Das Herz des Siebengebirges Ein Rundgang durch ... - Rheinkiesel
Das Herz des Siebengebirges Ein Rundgang durch ... - Rheinkiesel
Das Herz des Siebengebirges Ein Rundgang durch ... - Rheinkiesel
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<strong>Ein</strong> <strong>Rundgang</strong> <strong>durch</strong> Königswinter (2)<br />
<strong>Das</strong> <strong>Herz</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Siebengebirges</strong><br />
fit & gesund<br />
Mit Sauna, Kneipp & Co.<br />
der Kälte trotzen<br />
Auf rätselhaften Pfaden<br />
Der Mann mit dem richtigen Dreh<br />
17 Seiten Veranstaltungstips<br />
• Bonn • Königswinter • Oberpleis • Bad Honnef<br />
• Rheinbreitbach • Unkel • Erpel • Linz<br />
Ihr Recht<br />
Wenn Akten Wurzeln<br />
schlagen<br />
Kieselchen<br />
Geflügelte Götterboten<br />
11<br />
November 2010<br />
14. Jahrgang
Ökumenischer<br />
Friedensgottesdienst<br />
Liedvorträge: Männergesangverein<br />
Liederkranz 1875 e. V. Aegidienberg<br />
Dialoge, Gebete, Ansprache (Micha 4, 1 – 5):<br />
Ökumenisches Team der Kirchen Aegidienbergs<br />
Buß- und Bettag, 17. November 2010<br />
19.00 Uhr<br />
Pfarrkirche St. Aegidius, Aegidienberg
kennen Sie das? Nach langer Zeit<br />
kehren Sie – und sei es nur vorübergehend<br />
– an einen Ort zurück,<br />
der Ihnen einst lieb und vertraut<br />
war. Gewiß, manches hat sich<br />
inzwischen verändert, manches ist<br />
nicht mehr da, doch vieles ist<br />
offenbar so geblieben, wie Sie es<br />
von früher kennen – und doch<br />
wirkt es irgendwie anders. Ähnliches<br />
geschieht, wenn Fremde<br />
einen unbekannten Ort besuchen<br />
und manches entdecken, was<br />
Ihnen als Alteingesessenem bislang<br />
verborgen geblieben ist – obwohl<br />
es doch schon immer da war.<br />
„Entdecken“ Sie mit Bettina<br />
Schmitt im zweiten Teil unseres<br />
Stadtrundganges <strong>durch</strong> Königswinter<br />
auf den Seiten 4 bis 6 <strong>Das</strong><br />
<strong>Herz</strong> vom Siebengebirge.<br />
Apropos „unverändert“: Auf manchen<br />
Ämtern trägt vieles den<br />
Stempel „Unerledigt“ – und das<br />
seit langer Zeit. Die Aktenberge<br />
scheinen nicht kleiner zu werden.<br />
Manchmal erscheint dem Bürger<br />
die Bearbeitungszeit eines Vorganges<br />
unangemessen lang. Kann<br />
man denn da wirklich gar nichts<br />
machen? In unserer Service-Serie<br />
„Ihr Recht“ zeigt Rechtsanwalt<br />
Christof Ankele auf, was zu tun<br />
ist, Wenn die Akten Wurzeln<br />
schlagen (Seite 7).<br />
So ein Ärger mit Behörden und<br />
anderswo kostet nicht nur Nerven<br />
– Dauerstreß belastet nachweislich<br />
den Körper und hemmt das Immunsystem.<br />
Doch gerade in der<br />
kalten Jahreszeit muß die körpereigene<br />
Abwehr parat stehen, sonst<br />
drohen Erkältung und grippale<br />
Infekte. Julia Bidder gibt in unserer<br />
Serie „Fit & Gesund“ auf den<br />
Seiten 8 bis 10 gute Ratschläge So<br />
schlagen Sie dem Winter ein<br />
Schnippchen!<br />
Zu den drei Säulen, die das Immunsystem<br />
auf Trab bringen, gehören<br />
gesunde Ernährung, Bewegung<br />
und Entspannung. Letztere<br />
können Sie sich bei einem Konzertbesuch<br />
holen: Gönnen Sie sich<br />
Händels Oratorium „Der Messias“<br />
in Bad Honnef und fühlen<br />
Sie sich dabei Dem Himmel ein<br />
Stück näher. <strong>Ein</strong>zelheiten zur<br />
Komposition und zur Aufführung<br />
finden Sie auf Seite 11.<br />
Vielleicht hilft Ihnen ja auch eine<br />
<strong>Ein</strong>gebung von oben, wenn Sie<br />
unser Rätsel lösen wollen? Finden<br />
Sie Den richtigen Dreh und erraten<br />
Sie auf den Seiten 12/13,<br />
nach welchem Prominenten unserer<br />
Region wir diesmal „Auf rätselhaften<br />
Pfaden“ suchen.<br />
Rätselhaft ist auch der Ursprung<br />
so mancher Legenden – zum Beispiel<br />
der von Sankt Martin. Bei<br />
Kindern ist der Heilige Martin<br />
sehr beliebt – schon Wochen vor<br />
dem Martinszug freuen sich die<br />
Kleinen auf das Ereignis. Doch<br />
woher stammt diese Tradition<br />
eigentlich? Und warum müssen<br />
ausgerechnet im November die<br />
armen Gänse ihre Federn lassen?<br />
Julia Bidder klärt auf über Die<br />
Sache mit der Martinsgans – und<br />
was sonst noch zum Thema St.<br />
Editorial<br />
Liebe Leserin und lieber Leser,<br />
Martin zu sagen gibt (Seite 16/17).<br />
Von anderen Vögeln weiß unser<br />
Kieselchen; solchen, die wenig beliebt<br />
sind und denen doch früher<br />
Weisheit zugesprochen wurde.<br />
Seit Jahrhunderten haftet Raben<br />
das Image der Unglücksvögel<br />
und Unheilsbringer an. Doch den<br />
Römern galten sie als Geflügelte<br />
Götterboten. Mehr über diese<br />
eigenartigen Vögel findet Ihr, liebe<br />
Kinder, auf den Seiten 18/19.<br />
Verweilen wir noch ein wenig im<br />
Reich der Tiere. Die „Schutzgemeinschaft<br />
Deutsches Wild“ hat<br />
einen drolligen Gesellen zum „Tier<br />
<strong>des</strong> Jahres 2010“ ausgerufen: den<br />
Dachs, der mit Ruhe und Gemütlichkeit<br />
sein <strong>Das</strong>ein fristet.<br />
Mehr darüber auf den Seiten<br />
20/21.<br />
Viel Spaß bei der Lektüre wünscht<br />
Ihnen<br />
Impressum<br />
Titelbild: Erwin Bidder<br />
Erscheinungsweise:<br />
monatlich, jeweils zum Monatsende<br />
Redaktions- und Anzeigenschlußtermin:<br />
15. <strong>des</strong> Vormonats<br />
Verteilte Auflage: 15.000 Exemplare<br />
Druckunterlagen: nach Absprache<br />
(auch als pdf-,eps-, tif- oder jpg-Datei)<br />
Herausgeber: Verlag, Vertrieb und Anzeigenverwaltung<br />
Quartett-Verlag, Erwin Bidder, Im Sand 56,<br />
53619 Rheinbreitbach, Tel. 0 22 24 / 7 64 82,<br />
Fax 0 22 24 / 90 02 92, info@rheinkiesel.de<br />
Redaktion: Rechtsanwalt Christof Ankele, Erwin Bidder<br />
(verantwortlich), Julia Bidder, Paulus Hinz,<br />
Ulrich G. Sander, Bettina Schmitt<br />
Gestaltung: DesignBüro Blümling, Köln, mail@bluemling<strong>des</strong>ign.de<br />
Illustrationen: Beethovenorchester Bonn, Erwin Bidder, Julia<br />
Bidder, Maritim Königswinter, Photocase.com/<br />
typowerk, pixelio/Grey59/Günter Havlena/Andrea<br />
Kusajda/rundumkiel.de/Thommy Weiss, Ulrich<br />
Sander, Anne Servos, Bettina Schmitt, Theater<br />
Marabu, Vitalium Windhagen<br />
Anzeigen: Erwin Bidder (Verlag), Tel.: (0 22 24) 7 64 82<br />
Abonnements: <strong>Ein</strong>zelheft € 2,50, Jahresbezugspreis € 25,-<br />
(Zustellung per Post), Bestellungen sind an<br />
den Verlag zu richten<br />
Druck: Krahe Druck GmbH, Unkel, www.krahe-druck.de<br />
Internet: www.rheinkiesel.de, erstellt von Rhein@Net Ansgar<br />
Federhen<br />
Beilagenhinweis: „Lebensart auf Schloß Kommende“, veranstaltet<br />
von House & Living, Bonn (Teilbeilage)<br />
Bad Honnef<br />
Hauptstraße 59<br />
Tel. (0 22 24) 23 20<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo, Di, Do, Fr: 10.00-18.00<br />
Mi, Sa: 10.00-14.00<br />
November 2010 3
<strong>Ein</strong> <strong>Rundgang</strong> <strong>durch</strong> ... Königswinter<br />
<strong>Das</strong> <strong>Herz</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Siebengebirges</strong><br />
Stand unser erster <strong>Rundgang</strong> <strong>durch</strong> Königswinter noch<br />
im Zeichen <strong>des</strong> Weins, soll es heute vielmehr um das geologische<br />
Erbe der schmucken Stadt im Siebengebirge<br />
gehen. Steinernen Zeitzeugen wie Trachyt, Tuff und Latit<br />
begegnet man auch heute noch in der Innenstadt auf<br />
Schritt und Tritt.<br />
Unser Spaziergang startet an der<br />
Kirche St. Remigius: Erbaut wurde<br />
das Gotteshaus 1779/1780 nach<br />
den Plänen eines Schülers <strong>des</strong> berühmten<br />
Barockbaumeisters Balthasar<br />
Neumann, der unter anderem<br />
auch das Schloß Augustusburg<br />
in Brühl erbaut hat. Im<br />
Innenraum befinden sich unter<br />
anderem ein Barockaltar und die<br />
Kanzel aus der Abteikirche <strong>des</strong><br />
Klosters Heisterbach.<br />
Von der Kirche aus führt uns die<br />
Archäologin Claudia Kornagel in<br />
die bunte Fußgängerzone, in der<br />
die zahlreichen Lädchen zum <strong>Ein</strong>kaufsbummel<br />
locken. Dort pulsiert<br />
vor allem während der Sommermonate<br />
das Leben, als wäre das<br />
schmucke Städtchen das <strong>Herz</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Siebengebirges</strong>. Doch die Shopping-<br />
Tour muß warten: Schon nach<br />
wenigen Schritten erreichen wir<br />
Hausnummer 419. <strong>Das</strong> schmucke<br />
zweigeschossige Fachwerkhaus hat<br />
als eines der wenigen Häuser den<br />
Stadtbrand von 1689 überstanden.<br />
Heute drücken sich Kinder mit<br />
sehnsuchtsvollen Augen an den<br />
4 November 2010<br />
Schaufenstern die Nasen platt,<br />
denn drinnen befindet sich ein gut<br />
sortiertes Spielwarengeschäft. Wer<br />
seinen Fuß in den <strong>Ein</strong>gangsbereich<br />
setzt, kann dort Überreste<br />
eines alten „Königswinterer Backofens“<br />
finden. Diese aus Tuff hergestellten<br />
Öfen galten und gelten<br />
auch heute noch als besonders<br />
wertvoll, da Tuff hervorragend die<br />
Wärme hält. Hergestellt wurden<br />
sie 1890 von 20 Betrieben mit<br />
etwa 250 Beschäftigten. Der dazu<br />
verwendete Tuffstein stammt aus<br />
den berühmten Ofenkaulen oberhalb<br />
Königswinter, einem unterirdischen<br />
Stollensystem. Übrigens<br />
ist auch die Abtei Maria Laach aus<br />
vulkanischem Tuff erbaut – allerdings<br />
bedienten sich die Bauherren<br />
seinerzeit an Tuff-Lagerstätten<br />
vor Ort in der Eifel.<br />
Von der Fußgängerzone aus biegen<br />
wir links ab in die Kellerstraße,<br />
die uns am Siebengebirgsmuseum<br />
vorbeiführt, das zur Zeit<br />
leider wegen Umbaus geschlossen<br />
ist. 2011 soll es seine Pforten wieder<br />
neu eröffnen. Am Haus Nr. 24<br />
Pracht vergangener Zeiten: Treppenhaus im Rheinhotel Loreley<br />
Königswinter<br />
finden wir die am Rhein so verbreiteten<br />
Hochwassermarken, am<br />
rechts daneben liegenden Hauseingang<br />
stoßen wir auf Schienen:<br />
Bei Hochwasser legt man in diese<br />
Hölzer ein, um den Druck <strong>des</strong><br />
Wassers auf den <strong>Ein</strong>gangsbereich<br />
zu nehmen.<br />
Kaiserlicher<br />
Ballsaal<br />
Auf der Rheinpromenade wenden<br />
wir uns nach rechts und stehen<br />
vor dem 1893 erbauten „Hotel<br />
