trennt 4/2006 - Altstoff Recycling Austria
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WIRTSCHAFT<br />
UMWELT<br />
KONSUM<br />
TECHNOLOGIE<br />
FORSCHUNG<br />
KULTUR<br />
Das Magazin des ARA Systems Nummer 4/ <strong>2006</strong><br />
DESIGN – DIE GESTALTUNG DER DINGE
Editorial<br />
Liebe Leserinnen und Leser!<br />
Kennen Sie das? Sie betreten ein Restaurant: schicke, moderne Einrichtung. Sie<br />
fühlen sich sofort wohl und freuen sich auf einen gemütlichen Abend. Bis zu dem<br />
Moment, in dem Sie sich setzen. Der Stuhl, der ihnen eben noch als besonders schön<br />
aufgefallen war, wird zum verhassten Objekt des Abends. Sie stellen fest: Das Möbel<br />
ist mit Menschen einfach nicht kompatibel. Ein klassischer Fall von missglücktem<br />
Produktdesign.<br />
Die oberste Maxime für erfolgreiches Design lautet für die meisten Produkte – von<br />
Möbeln bis zu Verpackungen – „form follows function“. Erst an zweiter Stelle kommt<br />
der ästhetische Anspruch. Und genau hier liegt auch die Aufgabe des Produktdesigners.<br />
Er ist nicht Stylist, sondern in erster Linie der „Former“ von Funktionalität<br />
und einer Qualität, die bereits an der Oberfläche eines Produkts erkennbar ist.<br />
Freilich wird sich der Großteil der KonsumentInnen bei funktionell gleichwertigen Produkten für das ästhetisch<br />
ansprechendere entscheiden. Und deshalb ist auch die Verpackung besonders wichtig, mit der das Produkt – neben dem<br />
Schutz – im Konkurrenzumfeld bestmöglich präsentiert werden soll. Denn der Kunde schließt von der Verpackung<br />
auf das Produkt. Eine hochwertige Verpackung signalisiert: Hier handelt es sich um ein besonderes Produkt. Hält die<br />
Ware dann aber nicht, was die Verpackung verspricht, hat es nur eine geringe Chance, noch einmal gekauft zu werden.<br />
Die ideale Verpackung wird den Ansprüchen von KonsumentInnen, ProduzentInnen, aber auch der Umwelt gleichermaßen<br />
gerecht. Viele Unternehmen setzen bereits auf die Optimierung ihrer Verpackungen. Geringer Materialeinsatz<br />
bedeutet Kostenersparnis bei gleichzeitiger Ressourcenschonung und Abfallvermeidung. Die Anforderung an eine<br />
moderne Verpackung lautet daher: „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“, denn der Schutz des Produkts und die<br />
Qualität des Designs müssen mit dem Grundsatz der Ressourcenschonung das gemeinsame Optimum bilden.<br />
Ein Schicksal, das alle Verpackungen, ob besonders aufwändig oder reduziert gestaltet, teilen: Sie landen früher oder<br />
später im Müll – besser in der ge<strong>trennt</strong>en Sammlung. Auch vor Sammelbehältern macht Design nicht Halt. Getreu<br />
dem Grundsatz „Form follows function“ erhielt z.B. auch der Sammelbehälter „Kermit“ für die Sammlung von PET-<br />
Flaschen sein unverkennbares Design: Die Einwurfstutzen kommunizieren den BürgerInnen, in diese Öffnung nur<br />
etwas Rundes, eben Flaschen, einzuwerfen. Der Erfolg gibt dem Design Recht: Der Fehlwurfanteil konnte deutlich<br />
reduziert werden.<br />
Fast schon traditionell wird zu Weihnachten die Frage nach der perfekten Geschenkverpackung diskutiert. Auf der<br />
einen Seite stehen die Anhänger des mit Geschenkpapier, Schleifen und Maschen aufwändig Verpackten, auf der<br />
anderen jene, die den Weihnachtssack als ökologische, wieder verwendbare Alternative bevorzugen. Obwohl: Beide<br />
Verpackungen haben ihre Berechtigung, wie KonsumentInnen in einer TRENNT-Umfrage bestätigen. Wie auch<br />
immer Sie Ihre Geschenke verpacken, bitte sammeln Sie die Verpackungen nach dem Fest ge<strong>trennt</strong>!<br />
In diesem Sinne wünschen Ihnen die MitarbeiterInnen des ARA Systems frohe Weihnachten<br />
und ein erfolgreiches Jahr 2007!<br />
2<br />
Christian Mayer<br />
ARA System Kommunikation
Topic<br />
DIE GESTALTUNG DER DINGE –<br />
UND DAS DRUMHERUM<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER<br />
ARA <strong>Altstoff</strong> <strong>Recycling</strong> <strong>Austria</strong> AG<br />
SEITE 5<br />
ARA System Inside<br />
ÖSTERREICHISCHES<br />
KNOW-HOW FÜR ESTLAND<br />
Lab<br />
SCHÖN VS. BRAUCHBAR<br />
Fact & Figures<br />
SEITE 12<br />
SEITE 16<br />
INTERESSANTES UND<br />
KURIOSES RUND UMS DESIGN<br />
SEITE 21<br />
CHEFREDAKTION<br />
Simone de Raaij (Tel: +43/(0)1/599 97-310, Fax: +43/(0)1/599 97-399)<br />
CHEF VOM DIENST<br />
Barbara Puhr, Ecker & Partner Öffentlichkeitsarbeit und Lobbying GmbH<br />
ANSCHRIFT DES HERAUSGEBERS UND DER REDAKTION<br />
ARA <strong>Altstoff</strong> <strong>Recycling</strong> <strong>Austria</strong> AG<br />
Mariahilfer Straße 123; 1060 Wien<br />
Tel.: +43 (0)1/599 97-0, Fax: +43 (0)1/595 35 35<br />
www.ara.at<br />
Comment<br />
GESCHENKE: AUF DIE HÜLLE<br />
KOMMT ES AN?<br />
SEITE 8<br />
ARA System Inside<br />
PRO EUROPE BEGRÜSST<br />
KROATEIN<br />
ABFALLBERATERINNEN<br />
DRÜCKEN DIE SCHULBANK<br />
SEITE 14<br />
Zone<br />
ZWISCHEN VERANTWORTUNG<br />
UND VERFÜHRUNG<br />
Ambience<br />
SEITE 18<br />
ECODESIGN –<br />
DAS VERSTECKTE KAPITAL<br />
SEITE 22<br />
PRODUKTION UND DESIGN<br />
R+K Kowanz<br />
Portrait<br />
HERSTELLUNG UND DRUCK<br />
Grasl Druck & Neue Medien, Bad Vöslau<br />
INTERIO – EIN MÖBELHAUS<br />
IN ZARTER HAND<br />
OFFENLEGUNG GEMÄSS § 25 MEDIENGESETZ<br />
Medieninhaber: ARA <strong>Altstoff</strong> <strong>Recycling</strong> <strong>Austria</strong> AG<br />
Sitz: Mariahilfer Straße 123; 1060 Wien<br />
Content<br />
SEITE 10<br />
ARA System Inside<br />
VERPACKUNGSVERORDNUNG<br />
NEU<br />
Characters<br />
SEITE 15<br />
GP DESIGNPARTNERS –<br />
DER MENSCH IST DAS MASS<br />
ALLEN DESIGNS<br />
Extras<br />
SEITE 20<br />
INNOVATIVES LEERGUTMODELL<br />
AUSGEZEICHNET<br />
TERMINE<br />
SEITE 23<br />
OFFENLEGUNG DER BLATTLINIE GEMÄSS § 25 ABS. 4 MEDIENGESETZ<br />
Erklärung über die grundlegende Richtung: Die Publikation dient der<br />
Information aller Bezugsgruppen des ARA Systems und verpflichtet sich,<br />
einen umfassenden und umfangreichen Überblick über aktuelle Entwicklungen,<br />
Trends und Ereignisse zu liefern, die von besonderer Relevanz für den<br />
Kunden, das ARA System und die Branchenrecycling-Gesellschaften sind.<br />
3
Topic<br />
4<br />
Verpackungsdesign für Schmuck, Susanne Lippitsch
DIE GESTALTUNG DER DINGE – UND<br />
DAS DRUMHERUM<br />
Der Begriff „Design“ hat in den Sechzigerjahren des vergangenen<br />
Jahrhunderts seinen Weg aus dem Englischen ins<br />
Deutsche gefunden. Er bezeichnet die Gestaltung von<br />
Gegenständen aller Art nach den Kriterien von Funktionalität<br />
– bestes Beispiel ist die Ergonomie eines Bürosessels<br />
– und Ästhetik. Selbst wenn der britische (Staubsauger-)<br />
Erfinder und Designer James Dyson sagt: „Für mich geht es<br />
beim Design darum, wie etwas funktioniert – nicht darum,<br />
wie es aussieht.“ Womit er die Funktionalität klar über die<br />
Ästhetik stellt. Aber auch das Aussehen spielt eine Rolle,<br />
denn kaum jemand würde behaupten, Dysons Geräte, etwa<br />
sein Akkusauger „Dyson Root 6“, der irgendwie an einen<br />
Schlagbohrer erinnert, wären eine Beleidigung für das Auge.<br />
L’ART POUR L’ART. Dennoch spricht der Brite hier ein kaum<br />
bestrittenes Design-Dogma an: das viel zitierte „form follows<br />
function“. Dieser Gestaltungsleitsatz postuliert, dass sich die<br />
Form eines Gegenstands aus seiner Funktion, das heißt dem<br />
Nutzzweck ableiten soll. James Dyson stellt fest: „Wirkliche<br />
Schönheit kann man nur erreichen, wenn man stets die<br />
Funktion des Objekts in den Vordergrund stellt.“ Es soll<br />
letztendlich sichergestellt werden, dass bei noch so kunstvollem<br />
Design die Benutzbarkeit – oder Neu-Deutsch: die<br />
„Usability“ – nicht verloren geht. Denn was nützt der am<br />
aufwändigsten gestaltete Kaffee-Automat, wenn für den User<br />
nicht auf Anhieb klar ist, welchen Knopf er drücken muss,<br />
um zu seinem Capuccino zu gelangen.<br />
Und hier kommt man zwangsläufig zum wichtigsten Unterscheidungsmerkmal<br />
zwischen Kunst und Design, das wiederum<br />
im Bonmot „l’art pour l’art“ einen treffenden Ausdruck<br />
findet: „Die Kunst um der Kunst willen“. Damit ist gemeint,<br />
dass die Kunst sich selbst genügt und somit keines Zweckes<br />
bedarf – im Gegensatz zum Design. Dennoch: Auch hier<br />
sind die Grenzen fließend. Design ohne künstlerische<br />
Impulse erscheint oft wenig reizvoll.<br />
KUNST TRIFFT INDUSTRIE. Im heutigen Sinn ist Design fast<br />
immer Industriedesign, dessen Geschichte mit der Moderne<br />
beginnt. „Kunst und Technik – eine Einheit“ heißt es etwa<br />
1919, als Walter Gropius das Bauhaus in Weimar gründet.<br />
Design wird zum Programm. Nicht mehr die individuelle<br />
Topic<br />
Design ist überall. Schon der Begriff wird inflationär gebraucht und hat einen Fixplatz, nicht nur in der<br />
Sprache des Marketing. Auch sonst sind wir von Design geradezu umzingelt. Manchmal fällt es auf, weil<br />
der Anblick eines Gegenstandes ein gutes Gefühl auslöst oder weil etwas unglaublich hässlich ist. Oftmals<br />
wird es gar nicht mehr wahrgenommen. Aber es ist einfach da – Design. Was heißt eigentlich „Design“?<br />
Jenes Wörtchen, das so gerne als Attribut für mittlerweile alles Mögliche herangezogen wird – meist um<br />
das Beworbene etwas interessanter zu machen.<br />
Kunstfertigkeit einzelner Handwerker ist für das Aussehen<br />
eines Gegenstandes verantwortlich, sondern eine gestalterische<br />
Intelligenz, die neben Schönheit und Funktion auch<br />
den Prozess der massenhaften Reproduzierbarkeit im Auge<br />
behält. Mit industrieller Produktion und Standardisierung<br />
wird es möglich, sowohl den funktionalen als auch sozialen<br />
Ansprüchen vieler Menschen gerecht zu werden.<br />
James Dysons Landsmann Stephen Bayley, er hat als Design<br />
Consultant globale Marken wie Absolut Vodka und Marks &<br />
Spencer beraten, drückt es folgendermaßen aus: „Design ist<br />
das, was geschieht, wenn Kunst auf Industrie trifft.“ In<br />
Hinblick auf die Marktchancen eines Produkts zielt der<br />
Designer daher auf eine optimale Verquickung von Ästhetik<br />
und Funktionalität.<br />
STILLE VERKÄUFER. In keinem anderen Bereich im<br />
weiten Feld der Gestaltung ist der Designer kommerziellen<br />
Zwängen mehr unterworfen als beim Verpackungsdesign,<br />
das Andrew Doyle – Geschäftsführer der englischen Brand-<br />
Identity-Agentur HMI – in einem Interview mit dem Magazin<br />
Rondo „als höchste Kunstform in der Designwelt“ bezeichnete.<br />
In keinem Bereich der Alltagskultur manifestieren sich<br />
industrieller Erfindergeist und wirtschaftliche Dynamik<br />
konkreter als hier. Erst die verpackte Ware wird zum eigentlichen<br />
Medium zwischen Produzent und Konsument.<br />
Verpackungen sind deshalb so etwas wie ein Spiegel der<br />
Konsumgesellschaft.<br />
„Eine gute Verpackung erfüllt viele Funktionen“, erklärt<br />
Designerin Susanne Lippitsch, „sie schützt vor Manipulation,<br />
vor äußeren Einflüssen, sie erleichtert den Transport, die<br />
Lagerung. Und was besonders wichtig ist: Sie kommuniziert.“<br />
Das ist es, worauf es schließlich ankommt: „Eine<br />
Verpackung muss Emotionen auslösen und sollte im<br />
