2. Preis Christoph Heilig: Intelligentes Design oder Theistische
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<strong>Intelligentes</strong> <strong>Design</strong> <strong>oder</strong> <strong>Theistische</strong> Evolution? | <strong>Christoph</strong> <strong>Heilig</strong><br />
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sondern hier durch Meta-Teleologie <strong>oder</strong> Pseudo-Ateleologie seinen Plan verwirklicht 25 . Der Leser möge mir<br />
meine respektlos klingende Anfrage verzeihen, aber: „Na und?“<br />
Wer als Theist sauber auf ID schließt, braucht sich vor Lückenbüßer-Argumenten nicht zu fürchten. Er glaubt<br />
schließlich nicht an einen Gott der Lücken, sondern an einen Gott, der auch über dem steht, was die Lücken<br />
aufweist. Anders sieht es natürlich aus, wenn mit der vorläufigen Einordnung einer Struktur als „intelligentes<br />
<strong>Design</strong>“ der unredliche Versuch unternommen wird, einen Gottesbeweis zu führen. Dadurch wird die Existenz<br />
Gottes an materielle (und möglicherweise vergängliche) Zustände geknüpft und Gott wird mit allen erdenklichen<br />
Mitteln direkt an einer Lücke festgemacht und an sie gekettet. Dadurch wird er derart unlösbar mit ihr<br />
verbunden, dass er beim sich Schließen der Lücke nicht nur in die Enge getrieben, sondern geradezu „zerquetscht“<br />
wird. Das ist eine unschöne Formulierung, aber sie bezieht sich auch auf ein unschönes Vorgehen, das wir als<br />
Christen auf jeden Fall vermeiden sollten. Ebenso, wie wir uns dafür hüten sollten, ins andere Extrem zu verfallen<br />
und Gott die Möglichkeit abzusprechen, tatsächlich „intelligent designt“ zu haben, wenn etwas danach aussieht.<br />
Ein philosophischer Theist, der seinem Theos Souveränität zutraut, kann der Frage nach dem wie der von ihm<br />
geglaubten Schöpfung völlig gelassen gegenüber stehen. Und diese Gelassenheit muss man heute wohl weniger<br />
mit Verweis auf die Möglichkeit einer vielleicht nur übersystemlich, aber nicht innersystemlich teleologischen<br />
Schöpfung fordern, sondern auch bei der – eigentlich doch wenig aufregenden – Option eines realen,<br />
intelligenten <strong>Design</strong>s, des für real gehaltenen intelligenten <strong>Design</strong>ers in einer nach derzeitigem Wissensstand real<br />
designt wirkenden Welt...<br />
Ablehnen Ablehnen der der teleologischen teleologischen Perspektive<br />
Perspektive<br />
Eine weitere Frage, die sich in diesem Kontext stellt ist, welche weltanschauliche Position mindestens<br />
eingenommen werden muss, um ID begründet abzulehnen. Dies ist ein Aspekt, der in der gegenwärtigen<br />
Diskussion leider nur sehr ungenügend berücksichtigt wird. Wird die teleologische Perspektive in einer Welt<br />
abgelehnt, die designt wirkt (MAI-Situation), so erfordert dies tiefgreifende, vorangehende, philosophische<br />
Schlussfolgerungen, die leicht übersehen werden können. Wir haben festgehalten: Wer an einen potentiellen<br />
<strong>Design</strong>er glaubt, der kommt in einer designt wirkenden Welt zu dem konsequenten Schluss, sie sei tatsächlich<br />
designt. Daraus folgt nun aber, dass der Schluss auf echtes <strong>Design</strong> nicht (begründet) abgelehnt werden kann, so<br />
lange der Glaube an einen potentiellen <strong>Design</strong>er besteht, da der im Fall der so gestalteten biologischen Realität<br />
automatisch die Annahme von ID bedingt. Das heißt: Um in einer designt-wirkenden Welt den konsequenten<br />
Schluss auf <strong>Design</strong> zu vermeiden, ist es eine notwendige Bedingung, jeden möglichen <strong>Design</strong>er auszuschließen. Da<br />
aber jede theistische Gottheit per Definition (s.o.) ein potentieller <strong>Design</strong>er ist, muss jede theistische<br />
Gottesvorstellung abgelehnt werden, um die ID-Position zu vermeiden. Dass das gerechtfertigte Ablehnen von ID<br />
in einer MAI-Situation atheistische 26 Voraussetzungen benötigt, sollte uns Christen eine Warnung sein, trotz<br />
ateleologischer Erklärungsprobleme und ihrem Größerwerden leichtfertig die Option eines in der Natur für uns<br />
ersichtlichen Plans auszuschließen.<br />
Es zeigt sich aber, dass das Ablehnen von ID in einer MAI-Situation, in einer designt-wirkenden Welt, eine<br />
atheistische Glaubensentscheidung benötigt. Damit zeigt sich auch, dass Scherers Grafik tatsächlich korrekt ist,<br />
wenn man das heutige Bild der biologischen Realität zugrundelegt und diesen „Input“ berücksichtigt. Der Theismus<br />
ist in einer MAI-Situation somit keine notwendige, aber eine hinreichende Bedingung, um die teleologische Perspektive zu<br />
vertreten.<br />
25 Wenn er Gottes innersystemlich-teleologisches Handeln aufgrund einer Offenbarung und einem bestimmten Verständnis<br />
dieser annimmt, wird er eher zur Pseudo-Ateleologie neigen. Der Nachweis einer ateleologischen Erklärungsmöglichkeit darf<br />
nicht mit einem Unmöglichmachen eines Glaubens an eine übernatürliche und wundersame Schöpfung verwechselt werden.<br />
26 Der Deismus s.st. fällt hier in den weltanschaulichen Bereich des Atheismus: A-Theismus grenzt sich vom Theismus und<br />
damit von der Existenz eines Theos ab. Dieser wird sowohl im „klassischen“ Atheismus, als auch im Deismus s.st. abgelehnt.