Loreley“, das früher „Goldener<br />
Drache“ hieß. Wir betreten das
Gebäude <strong>durch</strong> den kleinen<br />
Seiteneingang und steigen <strong>durch</strong><br />
das wegen Hochwasser geflieste<br />
Treppenhaus hinauf in den 1.<br />
Stock. Es erwarten uns eine beeindruckende<br />
<strong>Ein</strong>gangshalle und ein<br />
prächtiger Ballsaal mit Orchesterempore.<br />
Da wird es verständlich,<br />
daß Kaiser Wilhelm II. dieses<br />
Schmuckstück wählte, um hier<br />
am 27. Januar 1899 seinen 40.<br />
Geburtstag zu feiern!<br />
Wir biegen rechts ab in die<br />
Tomberger Straße, Frau Kornagels<br />
Lieblingsgasse. Mit der Nr. 4 steht<br />
hier das älteste Haus in Königswinter<br />
aus dem 15. Jahrhundert.<br />
<strong>Ein</strong>st nannten es die Grafen vom<br />
Drachenfels ihr Eigen. Auf dem<br />
Dach hängt noch die alte Brandglocke,<br />
quasi der erste Feuerausguck<br />
<strong>des</strong> Städtchens. An das Gebäude<br />
schloß sich einst das erste<br />
Krankenhaus mit eigener Spitalskapelle<br />
an.<br />
... Königswinter<br />
Unscheinbar: Der Turm <strong>des</strong> früheres Hofes der Herren zu Tomburg<br />
und Landskron<br />
Drei berühmte<br />
Gesteine<br />
Wer sich für Gesteine interessiert,<br />
wird an diesem Kleinod fündig:<br />
Rechts neben dem hölzernen<br />
<strong>Ein</strong>gangstor befindet sich Trachyt<br />
mit den typischen Quarz-<strong>Ein</strong>sprengseln.<br />
Aus ihrer Lage läßt<br />
sich auch heute noch auf die<br />
Fließrichtung der Lava schließen,<br />
aus der das vulkanische Gestein<br />
entstanden ist. Schon die Römer<br />
nutzten das über 30 Millionen<br />
Jahre alte Gestein vom Drachenfels<br />
und verschifften es nicht nur<br />
bis nach Köln, sondern auch nach<br />
Xanten und Nijmegen. Gleiches<br />
gilt für Latit, den man einst am<br />
Stenzelberg gewann, von dem aber<br />
auch etwas in der Hausmauer vor<br />
uns steckt. Auch das Kloster<br />
Heisterbach bestand aus diesem<br />
hellgrauen Stein. Die dritte Gesteinsart,<br />
die in den Hausmauern<br />
Genießen Sie den besonderen Charme und<br />
das elegante Ambiente unseres Hauses.<br />
Lassen Sie sich gefangen nehmen vom herrlichen Blick auf den<br />
Rhein. Gern arrangieren wir für Sie Familienfeste, Betriebs- und<br />
Jubiläumsfeiern, Tagungen und Veranstaltungen aller Art.<br />
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November 2010 5
<strong>Ein</strong> <strong>Rundgang</strong> <strong>durch</strong> ... Königswinter<br />
verwendet wurde, ist der sehr<br />
harte Basalt vom Petersberg. Mit<br />
seiner achteckigen Form fand der<br />
heimische Basalt Verwendung als<br />
Uferbefestigung am Rhein und<br />
als Schotter im Eisenbahnbau.<br />
Und ist damit ein hervorragen<strong>des</strong><br />
„leben<strong>des</strong>“ Beispiel für die jahrhundertealte<br />
Tradition <strong>des</strong> Steinabbaues<br />
in Königswinter.<br />
Versteckte<br />
Kleinode<br />
Nach wenigen Schritten stehen<br />
wir wieder in der Fußgängerzone,<br />
die übrigens in einem geschwungenen<br />
Bogen verläuft, bei dem alle<br />
paar Meter Neues ins Blickfeld<br />
gerät und so Gemütlichkeit und<br />
Heimeligkeit erzeugt. Die Nr. 397<br />
auf der rechten Seite war einst der<br />
<strong>Ein</strong>gang eines jüdischen Gebetshauses;<br />
die einfachen rechts und<br />
links angebrachten Reliefs stehen<br />
mit ihren sieben Strichen für den<br />
6 November 2010<br />
Klare Farben, klare Linien: St. Remigius<br />
jüdischen siebenarmigen Leuchter<br />
und erinnern damit als einziges<br />
sichtbares Symbol an die alte Tra-<br />
dition <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong>. Hinter der<br />
Hausnummer 379 fand sich einst<br />
der wunderschöne, mit Stuck ver-<br />
Diesen prächtigen ehemaligen<br />
Winzerhof kennt mancher Königswinterer<br />
noch als „Hotel Immenhof“.<br />
Immerhin vier Jahrzehnte lang, nämlich<br />
von 1953 bis 1993, diente das<br />
komfortable Gebäude als Hotel garni.<br />
1852 hatte es die Familie Bachem erbauen<br />
lassen.<br />
Im Januar 2004 ließ man Villa<br />
und angrezende Remise umfassend<br />
renovieren. Seither dient es als Ausstellungs-<br />
und Verkaufsfläche<br />
für exklusives Wohnambiente von<br />
LA REMISE OHG.<br />
zierte Theatersaal von Königswinter,<br />
an den sich Frau Kornagel<br />
noch wehmütig erinnert.<br />
Wir biegen links in die Pfefferstraße<br />
und erblicken auf dem<br />
Boden herrliche Kacheln, die traditionelle<br />
Berufe darstellen und<br />
die vor den Häusern liegen, in<br />
denen einst die Inhaber dieser<br />
Berufe wohnten und arbeiteten;<br />
auch der ein oder andere „Spitzname“<br />
der ehemaligen Bewohner<br />
findet sich hier. Hier endet unser<br />
<strong>Rundgang</strong> <strong>durch</strong> das gemütliche<br />
und traditionsreiche Rheinstädtchen<br />
– ein Spaziergang, der die<br />
Augen geöffnet hat für viele<br />
schmucke Details und Spuren heimischen<br />
Gesteins, an denen man<br />
sonst oft achtlos vorüber hastet. •<br />
Bettina Schmitt
Wenn die Akten<br />
Wurzeln schlagen<br />
Egal, ob Bauantrag, <strong>Ein</strong>kommenssteuerbescheid oder gar<br />
der Verlauf eines Gerichtsverfahrens: Manchmal spannen Behörden<br />
oder Gerichte die Bürger arg auf die Folter und lassen<br />
sich mit Entscheidungen scheinbar ewig Zeit. Ist dagegen<br />
gar kein Kraut gewachsen?<br />
Die üblichen Mittel sind Sachstandsanfragen<br />
oder Beschwerden<br />
bei den Vorgesetzten. Doch sie<br />
verlaufen in der Regel erfolglos,<br />
denn meistens haben die Institutionen<br />
(aus ihrer Sicht) gute<br />
Gründe, warum sie untätig bleiben,<br />
etwa Personalmangel bei<br />
gleichzeitiger Aktenflut. Diese<br />
Argumentation kann der Bürger,<br />
der üblicherweise keinen <strong>Ein</strong>blick<br />
in die Organisation hat, nicht<br />
widerlegen.<br />
Um die Verweildauer der Akten in<br />
den Ämtern zu verkürzen, wurde<br />
für viele Verwaltungs- und einige<br />
Sozialangelegenheiten das sogenannte<br />
Vorverfahren abgeschafft.<br />
Dies vereinfacht und verkürzt<br />
Widersprüche: Hat die Behörde<br />
eine Entscheidung getroffen und<br />
der Betroffene einen Widerspruch<br />
eingelegt, muß sie nicht erst einen<br />
Widerspruchsbescheid erlassen,<br />
bevor der Bürger gegen diesen<br />
Bescheid eine Klage vor dem zuständigen<br />
Gericht (Verwaltungsoder<br />
Sozialgericht) erheben kann.<br />
Inhaltlich unterschieden sich ursprünglicher<br />
und Widerspruchs-<br />
Bescheid sowieso meist kaum voneinander.<br />
Bleibt die zunächst zuständige Behörde<br />
untätig, kann der Bürger im<br />
Verwaltungsverfahren in der Regel<br />
drei Monate nach Antragstellung<br />
beziehungsweise <strong>Ein</strong>legung <strong>des</strong><br />
Widerspruchs Klage einlegen, ohne<br />
daß eine Entscheidung der Behörde<br />
vorliegen muß (§ 75 Verwal-<br />
Sind wir der Willkür der Bürokratie wirklich machtlos ausgeliefert?<br />
tungsgerichtsordnung – VwGO).<br />
Dies gilt auch, wenn das Vorverfahren<br />
gesetzlich vorgeschrieben<br />
ist und der Widerspruchsbescheid<br />
auf sich warten läßt.<br />
Personalmangel<br />
zählt nicht<br />
Die Behörde muß dann geltend<br />
machen, es habe ein zureichender<br />
Grund für die Verzögerung vorgelegen.<br />
Die Begründung „zu wenig<br />
Personal“ ist in diesem Zusammenhang<br />
nicht ausreichend.<br />
Bestand ein ausreichender Grund,<br />
setzt das Gericht das bei ihm anhängige<br />
Verfahren aus und setzt<br />
der Behörde noch eine letzte Frist.<br />
Erledigt das Amt den Antrag<br />
innerhalb dieser Frist oder wird<br />
über den Widerspruch beschieden,<br />
hat sich die Klage erledigt.<br />
Unter Umständen kann die Ver-<br />
Ihr Recht<br />
bindung dieser Untätigkeitsklage<br />
mit einer Verpflichtungsklage<br />
sinnvoll sein. Es empfiehlt sich, in<br />
diesen Fällen einen Rechtsanwalt<br />
einzuschalten.<br />
<strong>Ein</strong>e vergleichbare Regelung existiert<br />
auch in Sozialrechtsangelegenheiten.<br />
Allerdings können Betroffene<br />
in diesen Fällen erst nach<br />
sechs Monaten nach Antragstellung<br />
eine Untätigkeitsklage erheben<br />
(§ 88 Abs. I Sozialgerichtsgesetz).<br />
Insbesondere bei Auseinandersetzungen<br />
über einen<br />
Zahlungsanspruch, etwa bei Leistungen<br />
zur Sicherung <strong>des</strong> Lebensunterhaltes,<br />
kann eine Verzögerung<br />
der behördlichen Entscheidung<br />
die Existenzgrundlage <strong>des</strong><br />
Betroffenen gefährden. In solchen<br />
Fällen kommt auch der Antrag auf<br />
Erlaß einer einstweiligen Anordnung<br />
seitens <strong>des</strong> Sozialgerichts in<br />
Betracht.<br />
In Steuersachen schließlich gibt es<br />
die Möglichkeit <strong>des</strong> Untätigkeitseinspruchs<br />
(§ 347 Abs. I S. 2 Abgabenordnung).<br />
Voraussetzung ist,<br />
dass das Finanzamt über einen<br />
Antrag – und dazu gehört auch<br />
eine <strong>Ein</strong>kommensteuererklärung<br />
– ohne zureichenden Grund innerhalb<br />
einer angemessenen Frist<br />
sachlich nicht entschieden hat.<br />
Entscheidet das Finanzamt über<br />
einen <strong>Ein</strong>spruch (der auch ein<br />
Untätigkeitseinspruch sein kann)<br />
nicht innerhalb einer Frist von regelmäßig<br />
sechs Monaten in sachlicher<br />
Hinsicht, ist eine Anfechtungs-<br />
oder Verpflichtungsklage<br />
ohne abgeschlossenes <strong>Ein</strong>spruchsverfahren<br />
möglich (§ 46 Finanzgerichtsordnung).<br />
Untätige Gerichte sind zumin<strong>des</strong>t<br />
nach der geltenden Gesetzeslage in<br />
Deutschland unbekannt. Ausdrückliche<br />
Regelungen für diesen<br />
Fall finden sich in keiner gerichtlichen<br />
Verfahrensordnung. Gegenwärtig<br />
erachtet das Bun<strong>des</strong>ver-fassungsgericht<br />
die Untätigkeitsbeschwerde<br />
im Hinblick auf Artikel<br />
6 der Europäischen Menschenrechtskonvention<br />
als außerordentlichen<br />
Rechtsbehelf für zulässig. •<br />
Rechtsanwalt Christof Ankele<br />
sunda-rechtsanwaeltebad-honnef.de<br />
November 2010 7
Fit & Gesund<br />
So schlagen Sie<br />
dem Winter<br />
ein Schnippchen<br />
Bitte bleiben Sie gesund – mit diesem Slogan startete rheinkiesel<br />
vor einem Jahr die Serie „Fit & Gesund“. Pünktlich<br />