Gebrauch funktionieren.“ Ohne Erklärung und auf Anhieb.<br />
All die bunten Sackerln, Schachteln, Dosen und Packerln<br />
sind somit ein wichtiges Element des Produkts, das an den<br />
Kunden gebracht werden soll. Lippitsch, die an der FH<br />
Joanneum in Graz Package Design lehrt, drückt es so aus:<br />
„Das Ins-Auge-Stechen, das Für-sich-Sprechen ist sicher am<br />
wichtigsten, weil die Verpackung der stille Verkäufer ist.“<br />
Fortsetzung auf Seite 6<br />
5
Fotos: Lippitsch<br />
Fotos: Lippitsch<br />
Topic<br />
Fortsetzung von Seite 5<br />
Eine auf den ersten Blick erkennbare Marke ist Millionen<br />
wert, und nur gute Verpackung transportiert sie auch. „Der<br />
Erfolg von Red Bull etwa hängt maßgeblich vom Design der<br />
Dose ab. Mit ihr wurde die Marke aufgebaut, die mittlerweile<br />
global bekannt ist“, sagt Lippitsch. Tatsächlich findet man<br />
die markante Aluminiumbüchse mit den roten Stieren sogar<br />
im Amazonas-Gebiet. „Gerade im Supermarkt wird kaum<br />
etwas dem Zufall überlassen. Es gilt den Point of Sale richtig<br />
auszuloten. Ein Produkt verkauft sich daher vor allem über<br />
die Verpackung.“ Denn die KundInnen sind wählerisch und<br />
achten neben dem Preis auch auf die Optik.<br />
FORM UND ZUSATZNUTZEN. Beim Verpackungsdesign wird<br />
zunehmend auf die Form der Emballage geachtet. Andrew<br />
Doyle bringt dies folgendermaßen zum Ausdruck: „Für mich<br />
war das 20. Jahrhundert die Zeit des Grafikdesigns, das 21.<br />
Jahrhundert die Zeit des strukturellen Designs. Es wird in<br />
6<br />
„Haiku“ – Asia-Take-away-Verpackung<br />
Verpackung „Xaver“<br />
diesem Bereich viel mehr um Formen gehen. Die Form ist<br />
das Erste, was einem im Supermarkt ins Auge sticht. Man<br />
liest auf den ersten Blick keine Aufdrucke. Zuerst kommt<br />
die Form, dann die Farbe.“ Eine asymmetrisch gestaltete<br />
Cornflakes-Schachtel wird daher im Supermarkt-Regal eher<br />
auffallen als ihre herkömmliche, reizlose Konkurrentin, da<br />
sie den Ordnungssinn des Kunden anspricht.<br />
Auch der Convenience-Gedanke hat beim Package-Design<br />
bereits Einzug gehalten. Der Zusatznutzen steht dabei im<br />
Mittelpunkt. Das heißt, die Verpackung wird nicht sofort<br />
weggeworfen, sondern findet noch auf die eine oder andere<br />
Art Verwendung. Einen klassischen Zusatznutzen bietet beispielsweise<br />
die Verpackung der „Celebrations“-Naschereien.<br />
Hier wird die Verpackung nach dem Öffnen zur Schüssel.<br />
Susanne Lippitsch arbeitet am liebsten mit Papier. „Ein<br />
Material, das formal sehr offen und damit frei gestaltbar ist“,<br />
sagt sie. „Der besondere Reiz liegt darin, es aus einer zweidimensionalen<br />
Grundform in eine interessante dreidimensionale<br />
Form zu bringen.“ Was dabei rauskommt, ist zum<br />
Beispiel die stylishe Asia-Take-away-Verpackung „Haiku“.<br />
Diese hat den Vorteil, flach und somit Platz sparend gelagert<br />
werden zu können. Haiku ist mit vier einfachen Handgriffen<br />
zusammenzufalten und erinnert in seiner fertigen Form an<br />
ein in traditioneller asiatischer Bauweise errichtetes Schiff.<br />
Der Clou: Die Essstäbchen fungieren als Tragegriff und Verschluss<br />
des flüssigkeitsbeständigen Lebensmittelbehältnisses.<br />
Obwohl Papier und Karton ökologisch unbedenklich sind –<br />
es handelt sich schließlich um einen nachwachsenden<br />
Rohstoff, der zudem recycelbar ist–, ist sich die gebürtige<br />
Grazerin bewusst, dass die von ihr gestalteten Verpackungen<br />
in letzter Konsequenz im Müll landen.
EINE MÜLLTONNE NAMENS KERMIT. Und beim Verpackungsentsorgen<br />
kann den Österreichern niemand etwas vormachen:<br />
Seit der Gründung des ARA Systems im Jahr 1993<br />
haben sie mehr als sieben Millionen Tonnen Verpackungen<br />
gesammelt. Was einer durchgehenden Lkw-Kette entspricht,<br />
die die ganze Welt zu etwa zwei Drittel umfassen würde. Die<br />
ARGEV Verpackungsverwertungs GesmbH ist im Rahmen<br />
des ARA Systems in Österreich für die Sammlung und<br />
Sortierung aller Verpackungen aus Kunststoff, Metall, Holz,<br />
textilen Faserstoffen, Keramik und Materialverbunden<br />
zuständig.<br />
„Vor einiger Zeit sind wir – nach sorgfältigen Überlegungen<br />
und Tests – zum Entschluss gekommen, regional nicht mehr<br />
alle Leichtverpackungen gemischt, sondern gezielt nur mehr<br />
Plastikflaschen zu sammeln. Denn diese eignen sich am<br />
besten für die stoffliche Verwertung. Und wir wollten etwas<br />
gegen die in manchen Regionen unerfreulich hohen Fehlwurfanteile<br />
(Müll und Nichtverpackungen) tun“, schildert<br />
der für die Haushaltssammlung verantwortliche ARGEV-<br />
Manager Erwin Janda die Entstehungsgeschichte der größten<br />
Veränderung der österreichischen Leichtverpackungssammlung<br />
seit ihrer Gründung 1993.<br />
WAS HAT DAS GANZE MIT DESIGN ZU TUN? In der ARGEV<br />
wurde überlegt, den Sammelbehälter für die Plastikflaschen<br />
so zu gestalten, dass der Konsument seinen Zweck auf den<br />
ersten Blick erkennt und dass er ihn auch noch mit größtmöglicher<br />
Convenience bedienen kann. Das Ergebnis aus<br />
verschiedenen Entwicklungsschritten und Testphasen war ein<br />
Behälterdeckel in neuem Design, der die gestellten Anforderungen<br />
geradezu optimal erfüllt.<br />
„Kermit“ war geboren. Der vom Volksmund spontan nach<br />
dem Frosch aus der Muppet Show benannte grüne Behälter<br />
mit dem freundlich wirkenden gelben Deckel und den abgehobenen<br />
runden Öffnungen lädt zum Einwerfen von Plastikflaschen<br />
geradezu ein. Und wird von der Bevölkerung gerne<br />
angenommen, wo immer er zum Einsatz kommt.<br />
Zuerst gab es einen Pilotversuch in Wien, wo der Fehlwurfanteil<br />
mit bis zu 40 % besonders hoch war. Schon in der<br />
Testphase hat sich gezeigt, dass der Fehlwurfanteil drastisch<br />
Topic<br />
„Kermits“ – Design macht auch vor Sammelbehältern nicht Halt.<br />
zurückgegangen ist. Gleichzeitig ist der Anteil an gesammelten<br />
Plastikflaschen spürbar gestiegen. Heute werden in ganz<br />
Wien mit rund 5.000 Kermits mehr als 50 Millionen Plastikflaschen<br />
jährlich gesammelt und fürs <strong>Recycling</strong> bereitgestellt.<br />
Und der Wiener Fehlwurfanteil ist mit weniger als 14 % der<br />
zweitniedrigste unter allen Bundesländern.<br />
Mittlerweile ist der Kermit auch schon in der Stadt Salzburg<br />
und in weiten Teilen Niederösterreichs und Kärntens erfolgreich<br />
im Einsatz. Und – in einer kleineren, „einäugigen“<br />
Version – bundesweit in Freibädern, Schulen, Autobahnparkplätzen<br />
und vor allem bei allen großen Freizeitveranstaltungen,<br />
bei denen das ARGEV-„Event Service“ die Verpackungsentsorgung<br />
durchführt.<br />
„Behälter mit Einwurföffnungen sind ja an sich nichts Neues“,<br />
meint Erwin Janda, „aber das besondere Design des Kermit,<br />
natürlich kombiniert mit kommunikativer Unterstützung, hat<br />
den Bürger offensichtlich „direkt erreicht“ und sein Sammelverhalten<br />
in die richtige Richtung verändert. Er nutzt den<br />
Kermit gerne, oft und richtig.“<br />
Kermit ist demnach ein gutes Beispiel dafür, wie durchdachtes<br />
Design den Alltag durchdringt – auch wenn man es gar<br />
nicht mehr bewusst wahrnimmt.<br />
Kermit mit dem ARGEV-„Event Service“ im Einsatz bei der<br />
Airpower in Zeltweg<br />
7<br />
Foto: ARGEV<br />
Foto: ARGEV
Fotos: E&P<br />
Comment<br />
8<br />
GESCHENKE:<br />
AUF DIE HÜLLE<br />
KOMMT ES AN?<br />
Weihnachtssack oder Geschenkspapier? Beim Verpacken scheiden sich die Geister …<br />
Kinder, die vorm Baum stehen und mit großen Augen sehnsüchtig auf den Moment warten, die lang ersehnten Geschenke auszupacken.<br />
Während sich die (Kl)einen fragen, ob das Christkind denn auch alle Wünsche erfüllen wird, denken andere schon an<br />
den Müllberg, der nach der Bescherung überbleibt.<br />
Weihnachten ohne glitzerndes Papier und farbenprächtige Schleifen? Für manche undenkbar, viele sind hingegen schon lange<br />
auf verpackungstechnische Alternativen ausgewichen. Alle Jahre wieder gibt es rege Diskussionen zum Thema „weihnachtliche<br />
Verpackung“ – und den damit verbundenen Traditionen, aber auch zu möglichen Umweltbelastungen.<br />
Die letzte Ausgabe des TRENNT in diesem Jahr hat sich kurz vor Weihnachten ebenfalls mit diesem kontroversen Thema<br />
beschäftigt und einige Meinungen eingefangen. Außerdem stellt Umweltstadträtin Ulli Sima den „Wiener Weihnachtssack“ als<br />
eine der vielen österreichischen Initiativen für nachhaltige Verpackungen vor.<br />
Andrea (25), Studentin<br />
Meistens packe ich meine Geschenke nicht sehr aufwendig ein und verwende nur alte Zeitungen<br />
mit witzigen Titeln. Und die meisten finden die Idee, auf diese Weise die Umwelt zu schonen, gut.<br />
Es gibt aber Gelegenheiten, wie Weihnachten, bei denen ich sehr viel Liebe in die Verpackung stecke:<br />
Dann soll auch die Wahl des richtigen Geschenkpapiers und ein kunstvoller Verpackungsstil ebenso<br />
wie das Geschenk selbst zum Ausdruck bringen, wie wichtig mir der Beschenkte ist.<br />
Martin (40), Postbediensteter<br />
Beruflich gesehen beginnt Weihnachten für mich schon ab Mitte Oktober: Die Pakete und<br />
Sendungen werden größer, und es wird viel mehr verschickt. Privat achten meine Familie und ich<br />
jedenfalls darauf, Verpackungsmaterial mehrfach zu verwenden: Unsere Geschenke werden in Juteund<br />
Stoffsäcken oder Kartons, die wir öfter verwenden, eingepackt. Und die großen Spielsachen<br />
stellen wir einfach unverpackt unter den Christbaum. Für die Kinder ist das Fest sowieso ein<br />
Erlebnis!<br />
Julian (6), Schüler<br />
Wenn die Packerln unterm Christbaum schön bunt sind und alles glänzt und glitzert, find’ ich das<br />
schon schön. Das ist auch spannender, weil ohne Verpackung wüsst’ ich ja sofort auf den ersten<br />
Blick, was ich bekomme. Aber bei zu vielen Schleifen und Bändern ärgere ich mich auch, weil ich<br />
die Geschenke dann nicht schnell genug aufbekomme, wenn ich so aufgeregt und neugierig bin.<br />
Josefine (80), Pensionistin<br />
Für mich ist die Weihnachtsverpackung fixer Bestandteil meiner Geschenke. Ein Packerl ohne<br />
Verpackung ist kein Packerl. Außerdem gehe ich gerne Geschenkspapier und passende Schleifen<br />
einkaufen. Was ich aber schon sagen möchte ist, dass ich auf das Geschenkspapier nie einen Tixo<br />
klebe, sondern nur eine Schleife zum Befestigen verwende. Sobald alles ausgepackt ist, sammle ich<br />
das ganze Papier wieder ein und verstaue es fürs nächste Jahr im Kasten.<br />
Markus (29), Biochemiker<br />
Mir persönlich ist es schon wichtig, Geschenke einzupacken, anstatt sie einfach so zu übergeben.<br />
Ich glaub’, so alt kann man gar nicht werden, dass man es nicht genießt, halb vor Neugierde platzend,<br />
an der Schnur und am Papier herumzuhantieren, um endlich an den Inhalt zu gelangen.<br />
Aber auch als Schenkender: Den überraschten und hoffentlich begeisterten Blick des Beschenkten<br />
zu sehen ist einfach schön. All das würde wegfallen, wenn Geschenke nicht mehr eingepackt werden<br />
würden. Natürlich fällt dabei eine Menge Papiermüll an, aber ich versuche immer Geschenkspapier<br />
wieder bzw. alternative Formen, wie alte Zeitungen oder Tüten, zu verwenden.
