trennt 4/2008 - Altstoff Recycling Austria
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Topic spezial<br />
Foto: TEWA<br />
„Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet Abfall vermeiden vor<br />
verwerten vor beseitigen.“ Nach diesem Grundsatz schufen<br />
ARA, die Stadt Wien, das Land Niederösterreich und die<br />
Wirt schaftskammer Österreich die „Förderungsinitiative Abfallvermeidung“.<br />
Unterstützt werden innovative Maßnahmen<br />
zur Abfallvermeidung, -reduktion und zur Bewusstseinsbildung.<br />
<strong>2008</strong> ging die Initiative in die vierte Runde. Vorrangig<br />
werden Abfallver meidungs projekte von KMU, kommunalen<br />
Dienststellen, Vereinen sowie Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen<br />
unterstützt, die sich durch messbare Ergebnisse,<br />
Kosteneffizienz, Nachhaltigkeit und hohen Innovationsgrad<br />
auszeichnen. 48 Projekte aus sechs Bundesländern wurden<br />
von 2005 bis 2007 mit über 700.000 Euro gefördert und damit<br />
Umweltinvestitionen von rund 3,5 Mio. Euro unterstützt. Die<br />
Maßnahmen reichten dabei von der Verpackungsoptimierung<br />
über Abfallreduzierung und Bewusstseinsbildung an Schulen<br />
bis hin zur Digitalisierung von Archiven oder Lungenröntgen.<br />
Der TRENNT hat sich einige besonders innovative Projekte<br />
der vergangenen Jahre herausgegriffen und stellt kreative und<br />
nachhaltige Ansätze in der Abfallvermeidung im Rahmen<br />
eines „Topic spezial“ vor.<br />
Wellpappenfabrik TEWA GmbH<br />
„Faltkartons statt Altpapier“<br />
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Wellpappenfabrik TEWA GmbH<br />
„Faltkartons statt Altpapier“<br />
AUSGEZEICHNETE<br />
ABFALLVERMEIDUNG<br />
DIE INNOVATIVEN PROJEKTE DER „FÖRDERINITIATIVE ABFALLVERMEIDUNG“<br />
In der Wellpappenfabrik TEWA GmbH wird aus unterschiedlichen<br />
Papierbreiten Wellpappe hergestellt. Je nach Aufträgen<br />
und Kombinationsmöglichkeiten ergeben sich immer Nebenbahnen,<br />
die nur sehr schwer verwertet werden können und<br />
Foto: Hopfenbaugenossenschaft<br />
Hopfenbaugenossenschaft reg.Ges.m.b.H<br />
„Erneuerte Abfüllanlage spart<br />
Verpackungsmaterial“<br />
daher vom Shredder zerkleinert werden. „Vor der Zerkleinerung<br />
lagen die Nebenbahnen im Lager, und das kostet natürlich<br />
Platz und Geld“, so Franz Ronge, Geschäftsführer der TEWA<br />
GmbH. Im Zuge dieses Projektes wurde ein so genannter<br />
„Boxmaker“ angeschafft, mit dem aus den produzierten<br />
Nebenbahnen, Faltkartons und Fachwerke produziert werden.<br />
Die Abfallmenge an Papier konnte somit von 460.749 Kilogramm<br />
auf 356.033 Kilogramm reduziert werden. Hinzu<br />
kommt, dass der geringere Einsatz des Shredders unter Berück<br />
sichtigung des Stromverbrauchs des Boxmakers zu einer<br />
Energieeinsparung von 17.600 kWh führt. Ronge schätzt, dass<br />
sich die Investitionen innerhalb von vier Jahren amortisieren<br />
werden. „Zusätzlich ergibt sich auch noch ein Synergieeffekt<br />
in der Produktion, da der Boxmaker gewisse Arbeitsschritte<br />
vereinfacht.“ Auch die Zusammenarbeit während des Projekts<br />
war für Ronge sehr positiv: „Der Ablauf war sehr kundenfreundlich<br />
und unbürokratisch.“<br />
Hopfenbaugenossenschaft reg.Ges.m.b.H<br />
„Erneuerte Abfüllanlage spart Verpackungsmaterial“<br />
Die Hopfenbaugenossenschaft hat die Erneuerung der Abfüllanlage<br />
für Hopfenpellets umgesetzt, um die Abfüllung in<br />
Großverpackungen zu ermöglichen. Dafür ist eine effiziente<br />
Feingutabscheidung erforderlich, da die Pellets sonst verkleben<br />
und von den Brauereien nicht mit automatischen Dosieranlagen<br />
verarbeitet werden können. Vor der Umstellung wurden<br />
die Pellets in Kleinverpackungen von durchschnittlich<br />
3,5 Kilogramm abgefüllt, vakuumiert und begast. „Jetzt füllen<br />
Foto: R.U.S.Z.<br />
Reparatur und Service Zentrum R.U.S.Z.<br />
„Modernisierung gebrauchter Haushaltsgeräte“<br />
Foto: Wiener Tafel<br />
wir die Pellets in 130-Kilogramm-Säcken ab“, erzählt Hermann<br />
Bayer von der Hopfenbaugenossenschaft. Dadurch<br />
wird der Einsatz von nicht verwertbarer Aluverbundfolie für<br />