zum Start der Erkältungssaison haben wir Tips zusammengestellt,<br />
wie Sie Ihr Immunsystem auf Vordermann bringen.<br />
Denn Vorbeugen ist besser als Schniefen!<br />
Drei bis vier Erkältungen macht<br />
jeder Erwachsene pro Jahr <strong>durch</strong> –<br />
Kleinkinder sogar bis zu 13<br />
Schnupfen binnen zwölf Monaten.<br />
Meist sind Viren die Verursacher,<br />
denen Antibiotika nichts<br />
anhaben können. Der Volksmund<br />
weiß daher, daß eine Erkältung<br />
mit Arztbesuch zwei Wochen dauert,<br />
ohne hingegen 14 Tage.<br />
Dennoch sind wir den Attacken<br />
von Grippe- und Erkältungsviren<br />
nicht schutzlos ausgeliefert: <strong>Das</strong><br />
8 November 2010<br />
menschliche Immunsystem verfügt<br />
über eine ausgeklügelte Kombination<br />
verschiedener Verteidigungslinien.<br />
Haut und Schleimhäute<br />
etwa dienen als erste Hürde,<br />
die Krankheitserreger überwinden<br />
müssen. Im Körper selbst patrouillieren<br />
ständig ganz unterschiedliche<br />
Immunzellen, die nach<br />
<strong>Ein</strong>dringlingen fahnden und diese<br />
unschädlich machen. Sie verständigen<br />
sich untereinander mit<br />
chemischen Substanzen, verfügen<br />
über ein Gedächtnis und laufen<br />
bei Fieber zur Höchstform auf.<br />
Auf der anderen Seite dringen<br />
Viren in Körperzellen ein, kapern<br />
deren Stoffwechselzyklen und vermehren<br />
sich rasant – ein Wettlauf<br />
zwischen Immunsystem und Erreger<br />
beginnt. Die gute Nachricht<br />
lautet: Wir können die körpereigene<br />
Abwehr dopen und damit<br />
den Abwehrzellen den möglicherweise<br />
entscheidenden Vorteil verschaffen.<br />
Jungbrunnen<br />
kaltes Wasser<br />
Zu den drei Säulen, die dem Immunsystem<br />
dabei helfen, optimal<br />
zu arbeiten, zählen gesunde Ernährung,<br />
Bewegung und Entspannung<br />
(siehe Kasten auf Seite 10).<br />
Darüber hinaus ist simples Wasser<br />
das beste und preiswerteste Mittel,<br />
um die Abwehr zu unterstützen.<br />
Die sogenannte Hydrotherapie (von<br />
dem griechischem Wort „hydros“<br />
für Wasser) geht auf den Bad<br />
Wörishofener Pfarrer Sebastian<br />
Kneipp zurück, der sich selbst mit<br />
eisigen Bädern in der Donau von<br />
seiner Tuberkulose-Erkrankung<br />
geheilt haben soll. <strong>Das</strong> Prinzip der<br />
Kneippschen Wasseranwendung<br />
setzt auf den Wechsel von warmem<br />
und kaltem Wasser. Rund<br />
120 verschiedene Anwendungen<br />
hat der Pfarrer zusammengestellt.<br />
<strong>Das</strong> kalte Wasser führt dazu, daß<br />
sich Muskeln und Blutgefäße zusammenziehen<br />
und verengen. Die<br />
anschließende Wärme erweitet die<br />
Gefäße wieder und führt zur Entspannung.<br />
<strong>Das</strong> aktiviert nicht nur die Immunzellen,<br />
sondern hat sich auch<br />
bei <strong>Herz</strong>-Kreislauf-Störungen bewährt<br />
und kann sogar Gelenkleiden<br />
lindern, weil es die Durchblutung<br />
anregt und damit die Versorgung<br />
<strong>des</strong> Knorpels optimiert.<br />
Außerdem wirkt die Hydrotherapie<br />
auch gegen Krampfadern<br />
und Bluthochdruck. Bestimmte<br />
Kneippsche Güsse sollen auch gegen<br />
Kopfschmerzen helfen. Kalte<br />
Armbäder erfrischen zudem min<strong>des</strong>tens<br />
so gut wie eine Tasse Kaffee.<br />
Alles, was man dazu braucht, ist<br />
Wasser, eventuell eine Gießkanne<br />
Bewährt zur Abhärtung: Wassertreten nach Kneipp <strong>Das</strong> Beste, was Sie tun können: Regelmäßig in die Sauna
oder einen Schlauch sowie Schüsseln<br />
für Teilbäder – etwa, wenn die<br />
Arme ins kühle Naß getaucht werden<br />
sollen. Der Zeitaufwand ist<br />
ebenfalls gering – kein Wunder<br />
also, daß Kneipp geradezu eine<br />
Renaissance erlebt.<br />
Kalte Beingüsse<br />
Kneipp-Güsse starten stets an der<br />
rechten Körperhälfte. Idealerweise<br />
nimmt man für die Eigenbehandlung<br />
zu Hause einen Schlauch, aus<br />
dem das Wasser nahezu ohne<br />
Druck strömt. Kleine Anleitung<br />
für zu Hause: Schlauch oder Brause<br />
auf „kalt“ stellen und den Wasserstrahl<br />
vom rechten Fuß über die<br />
Beinvorderseite bis zu den Knien<br />
führen. Hartgesottene können bis<br />
zu den Oberschenkeln kneippen,<br />
empfindlichere Naturen lassen den<br />
Kneippguß an den Knien enden.<br />
Mehrere Male wiederholen, dann<br />
zur Beinrückseite wechseln. Nach<br />
wenigen Minuten ist das andere<br />
Bein an der Reihe. Wem das zu<br />
kompliziert ist, der kann sich auch<br />
einfach eine halbe Minute unter<br />
die kalte Dusche stellen – auch das<br />
stärkt die Abwehrkräfte.<br />
Schwitzen fürs<br />
Immunsystem<br />
Saunagänge unterstützen ebenfalls<br />
das Immunsystem – allerdings mit<br />
Warmreizen, denen nach dem<br />
Erfreut auch das Auge: Saunalandschaft mit angrenzendem Schwimmbecken<br />
Saunagang eine rasche Abkühlung<br />
folgt. Dabei wirkt jeder Saunagang<br />
wie ein kurzes, künstliches<br />
Fieber: Es erweitert die Blutgefäße,<br />
entlastet damit das <strong>Herz</strong><br />
und verbessert die Durchblutung.<br />
Anfänger sollten zunächst nur<br />
wenige Minuten in der Hitze verweilen<br />
und ihre Saunagänge erst<br />
nach und nach ausdehnen. Große<br />
Mahlzeiten sind vor Saunagängen<br />
tabu. Idealerweise darf sich der<br />
Körper nach dem Saunabad für<br />
einige Zeit entspannen. Egal, ob<br />
Kneipp-Guß oder Saunabad: Wer<br />
an Kreislauferkrankungen leidet<br />
oder anderweitige Leiden hat,<br />
sollte lieber seinen Hausarzt um<br />
Rat fragen, bevor er auf eigene<br />
Faust damit beginnt, sein Immunsystem<br />
zu trainieren.<br />
Keime einfach<br />
wegduschen<br />
Speziell gegen Erkältungen hilft ein<br />
altes Hausmittel, das die Nasenschleimhäute<br />
gut befeuchtet und<br />
Krankheitserreger einfach ausspült:<br />
Nasenspülungen mit Kochsalzlösung.<br />
Kochsalzlösungen gibt<br />
es fertig in der Apotheke oder in<br />
der Drogerie, ebenso Nasenduschen<br />
aus Plastik. Doch es geht<br />
auch einfacher: Für die Kochsalzlösung<br />
eine Messerspitze Salz<br />
Fit & Gesund<br />
in 200 Milliliter körperwarmen<br />
Wasser auflösen. <strong>Ein</strong> wenig Salzwasser<br />
in die hohle Hand gießen<br />
und <strong>durch</strong> das rechte Nasenloch<br />
einziehen. Den Kopf leicht zur<br />
Seite neigen, damit die Salzlösung<br />
in die Nebenhöhlen gelangt. Sie<br />
sollte <strong>durch</strong> das linke Nasenloch<br />
wieder herauslaufen. Regelmäßig<br />
angewendet sollen Nasenspülungen<br />
vorbeugend gegen Schnupfen<br />
wirken. Allerdings sind die Nasenspülungen<br />
<strong>durch</strong>aus gewöhnungsbedürftig<br />
– doch sind die wenigen<br />
Minuten Salzspülungen allemal<br />
besser als ein ausgewachsener<br />
Schnupfen! •<br />
Julia Bidder<br />
November 2010 9
10 November 2010<br />
Fit & Gesund<br />
10 Kicks für das Immunsystem<br />
1) Vorfahrt für Hygiene: Egal, ob Erkältungsviren oder die Erreger<br />
von Magen-Darm-Infektionen: Zahlreiche Krankheitskeime werden<br />
<strong>durch</strong> Hän<strong>des</strong>chütteln übertragen oder sammeln sich zum Beispiel auf<br />
Türklinken & Co. Gründliches und regelmäßiges Händewaschen, möglichst<br />
mit warmen Wasser und Seife, gehört daher im Winter zur Vorbeugungsmaßnahme<br />
Nummer 1. Wer schon krank ist oder verschnupfte<br />
Menschen trifft, verzichtet mit dem Hän<strong>des</strong>chütteln auch auf ein erhöhtes<br />
Ansteckungsrisiko.<br />
2) Der Erkältung davonlaufen: Regelmäßige körperliche Aktivität<br />
unterstützt das Immunsystem. Wer auch bei Regen & Co. draußen<br />
sportelt, kommt in der kühleren Jahreszeit in den Genuß zusätzlicher<br />
Abhärtung. Idealweise bewegen Sie sich jeden Tag bei jedem Wetter für<br />
30 bis 60 Minuten an der frischen Luft, min<strong>des</strong>tens jedoch an drei<br />
Tagen pro Woche. <strong>Ein</strong> flotter Spaziergang reicht. Ist ein fiebriger Infekt<br />
im Anmarsch, ist Sport allerdings tabu.<br />
3) Alkohol in Maßen genießen: Schon ein Gläschen hier und da<br />
bedeutet Streß für den Stoffwechsel, was die Abwehrkräfte schwächt. Im<br />
Winter mit Alkohol also lieber etwas kürzer treten!<br />
4) Obst und Gemüse statt Pillen: Der Körper braucht ausreichend<br />
Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe, um Krankheitserreger<br />
erfolgreich abzuwehren. Wer sich gesund und ausgewogen ernährt,<br />
kann auf Nahrungsergänzungsmittel verzichten (siehe rheinkiesel<br />
Januar 2010).<br />
5) Schlafen Sie sich gesund! Wer krank ist, schläft viel. Doch<br />
auch Gesunde sollten darauf achten, ausreichend zu schlummern, denn<br />
Schlafmangel schwächt das Immunsystem und öffnet damit<br />
Krankheitserregern Tür und Tor (siehe rheinkiesel 5/2010).<br />
6) Den Schnupfen einfach weglachen: Grippe und gute<br />
Laune gehen nicht zusammen – das gilt auch schon für die Vorbeugung:<br />
Optimismus und Humor bringen das Immunsystem auf Hochtouren.<br />
Erreger haben keine Chance.<br />
7) Im Fall <strong>des</strong> Falles: Tempo, Tempo! Wenn es Sie trotz allem<br />
erwischt hat, sollten Sie sich lieber in Papiertaschentücher schnäuzen, als<br />
in Stofftücher, und die Tempos nach dem Gebrauch sofort entsorgen.<br />
Wichtig: Nach dem Nase putzen Hände waschen nicht vergessen!<br />
8) Hände weg von Augen, Nase & Mund! Egal, ob Türklinke,<br />
die Haltegriffe im Bus oder die Knöpfe vom Aufzug im Büro: Krankheitskeime<br />
lauern überall do, wo Menschen hinfassen. Achten Sie <strong>des</strong>halb<br />
in der kalten Jahreszeit besonders darauf, ihre Hände vom eigenen<br />
Gesicht fernzuhalten, denn sonst haben Viren und Bakterien ein leichtes<br />
Spiel.<br />
9) Gut gelüftet ist schon halb gesund: Auch, wenn es draußen<br />
kühler wird, müssen Wohn- und Schlafräume regelmäßig gelüftet<br />
werden. <strong>Das</strong> gilt vor allem für Zimmer, in denen mehrere Menschen<br />
zusammentreffen, etwa Klassenzimmer oder Büros. Lüften senkt die<br />
Virenbelastung in der Raumluft und beugt damit einer möglichen Ansteckung<br />
vor.<br />
10) Für ein gutes Klima sorgen: Die winterliche Heizungsluft<br />
trocknet die Schleimhäute aus und begünstigt damit Erkältungen. Bei<br />
zu trockener Luft helfen Luftbefeuchter oder einfach ein feuchtes Tuch<br />
auf der Heizung.