Foto: PID/Fürthner<br />
Mag. Ulli Sima, Wiener Umweltstadträtin:<br />
„Denken beim Schenken mit dem<br />
Wiener Weihnachtssack!“<br />
Weniger Papierln, mehr Spenden!<br />
Ganz ehrlich: Wer von uns bekommt<br />
nicht gerne Geschenke? Besonders<br />
schön ist eine Überraschung, und die<br />
will gerne noch hinausgezögert werden.<br />
Da hilft eine nette Verpackung doch,<br />
um die Vorfreude, die ja angeblich die<br />
schönste ist, noch länger genießen zu<br />
können. Und: Eine schöne und kreative<br />
Verpackung zeigt, zumindest wenn<br />
sie selbst gemacht wurde, dass sich<br />
der/die Schenkende nicht nur beim<br />
Aussuchen des Geschenks – hoffentlich<br />
– echte Mühe gegeben, sondern sich<br />
darüber hinaus noch „etwas dabei<br />
gedacht“ hat. Klar ist also: Nicht nur<br />
auf den Inhalt kommt es beim Schenken<br />
an, sondern auch auf die Verpackung.<br />
Die Kehrseite der Medaille: Gerade zu<br />
Weihnachten wächst der Müllberg um<br />
bis zu 10 Prozent. Neben den Resten<br />
diverser Festessen sind die Überbleibsel<br />
von (Geschenk-)Verpackungen dafür<br />
hauptverantwortlich. Auch wenn in<br />
Wien die Moral bei der ge<strong>trennt</strong>en<br />
Sammlung hoch und ja etwa Altpapier<br />
einem sinnvollen <strong>Recycling</strong> zugeführt<br />
wird: Abgeholt muss der Müll doch<br />
werden. Und das bedeutet nicht nur<br />
mehr Arbeit für die MitarbeiterInnen<br />
der MA 48, sondern eben auch zusätzliche<br />
Lkw-Kilometer, die natürlich die<br />
Umwelt belasten. Gegen diese zusätzliche<br />
Müllflut gibt es in Wien eine überzeugende<br />
Alternative: den Wiener<br />
Weihnachtssack. Ein in allen Bereichen<br />
überzeugendes Produkt, das nicht nur<br />
toll ausschaut und perfekt zu Weihnachten<br />
passt, sondern gleich mehr als einen<br />
guten Zweck erfüllt. In den Werkstätten<br />
von „Wien Work“ und der „Lebenshilfe<br />
Wien“ stellen Menschen mit Behinderungen<br />
oder Langzeitarbeitslose die sinnvolle<br />
Alternative zur herkömmlichen<br />
Geschenksverpackung her.<br />
In einem zunehmenden härter werdenden<br />
Umfeld trägt ein Auftrag wie die<br />
Produktion des Wiener Weihnachtssacks<br />
einen kleinen Teil zum Erfolg<br />
der Integrationsbemühungen dieser<br />
wichtigen Einrichtungen bei.<br />
Der Wiener Weihnachtssack ist für eine<br />
Spende von 2 Euro aufwärts zu haben,<br />
die Einnahmen kommen karitativen<br />
Zwecke zu Gute: Wie schon im Vorjahr<br />
wird das von Willi Resetarits initiierte<br />
Integrationshaus den Reinerlös erhalten.<br />
Ein weiterer guter Grund, auf den<br />
Wiener Weihnachtssack „umzusteigen“<br />
und dem Aufruf von Willi Resetarits<br />
„Weniger Papierln, mehr Spenden!“<br />
Folge zu leisten.<br />
Nicht genug damit, hilft der Wiener<br />
Weihnachtssack natürlich auch der<br />
Umwelt. Er trägt dazu bei, den Müllberg<br />
zu Weihnachten zu reduzieren<br />
und wirkt wirklich „nachhaltig“. Denn<br />
der Sack ist so gut wie unzerstörbar<br />
und kann so über viele Jahre hinweg<br />
als Verpackung für Geschenke eingesetzt<br />
werden. Damit ist der Wiener<br />
Weihnachtssack praktisch eine echte<br />
Draufgabe auf seinen Inhalt, denn im<br />
nächsten Jahr kann ihn dann der<br />
Beschenkte selbst als Verpackung für<br />
Geschenke weitergeben. Damit steigt<br />
sowohl das Bewusstsein für Müllvermeidung<br />
als auch die Aufmerksamkeit<br />
für soziale Anliegen.<br />
Heuer ist der Wiener Weihnachtssack<br />
erstmals in drei verschiedenen Größen<br />
erhältlich. Manchmal muss es ja trotz<br />
Comment<br />
aller guter Vorsätze schnell gehen beim<br />
Schenken, eine Flasche Wein – vielleicht<br />
vom Weingut Cobenzl der Stadt<br />
Wien? – ist da oft ein willkommener<br />
Ausweg. Schnell und sinnvoll verpackt<br />
wird sie am besten im für Bouteillen<br />
maßgeschneiderten Wiener Weihnachtssack.<br />
Neben dem „Standardsack“ finden<br />
im neuen XL-Format auch wirklich<br />
große Bescherungen eine schöne,sinnvolle<br />
und noch dazu umweltfreundliche<br />
Verpackung.<br />
Erhältlich ist der Wiener Weihnachtssack<br />
beim „natürlich Wien“-Stand auf<br />
dem Wiener Christkindlmarkt gegen<br />
eine Spende von 2 Euro aufwärts. Der<br />
„natürlich Wien“-Stand ist ganz leicht<br />
zu finden – er liegt in unmittelbarer<br />
Nähe zum Weihnachtsbaum neben<br />
dem Informationsstand.<br />
Wie gesagt: Nicht nur auf den Inhalt<br />
kommt es beim Geschenk an, sondern<br />
auch auf die Verpackung. Denken Sie<br />
also beim Schenken – und verwenden<br />
Sie den Wiener Weihnachtssack!<br />
9<br />
Foto: Stephan Doleschal
Portrait<br />
EIN MÖBELHAUS IN ZARTER HAND<br />
„Nicht für viele was, sondern für einige alles!“ – so lautet das Erfolgsrezept von Interio. Die überzeugte Linie<br />
des Unternehmens ist es, Designprodukte zum günstigsten Preis anzubieten und sich dadurch am hart<br />
umkämpften Möbelmarkt abzugrenzen. 1988 hat Interio in Österreich Fuß gefasst und ist seitdem zielsicher<br />
auf Erfolgskurs, dank breitem Angebot für alle Bereiche des Wohnens.<br />
Interio AG – Lagerhaus Pfaffnau. Dieser Ort sollte Beginn<br />
eines jahrzehntelangen Höhenfluges werden. In Kleinbasel<br />
eröffnete 1974 die erste Filiale unter dem Motto „Interio:<br />
günstiger wohnen“. Wenig später wurde in die Schweiz sowie<br />
in umliegende Länder exportiert. Die österreichischen Filialen<br />
hat Janet Kath, Burgenländerin mit kosmopolitischem Namen,<br />
als Franchisenehmerin vom Schweizer Stammhaus übernommen.<br />
Nach anfänglichen Schwierigkeiten, verursacht durch<br />
„die Rabattitis des Mitbewerbes“, schaffte es die Self-made-<br />
Business-Frau, dem Unternehmen zu neuem Ruhm zu verhelfen.<br />
DESIGNPRODUKTE ZUM BESTEN PREIS. Interio bietet ein<br />
sorgsam komponiertes Sortiment von Designmöbeln, Einrichtungsobjekten<br />
und Accessoires in sechs Abteilungen, die<br />
alle Wohnbereiche umfassen: Eating, Living, Sleeping, Spa,<br />
Office und Light. Saisonbedingt konzentriert sich Interio, mit<br />
überaus ansteckender Dekorationswut, auf wichtige Anlässe<br />
und liefert passende Accessoires in jeder Form und Farbe.<br />
Auch heuer wird wieder pünktlich zum Weihnachtsfest so<br />
manches Wohnzimmer dank Interio in Glitzer, Gold und Co.<br />
10<br />
erstrahlen. Nicht umsonst bekommt das Einrichtungshaus<br />
alle Jahre wieder 10 Prozent des Jahresumsatzes zu Weihnachten<br />
in die Registrierkasse. Da wird Weihnachten buchstäblich<br />
zur schönsten Zeit des Jahres, denn das Geschäft<br />
mit schillerndem Raumschmuck rund um den Christbaum<br />
erfreut sich, trotz Stagnation am Möbelmarkt, größter<br />
Beliebtheit. Im Interview mit dem TRENNT spricht Interio-<br />
Österreich-Geschäftsführerin Janet Kath über ihr Unternehmen,<br />
den Rabattwahn am Möbelmarkt und ihre persönliche<br />
Lieblingsdeko.<br />
TRENNT: Der österreichische Kunde hat die Qual der<br />
Wahl, wenn er nach Möbeln und Dekorationen für’s traute<br />
Heim sucht – wie schaffen Sie es, die kaufwilligen WohnästhetInnen<br />
gerade in Ihre Filialen zu locken?<br />
Kath: Mit einer klaren Positionierung – der Kunde weiß bei<br />
uns, was ihn erwartet, und erlebt keine Überraschungen.<br />
Unsere Schwerpunkte liegen in den Bereichen Wohnen,<br />
Essen, Schlafen, Licht, Accessoires und Arbeiten.
