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zum Modellprojekt<br />

Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

<strong>Abschlussbericht</strong><br />

Qualität trotz Kostendruck<br />

Konzepte des Betriebs und der Nutzung von Kindertagesstätten<br />

angesichts knapper Finanzmittel...<br />

zur Vorlage für die Diskussion auf der Beiratssitzung am 20.6.2001


Inhaltsverzeichnis:<br />

Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> zum Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“.................... 3<br />

Ausgangssituation für das Projekt........................................................................... 3<br />

Projektdesign........................................................................................................... 3<br />

Projektverlauf .......................................................................................................... 4<br />

Schwierigkeiten durch die Verabschiedung der Kita-Gesetz-Novelle...................... 4<br />

Ergebnisse: ............................................................................................................. 5<br />

1. Projektstandort Bardenitz ............................................................................. 6<br />

2. Projektstandort Brieselang ........................................................................... 7<br />

3. Projektstandort Amt Brück/Kita Borkwalde............................................... 11<br />

4. Projektstandort Cottbus .............................................................................. 13<br />

5. + 6. Projektstandort Frankfurt/Oder a + b .................................................. 14<br />

7. Projektstandort Großbeeren ....................................................................... 17<br />

8. Projektstandort Jüterbog ............................................................................ 18<br />

9. Projektstandort Kleinmachnow .................................................................. 20<br />

10. Projektstandort Lemmersdorf................................................................... 21<br />

11. Projektstandort Landkreis Prignitz........................................................... 22<br />

12. Projektstandort Neuruppin........................................................................ 23<br />

13. + 14. Projektstandort UBV Schwedt/Vierraden........................................ 25<br />

15. Projektstandort Wiesenburg ..................................................................... 28<br />

Schlussfolgerungen aus Sicht des Projektträgers ................................................. 29<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> / Beirat 20. Juni 2001<br />

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Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> zum Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

Ausgangssituation für das Projekt<br />

Ausgangsidee für das Modellprojekt Qualität trotz Kostendruck war die Überlegung, dass in<br />

den Jahren nach der Wende durch eine Vielzahl an Gesetzen, Verordnungen und Regelun-<br />

gen der Versuch unternommen wurde, das flächendeckende und über den tatsächlichen<br />

Bedarf an Betreuung hinausgehende System der Tagesbetreuung an die sich verändernden<br />

gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen und gleichzeitig qualitativ weiter zu<br />

entwickeln. Dadurch war durch den Gesetzgeber allmählich ein Rahmen geschaffen worden,<br />

der der Unterschiedlichkeit der örtlichen Voraussetzungen für die Kindertagesbetreuung<br />

nicht mehr in jedem Fall gerecht werden konnte. Viele Betreuungsnotwendigkeiten, die sich<br />

im Laufe der Jahre entwickelten, konnten im Rahmen klassischer Kitabetreuung nicht oder<br />

nur unzureichend aufgegriffen werden. Häufig standen Träger von Kindertageseinrichtungen<br />

vor der Situation, Lösungen für Betreuungsprobleme vor Ort gefunden zu haben, diese aber<br />

aufgrund der Unvereinbarkeit mit gesetzlichen Vorgaben nicht durchführen zu können. Am<br />

häufigsten standen Fragen der Finanzierung von Betreuung im Zusammenhang mit der Kin-<br />

dertagesstätte, aber nicht in ihrem unmittelbaren Arbeitsfeld, zur Debatte.<br />

Vor diesem Hintergrund sollte in einem Modellprojekt der Versuch unternommen werden,<br />

anhand ausgewählter Themen bei verschiedenen Trägern exemplarisch die Möglichkeiten<br />

innovativer Betreuungskonzepte und deren Begrenzung durch gesetzliche Vorgaben deutlich<br />

zu machen.<br />

Es sollten also Träger und Einrichtungen für das Projekt gewonnen werden, die sich trotz der<br />

Entwicklung der letzten Jahre, die ja überwiegend in einer Reduzierung der Betreuungska-<br />

pazitäten und einer Herausnahme von Mitteln aus dem Kitabereich bestand, bereit und in der<br />

Lage sahen, an einer Weiterentwicklung der Qualität und einer Verbesserung der Betreu-<br />

ungssituation zu arbeiten.<br />

Projektdesign<br />

Daher wurde das Projekt im Frühjahr 1999 öffentlich ausgeschrieben. Einerseits sollten sich<br />

Einrichtungen und Träger mit inhaltlichen Konzeptionen bewerben, deren Umsetzung in<br />

Rahmen des Projektes durch Beratung unterstützt werden sollte.<br />

Andererseits sollten sich Projektträger mit einer Beratungskonzeption bewerben.<br />

Durch die Einrichtung eines Beirats, bestehend aus allen beteiligten Trägern, den örtlich zu-<br />

ständigen Jugendämtern, Vertretern der Liga, der Kommunen und öffentlichen Arbeitgeber<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> / Beirat 20. Juni 2001<br />

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Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

sowie des Landesjugendamtes und des SPFW sollte sichergestellt werden, dass mögliche<br />

Entwicklungen im Rahmen der Beratungen zeitnah auf ihre jugendhilfe-, aber auch finanzpo-<br />

litische „Verträglichkeit“ hin überprüft werden könnten.<br />

Darüber hinaus sollte der Anspruch, Qualitätsentwicklung durch Beratung bei innovativen<br />

Ansätzen gewährleisten zu können, dadurch überprüft werden, dass durch eine Vorher-<br />

/Nachhermessung der Betreuungsqualität mittels der KES in den beteiligten Einrichtungen<br />

mögliche Veränderungen herausgefunden und dokumentiert werden.<br />

Projektverlauf<br />

Bis zum Ende der Bewerbungsfrist im August 2000 hatten sich, teils auf Aufforderung durch<br />

das Ministerium, 18 Träger für eine Beteiligung an dem Modellprojekt beworben.<br />

