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2. Preis Christoph Heilig: Intelligentes Design oder Theistische

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<strong>Intelligentes</strong> <strong>Design</strong> <strong>oder</strong> <strong>Theistische</strong> Evolution? | <strong>Christoph</strong> <strong>Heilig</strong><br />

33<br />

doch erst einmal zeigen, dass der biblische Bericht unmöglich mit Sekundärursachen, mit Meta-Teleologie<br />

übereinzubringen wäre. Vielmehr sind diejenigen in der Bringschuld, welche die zunächst untypisch klingende<br />

Behauptung aufstellen, ein Offenbarungsgott – speziell der Gott der Bibel – würde sich keiner innersystemlichen<br />

Teleologie bedienen (für aktuelle Plädoyers für diese Perspektive, siehe Hemminger 2007; Rhonheimer 2007;<br />

Kummer 2007). Wer würde schon ausschließen wollen, dass Gott nicht auch direkt in seine Schöpfung<br />

eingegriffen haben könnte? Prinzipiell liegt der Gedanke, der in vielen Aspekten aktiv eingreifende Gott (<strong>oder</strong><br />

falls man das generell ablehnt: der zumindest dazu fähige Gott) auch tatsächlich in die Geschichte des Lebens<br />

eingegriffen haben könnte – um es vorsichtig zu formulieren – zumindest nahe. Wie es Hafner (2007, 24)<br />

ausdrückt:<br />

„Wenn die Welt, in der wir leben, eine Schöpfung des Gottes ist, der sich uns in der Geschichte Israels und in<br />

Jesus Christus zugewandt hat, dann wird der Gedanke gewiss nicht verkehrt sein, dass man in dieser Welt etwas<br />

von seinem Werk und Wirken wahrnehmen kann. Und das gilt sicher nicht nur für einen besinnlichen Blick über<br />

eine schöne Landschaft und für unser ästhetisches Erleben der Natur, sondern auch bezüglich unserer<br />

wissenschaftlichen Erkenntnisse. Auch sie gehören in den Horizont der Beziehung zu unserem Schöpfer hinein<br />

und können und sollen in diesem Horizont betrachtet werden.“<br />

Der Gott der Bibel verwendet definitiv auch Zweitursachen. Schon im Schöpfungsbericht lesen wir davon, dass<br />

„die Erde […] Gras und Kraut [aufgehen ließ], das Samen bringt“ (Genesis 1, 12; Hervorhebung nicht im<br />

Original). Gott bedient sich bei der Erhaltung seiner Schöpfung auch nach dem Zeugnis der Bibel Ursachen, die<br />

wir ateleologisch beschreiben können. Die Frage ist, wie gesagt, ob eine schlüssige Argumentation möglich ist,<br />

die darlegt, weshalb man als Christ davon ausgehen sollte, dass Gott bei seinem Wirken in der Welt ausschließlich<br />

auf indirekte Kausation zurückgegriffen haben sollte. Schon wer die Wundergeschichten Jesu und seiner Jünger<br />

im Neuen Testament für real-historisch hält, räumt Gott ja bereits einen Spielraum ein, der über dieses<br />

innersystemlich ateleologisch wirkende Handeln hinausgeht. So macht Junker (2008) klar:<br />

„Ein schöpferisches Wirken durch eigengesetzliche, innerweltlich vollständig beschreibbare Zweitursachen würde keine<br />

Offenheit für ein souveränes Eingreifen Gottes lassen. Dass Gott aber auch direkt eingreift, ist nach den<br />

Zeugnissen der Evangelien unzweifelhaft. Man kann dies an den Vollmachtstaten Jesu sehen, der durch sein Wort<br />

Schwerkranke heilte, Tote auferweckte und Wasser in Wein verwandelte. Folgt man diesem Zeugnis des Neuen<br />

Testaments, ist die Sicht von einer kausal geschlossenen Welt hinfällig.“<br />

Wollen wir also auf der Basis der Bibel und des Zeugnisses vom Wirken Jesu eine Entscheidung über die Frage,<br />

ob wir als Christen Teleologisten <strong>oder</strong> Ateleologisten im Bezug auf die materielle Welt sein sollten, herbeiführen<br />

wollen, hängt es vor allem von unserem persönlichen Verständnis und unserer Herangehensweise an Gottes Wort<br />

ab, wie unsere Entscheidung ausfällt. In einem evangelikalen Textverständnis (vgl. Stadelmann 2005) werden die<br />

als Wunder bezeugten Taten Jesu auch als solche Verstanden. Andere Herangehensweisen an den biblischen Text,<br />

behandeln die Berichte mehr in einem metaphorischen Sinn. Da keine absolute Aussage über das „richtige“<br />

Textverständnis gemacht werden kann (auch wenn hier verschiedene Positionen verschieden gut begründet<br />

werden können), ist es auf der Basis der biblischen Offenbarung nicht möglich, eine eindeutige Entscheidung für<br />

alle Christen zu treffen. Entscheidend ist: Wer zumindest zu Teilen Primär-Wirkursachen Gottes in der<br />

Geschichte der Welt akzeptiert (etwa die Wunderheilungen Jesu), hat im Prinzip bereits seine Bereitschaft<br />

geäußert, auch an anderen Textstellen, diese „beim Wort“ zu nehmen, wenn sie von ihrer Aussageabsicht her<br />

vergleichbar sind. Dies sollten wir uns vor Augen halten, um nicht inkonsequenter weise im einen – nicht so<br />

kontroversen – Fall an wundersames, innersystemlich teleologisches, Handeln Gottes zu glauben und es in<br />

anderen – mit den Naturwissenschaften überschneidenden – Bereichen, kategorisch auszuschließen.<br />

Zusammenfassend ist zu sagen: Generell legt die Existenz einer Offenbarung den Gedanken nahe, dass auch<br />

während des Erschaffungsprozess des Offenbarungs-Gegenübers, nicht nur durch Sekundärursachen agiert wurde.<br />

Wer daher nachweisen möchte, dass eine spezielle Offenbarung mit innersystemlicher Teleologie nicht

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