die Kleinverpackungen um ca. zwei Drittel verringert. Aber<br />
auch die Brauereien sparen durch die größeren Säcke Kosten<br />
ein. „Aufgrund des Kostennachteils für die Brauereien hätten<br />
wir die kleinen Säcke nicht mehr lange produzieren können.<br />
Hätten wir die Anlage nicht erneuert, hätten wir in einem anderen<br />
Werk produzieren müssen. Dann wären zusätzlich<br />
auch noch Transportkosten angefallen“, so Bayer.<br />
Reparatur und Service Zentrum R.U.S.Z.<br />
„Modernisierung gebrauchter Haushaltsgeräte“<br />
Das Reparatur und Service Zentrum R.U.S.Z. führt Entwicklungs<br />
arbeiten bei gebrauchten Haushaltsgeräten während der<br />
Reparaturen durch. Dabei konnte der Energie- und Wasserver -<br />
brauch gesenkt und die Lebensdauer der Geräte von acht auf<br />
18 Jahre ausgedehnt werden. Zusätzlich wurden Maßnahmen<br />
zur Verbrauchsreduktion noch im Betrieb befindlicher Geräte<br />
umgesetzt. Mehr zum R.U.S.Z. auch in der Rubrik „Characters“.<br />
Wiener Tafel<br />
„Sammlung unverkäuflicher Lebensmittel“<br />
Wiener Tafel<br />
„Sammlung unverkäuflicher Lebensmittel“<br />
Die Wiener Tafel sammelt Lebensmittel und Hygieneartikel<br />
aus Handel und Industrie. Dabei handelt es sich um Überproduktionen,<br />
Retouren, Ladenhüter oder Produkte, deren<br />
Mindesthaltbarkeitsdatum bald abläuft. Statt die Produkte zu<br />
entsorgen, stellt sie die Wiener Tafel Bedürftigen zur Verfügung.<br />
„Unser Projekt war die Anschaffung eines Kühltransporters“,<br />
erzählt Mag. Martin Haiderer, Geschäftsführer der Wiener<br />
Tafel. Dadurch können nun auch Lebensmittel wie Milch,<br />
Obst und Tiefkühlprodukte verteilt werden, die gekühlt gelagert<br />
und transportiert werden müssen. „Unsere Kapazität hat sich<br />
durch den neuen Kühltransporter verdoppelt. Jetzt können<br />
wir bis zu zwei Tonnen Lebensmittel am Tag verteilen“, so<br />
Haiderer. „Die Anschaffung des Transporters war schon<br />
Foto: Kapellner<br />
Topic spezial<br />
länger geplant, vor dem Projekt mit der ‚Initiative Abfallvermeidung‘<br />
fehlten aber die finanziellen Mittel.“ Die Wiener<br />
Tafel schätzt, dass jährlich rund 300 Tonnen Lebensmittel<br />
verteilt statt entsorgt werden.<br />
Ing. Mag. Ewald Kapellner<br />
„Nachwachsende Schulmilchbecher“<br />
Ing. Mag. Ewald Kapellner<br />
„Nachwachsende Schulmilchbecher“<br />
Bei dem Projekt „Schulmilch 2006“ wurden die herkömmlichen<br />
Polystyrolbecher durch Becher aus nachwachsenden<br />
Materialien ersetzt. „Die Idee kam mir, als mein Sohn mit<br />
einem Plastik-Schulmilchbecher nach Hause kam“, erzählt<br />
Ing. Mag. Ewald Kapellner: „Unglaublich, wie viel Müll<br />
dadurch anfallen muss.“ Sowohl für die neuen Becher als<br />
auch Deckel wird kompostierbare Polymilchsäure verwendet.<br />
„Das Material kannte ich aus dem Catering-Bereich und der<br />
Becher war auch schnell entwickelt. Die Platine, die der Ersatz<br />
für den Deckel ist, bereitete uns allerdings Kopfzerbrechen“,<br />
so Kapellner. Nach zwei Jahren Entwicklungszeit war der<br />
kompostierbare Schulmilchbecher samt Deckel markttauglich.<br />
Im heurigen Jahr lieferte Kapellner über vier Millionen Becher<br />
aus, Tendenz für 2009 stark steigend. Hochgerechnet auf<br />
jährlich 30 Millionen Portionen Schulmilch in Österreich,<br />
liegt das Abfallvermeidungspotenzial bei 200.000 Kilogramm<br />
Polystyrol und 30.000 Kilogramm Aluminium, das durch die<br />
Deckel anfiel.<br />
Möglichkeiten zur Abfallvermeidung oder -reduktion sind in<br />
nahezu jedem Betrieb jeder Größe vorhanden. Beratung und<br />
nähere Informationen für interessierte Projektwerber gibt es<br />
bei Public Consulting. „Die Projekte sind nicht nur gut für die<br />
Umwelt, sondern auch wirtschaftlich durchaus sinnvoll. Es ist<br />
auch spannend zu sehen, wie kreativ viele der Bewerber<br />
sind“, sagt Mag. Manfred Grill, zuständiger Sachbearbeiter<br />
bei Public Consulting: „Und jedes Jahr wird die Bandbreite<br />
der Bewerber und Maßnahmen noch größer.“<br />
Informationen finden Sie unter: www.publicconsulting.at<br />
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