Newsletter 01/02/2010 http://www.katnet.de
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verlangten Wi<strong>de</strong>rruf ihrer Überzeugungen zu einem fast allgemeingültigen<br />
Bekenntnis zur japanischen Nation. So spiegelt bereits <strong>de</strong>r leichte<br />
Wan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r Wortbe<strong>de</strong>utung die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s ganzen Lan<strong>de</strong>s in einer<br />
Zeit <strong>de</strong>r nationalistischen Repositionierung nach Innen und <strong>de</strong>r Expansion<br />
nach Außen. Seikaly <strong>de</strong>monstrierte in ihrer Untersuchung von Aufstän<strong>de</strong>n<br />
in Haifa in <strong>de</strong>n 1930er-Jahren, dass in einem Raum zerriebener<br />
I<strong>de</strong>ntitäten und <strong>de</strong>s wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Ausnahmezustan<strong>de</strong>s wechseln<strong>de</strong><br />
Zugehörigkeiten unter verschie<strong>de</strong>nen Gruppen an <strong>de</strong>r Tagesordnung sind. In<br />
ihrem Vortrag wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich, dass eine Untersuchung von<br />
Ausnahmezustän<strong>de</strong>n gera<strong>de</strong> die Subalternen zum Sprechen bringen kann, <strong>de</strong>nn<br />
Seikalys Hauptaugenmerk galt oft von <strong>de</strong>r Forschung übersehenen<br />
palästinensischen Frauen, die gegen scheinbare Alltagsprobleme<br />
protestierten. Wie die anschließen<strong>de</strong> Diskussion <strong>de</strong>utlich machte, stellen<br />
sich bei Untersuchung von Ausnahmezustän<strong>de</strong>n zentral die Fragen, wessen<br />
Ordnung erreicht, wie<strong>de</strong>r hergestellt o<strong>de</strong>r bekämpft wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Welche Einsichten gewonnen wer<strong>de</strong>n können, wenn die Kategorie <strong>de</strong>s<br />
Ausnahmezustands auf das Verhältnis von Normalität und Ausnahme angelegt<br />
und nach <strong>de</strong>n Mechanismen <strong>de</strong>r Konstruktion von Inklusions- und<br />
Exklusionsverhältnissen gefragt wird, thematisierte Panel 5. SONIA PAONE<br />
(University of Pisa) machte dafür auf die europäische Flüchtlingspolitik<br />
aufmerksam. Entlang <strong>de</strong>r Gestalt und <strong>de</strong>r Funktion italienischer<br />
Flüchtlingslager skizzierte sie <strong>de</strong>ren gefängnisgleichen Charakter.<br />
Erkenntnisleitend für ihre Einschätzung <strong>de</strong>r Situation <strong>de</strong>r Flüchtlinge<br />
war die Agamben entliehene Figur <strong>de</strong>s Homo sacer, <strong>de</strong>s vogelfreien<br />
Subjekts ohne Rechtstatus. Ebenfalls eng an Agamben orientiert,<br />
referierte ESTELA SCHINDEL (Freie Universität Berlin) über Techniken <strong>de</strong>r<br />
Inklusion und Exklusion. Ihrem Vortrag war unter an<strong>de</strong>rem zu entnehmen,<br />
dass räumliche Arrangements <strong>de</strong>s Ein- und Ausschlusses an Sichtbarkeit<br />
verlieren können. Gera<strong>de</strong> weil sich die gegenwärtigen Inklusions- und<br />
Exklusionsverhältnisse als stabil erweisen, kann auf manifeste physische<br />
Barrieren zu ihrer Aufrechterhaltung offensichtlich verzichtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Attraktivität <strong>de</strong>r populären Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ausnahmezustands zu<br />
hinterfragen, war dagegen das zentrale Anliegen von KANISHKA<br />
GOONEWARDENA (University of Toronto). Sein Vortrag zielte in<br />
i<strong>de</strong>ologiekritischer Absicht darauf, die ahistorisch und metaphysisch<br />
anmuten<strong>de</strong> Gewaltzentrierung <strong>de</strong>r Philosophie Agambens als Ausdruck<br />
kolonialistischer und imperialistischer Machtpolitiken zu <strong>de</strong>chiffrieren.<br />
Das intellektuelle Interesse an Agambens Werk sei daher als eines zu<br />
verstehen, das politische Gewalt thematisieren möchte, ohne aber<br />
tatsächliche gesellschaftliche Macht- und Gewaltverhältnisse zur Sprache<br />
bringen zu müssen.<br />
Die räumliche Dimension metropolitaner Wirklichkeit und die Möglichkeit<br />
ihrer Konzeptionalisierung als ?Ausnahmeorte? war Gegenstand <strong>de</strong>s<br />
sechsten Panels. Hier lenkte MARTIN KLAMT (Humboldt-Universität zu<br />
Berlin) mit <strong>de</strong>r Bemerkung, entschei<strong>de</strong>nd sei nicht nur wer, son<strong>de</strong>rn auch<br />
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