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2. Preis Christoph Heilig: Intelligentes Design oder Theistische

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Hinblick auf das angepeilte Resultat genutzt werden, besteht auch der Unterschied zwischen teleologischen und<br />

rein deterministischen Prozessen. Beide führen zu einem Ergebnis, das bereits im Vorhinein feststeht. Während<br />

die letztgenannten jedoch gar nicht anders können, als dieses Ergebnis zu erreichen, geschieht das bei ersteren<br />

aufgrund im Hinblick auf das angepeilte Ziel getroffenen Entscheidungen an Stellen, an denen die weitere<br />

Entwicklung der Sache auch in eine ganz andere Richtung gehen könnte.<br />

Hinter solchen Prozessen muss notwendigerweise eine Instanz stecken, die zum Wählen eines Ziels, zum<br />

Antizipieren und zweckmäßigen Arrangieren fähig ist. Sternberg (1982) hält dieses „goal-directed“ Verhalten als<br />

das entscheidende Kennzeichen von „Intelligenz“. Und Wechsler (1944) versteht unter diesem Begriff „the<br />

aggregate or global capacity of the individual to act purposefully, to think rationally, and to deal effectively with<br />

his environment“. Eine Instanz mit den oben genannten Eigenschaften bzw. Fähigkeiten kann also wohl guten<br />

Gewissens als „Intelligenz“ bezeichnet werden, denn genau diese Merkmale sind es, die intelligente Agenten<br />

ausmachen – gleichgültig, ob es sich nun um Menschen, Tiere, Außerirdischen <strong>oder</strong> ein „intelligentes Universum“<br />

selbst handelt. Auch wenn der „<strong>Design</strong>er“, welcher mit der teleologischen Ursprungsposition verbunden wurde,<br />

sehr häufig mit Gott und nur selten mit anderen geglaubten Wesen, die ebenfalls zu einem solchen teleologischen<br />

Handeln fähig gewesen wären, identifiziert wurde, hebt Bostom (2002) hervor, dass der intelligente Agent nicht<br />

notwendigerweise der „theistische Gott“ sein müsste:<br />

„We can take 'purposeful designer' in a very broad sense to refer to any being, principle or mechanism external to<br />

our universe responsible for selecting its properties, or responsible for making it in some sense probable that our<br />

universe should be fine-tuned for intelligent life.“<br />

Behe (2007, 300) kritisiert, dass – auch hier gelistete – Charakteristika eines <strong>Design</strong>-Prozesses, wie etwa<br />

Intention und die Möglichkeit zu wählen von einem „principle or mechanism“ nicht aufgewiesen werden könnten.<br />

Bostom ist hier insofern zuzustimmen, da ein intelligenter Agent nicht automatisch auch mit einer<br />

„Persönlichkeit“ gleichzusetzen ist. Im Rahmen der teleologischen Ursprungsposition steht hinter unserer Welt<br />

<strong>oder</strong> zumindest Teilen von ihr, die über menschliche Konstruktionen hinausgehen und in den Bereich der Biologie<br />

und Kosmologie reichen, „etwas“ intelligentes – sei es ein Agent, <strong>oder</strong> seien es mehrere Entitäten <strong>oder</strong> gar<br />

unendlich viele, sei dieser/seien diese Teil des Universums, das Universum selbst <strong>oder</strong> diesem übergeordnet, sei<br />

er/seien sie gut, böse <strong>oder</strong> einfach völlig ohne irgendeinen moralischen Bezug, sei er/seien sie lustig, depressiv<br />

<strong>oder</strong> ganz ohne Persönlichkeit.<br />

Dass Gott, mit dem wir als Christen den Planer dieser Welt verbinden, die notwendigen Bedingungen erfüllt, um<br />

als „Intelligenz“ zu gelten, dürfte eine unkontroverse Feststellung sein. Gott ist sogar die Reinform eines<br />

intelligenten Agenten: Er ist allwissend (Hiob 37, 16), kann jede nur erdenkliche Situation im Vorhinein<br />

durchschauen und auf dieser Grundlage planen (Jesaja 37, 26; Jesaja 46, 11) und ist allmächtig (Genesis 17, 1) –<br />

kann seinen Plan also ausführen, ohne an Beschränkungen gebunden zu sein, wie es irdische Intelligenzen sind.<br />

Teleologische Teleologische Teleologische Position Position und und Perspek Perspektive: Perspek Perspek tive: Eine wichtige Differenzierung<br />

Differenzierung<br />

Meta Meta-Teleologie<br />

Meta Teleologie<br />

Den Standpunkt zu vertreten, unsere Welt gehe letztendlich auf einen Plan zurück, bedeutet noch nicht, davon<br />

auszugehen, dass dieser Plan auch für uns Menschen in der Natur erkundbar ist (vgl. Ross 2005). Es besteht<br />

schließlich die Möglichkeit, dass das Ziel durch Prozesse verwirklicht wurde, die wir innersystemlich als<br />

„ungerichtet“ klassifizieren, die aber auf einer über unserem Universum stehenden Ebene teleologisch sind und<br />

einen Plan verwirklichen. Der allwissende Gott könnte für uns unvorhersagbare Prozesse, wie eine darwinsche<br />

Evolution, bis ins letzte Detail vorhersehen und – sollte er an ihrem Ergebnis interessiert sein – als „<strong>Design</strong>-<br />

Methode“ verwenden. Aus dem bloßen „Ergebnis“ würde ein „Ziel“ und aus dem innersystemlich ateleologischen<br />

Prozess der Ausdruck übersystemlicher Planung. Auf einer naturwissenschaftlichen Ebene jedoch könnte ein solcher<br />

Plan nie erfahren werden: Die Naturwissenschaft beschäftigt sich mit Phänomenen, die für die Empirie –<br />

<strong>Intelligentes</strong> <strong>Design</strong> <strong>oder</strong> <strong>Theistische</strong> Evolution? | <strong>Christoph</strong> <strong>Heilig</strong><br />

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