Bei 4 Trägern war die Motivation für eine Beteiligung aus der Bewerbung so unklar heraus-<br />

zulesen oder so wenig am Anliegen des Modellprojektes orientiert, dass sie nicht am Projekt<br />

beteiligt wurden.<br />

Die Beteiligten am Modellprojekt standen also im September 1999 fest. Noch bevor die kon-<br />

stituierende Sitzung des Beirats im Dezember einberufen wurde, hatte der Landtag des Lan-<br />

des Brandenburg beschlossen, insgesamt ca. 20% der Mittel des Landes, mit denen bisher<br />

der Kita-Bereich subventioniert wurde, einzusparen.<br />

Dazu war die Entwicklung eines neuen Kindertagesstättengesetzes notwendig.<br />

Erster Arbeitsschritt im Rahmen der Beratungen war die Festlegung der genauen Bera-<br />

tungsziele und der Abschluss von Zielvereinbarungen für jeden Projektstandort.<br />

Schwierigkeiten durch die Verabschiedung der Kita-Gesetz-Novelle<br />

Die Verunsicherung, Verärgerung und Empörung über die Einsparungen bei den meisten<br />

Beteiligten am Kita-Geschehen in Brandenburg machte schon im Vorfeld der eigentlichen<br />

Beratungen die Arbeit am Projektthema – Qualität trotz Kostendruck – äußerst schwierig.<br />

Als Anfang des Jahres 2000 erste Vorstellungen darüber deutlich wurden, wie die reduzierte<br />

Summe der Landeszuschüsse auf die Träger und Kommunen verteilt werden sollte und dass<br />

Leistungsverpflichtete in Zukunft die Ämter und Gemeinden sein würden, stellten sich viele in<br />

den Bewerbungen formulierte Beratungsziele als unter den gegenwärtigen Bedingungen<br />

nicht mehr sinnvoll bearbeitbar heraus.<br />

Dadurch, dass gleichzeitig mit der Übertragung der Leistungsverpflichtung über die Ein-<br />

schränkung des Rechtsanspruchs auf Betreuung Einsparungen bei den Trägern vorgenom-<br />

men werden mussten, d.h. dass eine neue Runde „Kostendruck“ auf Ämter, Gemeinden und<br />

Träger zukam, und zwar am stärksten auf diejenigen Ämter und Gemeinden, die in der Ver-<br />

gangenheit das breiteste Betreuungsangebot mit den höchsten Versorgungsquoten vor-<br />

gehalten hatten, war es zeitweise unmöglich, konstruktiv über Vorschläge zur Erneuerung,<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> / Beirat 20. Juni 2001<br />

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Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

Weiterentwicklung oder Veränderung des Kindertagesbetreuungsangebotes zu verhandeln<br />

oder daran zu arbeiten.<br />

Der Abschluss der Zielvereinbarungen verzögerte sich teilweise um mehrere Wochen, so<br />

dass es insgesamt sinnvoll erschien, die Projektlaufzeit um 3 Monate auf Ende März 2001 zu<br />

strecken.<br />

Insgesamt ist die Unsicherheit, die sich durch die neue Situation mit der Verabschiedung der<br />

Kita-Gesetz-Novelle ergeben hatte, in allen Beratungsprozessen behindernd deutlich gewor-<br />

den, nicht nur auf der Ebene der Erzieherinnen und der Eltern, sondern auch auf der Ebene<br />

der Träger und der Gemeinden und Ämter.<br />

Ergebnisse:<br />

Die folgenden Ergebnisse der Beratungsprozesse an den jeweiligen Projektstandorten sind<br />

im Rahmen der auf maximal 10 Beratungstage pro Träger bzw. Einrichtung begrenzten<br />

Beratungen zustande gekommen. Das besagt, dass die wesentliche Arbeit der Veränderung,<br />

der Qualitätsentwicklung und der Weiterentwicklung der Kindertagesbetreuung bei den Be-<br />

schäftigten in den Einrichtungen liegen musste. Nicht in allen Fällen wurde dieser Arbeitsauf-<br />

trag angenommen. Die Gründe hierfür sind bereits ausreichend dargestellt worden.<br />

Um die sehr unterschiedlichen Beratungsthemen, die sich unter den gegebenen Umständen<br />

herausgebildet hatten, sinnvoll zu kategorisieren, werden hier die Begrifflichkeiten des Ver-<br />

änderungsmanagements, angewendet auf den Kitabereich, benutzt:<br />

Insgesamt bewegten sich die Beratungen alle in der einen oder anderen Weise um die „Un-<br />

ternehmenskultur“ der Einrichtungen, die sich – optimaler Weise – ergibt aus dem Gleichge-<br />

wicht der<br />

Rahmenbedingungen<br />

Zufriedenheit der Mitarbeiter/innen<br />

Belegung, Auslastung, Nutzung<br />

der Kindertageseinrichtungen<br />

Selbstverständnis<br />

und Ziele der<br />

Kindertageseinrichtungen<br />

Zufriedenheit der Beschäftigten, der Nutzer/Klienten/Kunden, hier: Eltern/Kinder und der<br />

möglichst hohen Auslastung/Belegung, hier: Trägerinteresse.<br />

Zufriedenheit der Eltern/Kinder<br />

Nur die gleichgewichtige Berücksichtigung der drei Eckpfeiler lässt ein gemeinsames Selbst-<br />

verständnis der Beteiligten zu.<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> / Beirat 20. Juni 2001<br />

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Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

Ausgangspunkt für Veränderung ist in der Regel die Unzufriedenheit mindestens einer der<br />

drei Parteien.<br />

Im Folgenden wird deshalb der Versuch gemacht, die jeweiligen Beratungsthemen nach die-<br />

sem Schema zu kategorisieren.<br />

1. Projektstandort Bardenitz: gemeinsame Abwehr veränderter Rahmenbedingungen<br />

Ausgangssituation:<br />

Die Gemeinde Bardenitz ist eine kleine Gemeinde mit ca. 680 Einwohnern. Sie ist Träger<br />

der Kita „Kinderland“ mit einer Kapazität von 57 Plätzen. Derzeit ist die Einrichtung mit 44<br />

Kindern belegt. Das Problem der Einrichtung ist ihr Erhalt unter den Bedingungen der<br />

gegenwärtigen Kita-Finanzierung.<br />

Zur Kita gehört eine Förderverein, der die Erschließung zusätzlicher Ressourcen ermög-<br />

licht. Darüber hinaus ist ein Fahrdienst eingerichtet worden, um Schulkinder der Gemein-<br />

de aus den Grundschulen der Nachbargemeinden in den Hort der Kita Kinderland zu ho-<br />

len.<br />

Die Arbeit der Kita ist sehr offen und transparent gestaltet, die Einrichtung ist fester Be-<br />

standteil des sozialen Lebens der Gemeinde.<br />

Die drei Beschäftigten in der Kindertagesstätte arbeiten sehr flexibel und der jeweiligen<br />

