13.01.2013 Aufrufe

Newsletter 01/02/2010 http://www.katnet.de

Newsletter 01/02/2010 http://www.katnet.de

Newsletter 01/02/2010 http://www.katnet.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

verlangten Wi<strong>de</strong>rruf ihrer Überzeugungen zu einem fast allgemeingültigen<br />

Bekenntnis zur japanischen Nation. So spiegelt bereits <strong>de</strong>r leichte<br />

Wan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r Wortbe<strong>de</strong>utung die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s ganzen Lan<strong>de</strong>s in einer<br />

Zeit <strong>de</strong>r nationalistischen Repositionierung nach Innen und <strong>de</strong>r Expansion<br />

nach Außen. Seikaly <strong>de</strong>monstrierte in ihrer Untersuchung von Aufstän<strong>de</strong>n<br />

in Haifa in <strong>de</strong>n 1930er-Jahren, dass in einem Raum zerriebener<br />

I<strong>de</strong>ntitäten und <strong>de</strong>s wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Ausnahmezustan<strong>de</strong>s wechseln<strong>de</strong><br />

Zugehörigkeiten unter verschie<strong>de</strong>nen Gruppen an <strong>de</strong>r Tagesordnung sind. In<br />

ihrem Vortrag wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich, dass eine Untersuchung von<br />

Ausnahmezustän<strong>de</strong>n gera<strong>de</strong> die Subalternen zum Sprechen bringen kann, <strong>de</strong>nn<br />

Seikalys Hauptaugenmerk galt oft von <strong>de</strong>r Forschung übersehenen<br />

palästinensischen Frauen, die gegen scheinbare Alltagsprobleme<br />

protestierten. Wie die anschließen<strong>de</strong> Diskussion <strong>de</strong>utlich machte, stellen<br />

sich bei Untersuchung von Ausnahmezustän<strong>de</strong>n zentral die Fragen, wessen<br />

Ordnung erreicht, wie<strong>de</strong>r hergestellt o<strong>de</strong>r bekämpft wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Welche Einsichten gewonnen wer<strong>de</strong>n können, wenn die Kategorie <strong>de</strong>s<br />

Ausnahmezustands auf das Verhältnis von Normalität und Ausnahme angelegt<br />

und nach <strong>de</strong>n Mechanismen <strong>de</strong>r Konstruktion von Inklusions- und<br />

Exklusionsverhältnissen gefragt wird, thematisierte Panel 5. SONIA PAONE<br />

(University of Pisa) machte dafür auf die europäische Flüchtlingspolitik<br />

aufmerksam. Entlang <strong>de</strong>r Gestalt und <strong>de</strong>r Funktion italienischer<br />

Flüchtlingslager skizzierte sie <strong>de</strong>ren gefängnisgleichen Charakter.<br />

Erkenntnisleitend für ihre Einschätzung <strong>de</strong>r Situation <strong>de</strong>r Flüchtlinge<br />

war die Agamben entliehene Figur <strong>de</strong>s Homo sacer, <strong>de</strong>s vogelfreien<br />

Subjekts ohne Rechtstatus. Ebenfalls eng an Agamben orientiert,<br />

referierte ESTELA SCHINDEL (Freie Universität Berlin) über Techniken <strong>de</strong>r<br />

Inklusion und Exklusion. Ihrem Vortrag war unter an<strong>de</strong>rem zu entnehmen,<br />

dass räumliche Arrangements <strong>de</strong>s Ein- und Ausschlusses an Sichtbarkeit<br />

verlieren können. Gera<strong>de</strong> weil sich die gegenwärtigen Inklusions- und<br />

Exklusionsverhältnisse als stabil erweisen, kann auf manifeste physische<br />

Barrieren zu ihrer Aufrechterhaltung offensichtlich verzichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Attraktivität <strong>de</strong>r populären Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ausnahmezustands zu<br />

hinterfragen, war dagegen das zentrale Anliegen von KANISHKA<br />

GOONEWARDENA (University of Toronto). Sein Vortrag zielte in<br />

i<strong>de</strong>ologiekritischer Absicht darauf, die ahistorisch und metaphysisch<br />

anmuten<strong>de</strong> Gewaltzentrierung <strong>de</strong>r Philosophie Agambens als Ausdruck<br />

kolonialistischer und imperialistischer Machtpolitiken zu <strong>de</strong>chiffrieren.<br />

Das intellektuelle Interesse an Agambens Werk sei daher als eines zu<br />

verstehen, das politische Gewalt thematisieren möchte, ohne aber<br />

tatsächliche gesellschaftliche Macht- und Gewaltverhältnisse zur Sprache<br />

bringen zu müssen.<br />

Die räumliche Dimension metropolitaner Wirklichkeit und die Möglichkeit<br />

ihrer Konzeptionalisierung als ?Ausnahmeorte? war Gegenstand <strong>de</strong>s<br />

sechsten Panels. Hier lenkte MARTIN KLAMT (Humboldt-Universität zu<br />

Berlin) mit <strong>de</strong>r Bemerkung, entschei<strong>de</strong>nd sei nicht nur wer, son<strong>de</strong>rn auch<br />

24

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!