Dem Himmel<br />
ein Stück näher<br />
Bis heute ungebrochen ist die Popularität <strong>des</strong> Oratoriums<br />
„Der Messias“ von Georg Friedrich Händel, eines der schönsten<br />
Werke der abendländischen Kirchenmusik. Erlebt man<br />
den vielstimmigen Jubel <strong>des</strong> „Halleluja“-Chores, getragen<br />
vom strahlenden Klang der Barocktrompeten, glaubt man<br />
dem Himmel ein Stück näher zu sein. Chor und Orchester <strong>des</strong><br />
Bad Honnefer „Collegium musicum“ werden es am 20.<br />
November in St. Johann Baptist aufführen.<br />
„Der Messias” ist Händels berühmtestes<br />
Oratorium. Der Librettist<br />
Charles Jennens stellte dafür Texte<br />
aus der Gottesdienstordnung der<br />
anglikanischen Kirche zusammen.<br />
Es ist eine umfassende theologische<br />
Konzeption, die die Heilsge-<br />
schichte im Zeitraffer <strong>durch</strong>mißt,<br />
von den alttestamentlichen Prophezeiungen<br />
bis hin zu ihrer Erfüllung.<br />
Händel schrieb die Partitur<br />
in nur 24 Tagen. Er verwendete<br />
dabei auch musikalisches Material<br />
früherer Kompositionen. <strong>Ein</strong><br />
solches „Recycling“ war damals<br />
gängige Praxis. Uraufgeführt wurde<br />
der „Messias“ am 13. April<br />
1742 in der irischen Hauptstadt<br />
Dublin im Rahmen einer Konzertreihe<br />
mit Benefizkonzerten für<br />
karitative <strong>Ein</strong>richtungen. Der Erfolg<br />
war überwältigend.<br />
Oratorium und Oper folgten in<br />
dieser Zeit einem festen Schema.<br />
Die Handlung wurde mit verteilten<br />
Rollen in Form von Rezitativen<br />
vorgetragen, Arien betrachteten<br />
das Geschehen emotional,<br />
Chöre reflektierten und kommen-<br />
tierten es. Von diesem Schema<br />
weicht „Der Messias“ ab. Die Bezeichnungen<br />
Rezitativ, Arie und<br />
Chor existieren zwar weiterhin,<br />
aber nicht mehr in den eben beschriebenen<br />
Funktionen. Solisten<br />
und Choristen werden gleichermaßen<br />
zu Berichterstattern der<br />
episch erzählten Heilsgeschichte.<br />
Beibehalten wurde die dreiteilige<br />
Struktur, innerhalb der sich das<br />
Geschehen abspielt. Der erste Teil<br />
umfaßt die Prophezeiungen und<br />
die Weihnachtsgeschichte. Der<br />
zweite Teil beinhaltet die Passion,<br />
die Auferstehung und die Himmelfahrt.<br />
Der dritte Teil spricht<br />
von der Zuversicht und Gewißheit<br />
in den letzten Dingen und<br />
von der Erfüllung der Prophezeiungen.<br />
Düsternis und<br />
Engelsstimmen<br />
Händel hat dieses groß angelegte<br />
Libretto in eine äußerst wirkungsvolle<br />
Tonsprache übersetzt. Effektvoll<br />
setzt er auf Kontraste. Wir finden<br />
hochdramatische und lyrische<br />
Passagen, Solopartien wechseln<br />
mit Chorszenen ab. Bedeutungsvoll<br />
unterlegt Händel die gesprochenen<br />
Bibelworte mit Orchesterbegleitung,<br />
um ihnen Autorität zu<br />
geben, wie etwa in dem einleitenden<br />
Rezitativ „Tröstet Zion“.<br />
Zwischen dem Beginn <strong>des</strong> Oratoriums<br />
und dem Schlußteil mit der<br />
großen Chor-Fuge „Würdig ist<br />
Chor und Orchester <strong>des</strong> Collegium musicum führen am 21. November 2010 den „Messias“ auf.<br />
das Lamm“ und abschließendem<br />
„Amen“-Chor finden sich eine<br />
ganze Reihe musikalischer Glanzlichter.<br />
Neben Düsternis und Dramatik<br />
gibt es auch die lichte Höhe<br />
<strong>des</strong> Engelsgesangs im Chor „Ehre<br />
sei Gott“. Von überirdischer<br />
Schönheit ist die Sopranarie „Ich<br />
weiß, daß mein Erlöser lebt“.<br />
Doch keines dieser Glanzlichter<br />
hat jemals die Popularität erreicht<br />
wie der Schlußchor <strong>des</strong> 2.Teils, das<br />
berühmte „Halleluja“. Händel hat<br />
den visionären Text der Offenbarung<br />
in eine gewaltige Tonsprache<br />
übersetzt. Im Text heißt es „und<br />
ich hörte etwas wie eine Stimme<br />
einer großen Schar und wie eine<br />
Stimme großer Wasser und wie<br />
eine Stimme starker Donner, die<br />
sprachen: Halleluja!“ Der Chor<br />
setzt mit dem mächtigen Halleluja-Ruf<br />
ein, ihm folgt unisono<br />
„Denn Gott regieret allmächtig“.<br />
Diese Motive werden <strong>durch</strong>geführt<br />
und münden in eine großartige<br />
Steigerung. Bis in die höchsten<br />
Lagen hinauf steigen die Sopranstimmen<br />
bei dem fanfarenartigen<br />
Motiv „Herr der Herrn“. Sie<br />
werden dabei vom strahlenden D-<br />
Dur der Trompeten begleitet.<br />
Berühmter<br />
Jubelgesang<br />
Bad Honnef<br />
Bis zum Schluß bleibt die Musik<br />
in der Stimmung der Freude und<br />
<strong>des</strong> Jubels in welcher der Chor verkündet:<br />
„Herr der Herr, der Wel-<br />
Chor- und Orchesterkonzert<br />
Georg Friedrich Händel<br />
Der Messias<br />
Ausführende:<br />
Susanne König (Sopran)<br />
Christine Wehler (Alt)<br />
Thomas Klose (Tenor)<br />
Timon Führ (Baß)<br />
Kammerchor <strong>des</strong> Collegium<br />
musicum Bad Honnef e.V.<br />
Orchester <strong>des</strong> Collegium<br />
musicum Bad Honnef e.V.<br />
Leitung: Ulrich Hülder<br />
Sonntag, 21. November 2010,<br />
16:00 Uhr<br />
Pfarrkirche St. Johann Baptist,<br />
Bad Honnef<br />
<strong>Ein</strong>tritt: € 12,-/erm. € 6,-<br />
VVK: Buchhandlung Werber,<br />
Bad Honnef, Hauptstraße 40<br />
ten Gott und er regiert auf immer<br />
und ewig“. Übrigens ist es auch<br />
heute noch es in England üblich,<br />
sich während <strong>des</strong> „Halleluja“-<br />
Chores zu erheben. Dies geht<br />
historisch auf ein königliches<br />
Mißverständnis zurück: Der englische<br />
König Georg II. soll bei diesem<br />
Chor aufgesprungen sein, da<br />
er dachte, das Werk sei nun gleich<br />
zu Ende. •<br />
Martina Walter<br />
November 2010 11
Auf rätselhaften Pfaden (17)<br />
Der richtige Dreh<br />
Sie sind ohne Zweifel selten geworden: Erfolgreiche<br />
Familienunternehmer, zumal im Sektor mittelständische<br />
Produktion, gelten seit langem als Rarität. Läßt die scheinbar<br />
unermeßliche Gier mancher Manager heutzutage vielfach<br />
erschauern, beeindrucken viele selbständige Unternehmer<br />
von jeher mit sozialem Verantwortungsbewußtsein,<br />
Weitblick, Augenmaß und kalkulierter Risikobereitschaft.<br />
Begeben Sie sich heute auf die Suche nach einer Unternehmerpersönlichkeit,<br />
die wie kaum eine andere unsere Region<br />
geprägt hat.<br />
Er war eines der seltenen Multitalente,<br />
die kaufmännisches Geschick<br />
und technisches Verständnis<br />
in sich vereinigen. <strong>Das</strong> zeigte<br />
sich schon früh, als der selbstbewußte<br />
17-Jährige im väterlichen<br />
Unternehmen eine Lehre absolvierte.<br />
Bereits mit 20 Jahren ließ<br />
sich der Jüngling eine Erfindung<br />
patentieren, um sie dann erfolgreich<br />
ins Ausland zu verkaufen.<br />
Zahlreiche Patente sollten im<br />
Laufe der Jahrzehnte noch folgen.<br />
Auf der Gewinnseite schlugen sich<br />
entsprechende Erträge aus Lizenzverträgen<br />
im In- und Ausland in<br />
der Unternehmensrechnung positiv<br />
nieder. Bereits mit 28 Jahren<br />
übernahm der strebsame Sohn die<br />
Leitung <strong>des</strong> väterlichen Unternehmens.<br />
Ursprünglich hatte dieser Betrieb<br />
Fahrzeuge und Schiffe gebaut,<br />
eine Sparte, die man relativ rasch<br />
aufgab. Den großen Durchbruch<br />
jedoch brachte erst eine enorme<br />
Spezialisierung in der Fertigung<br />
Breitbacher Graben 17<br />
53604 Bad Honnef<br />
Parkplatz vorhanden<br />
12 November 2010<br />
von Industrieprodukten. Neben<br />
dieser Konzentration auf das<br />
Wesentliche erwies sich ein mutiger<br />
Schritt in den Fünfziger Jahren<br />
<strong>des</strong> vergangenen Jahrhunderts als<br />
goldrichtig. Er beseitigte mit<br />
einem Schlage die immer wieder<br />
auftretenden Engpässe bei der<br />
Versorgung mit Vormaterial für<br />
die Fertigung, die den Betrieb<br />
häufig in Krisensituationen brachten.<br />
So wuchs das Unternehmen<br />
zu beachtlicher Größe heran.<br />
Mehrheitsbeteiligungen rund um<br />
den Globus ließen den Umsatz auf<br />
Milliardenhöhe anwachsen.<br />
<strong>Ein</strong> <strong>Herz</strong> für<br />
die Heimat<br />
Bei aller Tüchtigkeit und unternehmerischem<br />
Gespür erwies sich<br />
der als ungewöhnlich heimatverbunden<br />
geltende Sohn einer rheinischen<br />
Unternehmerfamilie stets<br />
als Mensch mit <strong>Herz</strong> und rheinische<br />
Frohnatur. Ehemalige Mit-<br />
Intensiver Sprachunterricht<br />
Englisches Bewerbungstraining<br />
Prüfungsvorbereitung:<br />
IELTS, TOEFL etc.<br />
Beglaubigte Übersetzungen<br />
arbeiter rühmen sein soziales Verantwortungsbewußtsein<br />
für seine<br />
„Betriebsfamilie“. So ließ er für<br />
seine Mitarbeiter betriebseigene<br />
Mietwohnungen errichten und<br />
zeigte sich über alle Maßen sozial<br />
Wer war’s?<br />
Dazu unsere Fragen:<br />
• Wie heißt der gesuchte Prominente?<br />
• Was für ein Produkt wurde in seinem Unternehmen<br />
gefertigt?<br />
• Was schenkte er „seiner Stadt“ aus Anlaß<br />
seines 70. Geburtstages?<br />
Wenn Sie die Antworten auf unsere drei Fragen wissen,<br />
können Sie an unserem Preisrätsel teilnehmen.<br />
Bitte schicken Sie uns Ihre Lösung bis zum<br />