Bedarfssituation der Kinder angepasst.<br />

Ziel der Beratung:<br />

1. Da schon in der Vergangenheit in Bardenitz viel für den Erhalt der kleinen Kita getan<br />

wurde, sollte im Rahmen des Modellprojektes dokumentiert werden, welche Wege<br />

bisher beschritten wurden, um eine qualitativ gute Kinderbetreuung im ländlichen<br />

Raum aufrecht zu erhalten. Der Rolle der Kita als einziger sozialer Ort in der Ge-<br />

meinde sollte in dieser Dokumentation besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.<br />

2. Die Öffentlichkeitsarbeit der Kita sollte überprüft und ggf. verbessert werden (Hin-<br />

weisschilder, Werbezettel...)<br />

3. Da es im Ort nicht betreute Kinder gibt, war zu prüfen, ob die Einbeziehung von offe-<br />

ner Kinder- und Jugendarbeit in die Kita-Arbeit eine Perspektive darstellen könnte,<br />

um zumindest Stellenanteile des derzeitigen Personals, evtl. in Zusammenarbeit mit<br />

dem Förderverein, abzusichern.<br />

4. Außerdem sollte die gesamte Umlageproblematik (Aufnahme von Kindern aus ande-<br />

ren Gemeinden) erörtert und ggf. verwaltungsmäßig vereinfacht werden.<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> / Beirat 20. Juni 2001<br />

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Arbeitsschritte:<br />

Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

1. Von Camino wurde in Zusammenarbeit mit der Einrichtung eine über 40seitige bebil-<br />

derte Dokumentation „10 Jahre Kita im ländlichen Raum“, Die Kita „Kinderland“ im<br />

Gemeindeverbund Bardenitz/Pechüle/Klausdorf, das Zusammenwachsen, die Ent-<br />

wicklung und der Kampf um das Überleben“ erarbeitet, die der Öffentlichkeit erstmals<br />

beim Auftritt auf der Bundesgartenschau in Potsdam Anfang Mai 2001 vorgestellt<br />

werden konnte. Da es sich bei der Dokumentation um eine Computerdatei handelt, ist<br />

es möglich, diese bei einem möglichen Internetauftritt der Einrichtung sofort verfügbar<br />

zu haben. Camino wird die Dokumentation über seine homepage anbieten.<br />

2. Bezüglich der möglichen offenen Kinder- und Jugendarbeit wäre die Zusammenarbeit<br />

mit der Jugendhilfeplanung des Kreises erforderlich gewesen, um gegebenenfalls ei-<br />

ne anteilige Finanzierung anderer Betreuungsformen über den Kreis abzusichern. Da<br />

es sich bei der geplanten Betreuung aber um Kinder im Grundschulalter handelt, wa-<br />

ren im Zusammenhang mit der Kita-Gesetz-Novelle, der Einführung der Kinderkos-<br />

tenpauschale und der zu erwartenden Neuorientierung der gesamten Finanzsituation<br />

auf Kreisebene keine Mittel für offene Kinderarbeit zu erwarten, zumal für Bardenitz<br />

zutrifft, dass eine hohe Versorgungsquote, d.h. die Betreuung der meisten Kinder,<br />

durch die Kinderkostenpauschale „bestraft“ wird. Im Fall der Gemeinde Bardenitz<br />

wirkte sich die Umstellung auf die Kinderkostenpauschale in einem mehrere 10.000<br />

DM hohen Defizit im Vergleich zur Situation davor aus, was im wesentlichen durch<br />

erhöhte Elternbeiträge ausgeglichen wurde.<br />

3. Die Fragen der Umlagefinanzierung wurden im Rahmen der Kita-Gesetz-Novelle<br />

grundlegend neu und klarer geregelt und entfielen daher als Beratungsgegenstand.<br />

Ergebnisse<br />

Als Ergebnis steht der Einrichtung eine internetfähige Dokumentation ihrer Entwicklung in<br />

den Jahren nach der Wende zur Verfügung.<br />

2. Projektstandort Brieselang höhere Auslastung/Belegung<br />

Ausgangssituation:<br />

Das Amt Brieselang hatte vor allem damit zu kämpfen, dass in der Gemeinde, die im en-<br />

geren Verflechtungsraum mit Berlin liegt, ein starker Bevölkerungsanstieg zu verzeichnen<br />

ist, der einen ständig steigenden Bedarf an Kitaplätzen nach sich zieht. Zum Zeitpunkt<br />

der Bewerbung war dieser Bedarf mit den üblichen Mitteln (Ausnutzung aller räumlichen<br />

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Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

Möglichkeiten, Senkung der Quadratmeterzahl pro Kind) nicht zu decken. Die Gemeinde<br />

hatte die Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz teils dadurch ge-<br />

löst, dass den Eltern lediglich ein Halbtagsplatz angeboten wurde. Außerdem werden im<br />

Hortbereich Räume vormittags teilweise von Halbtags-Kindergartengruppen genutzt.<br />

Ziel der Beratung:<br />

a) In der Kita Bummi sollte die gegebene Organisation des Tagesablaufes daraufhin<br />

überprüft werden, ob eine andere Verteilung der Halbtagskinder in den Gruppen die<br />

Abläufe in der Kita insgesamt ruhiger gestalten kann. Es sollten mögliche Schwach-<br />

punkte in der inneren Organisation herausgefunden und verändert werden, um die<br />

Betreuungssituation für Kinder und Eltern und damit die Arbeitssituation der Erziehe-<br />

rinnen zufriedenstellender zu gestalten.<br />

b) Im Hortkomplex sollte die gegebene Doppelnutzung der Räume durch eine Vormit-<br />

tags-Kindergartengruppe und Hortkinder daraufhin überprüft werden, ob die Qualität<br />

der Kindergarten- oder Hortbetreuung unter der Doppelnutzung leidet.<br />

c) Im Bereich der Verwaltung sollten die durch die gesetzlichen Vorgaben entstehenden<br />

