Fünf Jahre Christophorus-Haus - Christophorus Hospiz Verein e.V.
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wohner dort zu erreichen wo sie gerade<br />
stehen und sie auf ihrem Weg ein Stück zu<br />
begleiten. Das kann in den Bereichen<br />
Trauer, Wut, Angst, Atemnot, Verlust,<br />
Schmerzen oder auch Ablehnung des eigenen<br />
Körpers sein. Sanfte Berührungen,<br />
Streichungen, geführte Bewegungen und<br />
leichte Massagen wirken oft lösend, lindernd<br />
und entspannend. Während der<br />
Behandlungen geht es darum, vorhandene<br />
Atemressourcen zu integrieren. So kann<br />
Raum entstehen für eine bessere Körperwahrnehmung,<br />
Entspannung und<br />
Schmerzlinderung.<br />
Bereits vertraute Atemübungen können in<br />
Krisensituationen hilfreich und unterstützend<br />
sein.<br />
Die Begleitung von Herrn T. bestand zu<br />
Anfang aus kurzen Gesprächen und einer<br />
vorsichtigen Annäherung. Bei unserem<br />
dritten Treffen fand dann die erste Behandlung<br />
statt. Nach einer kräftigen Fußmassage<br />
wurde ich von Herrn T. gebeten,<br />
seine Hände ebenfalls zu massieren. Anschließend<br />
meinte er: „Ich kann mich endlich<br />
wieder spüren.“ Nach einem tiefen<br />
Seufzer schlummerte er ein wenig ein. Im<br />
Laufe der weiteren Behandlungen kommunizierten<br />
Atem und Hände in fließenden<br />
Streichungen und Massagen und über<br />
den ruhenden Kontakt der wärmenden<br />
Hände. Herr T. war bereits sehr abgemagert<br />
und betonte immer wieder, sehr darunter<br />
zu leiden. Die Berührungen und<br />
Streichungen ermöglichten es dem Bewohner,<br />
sich wieder besser zu spüren und<br />
wahrzunehmen. Er konnte sich immer<br />
mehr darauf einlassen, gehalten zu werden<br />
und zur Ruhe kommen. Sein Atem wurde<br />
ruhiger und konnte besser fließen.<br />
34<br />
Die Arbeit am und mit dem Atem ist bei<br />
Schwerkranken und Sterbenden nicht nur<br />
bei Atemnot indiziert, sondern bietet eine<br />
Möglichkeit, sich und den eigenen Körper<br />
mit der Erkrankung neu zu erfahren und<br />
anzunehmen. Dies ist aber nicht bei allen<br />
möglich. Einige Bewohner lehnen ab oder<br />
hören nach einigen Behandlungen wieder<br />
auf. Es kommt auch vor, dass die Palliative<br />
Atemtherapie erst in der letzten Lebensphase<br />
angenommen wird. Das kann ein<br />
Halten im Kopfbereich oder auch der Fußsohlen<br />
sein, ein Gehaltensein im Nieren-<br />
Beckenbereich oder aber der Ausatem wird<br />
mit sanften Streichungen begleitet.<br />
Meine dritte Begleitung, Frau G., lernte<br />
ich am Tag ihrer Ankunft im <strong>Hospiz</strong> kennen.<br />
Sie war der Atemarbeit gegenüber<br />
sehr offen und wir verabredeten uns gleich<br />
für eine Behandlung. Durch ihre Erkrankung<br />
war der Bauch sehr hart und die Beine<br />
waren angeschwollen. Die sanften Berührungen<br />
in der Bauchregion und an den<br />
Beinen empfand sie als harmonisierend<br />
und sagte: „In meinem Körper kommt alles<br />
wieder in Fluss.“<br />
Im Laufe der Behandlungen kamen weitere<br />
Körperregionen hinzu. Das Halten im<br />
Nieren-Beckenbereich ermöglichte es Frau<br />
G., die Rückseite ihres Körpers bewusster<br />
wahrzunehmen und Ängste bzw. Trauer im<br />
Hinblick auf den bevorstehenden Tod anzusprechen.<br />
Sie hoffte sehr darauf, noch<br />
einmal nach <strong>Haus</strong>e zu kommen, aber körperlich<br />
war das leider nicht mehr möglich.<br />
Wir machten eine Reise mit inneren Bildern<br />
durch Frau G.'s Wohnung und verabschiedeten<br />
die Räume. Bis zu meinem<br />
nächsten Besuch hatte sich ihr Gesundheitszustand<br />
weiter verschlechtert. Die Be-