15. November 2010. Es gilt das Datum <strong>des</strong> Poststempels.<br />
• per Post: (Anschrift s. Seite 3)<br />
• per E-Mail: info@rheinkiesel.de<br />
• per Fax: 02224 / 90 02 92<br />
• telefonisch unter 02224 / 76 48 2<br />
(Anrufe auf Anrufbeantworter können<br />
leider nicht gewertet werden)<br />
1. Preis:<br />
Teilnahme am sonntäglichen Familienbuffet für zwei Personen<br />
im Restaurant <strong>des</strong> MARITIM Hotel Königswinter.<br />
Zum Aperitif wird ein Glas Sekt gereicht (siehe Seite 13).<br />
Als Trostpreise verlosen wir ferner<br />
10 Exemplare der Publikation<br />
Wenn nur der Rhein nicht wär.<br />
<strong>Das</strong> Los entscheidet über die Gewinner;<br />
der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
engagiert. Davon zeugen noch<br />
heute großzügige Schenkungen an<br />
seine Heimatstadt, deren Stadtrat<br />
er – trotz Überbelastung <strong>durch</strong><br />
den Betrieb – er viele Jahre angehörte.<br />
•
Auf rätselhaften Pfaden (17)<br />
Tradition<br />
am Sonntag<br />
In exponierter Lage, direkt an der beliebten Königswinterer<br />
Rheinpromenade, empfängt Sie das MARITIM<br />
Hotel mit seinen elegant eingerichteten 218 Zimmern und<br />
32 Suiten. <strong>Das</strong> Haus bietet mit seinem großzügigen Wellnessbereich,<br />
10 Tagungs- & Konferenzräumen sowie diversen<br />
gastronomischen <strong>Ein</strong>richtungen den idealen Ausgangspunkt<br />
für Erkundungstouren <strong>durch</strong> das älteste<br />
Naturschutzgebiet Deutschlands, das Siebengebirge,<br />
Schiffsausflüge und Radtouren.<br />
Kulinarisch verführt man die Gäste und Besucher im exquisiten<br />
Restaurant „Rheinterrassen“ mit seinem herrlichen Ausblick auf den<br />
Rhein und einer großzügigen Sonnenterrasse. Urig-rustikal präsentiert<br />
sich die Bier- und Weinstube „Rhein’sche Stuff“ mit regionalen<br />
& saisonalen Spezialitäten und kleiner Sommerterrasse.<br />
Zum Ausklang eines harmonischen Abends erwartet Sie die elegante<br />
Piano-Bar <strong>des</strong> Hotels mit Livemusik und raffinierten Cocktails.<br />
Alle Restaurants bieten den passenden Rahmen für Festivitäten aller<br />
Art: ob Familienfeier, Betriebsfest, Weihnachtsfeier oder einfach nur<br />
einen schönen Abend zu zweit.<br />
Besonderer Beliebtheit erfreut sich das Familienbufett am<br />
Sonntagmorgen ab 12.15 Uhr, zu dem zu Beginn ein Glas Sekt<br />
gereicht wird.<br />
Restaurant „Rheinterrassen“<br />
Rheinallee 3, 53639 Königswinter<br />
Tel: 0 22 23 / 707 851<br />
Fax 0 22 23 / 707 811<br />
email: info.kwi@maritim.de<br />
www.maritim.de<br />
Öffnungszeiten: 6.30 – 23.00 Uhr<br />
November 2010 13
Kaleidoskop<br />
Vom Schandfleck<br />
zum Schmuckstück<br />
Unterhalb der lebhaften Honnefer Fußgängerzone feiert in<br />
diesen Tagen ein großräumiger Gebäudekomplex sein zehnjähriges<br />
Bestehen, der die Architektur der Stadt ohne jeden<br />
Zweifel bereichert hat: der Saynsche Hof.<br />
Besucher der ehemaligen Ba<strong>des</strong>tadt<br />
können es sich kaum vorstellen,<br />
daß noch vor einem Jahrzehnt<br />
Tristesse das Bild an diesem Ort<br />
beherrschte: Trostlose, unansehnliche<br />
Hinterhöfe bestimmten die<br />
Szene, wo heute eine klar gegliederte<br />
Architektur städtebauliche<br />
Akzente setzt. Doch ein Wechsel<br />
zeichnete sich ab: Die Honnefer<br />
Hauptstraße war von Amts wegen<br />
als Fußgängerzone ausgewiesen<br />
worden, was eine neue Verkehrsachse<br />
erforderte. Dies war die Geburtsstunde<br />
<strong>des</strong> „neuen“ Saynschen<br />
Hofes.<br />
Wo heute hinter klar gegliederten,<br />
farbig geschmackvoll abgetönten<br />
Häuserfassaden geschäftiges Treiben<br />
herrscht, stand vor Jahrhunderten<br />
ein ausgedehntes Weingut<br />
der Jesuiten. <strong>Ein</strong>zelheiten zur<br />
überaus wechselvollen Geschichte<br />
<strong>des</strong> Hofes sind nachzulesen im<br />
Aprilheft <strong>des</strong> rheinkiesel von<br />
2001 (auch online abrufbar unter<br />
www.rheinkiesel.de).<br />
Im Hause Hauptstraße 70 ist<br />
noch heute ein Grundstein zu finden,<br />
der die Jahreszahl 1699 trägt.<br />
Doch steht einiges dafür, daß das<br />
ehemalige Anwesen der Religions-<br />
Lassen Sie sich nach<br />
Italien entführen!<br />
Freitag, 26. November<br />
Telefonische Anmeldung erbeten<br />
14 November 2010<br />
gemeinschaft weitaus älter ist –<br />
vermutlich sogar etliche Jahrhunderte.<br />
Urkunden dazu gibt es jedoch<br />
leider nicht.<br />
<strong>Ein</strong> Glanzpunkt<br />
der Innenstadt<br />
Auch zehn Jahre nach dem Neubau<br />
erstrahlen die Gebäude im frischen<br />
Glanz. Und die Geschäftsleute<br />
profitieren von dem beträchtlichen<br />
Aufwand, wie Edeltrud<br />
Wegener vom <strong>Ein</strong>richtungshaus<br />
Walkembach bestätigt: „Trotz<br />
aller naturgegebenen Schwankungen<br />
kann ich sagen: Es hat sich<br />
gelohnt! Wir sind mit der Entwicklung<br />
in den letzten zehn<br />
Jahren <strong>durch</strong>aus sehr zufrieden!“<br />
Der umfangreiche Gebäudekomplex<br />
birgt neben den zahlreichen<br />
Geschäftsräumen etwa 30 Wohnungen.<br />
Unter anderem haben<br />
eine Arztpraxis und ein Computersoftware-Unternehmen<br />
ihre<br />
Pforten geöffnet. „Selbst der Bau<br />
der Tiefgarage hat sich rentiert“,<br />
ergänzt Frau Wegener. In den<br />
Sommermonaten nutzen die Angestellten<br />
<strong>des</strong> <strong>Ein</strong>richtungshauses<br />
gerne auch die Möglichkeit, im<br />
Genießen Sie einen Italienischen<br />
Abend mit Kulinarischen Köstlich -<br />
keiten vom Buffet und preisge -<br />
krönten Weinen von Michele Chiarlo.<br />
48 � pro Person oder 2 Personen 87�<br />
attraktiven Atrium <strong>des</strong> Hauses<br />
umgeben von Grün ein wenig auszuspannen.<br />
An den Feierlichkeiten zum zehnjährigen<br />
Geburtstag beteiligen sich<br />
auch die gleichfalls im Gebäudekomplex<br />
residierenden Firmen<br />
Herrenmoden Bähr und Haarmoden<br />
Zimmermann (siehe Kasten<br />
10 Jahre Saynscher Hof<br />
Bereicherung im Stadtbild<br />
von Honnef: Der Saynsche Hof<br />
(Teilansicht)<br />
Burghotel Ad Sion<br />
Bei uns speisen Sie stilvoll<br />
mit Detailangaben dazu). Für das<br />
Unternehmen Bähr sind die Festivitäten<br />
dieser Tage Anlaß zu doppelter<br />
Freude: Schließlich kann<br />
man auf ein 25-jähriges Bestehen<br />
der Firma zurückblicken. <strong>Das</strong> muß<br />
gefeiert werden! •<br />
Paulus Hinz<br />
Donnerstag, 4. November,<br />
ab 18.30 Uhr<br />
„Kulinarisches: Schokolade<br />
trifft Wein“<br />
Herrenmoden Bähr<br />
Am Saynschen Hof 27,<br />
Bad Honnef<br />
Donnerstag, 11. November,<br />
ab 18.30 Uhr<br />
„Krimi-Lesung mit Christian<br />
Schünemann“<br />
Haarmoden Zimmermann<br />
Kirchstraße 11a, Bad Honnef<br />
Donnerstag, 18. November,<br />
ab 18.30 Uhr<br />
„Bettgeschichten mit dem<br />
Karikaturisten Peter Gaymann“<br />
<strong>Ein</strong>richtungshaus Walkembach,<br />
Am Saynschen Hof 27,<br />
Bad Honnef<br />
Anmeldung erbeten:<br />
ew@walkembach.de<br />
Samstag, 27. November,<br />
ab 10.00 Uhr<br />
„Geburtstagsfeier mit Sekt<br />
und Leckereien“<br />
<strong>Ein</strong>richtungshaus Walkembach<br />
Haarmoden Zimmermann<br />
Herrenmoden Bähr<br />
Tel. 02224/988 30 - 0 · Fax -100 · info@adsion.de Schulstr. 2 · 53619 Rheinbreitbach · www.adsion.de
Kaleidoskop<br />
Rheinisches für den guten Zweck<br />
Nach zweijähriger Pause legt der Honnefer Matthias Wessel mit „Rheinisches<br />
Land – mein Heimatland“ seine zweite CD mit Liedern vom Rhein<br />
vor. Wiederum kommt der Reinerlös wohltätigen Zwecke zugute, diesmal<br />
ist es die Honnefer Tafel der AWO Bad Honnef. Zwanzig Titel befinden<br />
sich auf der CD, allesamt gesungen von Matthias Wessel, bisweilen<br />
begleitet von seinem Enkelsohn Philipp Walbröhl.<br />
Wenn der rote Hahn kräht<br />
Rheinisches Land –<br />
mein Heimatland<br />
Lieder über das Rheinland<br />
Matthias Wessel, Gesang<br />
Philipp Walbröhl, Trompete<br />
Josef Arenz, Arrangement<br />
€ 10,-<br />
Bezugsquellen:<br />
Musikhaus Hommerich, Unkel<br />
Blumen & mehr, Rheinbreitbach<br />
HIT-Markt, Bad Honnef<br />
AWO „Jacke wie Hose“, Honnef<br />
Keine Frage: Jeder ist froh, daß es eine Freiwillige Feuerwehr gibt. Aber<br />
nur wenige wissen um die verdienstvolle, allzuoft auch gefahrvolle Arbeit.<br />
Andre Rönz hat aus gegebenem Anlaß die Geschichte der Linzer<br />
Feuerwehr in den letzten 125 Jahren aufgezeichnet. In den letzten Jahrzehnten<br />
standen besonders die Großeinsätze bei der Flutkatastrophe am<br />
Hummelsberg, dem Flugzeugabsturz am Roniger Hof oder bei Großbränden<br />
in der Linzer Altstadt im Mittelpunkt. Auch dem gerade in Linz<br />
besonders bedeutsamen Hochwasserdienst wird breiter Raum gegeben.<br />
Weitere Eckpfeiler sind die Erweiterung zur Stützpunktfeuerwehr, der<br />
Neu- und Ausbau der Gerätehalle und als letztes wegweisen<strong>des</strong> Ereignis<br />
die Gründung <strong>des</strong> „Vereins der Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr<br />
Stadt Linz am Rhein e. V.“ im April 2009. Die Hauptaufgaben der Linzer<br />
Wehr – Brandschutz, Technische Hilfe, Wasserschutz sowie Chemiebzw.<br />
