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2. Preis Christoph Heilig: Intelligentes Design oder Theistische

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<strong>Intelligentes</strong> <strong>Design</strong> <strong>oder</strong> <strong>Theistische</strong> Evolution? | <strong>Christoph</strong> <strong>Heilig</strong><br />

37<br />

sondern hier durch Meta-Teleologie <strong>oder</strong> Pseudo-Ateleologie seinen Plan verwirklicht 25 . Der Leser möge mir<br />

meine respektlos klingende Anfrage verzeihen, aber: „Na und?“<br />

Wer als Theist sauber auf ID schließt, braucht sich vor Lückenbüßer-Argumenten nicht zu fürchten. Er glaubt<br />

schließlich nicht an einen Gott der Lücken, sondern an einen Gott, der auch über dem steht, was die Lücken<br />

aufweist. Anders sieht es natürlich aus, wenn mit der vorläufigen Einordnung einer Struktur als „intelligentes<br />

<strong>Design</strong>“ der unredliche Versuch unternommen wird, einen Gottesbeweis zu führen. Dadurch wird die Existenz<br />

Gottes an materielle (und möglicherweise vergängliche) Zustände geknüpft und Gott wird mit allen erdenklichen<br />

Mitteln direkt an einer Lücke festgemacht und an sie gekettet. Dadurch wird er derart unlösbar mit ihr<br />

verbunden, dass er beim sich Schließen der Lücke nicht nur in die Enge getrieben, sondern geradezu „zerquetscht“<br />

wird. Das ist eine unschöne Formulierung, aber sie bezieht sich auch auf ein unschönes Vorgehen, das wir als<br />

Christen auf jeden Fall vermeiden sollten. Ebenso, wie wir uns dafür hüten sollten, ins andere Extrem zu verfallen<br />

und Gott die Möglichkeit abzusprechen, tatsächlich „intelligent designt“ zu haben, wenn etwas danach aussieht.<br />

Ein philosophischer Theist, der seinem Theos Souveränität zutraut, kann der Frage nach dem wie der von ihm<br />

geglaubten Schöpfung völlig gelassen gegenüber stehen. Und diese Gelassenheit muss man heute wohl weniger<br />

mit Verweis auf die Möglichkeit einer vielleicht nur übersystemlich, aber nicht innersystemlich teleologischen<br />

Schöpfung fordern, sondern auch bei der – eigentlich doch wenig aufregenden – Option eines realen,<br />

intelligenten <strong>Design</strong>s, des für real gehaltenen intelligenten <strong>Design</strong>ers in einer nach derzeitigem Wissensstand real<br />

designt wirkenden Welt...<br />

Ablehnen Ablehnen der der teleologischen teleologischen Perspektive<br />

Perspektive<br />

Eine weitere Frage, die sich in diesem Kontext stellt ist, welche weltanschauliche Position mindestens<br />

eingenommen werden muss, um ID begründet abzulehnen. Dies ist ein Aspekt, der in der gegenwärtigen<br />

Diskussion leider nur sehr ungenügend berücksichtigt wird. Wird die teleologische Perspektive in einer Welt<br />

abgelehnt, die designt wirkt (MAI-Situation), so erfordert dies tiefgreifende, vorangehende, philosophische<br />

Schlussfolgerungen, die leicht übersehen werden können. Wir haben festgehalten: Wer an einen potentiellen<br />

<strong>Design</strong>er glaubt, der kommt in einer designt wirkenden Welt zu dem konsequenten Schluss, sie sei tatsächlich<br />

designt. Daraus folgt nun aber, dass der Schluss auf echtes <strong>Design</strong> nicht (begründet) abgelehnt werden kann, so<br />

lange der Glaube an einen potentiellen <strong>Design</strong>er besteht, da der im Fall der so gestalteten biologischen Realität<br />

automatisch die Annahme von ID bedingt. Das heißt: Um in einer designt-wirkenden Welt den konsequenten<br />

Schluss auf <strong>Design</strong> zu vermeiden, ist es eine notwendige Bedingung, jeden möglichen <strong>Design</strong>er auszuschließen. Da<br />

aber jede theistische Gottheit per Definition (s.o.) ein potentieller <strong>Design</strong>er ist, muss jede theistische<br />

Gottesvorstellung abgelehnt werden, um die ID-Position zu vermeiden. Dass das gerechtfertigte Ablehnen von ID<br />

in einer MAI-Situation atheistische 26 Voraussetzungen benötigt, sollte uns Christen eine Warnung sein, trotz<br />

ateleologischer Erklärungsprobleme und ihrem Größerwerden leichtfertig die Option eines in der Natur für uns<br />

ersichtlichen Plans auszuschließen.<br />

Es zeigt sich aber, dass das Ablehnen von ID in einer MAI-Situation, in einer designt-wirkenden Welt, eine<br />

atheistische Glaubensentscheidung benötigt. Damit zeigt sich auch, dass Scherers Grafik tatsächlich korrekt ist,<br />

wenn man das heutige Bild der biologischen Realität zugrundelegt und diesen „Input“ berücksichtigt. Der Theismus<br />

ist in einer MAI-Situation somit keine notwendige, aber eine hinreichende Bedingung, um die teleologische Perspektive zu<br />

vertreten.<br />

25 Wenn er Gottes innersystemlich-teleologisches Handeln aufgrund einer Offenbarung und einem bestimmten Verständnis<br />

dieser annimmt, wird er eher zur Pseudo-Ateleologie neigen. Der Nachweis einer ateleologischen Erklärungsmöglichkeit darf<br />

nicht mit einem Unmöglichmachen eines Glaubens an eine übernatürliche und wundersame Schöpfung verwechselt werden.<br />

26 Der Deismus s.st. fällt hier in den weltanschaulichen Bereich des Atheismus: A-Theismus grenzt sich vom Theismus und<br />

damit von der Existenz eines Theos ab. Dieser wird sowohl im „klassischen“ Atheismus, als auch im Deismus s.st. abgelehnt.

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