TRENNT: Kaum ein TV-Sender verzichtet momentan auf<br />
Wohnberatungs- und Heimwerker-Formate à la „Wohnen<br />
nach Wunsch“ und „Einsatz in 4 Wänden“. Legen die<br />
ÖsterreicherInnen wirklich mehr Wert aufs Wohnen als vor<br />
einigen Jahren?<br />
Kath: Wohnen ist immer eine Frage der Zeit und hängt mit der<br />
aktuellen Wohnkultur zusammen. Wenn man zum Beispiel<br />
auf die Nachkriegszeit zurückblickt: Damals war man froh,<br />
überhaupt Möbel zu besitzen. Optik und Arrangement waren<br />
absolut zweitrangig. Heute hat die Bevölkerung eine größere<br />
Kaufkraft, was sich in der Wohnkultur widerspiegelt.<br />
TRENNT: Sehen Sie den „Schöner Wohnen“-Boom als<br />
kurzweiligen Trend oder glauben Sie an ein anhaltendes<br />
Phänomen?<br />
Kath: Schön wohnen zu wollen ist kein Phänomen, sondern<br />
eine Entwicklung. Und zwar mit einem steigenden Trend.<br />
Wohnkultur hängt wie gesagt auch immer mit Bildungsgrad<br />
und Kaufkraft zusammen. Die Schweizer und Schweizerinnen<br />
geben zum Beispiel deutlich mehr für die Verschönerung<br />
ihres Heims aus, und Wohnkultur hat bei ihnen einen viel<br />
höheren Stellenwert als hierzulande, wo wir ein niedrigeres<br />
Lohnniveau haben.<br />
TRENNT: Schließen Top-Design und Zwergenpreise einander<br />
nicht aus? Und: Was ist für die Interio-Kunden wichtiger:<br />
der günstige Preis oder die ausgefallene Optik?<br />
Kath: Für unsere Kunden zählt beides: der günstige Preis<br />
und das tolle Design. Die Kombination macht es aus.<br />
Exklusives Design mit sehr hohen Preisen anzubieten ist<br />
einfach. Wir zeichnen uns durch Top-Design zum guten<br />
Preis aus, und das schätzen die Kunden.<br />
TRENNT: Wie wird sich Interio in den nächsten Jahren<br />
weiterentwickeln?<br />
Kath: Natürlich – unser Sortiment entwickelt sich ständig.<br />
Wir haben 16.000 aktive Artikel und erweitern zweimal<br />
jährlich das Sortiment. Stillstand gibt es bei Interio nie.<br />
TRENNT: Zu Weihnachten kann man Sie mitunter sogar<br />
selbst in einer der Filialen im vollen Einsatz antreffen.<br />
Wie wichtig ist es für Sie, als Chefin über 10 Filialen, den<br />
Kontakt zum einzelnen Kunden nicht zu verlieren?<br />
Kath: Man kann nur die trendigsten Artikel anbieten, wenn man<br />
die neuesten Trends kennt und direkt am Kunden sieht, was den<br />
Leuten gefällt. Man trifft mich deshalb durchaus öfter in den<br />
unterschiedlichen Interio-Filialen, nicht nur zur Weihnachtszeit.<br />
TRENNT: Vor Weihnachten sind die Interio-Filialen besonders<br />
schön geschmückt – was ist Ihnen da besonders wichtig?<br />
Und was liegt im heurigen Jahr besonders im Trend?<br />
Kath: Weihnachten ist für uns eine wichtige Zeit. Heuer greifen<br />
wir in unseren Dekorationen und Accessoires drei Themen<br />
Portrait<br />
auf: „Kinderträume“ mit Märchenfiguren à la Grimm und<br />
Anderson und leuchtenden Farben, wie Grün, Pink, Orange<br />
und Blau. Dann haben wir ein silbernes Thema unter dem<br />
Motto „Wintersport“ mit Elementen aus der Jugendstilzeit,<br />
viel Weiß, Silber, Türkis, blasses Rosa, aber auch in der<br />
Kombination mit schwarzen Kontrasten. Unser dritter Schwerpunkt<br />
liegt auf dem „natürlichen“ Thema mit Weidenkränzen,<br />
Birke und Hagebutten, vielen Duftkerzen und orangen und<br />
braunen Deko-Elementen.<br />
TRENNT: Worauf legen Sie in Ihrem ganz persönlichen<br />
Wohnbereich besonders Wert?<br />
Kath: Meine Einrichtung ist sehr modern und minimalistisch.<br />
Das bietet mir die Möglichkeit, viel mit Accessoires zu arbeiten.<br />
Meine Deko wechselt sehr oft. Immer wenn neue Ware<br />
kommt, freue ich mich schon aufs Umgestalten und packe<br />
gleich einiges für mein Zuhause ein.<br />
Danke!<br />
Janet Kath, Geschäftsführerin Interio Österreich<br />
11<br />
Fotos: interio
Foto: Baltikum Tourismus Zentrale<br />
ARA System Inside<br />
ÖSTERREICHISCHES<br />
KNOW-HOW FÜR ESTLAND<br />
Für die ÖsterreicherInnen ist die ge<strong>trennt</strong>e Sammlung und<br />
Verwertung von Verpackungsabfällen selbstverständlich.<br />
Anders in Estland, hier fehlte bis 2005 eine effiziente Sammlung<br />
und Verwertung von Verpackungsabfällen, und auch die<br />
Restmüllsammlung steckte vergleichsweise noch in den<br />
Kinderschuhen. Mit seinem EU-Beitritt im Jahr 2004 muss<br />
Estland nun EU-Recht und damit auch die EU-Verpackungsdirektive<br />
in nationales Recht umsetzen.<br />
Im Rahmen eines Twinning-Projekts unterstützten Experten<br />
des Umweltbundesamts, des Lebensministeriums, der ARA,<br />
der ARGEV und der Stadt Wien Estland über ein Jahr lang<br />
beim Aufbau eines flächendeckenden Sammel- und Verwertungssystems<br />
nach den Richtlinien der EU-Verpackungsdirektive<br />
und der nationalen Verpackungsverordnung. Die<br />
österreichischen Experten setzten sich bei einer EU-weiten<br />
Ausschreibung als Bestbieter durch. Ziel des Projekts war die<br />
Entwicklung von Strategien für das Verpackungsabfallmanagement,<br />
von entsprechenden Kommunikationsmaßnahmen für<br />
KonsumentInnen und Industrie, die Erarbeitung von Trainingsprogrammen<br />
für MitarbeiterInnen in der Abfallwirtschaft<br />
12<br />
ESTLAND<br />
Fläche: 45.227 km 2<br />
Einwohner: 1,4 Mio.<br />
Hauptstadt: Tallinn<br />
EU-Beitritt: 1. Mai 2004<br />
BIP: 9.043 Mio. Euro<br />
BIP pro Kopf: 11.300 Euro<br />
Wirtschaftswachstum: + 7,8 %<br />
Estlands Hauptstadt Tallinn ist für ihre mittelalterliche Altstadt berühmt.<br />
Mit Hilfe österreichischer Experten startete Estland 2005 ein Projekt zum Aufbau eines Sammel- und<br />
Verwertungssystems für Verpackungsabfälle. Nun ist die Arbeit des österreichischen Teams abgeschlossen<br />
und Estland auf dem richtigen Weg zur erfolgreichen Sammlung und Verwertung.<br />
sowie die Entwicklung eines Kontroll- und Berichtsystems.<br />
HERAUSFORDERUNG FÜR ÖSTERREICHISCHE EXPERTEN.<br />
2005 richtete Estland ein Pfandsystem für Getränkeverpackungen<br />
ein. Gleichzeitig starteten die zwei Sammelsysteme<br />
ETO und Pakendiringlus ihre Aktivitäten und<br />
begannen jeweils mit dem Aufbau ihrer eigenen Sammelsysteme<br />
für Haushalt sowie für Industrie und Gewerbe. Die<br />
Sammlung von Verpackungsabfällen bedeutet in den ländlichen<br />
Regionen Estlands allerdings eine besondere Herausforderung:<br />
25 % der 1,4 Mio. Esten leben in der Hauptstadt<br />
Tallinn, die übrige Bevölkerung verteilt sich auf ein Gebiet<br />
von rd. 45.000 m 2 – das entspricht einer Bevölkerungsdichte<br />
von rund 20 Einwohnern pro Quadratkilometer.<br />
Erschwerend kam hinzu, dass es in Estland noch keine flächendeckende<br />
Restmüllsammlung gibt. Dementsprechend<br />
war auch das Sammelergebnis in den Sammelbehältern für<br />
die Verpackungssammlung. Die Bevölkerung nutzte die<br />
Behälter auch für den Restmüll. Ein Fehlwurfanteil von 40 %<br />
und mehr in der gemischten Kunststoff-, Metall- und Glassammlung<br />
war damit die Regel.
Estland ist mit seiner neuen<br />
Verpackungssammlung erfolgreich<br />
Das österreichische Team stand damit gleich zu Beginn des<br />
Twinning-Projekts im Juni 2005 vor einer großen und interessanten<br />
Herausforderung. „Gemeinsam mit Estlands<br />
Umweltministerium, Kommunen und Sammel- und Verwertungssystemen<br />
entwickelten wir Strategien für die Optimierung<br />
der Sammlung und Sortierung. Entsprechende Kommunikationsmaßnahmen<br />
wurden erfolgreich umgesetzt und<br />
beeinflussten die Motivation der KonsumentInnen zur<br />
ge<strong>trennt</strong>en Sammlung besonders positiv“, erklärt der Experte<br />
der ARA, DI Hermann Koller.<br />
ERFOLGREICHE PILOTPROJEKTE. Nach der Festlegung des<br />
Sammelsystems (Behälterinfrastruktur, Sammelfraktionen,<br />
Entleerungsintervall etc.) und der Umsetzung begleitender<br />
Kommunikationsmaßnahmen führte das österreichische<br />
Team in Abstimmung mit den jeweiligen Kommunen Pilot-<br />
GEMISCHTE VERPACKUNGSSAMMLUNG<br />
nach Fraktionen<br />
1 %<br />
6 %<br />
15 %<br />
78 %<br />
Glasverpackungen<br />
Kunststoffverpackungen<br />
Metallverpackungen<br />
Fehlwürfe<br />
Ergebnisse der gemischten Verpackungssammlung in den Regionen der Pilotprojekte<br />
PAPIERSAMMLUNG<br />
nach Fraktionen<br />
1%<br />
1% 3%<br />
80%<br />
14%<br />
1%<br />
Ergebnisse der Papiersammlung in den Regionen der Pilotprojekte<br />
Papierverpackungen<br />
Kartonverpackungen<br />
Getränkekartons<br />
Druckerzeugnisse<br />
Papier (andere<br />
Nichtverpackungen)<br />
Fehlwürfe<br />
Besuch der estnischen Delegation im Umweltministerium<br />
in Wien<br />
ARA System Inside<br />
Ausgezeichnete Qualität<br />
des Sammelmaterials<br />
projekte in verschiedenen städtischen und ländlichen<br />
Regionen Estlands durch.<br />
Die Analysen des Sammelmaterials aus den Pilotprojektgebieten<br />
zeigen, dass das Sammelsystem geeignet ist und die<br />
Kommunikationsmaßnahmen erfolgreich umgesetzt wurden.<br />
Mit nur 1 % war der Fehlwurfanteil in der Altpapier-<br />
Sammlung erfreulich gering. Den Hauptanteil (80 %)<br />
machen in der Altpapier-Sammlung Druckerzeugnisse aus,<br />
die restlichen 18 % sind Papierverpackungen. 85 % des in den<br />
gemischten Kunststoff-Metall-Glas-Behältern gesammelten<br />
Materials sind Verpackungsabfälle. Der ursprüngliche<br />
Fehlwurfanteil wurde deutlich gesenkt. „Die Qualität des<br />
Sammelmaterials ist hervorragend“, so Koller.<br />
WEITERE SCHRITTE IN PLANUNG. „Die Sammelergebnisse<br />
der Pilotprojekte zeigen, dass die ge<strong>trennt</strong>e Sammlung von<br />
der Bevölkerung angenommen wird. Es bleibt aber noch<br />
genug zu tun“, erklärt Koller und hat noch einige Verbesserungsvorschläge:<br />
„Im Moment machen Glasverpackungen in<br />
der gemischten Verpackungssammlung 78 % aus. Daher bietet<br />
sich die Einführung einer zusätzlichen reinen Glassammlung<br />
an. Der Sortieraufwand in der gemischten Verpackungssammlung<br />
könnte damit deutlich reduziert werden.“<br />
Darüber hinaus regt Koller die Intensivierung der KonsumentInneninformation<br />
an: „Im Moment wandern nicht nur<br />
Glasverpackungen, sondern auch Fensterglas und Trinkgläser<br />
in die gemischte Sammlung. PET-Flaschen werden nicht<br />