Umweltschutz – werden im Anhang <strong>durch</strong> brillantes aktuelles Bildmaterial<br />
illustriert.<br />
Andrea Rönz<br />
Geschichte der Freiwilligen<br />
Feuerwehr Linz am Rhein<br />
200 Seiten, Format 21 x 29,7 cm,<br />
Bilderdruck, farbig, Hardcover<br />
€ 12,50<br />
Verkaufsstellen in Linz:<br />
Stadtsparkasse, Mittelstr. 22,<br />
VR-Bank, Markt 2,<br />
Stadtentwicklungs- und<br />
Touristikgesellschaft Linz am<br />
Rhein mbH, Linz, Rathaus,<br />
Stadtarchiv Linz, Klosterstraße 13<br />
Buch- und Papierhaus Cafitz,<br />
Am Markt 4,<br />
die bücherstube, Buttermarkt 7<br />
November 2010 15
Rheinische Bräuche<br />
Die Sache mit<br />
der Martinsgans<br />
Sie gehören zum späten Herbst wie die fallenden Blätter und<br />
der feuchte Nebel, der vom Rhein aus <strong>durch</strong> das Tal zieht: die<br />
Sankt-Martins-Züge mit ihren bunten Laternen.<br />
Je<strong>des</strong> Kind im Rheinland kennt<br />
die Geschichte vom Heiligen<br />
Martin: Kein Wunder, denn am<br />
jährlichen Martins-Umzug reitet<br />
der römische Offizier in seinem<br />
roten Mantel stets mit. Nach Abschluß<br />
<strong>des</strong> Zuges teilt er mit den<br />
Pänz zwar nicht seinen Mantel,<br />
aber verschenkt leckere Martinswecken.<br />
Sein Namenstag, der 11.<br />
November, ist übrigens nicht wie<br />
bei anderen Heiligen der To<strong>des</strong>tag,<br />
sondern ehrt das Datum seiner<br />
Beisetzung.<br />
Ob Martin wirklich auf einem<br />
Pferd gesessen hat, als er dem armen<br />
Bettler die Hälfte seines<br />
Mantels gab? Vermutlich nicht:<br />
Die älteste Quelle erwähnt gar<br />
kein Pferd. Möglicherweise waren<br />
es die römischen Künstler, die den<br />
Heiligen heldenhaft auf ein Pferd<br />
setzten.<br />
Und auch die berühmte Martinsgans<br />
hat mit dem Heiligen nichts<br />
zu tun: Der Legende nach versteckte<br />
sich der bescheidene Martin,<br />
als er zum Bischof gewählt<br />
werden sollte, in einem Gänsestall.<br />
<strong>Das</strong> erschreckte Federvieh schnatterte<br />
so laut, daß die Gänse den<br />
Aufenthaltsort <strong>des</strong> Heiligen verrieten.<br />
Doch auch für diese Geschichte<br />
gibt es keinen Beleg, weiß<br />
der Bonner Volkskundler Dr. Alois<br />
Döring vom Amt für Rheinische<br />
Traditionelles Dotz-Lied<br />
De hellije zente Mertes, dat woar ne joode Mann.<br />
Er koov der Kinda Kearzje on stooch se selver aan<br />
Dotz, dotz, Dollendorf,<br />
Jev me en ahle Merteskorf,<br />
Jev me dit, Jev me dat,<br />
Jev me alles wat da hat!<br />
Hier wohnt ein reicher Mann, der uns was geben kann.<br />
Viel soll er geben, lange soll er leben!<br />
Lasst uns nicht so lange, lange stehn,<br />
denn wir müssen weitergehn, weitergehn!<br />
16 November 2010<br />
Lan<strong>des</strong>kunde zu berichten. Zwar<br />
standen die ersten Novembertage<br />
traditionell im Zeichen der Gans:<br />
Die Mast war abgeschlossen und<br />
das Federvieh diente als Zahlungsmittel,<br />
etwa, um die Pacht oder<br />
den Kirchenzehnt zu begleichen.<br />
So lag es nahe, Gans und Heiligen<br />
miteinander in Verbindung zu<br />
bringen – mit etwas Phantasie und<br />
Erzählkunst wurde so die Legende<br />
vom Gänsestall daraus. Sie ist etwa<br />
1.000 Jahre jünger, als die Martinslegende<br />
selbst.<br />
Herbstlicher<br />
Karneval<br />
Übrigens ist der Heilige Martin<br />
auch der Schutzpatron der Winzer:<br />
Seit dem Mittelalter verkostet man<br />
am 11. November den neuen Wein<br />
zu Ehren von Sankt Martin. So<br />
ranken sich auch in dieser Hinsicht<br />
einige Legenden um Martin:<br />
Er soll einen wundertätigen Weinstock<br />
gepflanzt haben, einen armen<br />
Fährmann Wein geschenkt<br />
oder vom Grab aus Wasser in Wein<br />
verwandelt haben.<br />
Neben dem Rebensaft gab es stets<br />
reichlich Essen: Über Jahrhunderte<br />
hinweg schlachteten die Bauern<br />
Anfang November, um Fleischvorräte<br />
für den Winter anzulegen<br />
– eben auch die Gänse. Diese landeten<br />
teilweise sofort im Ofen beziehungsweise<br />
auf dem Tisch,<br />
denn in der vorweihnachtlichen<br />
Fastenzeit waren Fleisch, Eier und<br />
andere tierische Produkte wie<br />
Schmalz für die Katholiken tabu.<br />
Zudem schrieb die Kirche sexuelle<br />
Enthaltsamkeit vor. Vor dem Fas-<br />
Tagesbistro<br />
Unter neuer Leitung! �����������<br />
� kleine, mediterrane Küche<br />
� ausgesuchte Weine<br />
� heiße Kaffee- und Schokoladen spezialitäten<br />
Gerne nehmen wir auch für abends<br />
Ihre Reservierung entgegen!<br />
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Wärmen Sie sich nach dem<br />
Martinszug bei uns auf!<br />
Martinszüge<br />
5. November<br />
17.15 Uhr Erpel<br />
18.00 Uhr Selhof<br />
8. November<br />
18.00 Uhr Kindergärten<br />
Scheuren<br />
18.00 Uhr Stenzelbergschule<br />
(obere Straße)<br />
9. November<br />
17.00 Uhr Kindergärten<br />
Aegidienberg<br />
17.45 Uhr Unkel<br />
18.00 Uhr Rheinbreitbach<br />
18.00 Uhr Rhöndorf<br />
19.15 Uhr Heister<br />
10. November<br />
17.30 Uhr Linz<br />
18.00 Uhr Bad Honnef<br />
Innenstadt<br />
18.00 Uhr Bruchhausen<br />
18.00 Uhr Kindergarten<br />
St. Maria Magdalena<br />
Rheinbreitbach<br />
18.30 Uhr Kindergarten<br />
Sonnenschein Rheinbreitbach<br />
18.00 Uhr Aegidienberg<br />
11. November<br />
18.00 Uhr Rommersdorf<br />
12. November<br />
18.00 Uhr Gemeinschaftsgrundschule<br />
Niederdollendorf<br />
(Königstraße)<br />
ten galt es also, in jeder Hinsicht<br />
noch einmal richtig „reinzuhauen“.<br />
<strong>Ein</strong>st war Sankt Martin daher<br />
ein üppiges, ausgelassenes Fest –<br />
ein wenig vergleichbar mit dem<br />
Karneval vor der österlichen Fastenzeit.<br />
Und so wundert es nicht,<br />
daß die rheinischen Karnevalisten<br />
im Laufe <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts den<br />
Martinstag zum Saisonstart für<br />
ihre fünfte Jahreszeit auserkoren.<br />
Uralte<br />
Heischegänge<br />
Seit dem 16. Jahrhundert ist überliefert,<br />
daß am Martinsabend<br />
die Kinder und Jugendlichen<br />
„Heischen“ gingen – hierzulande
Alle Jahre wieder: Dotzen macht Spaß<br />
meist „Dotzen“ oder „Schnörzen“<br />
genannt: Nach <strong>Ein</strong>bruch der<br />
Dunkelheit ziehen die Jugendlichen<br />
mit selbstgebastelten Laternen<br />
von Haus zu Haus und erbitten<br />
in Liedern Süßigkeiten,<br />
Geld oder Obst, traditionell etwa<br />
getrocknete Apfel- oder Birnenscheiben.<br />
„Den Spendern der<br />
guten Gaben dankte man herzlich,<br />
Geizhälse hatten Spottverse<br />
zu erwarten“, schreibt Alois Döring<br />
in seinem Buch „Heilige<br />
Helfer“ (siehe Buchtip). Die Laternenumzüge<br />
sind dagegen eine<br />
geradezu moderne Erfindung:<br />
Etwa um 1880 fing man an, das<br />
Gewusel der Kinder und Jugendlichen<br />
mit den selbstgebastelten<br />
Laternen oder ausgehöhlten Rüben<br />
in wohlformatierten Zügen zu<br />
ordnen.<br />
Viel älter sind dagegen die Martinsfeuer<br />
– sie sind bereits seit dem<br />
15. Jahrhundert überliefert. <strong>Das</strong><br />
Aufschichten und Anzünden war<br />
damals Sache der Jugend – man<br />
wetteiferte darum, wer das größte<br />
und schönste Martinsfeuer hatte.<br />
Dabei lief es nicht immer friedlich<br />
ab – im Gegenteil sind aus<br />
manchen Regionen regelrechte<br />
„Kampflieder“ überliefert. Woher<br />
die „Feuerbräuche“ mit Martinsfeuer<br />
und -Laternen kommen, darüber<br />
ist nichts bekannt. Möglicherweise<br />
geht es auf das Evangelium<br />
zurück, daß bis zum<br />
Rheinische Bräuche<br />
Zweiten Vatikanischen Konzil an<br />
Sankt Martin vorgelesen wurde.<br />
Darin heißt es: „Niemand zündet<br />
ein Licht an und stellt es in ein<br />
Versteck oder unter einen Scheffel,<br />
sondern auf den Leuchter, damit<br />
alle, die eintreten, das Licht sehen“<br />
(Lukas, 11, 33).<br />
Möglicherweise regten diese Worte<br />
die Gläubigen im Spätmittelalter<br />
dazu an, symbolisch mit Laternen<br />
<strong>durch</strong> die Dunkelheit zu ziehen.<br />
Aber vielleicht war es auch die<br />
schlichte Notwendigkeit, im Spätherbst<br />
den Weg mit Fackeln zu<br />
beleuchten? •<br />
Julia Bidder<br />
Alle meine Heiligen …<br />
Schon mal was vom Heiligen<br />
Suitbertus von Kaiserswerth gehört?<br />
Der Bonner Volkskundler<br />
Dr. Alois Döring hat die Legenden<br />
und Bräuche von über 70<br />
Heiligen gesammelt, die <strong>durch</strong><br />
ihre Vita oder Sitten und Bräuche<br />
eng mit dem Rheinland verknüpft<br />
sind. Wie ein Kalender<br />
führt das spannende Lesebuch<br />
<strong>durch</strong> das Jahr und berichtet von<br />
Lebensgeschichten, Bauernregeln,<br />
Kerzenfesten oder Pilgerreisen<br />
ebenso wie von beliebten Ritualen<br />
um Brot, Wasser, Wein und<br />
Erde – eine unerschöpfliche<br />
Nachschlagequelle.<br />
Alois Döring Heilige Helfer<br />
Rheinische Heiligenfeste<br />
<strong>durch</strong> das Jahr<br />
264 Seiten, Leinen, Greven-Verlag<br />
(2009), ISBN 978-377430432-1,<br />
€ 19,90<br />
Im Dezember samstags<br />
von 10.00 bis 16.00 Uhr<br />
Helga Brinsa<br />
Selhofer Straße 84c<br />
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Telefon (0 22 24) 94 05 47<br />
November 2010 17
Kieselchen<br />
