programm des <strong>Schweizer</strong> Fernsehens, dass “Orte mit vitaler Wirtschaft, mit hohem<br />

Bruttosozialprodukt, mit hoher Kaufkraft und tiefen Arbeitslosenzahlen” dazu tendieren,<br />

“die <strong>schnell</strong>sten Städte der Welt zu s<strong>ein</strong>.” [12]. Jedes dieser Merkmale kann man in Zürich<br />

identifizieren. Einen grossen Teil der Wirtschaftsstärke erlangt Zürich dadurch regster Finanzstandort<br />

der Schweiz zu s<strong>ein</strong>. Fast die Hälfte aller Dienstleistungen im Finanzsektor in<br />

der Schweiz werden in Zürich erbracht [13]. Wer im Finanzsektor arbeitet, ist täglich mit<br />

hohen Anforderungen konfrontiert. Geschäfte und Dienstleister fordern stets Effizienz und<br />

Zuverlässigkeit. Greift man die Studie der TU Chemnitz auf, kommt man zum Schluss, dass<br />

in Zürich <strong>ein</strong>e Ehrgeizkultur herrscht, die vom Bestreben nach persönlichem Glück und vor<br />

allem Erfolg angetrieben wird. Durch die Fülle an Geschäften und Betrieben kommt dieser<br />

Effekt stark zum tragen, letztlich auch in der Gehgeschwindigkeit. Genf hat zwar knapp<br />

170’000 Einwohner weniger als Zürich, weist aber <strong>ein</strong> ähnliches Geschwindigkeitspr<strong>of</strong>il auf.<br />

Das Geschäftstreiben ist beachtlich und folgt dem Muster von Zürich. So hat auch Genf <strong>ein</strong>en<br />

starken Finanzsektor, zusätzlich zu <strong>ein</strong>er Fülle von internationalen Organisationen und Behörden.<br />

Wir resümieren, dass Zürich und Genf den gleichen Puls haben. Arbeitsstress und<br />

Ehrgeiz sch<strong>ein</strong>en den gleichen Gesetzen zu folgen.<br />

Sind die Leute in Bern und Lugano nun per se unmotivierter und weniger gestresst? Die Messungen<br />

haben ergeben, dass sie deutlich langsamer als in Zürich und Genf sind. Das bedeutet<br />

aber nicht, dass sie langsam sind. Ulrich Weidman misst <strong>ein</strong>e Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

von 1.34 m/s. Bern und Lugano liegen damit ziemlich genau auf diesem allgem<strong>ein</strong>en Mittelwert.<br />

Unsere Messungen nehmen dem Bernerwitz den Boden und widerlegen das weit<br />

verbreitete Vorurteil des langsamen Berners. Die Unterschiede zu Zürich hingegen weisen<br />

auf <strong>ein</strong> entspannteres Lebenstempo hin. Dies äussert sich besonders stark, wenn man sich<br />

den Geschwindigkeitsunterschied zwischen Arbeitenden in Bern und in Zürich vor Augen<br />

führt. Die gemessenen Personen in Zürich sind ganze 0.18 m/s <strong>schnell</strong>er als diejenigen in<br />

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