geknickt. Hier muss noch Informationsarbeit geleistet werden.“<br />
Eine weitere Herausforderung besteht in der Vermarktung<br />
der Sekundärrohstoffe. Estland verfügt nur über eingeschränkte<br />
inländische Verwertungsanlagen, daher müssen<br />
optimale Verwertungsschienen ins benachbarte Ausland<br />
etabliert werden.<br />
Mit diesem Projekt ist es innerhalb kurzer Zeit gelungen, ein<br />
effizientes und nachhaltiges Management für Verpackungsabfälle<br />
aufzubauen. „Bei den diversen Entscheidungsfindungsprozessen<br />
wurden alle betroffenen Gremien, Institutionen<br />
etc. von Anfang an einbezogen. Somit ist eine weitestgehende<br />
Identifikation mit dem Projekt auf Ebene der<br />
Entscheidungsträger gewährleistet“, erläutert Koller einen<br />
wichtigen Baustein für den Erfolg des Projekts.<br />
13<br />
Fotos: ARA
Foto: ARA Foto: Wikipedia<br />
ARA System Inside<br />
28 Produzenten, deren Produkte 80 %<br />
des kroatischen Verpackungsvolumens<br />
ausmachen, gründeten im Oktober 2005<br />
als Antwort auf das kroatischen Abfallwirtschaftsgesetzes<br />
das Sammel- und<br />
Verwertungssystem Eko-Ozra. Die<br />
Unternehmen, zu denen unter anderem<br />
Auch <strong>2006</strong> war das Programm der AbfallberaterInnen-Schulung<br />
wieder breit<br />
gefächert. Es beinhaltete unter anderem<br />
Fachvorträge der einzelnen Branchenrecycling-Gesellschaften<br />
oder Neue-<br />
14<br />
BEGRÜSST KROATIEN<br />
Als 27. nationales Sammel- und Verwertungssystem<br />
ist nun auch Kroatiens Eko-Ozra Mitglied von PRO EUROPE.<br />
Coca-Cola Beverages Kroatien und<br />
Procter & Gamble zählen, nehmen damit<br />
ihre Verantwortung für die Verwertung<br />
von Verpackungsabfällen wahr. Ziel ist<br />
ein nachhaltiges und kostengünstiges<br />
System, das die Interessen von Wirtschaft<br />
und Umweltpolitik vereint. „Für uns<br />
ABFALLBERATERINNEN<br />
DRÜCKEN DIE SCHULBANK<br />
Rund 200 Abfallberaterinnen und Abfallberater nutzten die Gelegenheit und informierten sich bei der<br />
diesjährigen ARA-AbfallberaterInnen-Schulung über Neuerungen in der Abfallwirtschaft.<br />
rungen im Bereich der Verpackungsverordnung.<br />
Den Abschluss des ersten<br />
Seminartags bildete Oliver Hochkoflers<br />
Umweltkabarett. Die Veranstaltung<br />
sieht sich nämlich nicht nur als reine<br />
Österreichs AbfallberaterInnen trafen sich zur Informations- und Kommunikationsplattform<br />
der ARA.<br />
war es von Anfang an klar, eine PRO-<br />
EUROPE-Mitgliedschaft anzustreben.<br />
Die ,Grüner-Punkt-Systeme’ sind in<br />
Europa und darüber hinaus als erfolgreiche<br />
Sammel- und Verwertungssysteme<br />
bekannt“, erklärt Dragica Bagaric,<br />
Geschäftsführerin der Eko-Ozra.<br />
Informationsplattform, sondern auch<br />
als ein Social Event, das den AbfallberaterInnen<br />
ausreichend Möglichkeit<br />
für den Erfahrungsaustausch mit<br />
Kolleginnen und Kollegen bietet.<br />
KREATIVITÄT IST GEFRAGT. Ein Workshop<br />
widmete sich am zweiten Tag<br />
einer Zielgruppe, die im Allgemeinen<br />
als schwierig und besonders anspruchsvoll<br />
bekannt ist: Jugendliche im Alter<br />
von 12–18 Jahren. Hier galt es, Ideen<br />
zu finden, um das Umweltbewusstsein<br />
dieser Zielgruppe zu stärken und das<br />
Interesse der Jugendlichen für die<br />
Zusammenhänge in der Abfallwirtschaft<br />
zu fördern. Dabei zeigten sich<br />
die Abfallberaterinnen und Abfallberater<br />
sehr kreativ. Zwei der Projektideen<br />
sind bereits in der Umsetzungsphase<br />
und werden im nächsten Jahr<br />
verwirklicht.
ARA System Inside<br />
VERPACKUNGSVERORDNUNG NEU<br />
Die Novelle zur Verpackungsverordnung ist in Kraft. Die Änderung wurde notwendig, um wesentliche<br />
Bestimmungen der EU-Verpackungsrichtlinie in österreichisches Recht umzusetzen.<br />
Mit 1. Oktober <strong>2006</strong> trat eine Novelle<br />
der Verpackungsverordnung in Kraft.<br />
Wesentliche Neuerungen sind die Einführung<br />
des elektronischen Meldewesens,<br />
die Informationspflicht über<br />
die Teilnahme an einem Sammel- und<br />
Verwertungssystem sowie die Meldepflicht<br />
für Mehrweggebinde. Durch die<br />
freiwillige Selbstverpflichtung der Wirtschaft<br />
mit der Nachhaltigkeitsagenda<br />
der österreichischen Getränkewirtschaft<br />
und den Einsatz des ARA<br />
Systems mit ausführlichen Stellungnahmen<br />
im Begutachtungsverfahren<br />
konnten ursprünglich geplante, für die<br />
Wirtschaft nachteilige Bestimmungen<br />
verhindert werden.<br />
DIE WICHTIGSTEN ÄNDERUNGEN<br />
KLARSTELLUNGEN BEI DEN BEGRIFFS-<br />
BESTIMMUNGEN. Die Definition von<br />
„Verkaufsverpackungen“ wurde durch<br />
Einfügung des Worts „bis“ präzisiert.<br />
Unter Verkaufsverpackungen fallen<br />
nun auch Verpackungen, die „… bis<br />
zum Verbrauch oder bis zum Gebrauch<br />
der Waren oder Güter, insbesondere<br />
als Träger von Gebrauchs- oder gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Produktinformationen,<br />
verwendet werden“ (§ 2 Abs, 3).<br />
Die Verordnung stellt klar, dass Sekundärfunktionen<br />
(z.B. Metalldosen als Aufbewahrungsbox<br />
weiterverwenden)<br />
nichts an der Verpackungseigenschaft<br />
ändern.<br />
Einwegartikel, wie z.B. Tragetaschen<br />
oder Einwegteller, die bei Verkaufsstellen<br />
befüllt werden, sind Verpackung.<br />
ERWEITERTE INFORMATIONSPFLICH-<br />
TEN ÜBER DIE SYSTEMTEILNAHME.<br />
In rechtsverbindlichen Erklärungen<br />
(„Vor-/Nachlizenzierungsbestätigungen“)<br />
muss der nachfolgenden<br />
Vertriebsstufe nun auch das System,<br />
bei dem die Verpackungen entpflichtet<br />
sind, bekannt gegeben werden. Die<br />
Erklärungen sind nunmehr zumindest<br />
jährlich auszustellen und zumindest<br />
7 Jahre lang aufzubewahren.<br />
Foto: DSD<br />
Auch ein bloßer Vertreiber von bereits<br />
entpflichteten Verpackungen muss<br />
nunmehr seine Abnehmer, einschließlich<br />
gewerblicher Letztverbraucher,<br />
darüber informieren, bei welchem<br />
System die betreffenden Verpackungen<br />
durch eine vorgelagerte Wirtschaftsstufe<br />
entpflichtet sind.<br />
NEUE MELDEPFLICHTEN FÜR MEHR-<br />
WEGGEBINDE. Neu eingeführt wurde<br />
eine Meldepflicht für Abfüller von<br />
Mehrweggebinden an das Bundesministerium<br />
für Land- und Forstwirtschaft,<br />
Umwelt und Wasserwirtschaft<br />
(BMLFUW). Mittels neuem Formular<br />
müssen Primärverpflichtete ihre<br />
Meldungen jährlich unter Bekanntgabe<br />
der im Kalenderjahr erstmals befüllten<br />
Mehrweggebinde und der als Abfall<br />
angefallenen und verwerteten Mehrweggebinde<br />
abgeben. Dieses „Abfallaufkommen“<br />
kann mit der im Kalenderjahr<br />
in Verkehr gesetzten Masse gleichgesetzt<br />
werden. Die Meldeverpflichtung<br />
kann auch von der branchenspezifischen<br />
Interessenvertretung wahrgenommen<br />
werden, oder von einem<br />
„überregionalen Poolsystem“.<br />
In diesen Fällen sind auch Schätzungen<br />
zulässig.<br />
NEUES ELEKTRONISCHES MELDE-<br />
WESEN. Anlage-3-Meldungen sind<br />
nunmehr verpflichtend elektronisch an<br />
das BMLFUW über das beim Umweltbundesamt<br />
eingerichtete Register abzugeben.<br />
Die Meldung muss bis spätestens<br />
31. März für das vergangene Kalenderjahr<br />
erfolgen – erstmals für das Jahr<br />
2007 (Meldung bis 31. März 2008).<br />
STOFFLICHE VERWERTUNGSQUOTEN<br />
FÜR UNTERNEHMEN (BEI SELBST-<br />
ERFÜLLUNG). Neu geregelt wird der<br />
Packstoff Holz, für den eine stoffliche<br />
Verwertungsquote von 15 % eingeführt<br />
wird (§ 10 Abs. 1, Z. 8).<br />
Bei der Berechnung der Quotenerfüllung<br />
(betreffend alle Packstoffe) dürfen<br />
Exporte aus der EU nur bei Nachweis<br />
des Herstellers berücksichtigt werden,<br />
dass die Verbringung ins Ausland<br />
sowie die – insbesondere stoffliche –<br />
Verwertung gemäß den EU-Vorschriften<br />
erfolgte.<br />
KENNZEICHNUNG VON VERPACKUN-<br />
GEN. Die bisherige KunststoffkennzeichnungsVO,<br />
BGBl. Nr. 13/1992 tritt<br />
außer Kraft. Sie wird durch die neue<br />
Ziffer 4 in der Anlage 1 ersetzt, welche<br />
– im Gegensatz zur bisherigen Regelung<br />
– nur mehr eine „Kann-Bestimmung“<br />
ist. D.h. künftig ist die Kennzeichnung<br />
von Verpackungen nicht<br />
mehr verpflichtend. Falls trotzdem eine<br />
Kennzeichnung vorgenommen wird,<br />
sind die in der Verordnung vorgesehenen<br />
Nummern und Abkürzungen zur<br />
Identifizierung von Verpackungsmaterialien<br />
anzuwenden. Weiters ist<br />
zu beachten, dass nunmehr nicht nur<br />
Kunststoff enthalten ist, sondern auch<br />
andere Packstoffe (wie z.B. Papier,<br />
Metall, Alu usw.) ergänzt wurden.<br />
Die Novelle der Verpackungsverordnung<br />
steht auf www.ara.at<br />
zum Download zur Verfügung.<br />
15
Lab<br />
SCHÖN VS. BRAUCHBAR<br />
Don’t make me think! So lauten Titel und erstes Gesetz eines Buches zum Thema Usability von Websites,<br />
das den Kern der Sache wie kein anderes trifft. Nicht umsonst handelt es sich bei der Publikation von<br />
Steve Krug um einen Bestseller mit 120.000 verkauften Exemplaren und Übersetzungen in zwölf Sprachen.<br />
Usability interessiert. Denn fast jeder saß schon vor einem<br />
geöffneten Browser-Fenster und brach nach einem unergiebigen<br />
Aufenthalt in der virtuellen Welt die frustrierende<br />
Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen ab.<br />
So verbreitet sich immer mehr der Wunsch nach einfachen<br />
Strukturen, eindeutigen Hinweisen und Sucherfolgen ohne<br />
große geistige Anstrengungen. Durchdachtes Design, das<br />
dem Nutzer das Denken schon bei der Entwicklung<br />
abnimmt. Gutes Design statt „Verbiegungen“. Angelehnt an<br />
die griechischen Sagen des Altertums könnte man es auch<br />
anders ausdrücken und sagen: Wir wollen kein Prokrustisches<br />
Design! Prokrustes, auch Damastes und „der Strecker“<br />
genannt, war nämlich ein Riese, Räuber und Unhold in<br />
der Gegend von Eleusis, außerdem Sohn des Poseidon.<br />
Prokrustes bot Reisenden ein eisernes Bett an, auf das er sie<br />
legte. Wenn sie zu groß für das Bett waren, hackte er ihnen<br />
die Füße und Gliedmaßen ab, waren sie zu klein, hämmerte<br />