Nachteile für das Amt Brieselang im Bezug auf die Gemeindefinanzierung benannt<br />

und dokumentiert werden.<br />

Arbeitsschritte:<br />

0) In einer gemeinsamen Veranstaltung für alle Beschäftigten der städtischen Kinderein-<br />

richtungen in Brieselang wurden das Modellprojekt und die geplanten Arbeitsschritte<br />

vorgestellt. Von den Beschäftigten wurde mit großer Skepsis zur Kenntnis genom-<br />

men, dass es nicht die Aufgabe des Projektes sein sollte, Einsparpotentiale ausfindig<br />

zu machen, die zu Lasten der Beschäftigten aktiviert werden sollten. Die Möglichkei-<br />

ten flexiblen Personaleinsatzes und die Nutzung von Arbeitszeitkonten waren bereits<br />

vor Beratungsbeginn üblich.<br />

a) In der Kita Bummi wurde eine genaue Analyse der Ist-Situation erarbeitet, auf deren<br />

Grundlage Veränderungsvorschläge gemacht und umgesetzt werden sollten. Dazu<br />

war es notwendig, die Anwesenheitszeiten der Kinder sowie der Erzieherinnen genau<br />

zu erfassen, um notwendige Veränderungen in bezug auf einen bedarfsgerechten<br />

Personaleinsatz und eine ggf. zu verbessernde Betreuungssituation der Kinder er-<br />

kennen zu können. Dazu sollten alle Erzieherinnen während ihrer Arbeitszeit über ei-<br />

nen Zeitraum von 2 Wochen einen für diesen Zweck entwickelten Anwesenheitser-<br />

hebungsbogen ausfüllen, der alle 30 Minuten die Anzahl der Kinder in jeder Gruppe<br />

erfasst. Aus den kumulierten Zahlen der Gruppen für das gesamte Haus sowie der<br />

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Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

dazu dargestellten Anwesenheitszeit der Erzieherinnen ergab sich, dass das Team<br />

der Kita Bummi in optimaler Weise durch alle zur Verfügung stehenden Mittel flexibler<br />

Personaleinsatz- und Arbeitszeitplanung eine Übereinstimmung zwischen hohen Kin-<br />

derzahlen am Vormittag durch die vielen Halbtagskinder und einer erhöhten Erziehe-<br />

rinnenanwesenheit herzustellen in der Lage war. Das Team war von diesem Ergebnis<br />

selbst überrascht, fand aber in den dargestellten Ergebnissen den Betreuungsalltag<br />

wieder. Im Hinblick auf die Ergebnisse der Anwesenheitserhebung stellte sich eine<br />

größere Zufriedenheit mit der Halbtagsbetreuung ein.<br />

Da aber weiterhin Unzufriedenheit mit verschiedenen Betreuungssituationen herrsch-<br />

te, wurde für das Personal des Hauses Regenbogen eine Beratung zum Thema „Of-<br />

fene Gruppenarbeit“ durchgeführt, die zum Ziel hatte, bestehende Ansätze der Ko-<br />

operation aufzugreifen und die Zusammenarbeit der Erzieherinnen über die einzelne<br />

Gruppe hinaus zu verbessern.<br />

b) Im Hortbereich stellte sich die Situation so dar, dass in einem Flachbau der Hortge-<br />

bäude ein Raum in den Vormittagsstunden von einer Halbtagskindergartengruppe<br />

genutzt wird. Dieser Raum ist altersentsprechend ausgestattet und eignet sich ohne<br />

Abstriche für eine Kindergartenbetreuung. Einziger Hinweis auf die Nutzung dieses<br />

Raumes durch Hortkinder am Nachmittag ist eine Tischgruppe mit Stühlen für die Er-<br />

ledigung der Hausaufgaben durch die Hortkinder. Dem Bericht der Leiterin der Hort-<br />

einrichtung zufolge nutzen die Kindergartenkinder die Tischgruppe gerne als Höhle,<br />

indem sie die Tische mit Decken verhängen.<br />

c) Nachdem sich die eigentlichen Beratungsanliegen erledigt hatten, wurde vom Amt<br />

Brieselang als zusätzliches Thema die Einrichtung von Vor- und Nachmittags-<br />

Kindergartengruppen im Haus Bummi sowie in der neu eröffneten Kita Zwergenburg<br />

vorgeschlagen. Mit Zustimmung des Landesjugendamtes sollte untersucht werden,<br />

ob es unter Wahrung von qualitativen Gesichtspunkten möglich ist, in den selben<br />

Räumen vormittags die erste und nachmittags die zweite Gruppe von Kindern zu<br />

betreuen und somit eine Doppelnutzung von Kitaplätzen zu betreiben.<br />

Für die Kita Bummi wurde von der Leiterin im September 2000 ein Modell vorbereitet<br />

und in die Tat umgesetzt, das die wochenweise wechselnde Betreuung einen Halb-<br />

tagsgruppe am Vor- und am Nachmittag vorsah. Leider hatten für die ergänzende<br />

Halbtagsgruppe, die die Räume jeweils versetzt hätte nutzen sollen und so die Dop-<br />

pelnutzung hergestellt hätte, nicht genügend Eltern ihre Kinder angemeldet. Die Be-<br />

reitschaft der Eltern in der bestehenden Halbtagsgruppe, ihre Kinder im Wochen-<br />

wechsel vor- und nachmittags in die Kita zu bringen, war nicht mehr gegeben, als<br />

auch zu Beginn des Jahres 2001 die ergänzende Halbtagsgruppe nicht zustande<br />

kam.<br />

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Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

Eltern und Erzieherinnen werteten den Versuch der alternierenden Vor- und Nachmit-<br />

tagsbetreuung als eher negativ. Für die Kinder war es nach übereinstimmenden Aus-<br />

sagen sowohl der Eltern als auch der Erzieherinnen schwierig, in der Nachmittags-<br />

woche die spielerischen und kreativen Tätigkeiten in den Nachmittagsstunden mit der<br />

selben Intensität zu verfolgen wie am Vormittag. Je kleiner die Kinder waren, desto<br />

negativer wirkte sich die Tatsache aus, dass die Veränderung des Tagesablauf für<br />

die Kinder im Elternhaus nicht mitgetragen wurde. Kinder waren in der Nachmittags-<br />

woche unausgeschlafen und schlechtlaunig, weil sie zuhause keinen Mittagschlaf<br />

gemacht hatten und der Tag dadurch zu lang und anstrengend wurde.<br />

Seit Anfang des Jahres 2001 wird in einem neuen Modell die Halbtagsgruppe regel-<br />

mäßig am Vormittag geführt und von einer festen Erzieherin bis 12 Uhr betreut. Diese<br />

