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Das raumwunder:
rathaus-apotheke München
GRiMMs GlücK
seit gerade einmal zehn jahren gibt es im münchener rathaus eine apotheke.
Kaum zu glauben. Denn sie fügt sich derart nahtlos in das historische Gebäude
am bekannten marienplatz ein, dass stammkunden und touristen das Gefühl
haben, die apotheke sei schon immer da gewesen.
teXt christian hutter
apotheker josef Grimm hat sich vor rund zehn jahren
seinen lebenstraum erfüllt: er hat direkt am
münchener marienplatz eine apotheke eröffnet.
seit dem 13. september 2001 befindet sie sich nun
im erdgeschoss des neuen rathauses, einem am
häufigsten fotografierten bauwerke in Deutsch land.
„bis dahin war es ein weiter Weg“, sagt Grimm.
„ohne eine gewisse hartnäckigkeit und eine große
Portion Glück wäre mir das auch nie gelungen.“
apotheker Grimm ist kein mann der leisen töne. er
spricht mit fester stimme und in einem gepflegten
oberbayerischen Dialekt. Der großgewachsene
Familienvater ist ständig in bewegung. er sucht
den Kontakt zu seinen Kunden und liebt eine hohe
beratungsfrequenz. Wenn er etwas anpackt, dann
richtig. Und so bewirbt sich Grimm ab anfang der
1990er jahre immer wieder beim liegenschaftsamt
der stadt münchen, fragt bei den umliegenden
läden am marienplatz, ob demnächst eine
laden fläche frei wird. stets mit der hoffnung, dass
etwas Geeignetes für ihn dabei ist.
s. 13 bild oben: Dezent fügt sich die rathaus-apotheke in
die Fassade des rathauses ein.
s. 13 unten links: blick auf das neue rathaus am marienplatz
in münchen. hier residiert nicht nur die rathausapotheke,
sondern auch christian Ude, seit 1993 oberbürgermeister
der bayerischen landes hauptstadt.
s. 13 unten rechts: im lager der rathaus-apotheke sind
die räume besonders eng und niedrig, so dass sich der
1,96-mann hier nur mit eingezogenem Kopf bewegt.
VOM ziNNGeschäfT zuR ApOTheke
„zehn jahre lang habe ich gesucht. Dann plötzlich
sagt mir jemand: ‚am marienplatz tut sich etwas.
Und zwar im rathaus selber‘“, erzählt apotheker
Grimm. nach dieser nachricht ist er wie elektrisiert.
er weiß, dass es nahezu unmöglich ist, direkt in
dem historischen Gebäude eine ladenfläche zu
bekommen. Denn die stadt macht mit den mietern
Generationenverträge. sprich: Wer einmal drin ist,
vererbt den mietvertrag weiter. sollte sich innerhalb
der Familie kein nachfolger finden, „bleibt
man zumindest branchentreu“, erklärt Grimm.
„ein schuhladen bleibt also ein schuhladen.“
Grimms Glück ist es, dass in der frei gewordenen
ladenfläche zuvor ein zinngeschäft war. Die
branche läuft nicht mehr, ein nachfolger lässt sich
nicht finden. Das ist die chance für den emsigen
apotheker. er entwickelt innerhalb von zwei tagen
ein Konzept, in dem er zeigt, wie er auf nur 122
Quadratmetern – also auf nur zwölf Quadrat metern
mehr als in der apothekenbetriebsordnung verlangt
werden – und in verwinkelten und kleinen räumen
eine moderne apotheke einrichten will. Die verantwortlichen
im liegenschaftsamt sind begeistert,
der stadtrat stimmt zu. >