und reckte er ihnen die Glieder auseinander, indem er sie auf<br />
einem Amboss streckte. Niemals kam ein Gast, der „passte“,<br />
und keiner verließ den Riesen heil. Davon abgeleitet nennen<br />
Fachleute Design, das den Anwender quält und ihn zwingt<br />
sich anzupassen, „Prokrustisches Design“. Usability soll dem<br />
Benutzer helfen, sich nicht länger „verbiegen“ zu müssen, um<br />
sich mit Gebrauchsgegenständen, elektronischen Geräten<br />
oder auf Websites zurechtzufinden.<br />
DIE BEZIEHUNG MENSCH UND MASCHINE. Die Wurzeln<br />
dieser benutzerfreundlichen Tendenzen liegen aber viel tiefer<br />
und stammen aus einer Zeit, in der man von Computern und<br />
Websites noch nichts wusste. In den Anfängen des letzten<br />
16<br />
Jahrhunderts wurden erste Maßnahmen zum Arbeitsschutz<br />
unternommen. Diese frühe ergonomische Arbeitsplatzgestaltung<br />
war zunächst weniger aus Freundlichkeit gegenüber<br />
den Menschen entwickelt worden, sondern aus wirtschaftlichen<br />
Gründen. Die Arbeiter in Fabriken und Werken<br />
litten in Zeiten der Industrialisierung zunehmend an körperlichen<br />
Leiden und konnten nicht das Optimum an Leistung<br />
bringen. Durch die Einführung von ergonomischen Maßnahmen<br />
kam es zu einer Verbesserung der Schnittstelle<br />
zwischen Mensch und Maschine beziehungsweise Benutzer<br />
und Objekt.<br />
Ziel der Ergonomie ist es also, handhabbare und komfortabel<br />
zu benutzende Produkte herzustellen, wobei heute oft<br />
fälschlicherweise von ergonomischen Gegenständen gesprochen<br />
wird, zum Beispiel ergonomische Tastatur, ergonomischer<br />
Arbeitsplatz – es gibt aber nur ergonomische Systeme,<br />
bestehend aus Menschen und ihrer Umwelt.<br />
Usability hat eine entsprechend kürzere Historie, da sie mit<br />
dem verbreiteten Aufkommen von Computersystemen<br />
zusammenhängt. Während der rasch fortschreitenden technologischen<br />
Entwicklung am Computersektor wurde klar,<br />
dass auch in dieser Sparte die ergonomischen Richtlinien<br />
Platz finden müssen. Hinter Usability steckt allerdings mehr<br />
als nur die „menschengerechte“ Gestaltung von Ein- und<br />
Ausgabegeräten, denn sie berücksichtigt auch die kognitiven<br />
und wahrnehmungspsychologischen Fähigkeiten des<br />
Menschen. Im Bereich des Web-Designs bedeutet das, dass<br />
wir gewisse Dinge einfach schlecht wahrnehmen können,<br />
wie kleine gelbe Schrift auf weißem Hintergrund, oder dass
wir Dinge, die nahe beieinander liegen, als zusammengehörig<br />
wahrnehmen. Es gibt viele solcher Gestaltgesetze, die einfach<br />
klingen, allerdings nimmt ihre Trivialität schnell ab, wenn sie<br />
in ihrer Gesamtheit bei der Gestaltung eines Internetauftritts<br />
komplett ignoriert würden.<br />
MEINE FREUNDIN ANNA G. Dieser Aspekt der Benutzerzentrierung<br />
kann für Designer aber noch viel weiter gehen:<br />
„Gutes Design ist eine emotionale Angelegenheit: Es weckt<br />
Assoziationen, bringt Erinnerungen an die Oberfläche und<br />
schafft Kontakt zu unserer Umwelt. Gute Designer finden<br />
den Weg zu unserem Unterbewussten und versetzen uns in<br />
einen Zustand der Selbsterkenntnis. Diesem Ansatz folgend<br />
haben wir uns zum Ziel gesetzt, das Schicksal unserer<br />
Gebrauchsgegenstände in diese Richtung zu lenken“, so das<br />
Credo der italienischen Designfabrik rund um Alberto Alessi.<br />
Vor diesem Hintergrund wird auch leichter begreiflich, dass<br />
bei Alessi ein Korkenzieher nicht einfach ein Gerät zum<br />
Entfernen von Flaschenkorken ist, sondern einen Namen<br />
und eine Familie hat: „Er hat ein Gesicht, heißt ‚Anna G.’<br />
und ist eine Freundin.“ Der Anwender baut über die<br />
Funktion hinaus eine emotionale Beziehung zu diesem<br />
Objekt auf – es macht ihm Spaß, es zu benutzen.<br />
Interessant ist auch ein von Philippe Starck in den frühen<br />
neunziger Jahren entworfenes Designobjekt, das zunächst<br />
aussieht, als hätte es gar keine weitere Funktion, außer<br />
schön zu sein. Ein verchromter Kegel, der von einem schräg<br />
verlaufenden Rohr durchbohrt wird. Nachdem es sich aber<br />
im Sortiment von Alessi befindet, mutmaßt man doch über<br />
ein verstecktes Feature und ordnet das Ding als Zigarettenoder<br />
Kugelschreiberhalter ein. Weiß man um den korrekten<br />
Namen, nämlich „Hot Bertaa“, sieht man mit einer gehörigen<br />
Portion Phantasie vielleicht einen Luftbefeuchter in dem<br />
Objekt. Damit wäre man dann schon nah dran, denn es<br />
handelt sich um einen Wasserkessel, der bei den Kunden<br />
allerdings nicht halb so beliebt ist wie die personifizierte<br />
Korkenzieher-Familie.<br />
WOHNEN IM WÜRFEL. Designerentwicklungen, deren<br />
Funktion einem beim ersten Blick verborgen bleibt, sind<br />
zahlreich. So finden sich in München Aluminium-Würfel,<br />
Lab<br />
die sich „micro-compact homes“ nennen und deren Entwicklungshintergrund<br />
das steigende Platzproblem und die<br />
Wohnungsknappheit in den Großstädten ist. Die Mini-<br />
Wohnwürfel, die beim ersten Hinsehen wie riesige Bausteine<br />
wirken, wurden entworfen, um vorübergehende Wohneinheiten<br />
für Studenten zu schaffen. Der Würfel hat eine<br />
Kantenlänge von 2,65 Metern und wird nicht von jedem als<br />
designtechnische Errungenschaft begrüßt. „Käfighaltung für<br />
Studenten“ bezeichnen Kritiker die cubes. Die Bewohner der<br />
„o2 student village“ waren hingegen so begeistert von dem<br />
Leben auf rund sieben Quadratmetern in ihren Wohnboxen,<br />
dass sie einen Antrag auf Verlängerung ihres ursprünglich für<br />
ein halbes Jahr geltenden Mietvertrags eingebracht haben.<br />
Wenn die multifunktionalen Möbel hochgeklappt sind,<br />
sollen die Wohnwürfel sogar Platz für fünf Personen bieten.<br />
Die Idee entstand, wie die meisten, in der Not – 100 freie<br />
Studentenheimplätze pro Semester und 6.000 Erstsemestrige.<br />
HEISSER HOCHZEITSTAG. In der Not befinden sich auch<br />
zerstreute Lebenspartner, die immer wieder auf wichtige<br />
Jahrestage vergessen. Für diese Männer, um das Stereotyp zu<br />
bedienen, verbirgt sich eine nicht minder nützliche<br />
Entwicklung, hinter dem elektronischen „Remember Ring“.<br />
Dieser eigentlich ganz normale Gold- oder Silberring beugt<br />
Ehekrisen vor, indem er sich rechtzeitig 24 Stunden vor dem<br />
Hochzeitstag oder Jubiläum alle paar Minuten auf 50° C<br />
erwärmt. Die Erwärmung reicht aus, sie deutlich und unangenehm<br />
wahrzunehmen, zu Schmerzen oder Verbrennungen<br />
führt sie aber nicht. Man braucht auch Vergessen auf Grund<br />
leerer Batterien des „Remember Rings“ nicht zu fürchten –<br />
der Ring versorgt sich nämlich über die Körperwärme selbst<br />
mit Energie.<br />
Die meisten der angesprochenen Designerrungenschaften<br />
sind also nicht nur schick, sondern auch durchaus nützlich.<br />
Sie nehmen uns viele mühselige Dinge ab, bis hin zum<br />
Nachdenken, womit wir wieder beim genannten „Don’t<br />
make me think“ angekommen sind. Da könnte man schon<br />
auf die Idee kommen, dass der große Hype von Sudoku,<br />
Kakuro und anderem Denksport damit zusammenhängt, dass<br />
unserem Gehirn bei der ganzen Entlastung schön langsam<br />
fad geworden ist.<br />
17<br />
Fotos: S.Lippitsch| Alessi | Sascha Kletzsch | alaskajewelry
Zone<br />
Foto: Schlumberger<br />
Ursprünglich wurden Verpackungen produziert, um Produkte<br />
zu schützen. War diese Aufgabe erfüllt, wurde die<br />
Verpackung wertlos und wanderte in den Müll. Das hat sich<br />
im Laufe der Zeit stark verändert. Längst dienen Verpackungen<br />
nicht mehr nur dem reinen Transportschutz, sondern<br />
sind ein wichtiges Präsentationsmedium.<br />
In Zeiten, in denen sich Produkte auf der Leistungsebene<br />
immer ähnlicher werden, steigt die Bedeutung der Verpackungen.<br />
„Packungen sind es, die noch in der Lage sind,<br />
Unterschiede zwischen Produkten deutlich zu machen, die<br />
auf der Ebene ihrer Leistungen kaum mehr Unterschiede<br />
aufweisen, und Packungen sind es, die oft einer Marke das<br />
spezifischen Gesicht verleihen“, kommt die Untersuchung<br />
„Überrasch mich“ der Karmasin Motivforschung zum<br />
Schluss. 75 % aller KundInnen treffen ihre Kaufentscheidung<br />
im Angesicht des Produkts: am Regal. Die Verpackung übernimmt<br />
die Funktion des Imageträgers, an ihren formalen und<br />
ästhetischen Merkmalen werden die Qualität des Produktes<br />
und die Qualifikation des Herstellers gemessen. Im Rahmen<br />
der Studie „Shopper am POS“ der facit Marketing-Forschung<br />
gaben 34,4 % der befragten KonsumentInnen an, dass die<br />
18<br />
Geschenkverpackungen liegen im Trend.<br />
ZWISCHEN<br />
VERANTWORTUNG<br />
UND<br />
VERFÜHRUNG<br />
Die Welt des Verpackungsdesigns ist vielschichtig.<br />
Nicht nur Funktion und Material sind von Bedeutung,<br />
Marketing- und Umweltüberlegungen fließen bei der<br />
Produktion von Verpackungen immer stärker ein.<br />
Verpackung ein Indikator für die Qualität des Produkts ist.<br />
Auf dem Markt behaupten können sich damit nur Produkte,<br />
die sich von der Konkurrenz abheben. Gekauft wird, was<br />
den Käufer direkt anspricht. Schlechte oder beschädigte Verpackungen<br />
bleiben im Regal stehen.<br />
ZUSATZNUTZEN IST GEFRAGT. Darüber hinaus steigern<br />
kreative Ideen für zusätzlichen Nutzen der Verpackung<br />
Wirkung und Wert des Produkts. Mikrowellengeeignete<br />
Verpackungen für Fertiggerichte, Servierschalen für Süßigkeiten<br />
oder dekorative Geschenkverpackung für Sekt bilden<br />
für Produzenten eine gute Möglichkeit, dem Konsumenten<br />
einen Zusatznutzen zu bieten und sich gleichzeitig von<br />
Mitbewerberprodukten abzuheben. Vor allem in der<br />
Weihnachtszeit bieten viele Unternehmen ihre Produkte in<br />
weihnachtlichen Motivverpackungen an. Für den Kunden ist<br />
das äußerst convenient. Er muss das Geschenk nicht noch<br />
einmal extra verpacken und erspart sich damit Zeit und der<br />
Umwelt unnötigen Abfall. Die Qualität des Produkts muss<br />
dabei aber stimmen. Hält das Produkt nicht, was die<br />
Verpackung verspricht, entscheidet sich der Konsument<br />
beim nächsten Einkauf für ein anderes Produkt.