Form der Halbtagsgruppe hat sich in den vergangenen Monaten bewährt und wird<br />

auch von den Eltern akzeptiert.<br />

In der Kita Zwergenburg wird die Halbtagskinderbetreuung in die normalen Kinder-<br />

gruppen integriert und somit jede Verunsicherung oder grundlegende Veränderung im<br />

Tagesablauf der Kita oder der Kinder vermieden. Allerdings können die Kinder flexi-<br />

bel kommen und gehen, d.h. es gibt keine zwingende Mittagspause, während derer<br />

alles schläft.<br />

d) Das Beratungsthema bezüglich der Gemeindefinanzierung wurde durch die Kita-<br />

Gesetz-Novelle obsolet. Für Zuzugsgemeinden wie Brieselang ist die Stichtagsrege-<br />

lung der Kinderkostenpauschale eher ungünstig, da sie sich in der Regel auf wesent-<br />

lich niedrigere Kinderzahlen als die aktuellen bezieht.<br />

Brieselang hat mittlerweile beschlossen, das Haus Bummi und das Haus Regenbo-<br />

gen in freie Trägerschaft zu überführen. Der Übergang soll in diesem Juli erfolgen.<br />

Ergebnisse<br />

Über die Betreuungssituation der Halbtagskinder ist im Rahmen der Beratungen mehr<br />

Klarheit entstanden. Sowohl die Integration von Halbtagskindern in Ganztagsgruppen, als<br />

auch die Führung reiner Halbtagsgruppen, wie sie in Brieselang praktiziert werden, sind<br />

praktikable Möglichkeiten, den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz zu erfüllen. Das Modell<br />

der Doppelbelegung von Plätzen mit alternierenden Vor- und Nachmittagsgruppen ist aus<br />

Mangel an Nachfrage nicht praxisrelevant getestet worden. Die Bedingungen der Probe-<br />

phase waren nicht realistisch genug, um Schlussfolgerungen für andere Standorte ziehen<br />

zu können.<br />

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Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

3. Projektstandort Amt Brück/Kita Borkwalde Unzufriedenheit Mitarbeiter, Un-<br />

zufriedenheit Eltern, Nutzung/Belegung, letztlich: Ziele/Selbstverständnis<br />

Ausgangssituation:<br />

Die Einwohnerzahl der Gemeinde Borkwalde hat sich in den letzten 8 Jahren verdreifacht<br />

auf derzeit ca. 1200 Menschen.<br />

Die Gemeinde hat eine neue Kindertagesstätte gebaut, deren Kapazität zu Projektbeginn<br />

nur zu einem Drittel bis max. zur Hälfte ausgelastet werden konnte. Die neue Kita ist der<br />

einzige öffentliche Bau der Gemeinde, andere Einrichtungen gibt es nicht.<br />

Auf die Kita kamen Veränderungen zu, weil nach dem Umzug in die neuen Räume deut-<br />

lich mehr Kinder betreut werden sollten. Möglicherweise sollte die Kita des freien Trägers<br />

im Ort in das neue Haus integriert werden. Ebenso war angedacht, die Hortkinder, die an<br />

den Grundschulstandorten betreut wurden, im neuen Haus zu betreuen.<br />

In Borkwalde gab es eine größere Anzahl von Kindern im Hortalter, die keinen Hort be-<br />

suchten, für die es aber auch sonst kein Freizeitangebot gab.<br />

Ziel der Beratung:<br />

Die Kita sollte aufgrund der freien räumliche Kapazitäten Angebote und Veranstaltungen<br />

aus der Gemeinde in das Haus integrieren. Dafür mussten inhaltliche und organisatori-<br />

sche Voraussetzungen geschaffen werden, die den Auftrag der Kita, Kindertagesbetreu-<br />

ung, mit dem Anliegen der Gemeinde/Öffentlichkeit, das Haus ebenfalls nutzen zu kön-<br />

nen, vereinbaren.<br />

Das Wachsen der Kindereinrichtung veränderte die alltäglichen Abläufe der Kita eben-<br />

falls stark. Dieser Veränderungsprozess sollte konzeptionell gestaltet und in der Umset-<br />

zung begleitet werden. Möglicherweise sollten auch die nichtbetreuten Schulkinder in die<br />

Konzeption mit einbezogen werden.<br />

Arbeitsschritte:<br />

Mit den Beschäftigten der Kita Lehninerstr. wurde im Rahmen von Dienstberatungen eine<br />

Bestandsaufnahme erarbeitet, die die bestehenden Probleme bei der Aufrechterhaltung<br />

der Betreuung insbesondere beim Ausfall einer Kollegin erklären und Lösungsvorschläge<br />

ermöglichen sollte. Hierbei ging es vor allem um die Klärung der Möglichkeiten im Rah-<br />

men der Dienstplangestaltung und von Personaleinsatz- sowie Arbeitszeitplanungsfra-<br />

gen.<br />

Nach wenigen Beratungen war geklärt, dass das gegenwärtige Organisationsschema der<br />

Kita notwendiger Weise Schwierigkeiten und Lücken in der Planung der pädagogischen<br />

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Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

Arbeit nach sich ziehen musste, weil zu kleine Kindergruppen von den Erzieherinnen be-<br />

treut wurden. Zwar legt die Architektur der Einrichtung, die in einem modernen Rundbau<br />

6 ebenerdige Gruppenräume mit je einem Nebenraum um einen großen, überdachten<br />

Mittelplatz gruppiert, eine offene Konzeption pädagogischer Arbeit nahe, vom Team der<br />