Geflügelte<br />
Götterboten<br />
Sie benutzen Werkzeuge, knacken Nüsse und beherrschen<br />
sogar Fremdsprachen – und wenn es schneit, „rodeln“ sie<br />
sogar vergnügt die vereisten Abhänge runter: Raben sind<br />
vielleicht die menschlichsten aller Vögel. Sind sie <strong>des</strong>halb so<br />
unbeliebt?<br />
Die dunklen Gestalten auf den<br />
kahlen Bäumen gehören zum November<br />
wie der Nebel und der<br />
erste Frost. Manchmal ist es richtig<br />
unheimlich, wenn sich große<br />
Scharen von Krähen im Park oder<br />
am Rheinufer krächzend zusammenfinden.<br />
Doch keine Bange:<br />
Ihr habt nichts zu befürchten!<br />
Seit Jahrhunderten gelten Raben<br />
als Unglücksvögel und Unheilsbringer.<br />
<strong>Das</strong> war nicht immer so:<br />
In der germanischen Mythologie<br />
symbolisieren die Raben Weisheit<br />
und Intelligenz. Rabenvögel begleiteten<br />
häufig die Zauberer, und<br />
auch die „moderne“ kleine Hexe<br />
von Ottfried Preußler hat einen<br />
schlauen Raben namens Abraxas.<br />
In vielen Legenden können sich<br />
große Könige oder Hexen und<br />
Zauberer in Raben verwandeln –<br />
sogar in vergleichsweise modernen<br />
Kinderfilmen wie der „Märchenbraut“.<br />
Der römische Gott Apollon<br />
mochte Raben, und auch den<br />
altnordischen Gottvater Odin begleiteten<br />
stets zwei Kolkraben,<br />
Hugin und Munin. Die Verteufelung<br />
der Zaubervögel kam erst mit<br />
18 November 2010<br />
dem Christentum auf: Weil die<br />
heidnischen Religionen den Raben<br />
verehrten, deuteten die Christen<br />
ihn um in ein böses Tier.<br />
Düster wie seine Artgenossen: der Kolkrabe<br />
Seine enge Verbindung mit dem<br />
Jenseits kommt vermutlich auch<br />
<strong>durch</strong> den Speisezettel der Rabenvögel<br />
zustande: Neben Früchten,<br />
Nüssen, kleinen Insekten oder<br />
Meerestieren und jungen Vögeln<br />
oder Säugetieren fressen Raben<br />
und Krähen gern Aas. Damit sind<br />
sie gewissermaßen die Geier in unseren<br />
Breitengraden und galten<br />
einst auch als Galgenvögel.<br />
Federvieh mit<br />
Köpfchen<br />
In unseren Breitengraden kommen<br />
verschiedene Arten von Rabenvögeln<br />
vor. Mit etwa 65 Zentimetern<br />
Größe ist der Kolkrabe der<br />
„Riese“ unter den Rabenvögeln<br />
und sogar größer als ein Mäusebussard!<br />
Die Spannweite der<br />
Flügel beträgt bis zu 1,30 Metern.<br />
<strong>Das</strong> Gefieder ausgewachsener<br />
Tiere glänzt metallisch-schwarz.<br />
Raben werden über 20 Jahre alt<br />
und leben streng monogam; das<br />
heißt: sie leben immer mit den-<br />
Barbara Peckl<br />
In meiner Praxis<br />
stehen Sie als<br />
Person und Mensch<br />
im Mittelpunkt.<br />
selben Partnerinnen bzw. Partnern<br />
zusammen.<br />
Die Rabenkrähe hingegen ist mit<br />
höchstens 47 Zentimetern Länge<br />
und einem Meter Flügel-Spannweite<br />
deutlich kleiner – weshalb<br />
die Menschen früher die Krähen<br />
für die weiblichen Kolkraben hielten.<br />
<strong>Das</strong> Gefieder von Krähen<br />
glänzt jedoch nicht wie das <strong>des</strong><br />
Kolkraben. Krähen rufen zudem<br />
eher „kra-kra“ (woher vermutlich<br />
ihr Name stammt), während<br />
Raben „krok“ krächzen. Wenn Ihr<br />
im Garten, an Parks oder Weiden<br />
oder am Rhein dunkle Rabenvögel<br />
seht, könnt Ihr jedoch fast<br />
immer davon ausgehen, daß es<br />
sich um Krähen handelt, denn<br />
Kolkraben sind recht selten. Allerdings<br />
finden sie sich zahlreich auf<br />
Müllhalden ein, denn Raben und<br />
Krähen sind sogenannte „Kulturfolger“:<br />
Sie suchen die Nähe <strong>des</strong><br />
Menschen, weil sie dort stets einen<br />
reich gedeckten Tisch vorfinden –<br />
sei es auf Feldern, in Parks oder<br />
Mülltonnen.<br />
Raben sind äußerst geschickt und<br />
gelten als hoch intelligent: Sie erkennen<br />
ihr Spiegelbild, und wenn<br />
sie Futter verstecken wollen, achten<br />
sie darauf, daß keine Artgenossen<br />
sie dabei beobachten, damit<br />
das Versteck auch geheim bleibt.<br />
Beobachtet sie ein anderer Rabe,<br />
tun sie so, als ob sie Futter verstecken,<br />
um ihre Kollegen so in die<br />
Irre zu führen – ziemlich clever!<br />
Außerdem haben Forscher schon<br />
von Raben berichtet, die auf<br />
Wildschweinen „Rodeo“ reiten<br />
oder schneebedeckte Abhänge hinunterrutschen,<br />
als würden sie<br />
Ihre Fachpraxis für<br />
Lymphdrainage, Massage<br />
und Ödemtherapie<br />
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Hauptstraße 80a<br />
Neueröffnung<br />
53619 Rheinbreitbach<br />
Tel. 0171 / 9 63 35 55<br />
Anmeldung täglich ab 17.00 Uhr<br />
– nur Privatpatienten –
Schlitten fahren. Offenbar sind<br />
Raben auch gern für einen Spaß<br />
zu haben.<br />
Angler und<br />
Nußknacker<br />
Aber das ist noch nicht genug:<br />
Rabenvögel können Werkzeuge<br />
benutzen, etwa Stöckchen, um<br />
sich Fleischbröckchen zu angeln.<br />
Und sie benutzen sogar Autos als<br />
„Werkzeuge“: Um an die leckeren<br />
Nüsse zu kommen, werfen sie sie<br />
auf die Straße, um sie von Autos<br />
überrollen zu lassen. Dabei achten<br />
sie sogar auf die Verkehrsampeln –<br />
kein Wunder, sonst werden sie ja<br />
überfahren!<br />
Außerhalb der Brutzeit leben<br />
Krähen in kleinen Schwärmen. In<br />
der Abenddämmerung schließen<br />
sie sich jedoch häufig zu großen<br />
Gesellschaften zusammen, die gemeinsam<br />
einen Baum zum Schlafen<br />
anfliegen. Jetzt im November,<br />
wenn die Bäume ihr Laub verloren<br />
haben, sieht man die Silhouetten<br />
der Rabenvögel im Sonnenuntergang<br />
besonders gut – und man<br />
hört sie laut krächzen. Dabei können<br />
zumin<strong>des</strong>t Kolkraben sogar<br />
„Fremdsprachen“ lernen: Sie können<br />
andere Laute imitieren, zum<br />
Beispiel Rufe von ihren Verwandten,<br />
den Krähen, aber auch andere<br />
Vogelarten oder Hundegebell.<br />
Treu wie<br />
ein Rabe<br />
Wenn Raben oder Krähen einen<br />
Partner gefunden haben, bleiben<br />
sie ihm ein Leben lang treu – bei<br />
einer Lebenserwartung von über<br />
20 Jahren entstehen so langlebige<br />
„Raben-Ehen“, die länger halten,<br />
als so manche menschliche Ehe! In<br />
Sachen Fortpflanzung sind Raben<br />
echte Frühstarter: Schon im Februar<br />
legen sie ihre Eier, aus denen<br />
nach 20 Tagen vier bis sechs Jungraben<br />
schlüpfen. Die Eltern umsorgen<br />
die Küken liebevoll. Fällt<br />
eines aus dem Nest, versuchen die<br />
Altraben, es zu schützen, und<br />
greifen in ganz seltenen Fällen<br />
sogar Menschen an, wenn sie<br />
Gefahr wittern!<br />
Immer wieder beschweren sich<br />
Landwirte, daß sich Rabenvögel<br />
Kieselchen<br />
über ihr Vieh hermachen und<br />
sogar Lämmer, Kälber oder erwachsene<br />
Tiere töten. Tatsächlich<br />
suchen Krähen und Raben gern<br />
die Nähe von Vieh auf der Weide,<br />
denn die Vierbeiner und ihr Futter<br />
bedeuten für sie meist einen reich<br />
gedeckten Tisch. Wissenschaftler<br />
haben zudem beobachtet, daß<br />
Rabenvögel gern Jungtiere, aber<br />
auch erwachsene Schafe und<br />
Rinder, picken, um zu gucken,<br />
wie sie reagieren. Springt das Tier<br />
auf oder wehrt sich, läßt der dunkle<br />
Vogel schnell von ihnen ab.<br />
Aber vor allem schwache und<br />
kranke Tiere reagieren nicht mehr<br />
auf das Picken. Dann fallen die<br />
Krähen oder Raben über das Tier<br />
her und picken zum Beispiel in<br />
Augen oder Nase. <strong>Das</strong> bedeutet<br />
häufig einen blutigen Anblick und<br />
es kann auch passieren, daß ein<br />
Lamm oder ein Kalb stirbt. Meist<br />
wäre es jedoch auch ohne die Verletzungen<br />
und Schnabelattacken<br />
gestorben, etwa, weil es krank war:<br />
Wissenschaftler bezweifeln, daß<br />
Raben ein gesun<strong>des</strong> Tier töten<br />
könnten.<br />
Von wegen<br />
Rabenmutter!<br />
Falsch ist auch das Image der<br />
„Rabenmutter“, von der man gern<br />
spricht, wenn eine Mutter oder<br />
„Rabeneltern“ sich nicht genug<br />
um ihre Kinder kümmern. Dieser<br />
Begriff geht vermutlich auf die<br />
Tatsache zurück, daß junge Raben<br />
sehr unbeholfen sind, wenn sie das<br />
Nest verlassen: Offenbar waren die<br />
Eltern also nicht besonders fürsorglich<br />
und kümmerten sich<br />
nicht um den Nachwuchs. Heute<br />
weiß man, daß sich Raben sehr<br />
wohl um ihre Kleinen kümmern,<br />
selbst wenn die kleinen Tollpatsche<br />
das Nest bereits verlassen<br />
haben. Die Rabeneltern füttern<br />
den Nachwuchs und warnen und<br />
schützen ihre Jungen vor möglichen<br />
Feinden. Übrigens: Die<br />
Vogeleltern von Staren verhalten<br />
sich ähnlich. Und wer weiß, vielleicht<br />
wird aus dem Nachwuchs<br />
einer sogenannten „Rabenmutter“<br />
ja doch noch ein echter „Star“? •<br />
Euer Kieselchen<br />
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November 2010 19
Natur<br />
Mit Ruhe und<br />
Gemütlichkeit<br />
Wer kennt ihn nicht, den großen, fröhlichen Bären Balu aus<br />
Walt Disneys „Dschungelbuch“, der sich mit dem Findelkind<br />
Mogli anfreundet und eine witzige Mischung aus <strong>Ein</strong>fallsreichtum,<br />
Lebensfreude und „laissez-faire“ an den Tag legt?<br />