UMWELTGERECHTE VERPACKUNG ALS STANDARD. In der<br />
Umfrage der facit Marketing-Forschung betonen Verbraucher<br />
die Relevanz umweltfreundlicher Verpackungen, bezeichnen<br />
sie gleichzeitig aber auch als selbstverständlich. Wenn es<br />
möglich ist und zur Ware passt, wird eine Beschränkung<br />
beim Materialverbrauch aufs notwendige Minimum begrüßt.<br />
Einfache Verpackungen und Verzicht auf Druckeffekte oder<br />
Beschichtungen werden unter Umständen sogar nicht nur<br />
aus ökologischen Gründen, sondern auch als werbewirksame<br />
Stilmittel geschätzt. Wiederverwendbare Verpackungen kommen<br />
gut an, und Materialien, die leicht zu entsorgen und<br />
recycelbar sind, haben ein besonders positives Image.<br />
FÄHRTENSUCHER DER FUNKTIONALITÄT. Um der zunehmenden<br />
Bedeutung ganzheitlicher, umfassender Lösungen<br />
im Verpackungsbereich gerecht zu werden und vorbildliche<br />
Verpackungsentwicklungen einzelner Firmen auszuzeichnen,<br />
wird in Österreich bereits seit 1956 der Staatspreis für vorbildliche<br />
Verpackung verliehen. „Verpackungsdesign ist ein<br />
elementarer Wettbewerbsfaktor und unverzichtbarer Teil der<br />
Unternehmensstrategie. Hier geht es um Lösungsansätze, die<br />
form- und funktionsmaximierend sind: Die Verknüpfung von<br />
Funktionalität, Praktikabilität, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit,<br />
Unverwechselbarkeit und Ästhetik wird hier<br />
thematisiert“, so Staatssekretär Franz Morak anlässlich der<br />
Verleihung der Staatspreise für Vorbildliche Verpackung, die<br />
heuer zum 50. Mal verliehen wurden.<br />
Der Preis zeige in anschaulicher Weise, wie ein Produkt<br />
„durch Design kombiniert mit entsprechender Funktionalität<br />
einen Mehrwert erfährt und Design als Querschnittsmaterie<br />
wahrgenommen wird. Die Designer werden zu Fährtensuchern<br />
der Funktionalität“, so der Staatssekretär. In der<br />
Kategorie Transportverpackung ging der Staatspreis <strong>2006</strong> an<br />
die „Supervariable Versandbox“ der Duropack AG, die durch<br />
Zone<br />
Bereits zum 50. Mal wurden heuer ausgeklügelte Verpackungen mit dem Staatspreis Vorbildliche Verpackung ausgezeichnet<br />
Falten in 30 verschiedenen Größen umgeformt werden kann.<br />
Als Top-Konsumverpackung wurde ein von Reichl und Partner<br />
entworfener und von Mondi Bags <strong>Austria</strong> produzierter<br />
25-kg-Zementsack prämiert, der sich durch einen belastbaren<br />
Tragegriff für ein leichteres Handling und die Aufreißstreifen<br />
„Easy-open“ als Schnellöffner auszeichnet. Darüber hinaus<br />
handelt es sich um eine ressourcenschonende, kostengünstige<br />
und recyclebare Verpackung.<br />
SO VIEL WIE NÖTIG, SO WENIG WIE MÖGLICH. Vor allem<br />
die Bedeutung der Abfallvermeidung ist in den letzten Jahren<br />
stark gestiegen: Material wird eingespart, Packstoffe sind<br />
erheblich dünner und leichter geworden, und das Volumen<br />
von Füllgütern wurde vielfach deutlich verringert.<br />
Das ARA System unterstützt Initiativen zur Reduzierung des<br />
Materialeinsatzes und hat unter anderem im Rahmen des<br />
Staatspreises <strong>2006</strong> bereits zum zweiten Mal einen Sonderpreis<br />
für Maßnahmen zur Abfallvermeidung verliehen.<br />
Ausgezeichnet wurde die Mosburger GmbH für ihre<br />
optimierte Transporteinlage für Bordeauxgläser, die 25 %<br />
Verpackungsmaterial einspart und dennoch höchsten<br />
Transportschutz bietet.<br />
Ziel der Abfall vermeidenden Maßnahmen ist es, die Umwelt<br />
von vermeidbarem Verpackungsabfall zu entlasten, Ressourcen<br />
zu schonen und wirtschaftliche Einsparungspotenziale zu<br />
nutzen, ohne dass die Interessen der KonsumentInnen an<br />
einer funktionalen Verpackung Schaden nehmen müssen.<br />
Denn eines ist klar: Die Aufgabe der Verpackung als<br />
Produktschutz und Präsentationsmedium auf dem gesamten<br />
Weg vom Produzenten bis zum KonsumentInnen darf unter<br />
der umweltpolitischen Zielsetzung der Abfallvermeidung<br />
nicht vernachlässigt werden. Die Verpackung muss Qualität<br />
sicherstellen und vermitteln. Deshalb gilt weiterhin der<br />
Grundsatz: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich!“<br />
19<br />
Foto: BMWA
Characters<br />
Sessellift<br />
Einfach, effektiv, logisch und angenehm zu bedienen –<br />
wären alle Produkte so, hätten zehn Personen in der Wiener<br />
Schottenfeldgasse keinen Job mehr. Dass dem aber bei<br />
weitem nicht so ist, beweist uns der tägliche Umgang mit<br />
Gebrauchsgegenständen wie Computer, Dosenöffner und<br />
Videorekorder. Deshalb braucht es „Interaktionsarchitekten“<br />
wie die Truppe rund um Rudolf Greger und Christoph<br />
Pauschitz, die das optimale Bedienerlebnis mit dem optimalen<br />
Bedienablauf vereint und selbiges Interaction Design nennt.<br />
Auch Industrial Design zählt zu den Kerngebieten der GP<br />
Designpartners, worunter man die Gestaltung von Produkten<br />
versteht, die industriell und meist in großen Mengen hergestellt<br />
werden.<br />
HOLLYWOOD IST GERETTET. Diese großen Mengen werden<br />
erfahrungsgemäß nachfragebedingt noch übertroffen, wenn<br />
die Designpartner ihre kreativen Finger im Spiel haben.<br />
Ein Beispiel: „Porch swing“ nennen die Amerikaner überdachte,<br />
gepolsterte Gartenbänke mit Schaukelfunktion.<br />
Unsere Bezeichnung mutet da schon viel aufregender an, und<br />
trotzdem ist das gute Image der Hollywood-Schaukel mittler-<br />
20<br />
DER MENSCH IST<br />
DAS MASS ALLEN<br />
DESIGNS<br />
Die GP Designpartners sind ein junges Team kreativer<br />
Industrial und Interaction Designers, die sich ganz<br />
dem optimalen Bedienerlebnis verschrieben haben,<br />
ohne die Optik ihrer Entwicklungen hintan zu stellen.<br />
Liegeschaukel „Star“<br />
weile dahin und das Möbel aus den Gärten verschwunden.<br />
Dementsprechend lassen die Verkaufszahlen bei den Händlern<br />
zu wünschen übrig. Nicht so beim Gartenmöbel-Hersteller<br />
Acamp, der, dank dem Designeinsatz von Pauschitz und Co.,<br />
Ruf und Optik der Liegeschaukel gerettet hat. „Star“ nennt<br />
sich das durchdesignte Modell sinnigerweise und führte zu<br />
einer Verdreifachung der geplanten Produktionsmenge –<br />
trotzdem waren schlussendlich nicht genug Exemplare auf<br />
Lager, um der Nachfrage Herr zu werden.<br />
BRAUCHBAR UND SCHÖN. Star schaut nicht nur gut aus,<br />
sondern wurde auch wegen der umfangreichen Funktionalität<br />
mit Innovationspreisen geehrt. Zum Verhältnis Design<br />
und Funktionalität äußert sich Designer Greger aber zaghaft:<br />
Fotos: GP Designpartners
„Ich denke, es ist angenehmer, ein Produkt zu haben, das toll<br />
aussieht und vielleicht nicht ganz perfekt funktioniert, als ein<br />
Ding zu besitzen, das 100-prozentig arbeitet, aber eine<br />
Beleidigung für das Auge ist.“ Da fällt dem Geschäftsführer<br />
des Designbüros auch gleich die berühmte Zitronenpresse<br />
von Philippe Starck ein, der Juicy Salif – ein Objekt, das<br />
einem 50er-Jahre-Science-Fiction-Streifen entsprungen zu<br />
sein scheint, bestehend aus einem metallischen Zapfen, der<br />
auf schmalen, lang gezogenen, spinnenartigen Beinen steht.<br />
Ein Artefakt mit Gebrauchsfunktion: oben wird die Zitrone<br />
ausgepresst, der Saft der Frucht rinnt an den Einschnürungen<br />
nach unten und tropft im Idealfall in ein Glas, das darunter<br />
aufgestellt wird. „Es tut mir leid, aber das Ding funktioniert<br />
einfach nicht, und trotzdem ist es der absolute<br />
Bestseller und Designklassiker.“ Das auch bei SchuhkäuferInnen<br />
nicht unbekannte Phänomen trifft laut Greger auf<br />
viele Produkte zu – denn wir kaufen oft Dinge, weil sie einfach<br />
schön sind und nicht, weil sie die eigentliche Aufgabe<br />
am besten erfüllen.<br />
STAY FOCUSED! Sogar bei Lebens- und Genussmitteln ist<br />
das Design häufig wichtiger als Funktionalität oder Inhalt.<br />
Wie beim Gumpoldskirchner Königswein, der nach einem<br />
Etikettenrelaunch der GP im Jahr 2002 viel lieber in den<br />
Einkaufskorb gelegt wurde. Mit der neuen Erscheinung<br />
akzeptierten die Händler sogar eine Anhebung des Verkaufspreises<br />
um 60 Prozent, ohne dass sich am edlen Tröpfchen<br />
selbst etwas verändert hätte.<br />
Für die von den GP Designpartnern entwickelten Produkte<br />
gilt aber trotzdem: „Schön muss es sein, und der Gebrauchswert<br />
muss stimmen!“ Das war wohl auch entscheidend bei<br />
der Entwicklung eines neuen Designs für den Antrieb von<br />
fixgeklemmten Sesselliften der Firma Doppelmayr, die ebenso<br />
zu den Schöpfungen des Designbüros zählen wie Badewannen,<br />
die gleichzeitig eine vollwertige Dusche sind, und<br />
Lautsprechersysteme, sowie Verpackungsdesign für biovital<br />
Tonika. Design awards, Staatspreisnominierungen und<br />
Innovationspreise sind erfreuliche Nebenerscheinungen ihres<br />
Engagements für die Fokussierung auf den Endverbraucher.<br />
DESIGN ALS STRATEGIE. Mittels des richtigen Einsatzes von<br />
„Design“ entstehen also unverwechselbare Produkte, die<br />
funktionale und ergonomische Anforderungen mit optischen<br />
und emotionalen Bedürfnissen verbinden. Um die Positionierung<br />
von Design als Differenzierungsmerkmal in gesättigten<br />
Märkten geht es auch in den vom Designteam veranstalteten<br />
Seminaren. Den TeilnehmerInnen soll Design als eine Strategie<br />
vermittelt werden, wodurch aus KundInnen Botschafter werden.<br />
Greger würde sich wünschen, dass die DesignerInnen<br />
schon viel früher in den Entwicklungsprozess eingebunden<br />
werden, als dies bisher der Fall ist. Design sollte in den<br />
Köpfen der Leute nicht länger mit einem erhöhten Preisniveau<br />
gleichgesetzt werden. Jedem gebühren für einen normalen<br />
Preis gut bedienbare Produkte mit durchdachtem<br />
Design. Engagierte DesignerInnen, Seminare für ManagerInnen<br />
und ProduktentwicklerInnen, ein Design-Special im<br />
TRENNT – vielleicht dauert es dann doch nicht mehr lange,<br />
bis alle Produkte einfach, effektiv, logisch und angenehm zu<br />
bedienen sind.<br />
Facts & Figures<br />
Die Top-3-Produkte, bei denen für KonsumentInnen<br />
Design eine große Rolle spielt: Kleidung (75 %),<br />