Einrichtung wurde aber Betreuung in kleineren Gruppen bevorzugt.<br />

Die Dienstplanprobleme, die sich daraus ergaben, schlugen sich schon im Normalbetrieb<br />

bei Anwesenheit aller Erzieherinnen darin nieder, dass täglich Überstunden gemacht<br />

werden mussten, um jede Gruppe bis nach der Nachmittagsvesper durch mindestens ei-<br />

ne Erzieherin zu betreuen. Beim Ausfall eine Erzieherin durch Krankheit, Urlaub o.ä. ließ<br />

sich das ganze Modell nicht mehr aufrecht erhalten.<br />

Die vom Projektträger vorgeschlagenen Möglichkeiten, entweder die Gruppenkonzeption<br />

dahingehend zu ändern, dass größere Einheiten geschaffen würden, oder eine offenere<br />

pädagogische Konzeption zu erarbeiten, die die baulichen Möglichkeiten aufgreift und<br />

nutzt, wurden vom Team mit dem Hinweis abgelehnt, dass dies nicht den Erwartungen<br />

der Eltern an eine gute Kitabetreuung entsprechen würde.<br />

Auf einer gemeinsamen Sitzung des Sozialausschusses der Gemeindevertretung Bork-<br />

walde mit dem Amt Brück und den Beschäftigten der Einrichtung Ende 2000 wurde fest-<br />

gelegt, dass es einer grundlegenden Klärung der Frage bedarf, was Eltern in Borkwalde<br />

von der Kitaerziehung erwarten. Es wurde beschlossen, eine Elternbefragung in die We-<br />

ge zu leiten, die der Gemeinde eine bessere Entscheidungsgrundlage bieten sollte bei<br />

der Festlegung ihrer Angebote für Kindertagesbetreuung.<br />

Die Entwicklung eines entsprechenden Fragebogens, dessen Abstimmung in den Gre-<br />

mien sowie die Verteilung und der Rücklauf sind bis Mitte Mai 2001 erfolgt. Allerdings lag<br />

die Rücklaufquote der Fragebögen lediglich bei 11 Prozent. Eine Auswertung der Frage-<br />

bögen ist derzeit noch in Arbeit.<br />

Ergebnisse<br />

Am Beispiel des Beratungsgegenstandes in der Kita Borkwalde ist deutlich geworden,<br />

dass durch Beratung allein Veränderungen nicht bewirkt werden können, wenn bei den<br />

Beschäftigten eine Bereitschaft zur Veränderung nicht gegeben ist und seitens des Trä-<br />

gers keine eindeutigen Maßnahmen zur Durchsetzung von Veränderung ergriffen wer-<br />

den. Trotz eindeutiger Untersuchungsergebnisse und klar benennbarer Alternativen<br />

konnte keine wirkliche Veränderung erreicht werden.<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> / Beirat 20. Juni 2001<br />

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Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

4. Projektstandort Cottbus Belegung/Nutzung<br />

Ausgangssituation:<br />

Die kommunale Kindereinrichtung Cipka in Cottbus/Neu-Schmellwitz wollte und sollte ein<br />

sozialraumbezogenes Konzept pädagogischer Arbeit entwickeln und in der Praxis erpro-<br />

ben. Mit den Mitarbeiterinnen war über die Bewerbung für das Modellprojekt gesprochen<br />

worden. Wer die geplante neue Konzeption nicht mittragen wollte, hatte die Gelegenheit,<br />

sich umsetzen zu lassen. Es gab punktuelle Erfahrungen mit externen Angeboten im<br />

Haus.<br />

Ab 1.1.2000 wurde eine neue Leiterin und Beauftragte für das Modellprojekt eingesetzt.<br />

Ziel der Beratung:<br />

Die im Antrag formulierte Konzeption der Öffnung einer Kindertagesstätte in das Wohn-<br />

umfeld sollte schrittweise verwirklicht werden. Die Kooperation mit anderen Trägern sollte<br />

aufgebaut und darüber das Konzept abgesichert werden.<br />

Arbeitsschritte:<br />

In einem ersten Gespräch mit der Leiterin der Kita und Beauftragten für das Modellpro-<br />

jekt wurde der Beratungsbedarf genauer festgelegt.<br />

Es wurde ein Vernetzungsdiagramm erstellt, aus dem hervorgeht, welche Träger und<br />

Personen im Umfeld der Kita welche Aktivitäten entfaltet haben oder entfalten wollen, um<br />

herausfinden zu können, welche Angebote im Einzugsbereich der Cipka möglicherweise<br />

fehlen. Daraus sollte sich u.a. das Spektrum der erweiterten Angebote der Einrichtung<br />

ergeben.<br />

Das Team der Einrichtung wurde mit der Planung bekannt gemacht. Durch die Aktivie-<br />

rung vorhandener Ressourcen im Team sollten die neuen Aktivitäten geplant und umge-<br />

setzt werden. In diesem Zusammenhang wurden Fortbildungsaktivitäten und Aktivitäten<br />

der Öffentlichkeitsarbeit erforderlich.<br />

Im Zusammenhang mit der Vernetzung wurde die Teilnahme der Kita Cipka an den in<br />

Cottbus erfolgreich durchgeführten Stadtteilrunden für den Stadtteil Schmellwitz verabre-<br />

det, um eine Abstimmung der Aktivitäten der verschiedenen Träger auf die unterschiedli-<br />

chen Bedarfe im Wohngebiet zu erreichen.<br />

Fortbildungsinhalt für das Team war u.a. das Thema Aufsichtspflicht in der offenen Arbeit<br />

mit Kindern, wobei auch die Unfallkasse Brandenburg sowie der Träger an der Veranstal-<br />

tung beteiligt waren.<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> / Beirat 20. Juni 2001<br />

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Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

Mitten in den Beratungs- und Konzeptionsentwicklungsprozess hinein wurde seitens der<br />

Stadt Cottbus die Entscheidung getroffen, im Rahmen der Haushaltssanierung diverse<br />

Kindereinrichtungen und auch die Kita Cipka möglichst schnell in freie Trägerschaft zu<br />

überführen. Den Beschäftigten wurde eine kurze Frist zur Entscheidung eingeräumt, den<br />

