Fünf Jahre Christophorus-Haus - Christophorus Hospiz Verein e.V.
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Hier haben wir etwa mit dem Trauermodell<br />
von Pisarski/Orth, den Traueraufgaben<br />
nach Worden oder auch mit dem Ansatz<br />
von Roland Kachler gute Erfahrungen gemacht.<br />
Bisweilen bieten auch ausgewählte<br />
Symbole, Bilder, Gedichte oder Märchen<br />
einen fruchtbaren Zugang zum Thema und<br />
einen guten Einstieg in ein Gespräch. Für<br />
die letzte halbe Stunde unserer zweistündigen<br />
Gruppentreffen lösen wir die große<br />
Runde auf und laden diejenigen, die möchten,<br />
dazu ein, bei einer Tasse Kaffee untereinander<br />
ins Gespräch zu kommen. Vielleicht<br />
hat mich jemand mit seinen<br />
Beiträgen besonders angesprochen oder ich<br />
verspüre das Bedürfnis, an einem Punkt genauer<br />
nachzufragen bzw. eigene Erfahrungen<br />
zu ergänzen, die in der großen Runde<br />
zu äußern ich Scheu hatte.<br />
Dieser informelle Ausklang bietet darüber<br />
hinaus eine gute Gelegenheit, sich wechselseitig<br />
etwas besser kennen zu lernen und<br />
dort, wo es als stimmig empfunden wird,<br />
auch Kontakte zu knüpfen, die über die<br />
Teilnahme am Gesprächskreis hinausgehen.<br />
Ein erster Schritt in diese Richtung<br />
deutet sich meist an, wenn Menschen, die<br />
alleine hergekommen sind, sich gemeinsam<br />
auf den Rückweg zur U-Bahn machen<br />
oder eine Mitfahrgelegenheit in ihrem Auto<br />
anbieten. In den letzen <strong>Jahre</strong>n hat es<br />
sich immer wieder ergeben, dass Trauernde,<br />
die sich im Gesprächskreis kennen gelernt<br />
und nach einer gewissen Zeit aus diesem<br />
Kreis auch wieder verabschiedet<br />
haben, trotzdem untereinander Verbindung<br />
hielten und sich aus eigener Initiative<br />
auch weiterhin zu gemeinsamen Unternehmungen<br />
trafen. Auf diese Weise<br />
entstehen aus der Gruppe und über sie<br />
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hinaus immer wieder kleinere Netzwerke,<br />
die in ihrer stabilisierenden, unterstützenden<br />
und ermutigenden Wirkung nicht<br />
hoch genug eingeschätzt werden können.<br />
Wenn Sie als CHVaktuell Leser nun eine<br />
etwas konkretere Vorstellung von unserem<br />
Gesprächskreis für Trauernde gewonnen<br />
haben, freuen wir uns, wenn Sie Menschen<br />
auf dieses Angebot aufmerksam machen,<br />
für die es von Interesse sein könnte. Nach<br />
kurzer telefonischer Absprache (Telefon<br />
089-1307870) ist eine Teilnahme an der<br />
Gruppe in der Regel jederzeit möglich –<br />
und zwar unabhängig davon, ob der CHV<br />
an der Betreuung der verstorbenen Angehörigen<br />
beteiligt war. Neben der Möglichkeit<br />
zu Einzelgesprächen mit Trauerbegleitern<br />
stellt dieser niederschwellige, zu<br />
keiner regelmäßigen Teilnahme verpflichtende<br />
Gesprächskreis die zweite Säule unseres<br />
Unterstützungsangebots dar. Wir<br />
möchten darin betroffene Menschen zusammen<br />
führen und ihnen einen Raum<br />
zur Verfügung stellen, in dem sie wechselseitig<br />
von ihren Erfahrungen profitieren<br />
und Schritte in ein Leben unter gänzlich<br />
veränderten Bedingungen entwickeln können.<br />
Das Land, in dem sich Trauernde bewegen,<br />
erscheint ihnen nicht selten wegund<br />
perspektivlos. Aber jeder noch so kleine<br />
Schritt, einer vor den anderen gesetzt,<br />
lässt unmerklich etwas entstehen, was<br />
schließlich im Rückblick auf die durchlebte<br />
schwere Zeit als Fortschreibung eines<br />
Weges erkennbar wird, der „trotz allem“<br />
wieder ins Leben führt.<br />
Jürgen Wälde ist hauptamtlicher Trauerbegleiter des<br />
CHV, waelde@chv.org