Kooperationen, Banden und Bündnisse - GAR NRW
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Judith Utz bei der Begrüßung: Sie<br />
umreißt den den Spannungsbogen r<strong>und</strong><br />
um das Leitbild der kreativen Stadt.<br />
Paul Blanke-Bartz von der Dortm<strong>und</strong>er<br />
Wirtschaftsförderung, lenkte den Blick auf die<br />
lokalen Handlungsansätze zur Entwicklung der<br />
Kreativwirtschaft. Der Dortm<strong>und</strong>er Kultur- <strong>und</strong><br />
Wirtschaftsbericht, der seit 2006 kontinuierlich<br />
fortgeschrieben wird, bietet dafür eine gute Gr<strong>und</strong>lage.<br />
Ein zentraler Ankerpunkt ist die Dortm<strong>und</strong>er<br />
Universität, für deren 4,5 Tausend Studierende<br />
eine hohe Standortbindung erreicht wurde. Die<br />
konkrete Unterstützung in den Bereichen Existenzgründung,<br />
Baugenehmigungen, Beratung <strong>und</strong><br />
Microkredite wird stark nachgefragt, ein großes<br />
lokales Internetportal funktioniert als Sprachrohr<br />
<strong>und</strong> Kommunikationsinstrument untereinander <strong>und</strong><br />
gibt den Akteuren nach außen ein Gesicht. Neben<br />
dem Entwicklungsschwerpunkt Design, hat sich<br />
vor allem die Musikindustrie mit koordinierender<br />
Unterstützung des Kulturbüros erfolgreich entwickelt.<br />
Das Dortm<strong>und</strong>er-U, ein großer expressionistischer<br />
Industriebau, der nach der ursprünglichen<br />
Nutzung durch die Dortm<strong>und</strong>er Union-Brauerei<br />
lange als verwaistes Industrie-Denkmal verbleiben<br />
musste, erfährt derzeit eine zweite Renaissance.<br />
Das Gebäude wird als zentrales innerstädtisches<br />
Kreativquartier, als Symbol <strong>und</strong> Verstärker für die<br />
kreativwirtschaftliche Veränderung der gesamten<br />
Stadt entwickelt.<br />
Der Stadtplaner <strong>und</strong> Redakteur des landeseigenen<br />
Webside Create <strong>NRW</strong> Ralf Ebert konstatierte<br />
im Themenspektrum „Creative City“, „Creative<br />
Class“ <strong>und</strong> „Creative Industries“ eine „babylonische<br />
Sprachverwirrung“. Auch er empfahl, zum<br />
Begriff der Kulturwirtschaft zurückzukehren, der<br />
die Teilmärkte Film, Fernsehen, Radio, Musik, Bildende<br />
Kunst, Literatur, Buch, Theater, Design <strong>und</strong><br />
Mode umfasst alle mit einem künstlerischen Kern.<br />
Es gäbe b<strong>und</strong>esweit auch nur ein Dutzend Städte,<br />
in denen örtliche kulturwirtschaftliche Ballungen<br />
so stark seien, dass sie „Cluster“ genannt werden<br />
können. Handlungsstrategien müssten interdisziplinär<br />
<strong>und</strong> konkret auf die spezifischen Anforderungen<br />
der Kulturschaffenden zugeschnitten werden. Dabei<br />
gehört vor allem das Erkennen der spezifischen<br />
Strukturen von Netzwerkaktivitäten. Damit das<br />
Verständnis für diese neuen – verwaltungsfernen<br />
– Strukturen auch gelingt, müssen Akteure aus<br />
der Szene eingeb<strong>und</strong>en werden, damit vor Ort<br />
ankommt, dass „mein Handeln“ verstanden wird.<br />
Kreative Stadt: Wie? Für wen?<br />
In der Abschlussdiskussion geriet das Konzept<br />
der kreativen Stadt noch einmal unter Dampf.<br />
Der Soziologe <strong>und</strong> Stadtforscher der Technischen<br />
Universität Wien Prof. Dr. Jens Dangschat hält<br />
es für „skandalös“, wie alle auf „diesen Florida“<br />
abfahren. In den Abteilungen der Technischen<br />
Universität geht es um systematisches Abarbeiten<br />
<strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit <strong>und</strong> auch die Kreative<br />
Industries sind in erster Linie eine neue Form des<br />
Wettbewerbs. Die kreative Wirtschaft ist ebenso<br />
wie die kreative Politik ein nicht einlösbares<br />
Versprechen, dass die falsche Aufmerksamkeit<br />
erzeugt. Stadtqualität kann viel eher durch kreative<br />
Verantwortungsübernahme <strong>und</strong> kulturelle<br />
Aneignung entstehen.<br />
Die Gemengelage vor Ort ist nicht verallgemeinerbar,<br />
Gentrifizierungs-Schübe, Verdrängung der<br />
ursprünglichen Bevölkerung <strong>und</strong> Versuche politischer<br />
Steuerung wirken häufig nebeneinander.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> vertrat Franziska Eichstädt-Bohlig,<br />
grüne Stadtentwicklungs-Expertin<br />
im Berliner Abgeordnetenhaus, dass sich die<br />
Politik prinzipiell nur für Aufwertungsstrategien<br />
von Stadtteilen aussprechen könne, dafür wären<br />
Leitbilder der sozialen <strong>und</strong> ökologischen Stadt<br />
zielführender, als das der kreativen Stadt.<br />
Dunja Briese<br />
28 2/08