Fünf Jahre Christophorus-Haus - Christophorus Hospiz Verein e.V.
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des Seminars wird sich zeigen, dass die beiden<br />
sich perfekt ergänzen.<br />
Nach der Vorstellungsrunde geht es<br />
inhaltlich um die <strong>Hospiz</strong>idee und die Frage<br />
nach der eigenen Einstellung zum<br />
Sterben. Hier wird es dann doch wieder<br />
persönlich und ich bin froh, dass andere<br />
sprechen und erzählen und mein Kloß<br />
und ich nur hier sitzen und beobachten.<br />
Gleichzeitig werden uns aber auch<br />
Entwicklungen aufgezeigt, wie die Gesellschaft<br />
mit dem Sterben umgeht, wie die<br />
medizinische Versorgung aussieht und wie<br />
sich die Zukunft entwickeln wird.<br />
Danach wird die Rolle des <strong>Hospiz</strong>helfers<br />
betrachtet, an einem Rollenspiel, in dem<br />
Martin Alsheimer einen Patienten spielt<br />
wird uns klar, dass die wesentliche Aufgabe<br />
des Helfers ist, da zu sein. Ohne Tatendrang<br />
und Ziele, ohne Programm und<br />
Wertung. Einfach da sein, hier und da etwas<br />
fragen, etwas einbringen, aber nur so<br />
viel, wie von allen Beteiligten gewünscht<br />
wird.<br />
In der Mittagspause gehe ich mit den zwei<br />
sympathischen Frauen, die neben mir sitzen,<br />
Eiskaffee trinken und plötzlich ist es<br />
ganz leicht, über die persönlichen Hintergründe,<br />
die uns hierher bewegt haben, zu<br />
sprechen.<br />
Am Nachmittag erwartet uns ein Film,<br />
der einen Mann auf seinem letzten Weg<br />
begleitet. Von der Krebsdiagnose, zur letzten<br />
Urlaubsreise, über Behandlungsversuche<br />
und -verweigerung bis zum Tod. Meine<br />
journalistische Distanz ist übrigens<br />
nach der Mittagspause nicht mehr mit in<br />
den Raum gekommen – anscheinend ha-<br />
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be ich sie draußen irgendwo verloren,<br />
mein Notizblock liegt verwaist neben mir<br />
auf dem Boden.<br />
So beiße ich mir auf die Backe, um der<br />
Gefühle, die der Film in mir auslöst, Herr<br />
zu werden und schaue nicht nach rechts<br />
und links. Hätte ich das getan, hätte ich<br />
gesehen, dass es den anderen ähnlich ging,<br />
wie wir danach in der Pause besprechen.<br />
Da der Film einen ganz normalen<br />
Menschen zeigte, geschieden, Raucher,<br />
bei manchen beliebt, bei anderen nicht,<br />
geht er umso näher und verleitet dazu, eine<br />
Wertung vorzunehmen, manches anders<br />
zu machen. Aber genau darum geht<br />
es, der <strong>Hospiz</strong>helfer soll und darf nicht<br />
werten.<br />
In den Pausen auf der Terrasse kommt<br />
man immer wieder mit anderen Menschen<br />
ins Gespräch und an allen fällt auf,<br />
wie offen und interessiert sie sind. Mit<br />
dem einen spreche ich über die Münchner<br />
Opernszene, eine andere erzählt mir, dass<br />
sie in einem Nachbarschaftsring beteiligt<br />
ist, wo jeder etwas beiträgt und sie Kuchen<br />
für ein soziales Café bäckt. Eine Dritte<br />
hat, wie ich und auch noch gleichzeitig<br />
mit mir, während des Studiums in einem<br />
Bungalow im Olympiadorf gewohnt.<br />
Am nächsten Morgen hat sich der Kloß<br />
verabschiedet, und ich bin gespannt auf<br />
den Tag. Heute geht es um Trauer und die<br />
Endlichkeit des Lebens und wir sprechen<br />
zuerst über Situationen, die Anlass zum<br />
Trauern geben. Die Trauer wird als seelische<br />
Wunde, der Prozess der Wundheilung<br />
als Trauern beschrieben. Wir befassen<br />
uns mit unterschiedlichen Arten des