Möbel (70 %), Elektro-/Elektronikgeräte (69 %).<br />
Jede/r fünfte VerbraucherIn ist bereit, für sinnvolles<br />
Verpackungsdesign mehr zu bezahlen.<br />
Der Mehraufwand ist insbesondere dann attraktiv,<br />
wenn dadurch ein Zusatznutzen geboten wird.<br />
Hadi Teherani designte den teuersten Bürostuhl<br />
der Welt. Der Stuhl ist vergoldet bis zu den<br />
Rollen. Lehne und Sitzfläche sind mit Seide<br />
überzogen. Kostenpunkt: 50.000 Euro.<br />
Ein wahres Waschwunder entwickelte der Produktdesigner<br />
Olaf Barksi: In drei übereinander geordneten<br />
Waschtrommeln können unterschiedliche<br />
Sorten Wäsche auf einmal verarbeitet werden.<br />
Ungeklärt bleibt allerdings, wie diese Wäschemenge<br />
danach trocknen soll.<br />
Das US-Unternehmen Boston Ideas entwickelte<br />
leuchtende Hausschuhe, mit denen man nie<br />
mehr im Dunkeln tappt – perfekt für den<br />
nächtlichen Toiletten-Gang.<br />
Der USB-Weihnachtsbaum ist die ultimative<br />
Weihnachtsdekoration für Ihren Computer, egal<br />
ob am Arbeitsplatz oder zu Hause! Einfach den<br />
Weihnachtsbaum an einen USB-Port Ihres<br />
Computers anschließen, und schon leuchtet er in<br />
sechs durchlaufenden unterschiedlichen Farben.<br />
Eigentlich sind holländische Anhängerkupplungen<br />
mit Wohnwägen schon bestens ausgelastet. Eine<br />
findige Firma in den Niederlanden ließ es sich<br />
trotzdem nicht nehmen, die Anhängerkupplung<br />
für Mülleimer zu erfinden. Nur: Wer hat schon so<br />
einen großen Vorgarten, dass sich das Ankuppeln<br />
überhaupt lohnt?<br />
21
Foto: Steelcase<br />
Ambience<br />
Gesetzliche Umweltanforderungen wie z.B. die Elektroaltgeräteverordnung<br />
stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen.<br />
Darüber hinaus erwarten KonsumentInnen, dass<br />
die von ihnen gekauften Produkte keine kritischen Stoffe enthalten<br />
und die Umwelt möglichst wenig belasten. Innovative<br />
Produktkonzepte im Sinne von Ecodesign sind gefragt.<br />
„Ecodesign-Produkte sind flexibel, zuverlässig, langlebig,<br />
anpassbar, modular, dematerialisiert oder wiederverwendbar.<br />
Sie vereinen wirtschaftliche Sinnhaftigkeit, soziale Verträglichkeit<br />
und ökologische Notwendigkeit“, beschreibt der<br />
Österreichische Infoknoten für Ecodesign auf seiner Website<br />
umweltgerechte Produkte. Ecodesign hat zum Ziel, mit<br />
einem intelligenten Einsatz der verfügbaren Ressourcen<br />
einen möglichst großen Nutzen für alle beteiligten Akteure<br />
bei minimaler Umweltbelastung und unter sozial fairen<br />
Bedingungen zu erzielen.<br />
INTERNATIONALES ERFOLGSPROJEKT. „Wenn Sie zu einem<br />
Entwickler gehen und verlangen: ‚Machen Sie mir ein umweltgerechtes<br />
Produkt’, wird er abwinken und sagen, ‚vergessen<br />
Sie’s, viel zu teuer’. Und ich sage, das ist nicht wahr!“, erklärte<br />
André Malsch im Buch „Ecodesign – das versteckte Kapital“<br />
der ‚Best PRactice’ Agentur für Nachhaltigkeit. Malsch leitet<br />
für den multinationalen Büromöbelproduzenten Steelcase die<br />
Abteilung „Sustainable Initiative and Development“. Mit seinen<br />
Möbeln beweist das Unternehmen, dass es durchaus möglich<br />
ist, etwas für die Umwelt zu tun und gleichzeitig Gewinne zu<br />
machen. „Hersteller wie wir werden in Zukunft mit Weniger<br />
mehr machen. Weniger Gewicht, weniger Komponenten,<br />
weniger Transport, weniger Logistik. Und all das macht den<br />
Stuhl weniger teuer und wirtschaftlich erfolgreicher“, so<br />
Malsch. Steelcase lebt damit Ecodesign, das auf einer gesamthaften<br />
Betrachtung des Produktlebens aufbaut. D. h. von der<br />
Rohstoffgewinnung über die Herstellung, den Vertrieb und<br />
die Verwendung bis zur Entsorgung eines Produktes werden<br />
stets die zu erwartenden Auswirkungen auf die Umwelt mit<br />
ins Kalkül gezogen, um diese deutlich zu verringern.<br />
GEWUSST WIE. Viele Unternehmen stehen vor dem Problem,<br />
dass sie ihre Produkte umweltgerechter gestalten wollen,<br />
aber nicht so recht wissen wie. Produktentwickler und -designer<br />
haben zwar ein großes technisches Know-how, doch<br />
vielfach fehlt der Umweltbezug ihrer Produkte. Das Ziel von<br />
Ecodesign ist es, dieses Wissen an die Entwicklungsabteilung<br />
22<br />
ECODESIGN – DAS<br />
VERSTECKTE KAPITAL<br />
Die umweltgerechte Gestaltung von Produkten muss nicht bloß die<br />
Erfüllung gesetzlicher Verpflichtung bedeuten. Sie bietet Unternehmen<br />
auch wirtschaftliche Einsparungspotenziale. Von unnötigem Luxus also<br />
keine Spur.<br />
und darüber hinaus zu vermitteln – von der Chefetage bis<br />
zum Arbeiter am Fließband. Denn nur wenn das Konzept<br />
von allen mitgetragen wird, kommt der Innovationsprozess<br />
in Gang. „Am Anfang verstanden die Mitarbeiter von<br />
Steelcase nicht, worum es bei Ecodesign geht. Ein Auto<br />
umweltgerecht zu planen leuchtete ein. Das bedeutet große<br />
Materialeinsparung. Aber so ein Bürostuhl – wozu? Es gab<br />
eine lange Phase, in der musste ich immer wieder zu den<br />
Kollegen gehen, um ihnen den Sinn von Ökoeffizienz zu<br />
erklären“, resümiert Malsch.<br />
In die gleiche Kerbe schlägt auch Wolfgang Wimmer. Der<br />
TU-Wien-Wissenschafter am Institut für Konstruktionswissenschaften<br />
und Technische Logistik gründete 2005<br />
gemeinsam mit zwei Kollegen die ECODESIGN company.<br />
Anfangs noch eher skeptisch beäugt, hat sich sein Einsatz für<br />
Nachhaltigkeit und umweltgerechte Produktgestaltung<br />
gelohnt. Seine persönliche Botschaft in Sachen Ecodesign<br />
lautet: „Es steckt viel Innovations- und Verbesserungspotenzial<br />
in Produkten. Die Kunst ist, diese zu entdecken<br />
und wirksam für den firmeneigenen Wettbewerbsvorteil zu<br />
nutzen und gleichzeitig die Umweltbelastungen zu senken.“<br />
Das kann für Wimmer aber nur dann gelingen, wenn bei<br />
einer Produktentwicklung bereits in den frühen Phasen<br />
Umweltüberlegungen miteinbezogen werden, entsprechende<br />
Erfahrung in der Aufbereitung des Umweltthemas vorhanden<br />
sind und eine Unterstützung durch die Leitungsebene des<br />
Unternehmens gegeben ist. Alles andere, sprich der Erfolg,<br />
komme dann ganz von allein.<br />
ECODESIGN FÜR ALLE PRODUKTSPARTEN. „Die Kunden<br />
der ECODESIGN company finden sich in allen Sparten der<br />
Produktentwicklung“, erklärt Wimmer. „Speziell aber in<br />
jenen Bereichen, in denen von den Herstellern gesetzlich<br />
verlangt wird, produktbezogene Umweltüberlegungen in<br />
Produkten zu verwirklichen.“ Das sind derzeit vor allem die<br />
Elektro- und Elektronikbranche mit der europäischen Richtlinie<br />
zur Schaffung eines Rahmens für die Festlegung von<br />
Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung energiebetriebener<br />
Produkte sowie die Automobilindustrie mit der<br />
Altfahrzeugrichtlinie. „Eine Firma kann aber auch ganz ohne<br />
gesetzlichen Druck zur Erkenntnis gelangen, mit Ecodesign<br />
Wettbewerbsvorteile erzielen zu wollen, wie eben z.B.<br />
Steelcase“, zeigt sich Wolfgang Wimmer überzeugt.
INNOVATIVES LEERGUT-MODELL<br />
AUSGEZEICHNET<br />
Das Pilotprojekt eines Lebensmittel-Einzelhandelsbetriebs aus Korneuburg<br />
könnte im Handel bald Schule machen und damit auch die Umwelt<br />
entlasten: Eurospar Unfried, ARGEV und TOMRA haben ein Modell<br />
entwickelt, bei dem vom Leergutautomaten neben den normalen Mehrwegflaschen<br />
auch Einweg-PET-Flaschen zurückgenommen werden.<br />
Im konkreten „Modell“-Fall wird an<br />
den Kunden neben dem Pfand-Bon<br />
auch ein Kupon für die Einwegflaschen<br />
ausgegeben. Franz Unfried erklärt:<br />
„Unsere Kunden haben gleich mehrere<br />
Vorteile, wenn sie auch die Einwegflaschen<br />
zu uns mitbringen. Sie haben<br />
die Gewissheit, dass die PET-Flaschen<br />
umweltgerecht entsorgt werden, sie<br />
bekommen zu Hause mehr Platz, und<br />
sie erhalten bei der Rückgabe einen<br />
Kupon für einen attraktiven Einkaufsvorteil.“<br />
„Der Automat erkennt Einweg- und<br />
Mehrwegflaschen“, erklärt Roman Postl,<br />
Key Account Manager bei TOMRA.<br />
Auch für ihn sind das Pilotprojekt mit<br />
der Firma Unfried und die Auszeichnung<br />
mit dem Niederösterreichischen<br />
Lebensmittelkaufmannpreis <strong>2006</strong> eine<br />
Art Durchbruch des kunden- und<br />
umweltfreundlichen Leergutautomaten.<br />
TERMINE<br />
Interesse und Unterstützung für das<br />
Projekt kommt auch von der ARGEV.<br />
Andrea Hiller, Leiterin der Kommunikation:<br />
„Wir sind immer dafür zu haben,<br />
Neues und Innovatives auszuprobieren,<br />
wenn es uns sinnvoll erscheint. Solche<br />
Pilotprojekte kosten uns zunächst zwar<br />
oft mehr als sie bringen, aber auf lange<br />
Sicht bringen sie wertvolle Erkenntnisse.<br />
In diesem Fall Service und<br />
Convenience für die KonsumentInnen<br />
und eine gute Ergänzung zur herkömmlichen<br />
ge<strong>trennt</strong>en Sammlung mit<br />
dem Gelben Sack oder der Gelben<br />
Tonne.”<br />
Äußerst positiv sind auch die Erfahrungen<br />
von Franz Unfried. Er konnte mit<br />
seinem Leergut-Projekt „eine spürbare<br />
Steigerung der Kundenfrequenz und –<br />
nicht zuletzt wegen der Nutzung der<br />
Kupons durch die Kunden – höhere<br />
30. JÄNNER 2007<br />
Haus der Industrie, Wien<br />
Abfallwirtschaft als Ressourcenlieferant der Zukunft?<br />
Tagung<br />
Info: www.voeb.at<br />
26. – 27. MÄRZ 2007<br />
Montanuniversität Leoben<br />
Sustainability Management for Industries –<br />
Unternehmenspraxis und Nachhaltigkeit<br />
Kongress<br />
Info: http://smi.unileoben.ac.at<br />
Extras<br />
Wirtschaftskammerpräsidentin Sonja<br />
Zwazl und Landeshauptmann-<br />
Stellvertreter Ernest Gabmann zeichneten<br />
Franz Unfried mit dem NÖ<br />
Lebensmittelkaufmannpreis <strong>2006</strong> aus<br />
Umsätze in unserem Markt“ registrieren.<br />
Noch dazu kommt ein Imagegewinn<br />
beim Kunden. „Die Rücknahme und<br />
die Entsorgungsmöglichkeit der PET-<br />
Einwegflaschen werden von unseren<br />
Kunden sehr positiv bewertet“, so<br />
Unfried.<br />
23<br />
Foto: pressefotos.at/Peter Fichtinger
P.b.b. Verlagspostamt 1060 Wien, GZ 02Z032145 M<br />
Fotos: Alessi