Fast noch bekannter ist das Lied, nahezu ein Schlager, zu<br />
dem die beiden <strong>durch</strong> den Urwald tanzen: „Versuch´s mal<br />
mit Ruhe und Gemütlichkeit“. Der Text paßt auch auf einen<br />
heimischen Artgenossen.<br />
Sollte Disney die Story einmal an<br />
deutsche Verhältnisse adaptieren,<br />
könnten – mangels Urwald – ersatzweise<br />
unsere weitläufigen Forste<br />
als Kulisse dienen und – mangels<br />
Bär – der Dachs diese Rolle übernehmen.<br />
Er hat die Ruhe weg,<br />
zumin<strong>des</strong>t äußerlich, und ist prä<strong>des</strong>tiniert<br />
für die Rolle <strong>des</strong> geschickten<br />
Überlebenskünstlers, gepaart<br />
mit unbesonnener Gelassenheit<br />
und gezügelter Kraft. Der<br />
oftmalige <strong>Ein</strong>druck einer gewissen<br />
Kurzatmigkeit ist dabei für die<br />
Glaubwürdigkeit eines Charakterdarstellers<br />
nur förderlich. Ähnlichkeiten<br />
hatten schon unsere Vorfahren<br />
erkannt, bei denen der<br />
Dachs noch seinen vollen Namen<br />
trug: „Dachsbär“.<br />
Die wenigsten Menschen haben je<br />
einen Dachs in freier Wildbahn<br />
gesehen. <strong>Das</strong> ist schade, denn er ist<br />
ein sehr schönes und gar nicht so<br />
scheues Tier; auch von stattlicher<br />
Größe oder sagen wir besser: Gewicht.<br />
Aber, und das ist der haupt-<br />
20 November 2010<br />
sächliche Grund, Dachse sind vorwiegend<br />
nachtaktiv und Wanderer<br />
wie Spaziergänger würden ihnen<br />
am ehesten noch in den allerfrühesten<br />
Morgenstunden im<br />
Wald oder am Waldrand begegnen,<br />
manchmal auch in einer an<br />
Hecken und Feldgehölzen reichen<br />
Feldlandschaft. Und allzu häufig<br />
sind sie auch nicht.<br />
Räuber mit<br />
dickem Po<br />
Der Dachs ist ein Vertreter der<br />
Marderartigen, die geschickte Jäger<br />
oder, etwas unverblümter ausgedrückt,<br />
Raubtiere sind. Dachse<br />
sind aber keine reinen Fleisch- sondern<br />
Allesfresser, die neben Regenwürmern,<br />
Schnecken und Pilzen<br />
auch Früchte, Samen und Aas<br />
nicht verabscheuen. Vielmehr sind<br />
sie Sammler als Jäger und eher Vegetarier<br />
mit Hang zum opportunen<br />
Fleischgenuß. Anders als seine<br />
behenden, schlanken Verwandten<br />
wie Wiesel, Stein- und Baummarder<br />
läuft der Dachs auf relativ<br />
kurzen Beinen, hat einen deutlich<br />
breiten Rücken und einen eindeutig<br />
dicken Po. Der verhältnismäßig<br />
kleine Kopf trägt eine<br />
langgestreckte, fast rüsselartige<br />
Schnauze. Insofern schwankt die<br />
träge Art seiner Fortbewegung je<br />
nach Geschwindigkeit zwischen<br />
wackelndem Gang und hoppelndem<br />
Galopp.<br />
Seine tumbe Art darf aber nicht<br />
darüber hinwegtäuschen, daß er<br />
weder harm- noch wehrlos ist. Der<br />
schöne, weiß gefärbte Kopf, welcher<br />
mit schwarzen, <strong>durch</strong> die<br />
Augen bis zu den kleinen Ohren<br />
verlaufenden Streifen versehen ist,<br />
trägt eine Schnauze, die beachtlich<br />
zubeißen kann.<br />
Motiv für die Jugend:<br />
Briefmarke der Deutschen<br />
Bun<strong>des</strong>post von 1968<br />
Dachsschädel erkennt man sofort<br />
an dem zentimeterhoch herausragenden<br />
Knochenkamm, an dem<br />
die enormen Kaumuskeln ansetzen.<br />
Die langen, scharfen und gestreckten<br />
Krallen der Pfoten sind<br />
Werkzeuge, die zur Nahrungsbeschaffung<br />
und zum Anlegen <strong>des</strong><br />
unterirdischen Baus eingesetzt<br />
werden. So erkennt man seine<br />
Fußabdrücke an eben jenen dikken<br />
Krallen und daran, daß die<br />
fünf Zehen eine Tatze formen, die<br />
bei diesem Sohlengänger etwas<br />
breiter als lang ist.<br />
Um ihn bekannter zu machen,<br />
hat ihn die „Schutzgemeinschaft<br />
Deutsches Wild“ zum „Tier <strong>des</strong><br />
Jahres 2010“ ausgerufen. Die jagdnahe<br />
Organisation, die für Natur<br />
und Tierwelt eintritt, erklärt in<br />
diesem Zusammenhang, der Dachs<br />
stünde zwar unter Naturschutz, sei<br />
aber nicht mehr, wie noch in den<br />
1990er Jahren, gefährdet. <strong>Das</strong> sei<br />
auch daran zu erkennen, daß in<br />
der Jagdsaison 2007/2008 in<br />
Deutschland Jäger 49.794 Dachse<br />
erlegt haben.<br />
Mit den Füchsen, von denen im<br />
gleichen Zeitraum bun<strong>des</strong>weit<br />
mehr als eine Viertelmillion bei der<br />
Jagd auf sie ihr Leben lassen mußten,<br />
scheinen sich Dachse überraschend<br />
gut zu verstehen. Es sind<br />
Wohngemeinschaften bekannt geworden,<br />
in denen Dachs und<br />
Fuchs einträchtig den gleichen,<br />
dann etwas großzügiger bemessenen<br />
Bau besiedeln. „Reineke<br />
Fuchs“ scheint sich dabei „Meister<br />
Grimbart“ etwas aufzudrängen<br />
und von der Größe der Dachsschen<br />
Waldvillen zu profitieren,<br />
aber man kümmert sich dann<br />
nicht weiter umeinander, sondern<br />
bewohnt verschiedene Kammern<br />
(Kessel genannt) oder Etagen.<br />
„My home is my castle” ist dabei<br />
die Devise <strong>des</strong> Erdmarders. Die<br />
Erdburgen umfassen üblicherweise<br />
etliche <strong>Ein</strong>- und Ausgänge<br />
und – er legt Wert auf gutes
Wohnklima – zusätzlich Luftschächte.<br />
Da ist es nur konsequent,<br />
außerhalb der Wohnstatt kleine<br />
Gruben anzulegen, die quasi als<br />
Plumpsklo dienen und als „Dachs-<br />
Aborte“ bezeichnet werden. Abfall<br />
in der Behausung wird allenfalls in<br />
Form von Nahrungsresten geduldet,<br />
ansonsten herrscht peinliche<br />
Reinlichkeit, bringt er doch die<br />
meiste Zeit seines Lebens hier zu.<br />
Wie unser liebenswerter Hauptdarsteller<br />
zu seinem volkstümlichen<br />
Namen „Grimbart“ gekommen<br />
ist, den man regelmäßig in<br />
Fabeln, Märchen und Gedichten<br />
findet, ist nicht eindeutig zu erklä-<br />
Räuber mit dickem Po: Der Dachs<br />
ren. Es ist aber einleuchtend, ihm<br />
die Gesichtsmaske, den griesgrämigen<br />
<strong>Ein</strong>druck unter den überwiegend<br />
langsamen und trägen<br />
Bewegungen und sein einzelgän-<br />
gerisches Wesen als Gründe anzulasten.<br />
Es gab aber auch zuvor<br />
schon die Eigennamen Grîmberht<br />
bzw. Grimbeert, die als abgewandelter<br />
Ursprung in Frage kommen.<br />
Der offizielle Name hingegen<br />
leitet sich wohl von „dehsen“<br />
= graben ab, weil er in der Erde<br />
wühlt und gräbt.<br />
Winterspeck muß<br />
sein!<br />
Während uns schon seit geraumer<br />
Zeit Supermarkthallen aufdringlich<br />
mit in den Gängen drapierten<br />
Stapeln von Spekulatius, Printen<br />
und Lebkuchen dazu animieren,<br />
sich für den drohenden Winter<br />
mit Vorräten einzudecken, laufen<br />
Dachse nun <strong>durch</strong> die Hallen der<br />
Wälder, um auf ihren Pfaden alles<br />
Freßbare aufzulesen. Dabei sammelt<br />
er jedoch weniger Vorräte,<br />
sondern verleibt sich alle Leckerbissen<br />
gleich ein.<br />
Der vorweihnachtliche Winterspeck<br />
muß in Form einer vier bis<br />
fünf Zentimeter dicken und drei<br />
Kilogramm schweren Fettschicht<br />
als Energievorrat reichen, um die<br />
magere Jahreszeit zu überdauern.<br />
Überaus interessant und belustigend<br />
ist es, das Verhalten der Art<br />
näher zu studieren. Schon das<br />
„Ausfahren aus dem Bau“, wie es<br />
im volkstümlichen und waidmännischen<br />
Sprachgebrauch heißt,<br />
kündigt sich <strong>durch</strong> ein dumpfes<br />
Gerumpel in der Röhre an. <strong>Ein</strong><br />
Rascheln zeugt davon, daß sich<br />
das Tier den Staub aus dem Fell<br />
schüttelt, um anschließend äußerst<br />
vorsichtig mit halbem Kopf<br />
Natur<br />
aus der Röhre hervorzulugen.<br />
Dieses Sichern kann sich mehrmals<br />
wiederholen, bis sich der<br />
Erdmarder endlich weiter aus dem<br />
Ausgang herauswuchtet, nochmals<br />
verhaltend die Umgebung argwöhnisch<br />
prüft und dann trottend<br />
den Bau verläßt.<br />
Umgekehrt geht alles sehr schnell:<br />
Mit unverminderter Geschwindigkeit<br />
und geduckt fährt er in seinen<br />
Tunnel ein, was jetzt zur<br />
Herbstzeit wegen der zunehmenden<br />
Leibesfülle schon von einem<br />
hörbaren Keuchen begleitet werden<br />
kann.<br />
Die Jungen, welche zeitig im<br />
Frühjahr das Dunkel <strong>des</strong> Kessels<br />
erblicken, sind nicht nur putzig<br />
anzusehen, sondern spielen im Alter<br />
von drei bis vier Wochen herzallerliebst<br />
miteinander und mit<br />
der Mutter. Nachdem sie sich bis<br />
zum Ausgang <strong>des</strong> Baus vorgewagt,<br />
vielleicht schon einige Tage das<br />
Licht genossen haben, wagen die<br />
weißbepelzten Tiere ein erstes<br />
Sonnenbad an frischer Luft vor<br />
der Wohnstatt. Jung eingefangene<br />
oder aufgezogene Dachse werden<br />
zahm und anhänglich. Doch das<br />
währt alles nur so lange, bis der<br />
Herbst kommt und damit die Zeit<br />
der Selbständigkeit. Bis dahin<br />
begleitet die Mutter den Nachwuchs<br />
noch auf der Nahrungssuche<br />
– das Anfressen <strong>des</strong><br />
restlichen Winterspecks und die<br />
(mehr oder weniger gemütliche)<br />
Überwinterung müssen alle<br />
Dachse, ob 20 Jahre oder gerade<br />
einmal ein halbes Jahr alt, nun<br />
selbst bewerkstelligen. •<br />
Ulrich Sander<br />
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November 2010 21