Wechsel zu einem freien Träger mitzugehen oder bei der Stadt zu bleiben.<br />

Das gesamt Team der Kita Cipka mit Ausnahme der Leiterin entschied sich im Au-<br />

gust/September 2000, den Wechsel nicht mitzumachen, woraufhin seitens des Träger<br />

eine Weiterarbeit an den Beratungsthemen eingestellt wurde.<br />

Nachdem als neuer Träger der Humanistische Verband e.V. Cottbus, feststand, wurde<br />

eine Weiterführung der Beratungen im Rahmen der verbliebenen Beratungskapazität<br />

vereinbart. Allerdings musste mit dem neuen Team wieder von vorn angefangen werden,<br />

das Anliegen und den Verlauf des Projektes zu erarbeiten. Wiederum rückte schnell das<br />

Thema Aufsichtspflicht in der offenen Arbeit mit Kindern in den Mittelpunkt, aber auch<br />

grundlegende Herangehensweisen bei der Erarbeitung einer Konzeption wurden behan-<br />

delt. Interessant ist der in der jetzt unter dem Namen Humi-Kids geführten Kita projektier-<br />

te Ansatz, in dem Gebäude gemeinsam einen offenen Jugendclub sowie eine Kita zu<br />

betreiben. Im Rahmen des Projektes konnten noch 2 Sitzungen zur Konzeptionsentwick-<br />

lung durchgeführt werden.<br />

Ergebnisse<br />

Aufgrund der Entwicklung sind Ergebnisse bisher nicht beschreibbar.<br />

5. + 6. Projektstandort Frankfurt/Oder a + b<br />

a) Horthaus Kinderparadies Belegung/Nutzung<br />

Ausgangssituation:<br />

Die reine Horteinrichtung war in ihrer Existenz durch die zurückgehenden Schülerzahlen<br />

in den Grundschulen des Einzugsbereichs bedroht. Dennoch war die Inangriffnahme<br />

von Veränderungen, wie sie im Antrag für die Teilnahme am Modellprojekt formuliert<br />

wurden, in der Vergangenheit nicht vorangekommen. Ideen, sich für Kinder aus dem so-<br />

zialen Umfeld zu öffnen, Angebote für Familien und Kooperationen mit anderen Einrich-<br />

tungen blieben stets in den Anfängen stecken.<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> / Beirat 20. Juni 2001<br />

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Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

Ziel der Beratung:<br />

Die Einrichtung sollte unterstützt werden herauszufinden, warum die Verwirklichung ei-<br />

ner Umgestaltung der Arbeit im Sinne einer Öffnung so beschwerlich ist. Das Ziel der<br />

Umgestaltung sollte eine stärkere Betonung des Freizeitcharakters der Horteinrichtung<br />

sein.<br />

Arbeitsschritte:<br />

Die Motivation der Beschäftigten für ihren Einsatz im Sinne der Veränderungsziele<br />

musste im ersten Arbeitsschritt hinterfragt werden. Dies geschah, indem nach einer Be-<br />

standsaufnahme der gegenwärtigen Situation die grundlegende Sicht auf die Kinder im<br />

Grundschulalter thematisiert wurde: welche entwicklungspsychologischen Besonderhei-<br />

ten prägen dieses Alter? Welche Interessen ergeben sich daraus? Was wird von den<br />

Kindern für interessant, was für langweilig gehalten? Wo halten sich die Kinder bevor-<br />

zugt auf und warum?<br />

Schnell ergab sich, dass Selbstbestimmung und Eigenverantwortung sowie die Gleich-<br />

altrigengruppe eine zentrale Bedeutung für Kinder im Grundschulalter haben, und dass<br />

sich folglich die Gestaltung eines interessanten Hortalltages an diesen Zielen orientieren<br />

muss.<br />

Jede Kollegin sollte daraufhin bestimmen, was sie beitragen könnte, um eine Verände-<br />

rung des Alltags im obigen Sinn voranzubringen.<br />

In diese Situation hinein wurde die Zusammenlegung des Horthauses mit einer Krippen-<br />

/Kindergarteneinrichtung aus der Umgebung bekannt gegeben. Für einige Wochen<br />

schien der „Überlebenskampf“ des Hauses gewonnen, weil die Kleinkindereinrichtung für<br />

die Zukunft des Hortes ständigen „Nachwuchs“ schaffen würde.<br />

Wenig später wurden die Sanierungspläne der Stadt Frankfurt/Oder bekannt, die eine<br />

großflächige Privatisierung von Kindereinrichtungen vorsehen. Es wurde bekannt, dass<br />

von den 12 Kolleginnen Ende des Jahres 2001 mit Sicherheit lediglich noch 4 in der Ein-<br />

richtung verbleiben werden. Falls die Einrichtung überhaupt bestehen bleiben sollte.<br />

Die Grundlage für eine Konzeptionsentwicklung war damit entzogen. Die Mitarbeiterin-<br />

nen sahen, zu Recht, keinen Sinn darin, schöne Projekte und Ideen zu entwickeln, die<br />

nie Aussicht auf Umsetzung haben würden. Eine Motivation für Veränderung bestand<br />

nicht mehr.<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> / Beirat 20. Juni 2001<br />

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Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

b) Hort an der 2. Gesamtschule erweiterte Nutzung<br />

Ausgangssituation:<br />

Das bestehende Projekt der Integration von behinderten und nicht behinderten Schüle-<br />

rinnen und Schülern in einem Hort litt darunter, dass aufgrund der ABM/Zweiter Arbeits-<br />

markt-Beschäftigungsverhältnisse ein relativ hoher Personalwechsel zu verkraften war.<br />

Außerdem wollten ältere Kinder, die nicht mehr den Hort besuchen können, weiter im<br />

Rahmen des Integrationsprojektes betreut werden. Daher gab es in der Einrichtung be-<br />

reits Überlegungen, ein Freizeitangebot für junge behinderte Menschen zu installieren.<br />

Ziel der Beratung:<br />

Es sollte geklärt werden, welche Umsetzungsmöglichkeiten für die existierenden Pläne<br />

eines integrativen Freizeitbereichs bestehen inkl. der Vision, einen gemeinsamen Träger<br />

für Schule, Hort und Freizeitbereich zu entwickeln oder zu finden.<br />

Arbeitsschritte:<br />

Genau in den Beginn der Beratungen fiel die Notwendigkeit, die konzeptionellen Grund-<br />

lagen der bestehenden Integrationsarbeit sowie des Freizeitbereichs schriftlich zu formu-<br />

lieren sowie eine Konzeption für die Erweiterung des Freizeitbereich vorzulegen, weil im<br />

Rahmen der Haushaltskrise der Stadt die bestehenden ABM-Stellen sowie die zusätzli-<br />

chen Mittel der Stadt für die Integration im Hort grundsätzlich in Frage gestellt wurden.<br />

Es war notwendig, den politischen Entscheidungsträgern Material an die Hand zu ge-<br />

ben, das die bisher geleistete Arbeit sowie die Perspektive der Integration in Hort und<br />

Freizeitbereich darstellen und inhaltlich begründen musste.<br />

In mehreren Beratungsrunden wurden hierfür Überlegungen zusammengetragen sowie<br />

Grundlagen für die Formulierung der ersten schriftlichen Konzeption des Hauses gelegt.<br />

Es wurde eine Elternbefragung vorbereitet und durchgeführt.<br />

Ergebnisse<br />

Der abgebrochene Beratungsprozess im Horthaus macht, trotz des guten Willens der Be-<br />

teiligten in der Kita, deutlich, dass ein Mindestmaß an Planungssicherheit gegeben sein<br />

muss, wenn sich ein Team an größere Veränderungsprozesse machen soll. Ohne die i-<br />

deelle sowie praktische Unterstützung von Träger und politischen Entscheidungsträgern<br />

ist Innovation im Kita-Bereich nur in seltenen Ausnahmefällen möglich.<br />

Dies ist gleichzeitig die Erklärung dafür, dass das Projekt „Integrativer Freizeitbereich“ an<br />

der 2. Gesamtschule von der Stadtverordnetenversammlung Frankfurt/Oder trotz aller fi-<br />

nanziellen Engpässe langfristig für erwünscht erklärt und finanziell abgesichert wurde.<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> / Beirat 20. Juni 2001<br />

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Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

7. Projektstandort Großbeeren Unzufriedenheit Eltern<br />

Ausgangssituation:<br />

In der Kindertagesstätte Löwenzahn des DRK hatte sich in den vergangenen Jahren pä-<br />

dagogisch und organisatorisch gemessen an den Erwartungen des Trägers der Einrich-<br />

tung zu wenig verändert. Die veränderten gesellschaftlichen Umstände, die veränderte<br />

Aufgabenstellung von Kindertageseinrichtungen, die veränderte Arbeitssituation der El-<br />

tern sollten konzeptionell nachvollzogen und in den täglichen Abläufen der Kita berück-<br />

sichtigt werden.<br />

Zwischen Erzieherinnen und Eltern, aber auch zwischen Eltern untereinander, und zwi-<br />

schen Erzieherinnen und Träger gab es teils offen geäußerte, teils verdeckt wirksame<br />

Konflikte.<br />

In der Einrichtung wurde von Leitung und Erzieherinnen an der Entwicklung der Konzep-<br />

tion gearbeitet.<br />

Es gab eine aktive Elternschaft, die sich teils im Kita-Ausschuss, teils in anderen Grup-<br />

pen organisiert hatte.<br />

Ziel der Beratung:<br />

Im Rahmen der Beratung sollte der Versuch unternommen werden, verbesserungsbe-<br />

dürftige Punkte in der Zusammenarbeit zwischen den Fachkräften der Kita und den Er-<br />

ziehungsberechtigten der Kinder aufzuzeigen und zu bearbeiten. Der Beratungsprozess<br />

sollte die Rolle der Kita, die Rolle der Eltern und die Rolle der Erzieherinnen zum Inhalt<br />

haben und somit den Bereich „Elternarbeit“ thematisieren. Die Bearbeitung des Themas<br />

sollte aber nicht fortbildnerisch-informativ erfolgen, sondern der Reflexion des Selbstver-<br />

ständnisses der Kita und der Fachkräfte dienen. Es sollte der Versuch unternommen<br />

werden, praktische und umsetzungsbezogene Veränderungen in der Zusammenarbeit<br />

zwischen Erzieherinnen und Eltern zu erreichen und somit eine bessere pädagogische<br />

Betreuungssituation herzustellen.<br />

Als in jedem Fall greifbares Ergebnis sollte der Punkt Elternarbeit in der Konzeption der<br />

Kita praxisbezogen und mit Umsetzungspunkten konkretisiert formuliert werden.<br />

Arbeitsschritte:<br />

In enger Abstimmung mit der neu eingesetzten Leiterin der Einrichtung wurde nach drei<br />

Fortbildungssegmenten zu den Themen „Träger, Eltern, Kita, Erzieherinnen, Kinder: wie<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> / Beirat 20. Juni 2001<br />

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Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

sehen wir unsere Rolle?“, „Elternrecht und Kita“, „Zusammenarbeit zum Wohl des Kin-<br />

des“ entlang eines Gesprächsleitfadens mit jeder einzelnen Erzieherin ein ausführliches<br />

Gespräch über Eltern und Elternarbeit geführt, und zwar mitten im Arbeitsalltag, so dass<br />

die Antworten möglichst spontan und ohne intensive innere Vorbereitung gegeben wer-<br />

den mussten.<br />

Die Gesprächsergebnisse wurden anonym zusammengefasst zu „der Meinung der Kita<br />

Löwenzahn zu Eltern und Elternarbeit“.<br />

Die Konfrontation des Teams mit der mit dieser „Methode Löwenzahn“ erfassten „Mei-<br />

nung der Kita“ führte zu großem Erstaunen über die Widersprüchlichkeit der Haltung der<br />

Mehrheit der Erzieherinnen zu den in Gesprächsrunden, Fortbildungssituationen oder<br />

auch in der Konzeption geäußerten Ansprüchen zu den Themen Eltern, Elternarbeit und<br />

Zusammenarbeit mit Eltern.<br />

Während des Projektzeitraums fanden in der Kita mehrere Teamfortbildungstage statt,<br />

die verschiedene Themen behandelten.<br />

Ergebnisse<br />

Schon im Verlauf der sich über einen langen Zeitraum erstreckenden Beratung wurde<br />

seitens des Trägers eine deutliche Abnahme von Elternbeschwerden und –nachfragen<br />

aus der betreffenden Kita verzeichnet.<br />

Der Punkt Elternarbeit der Konzeption wurde konkretisiert und erweitert.<br />

Ob die verabredeten und in der Konzeption festgehaltenen Veränderungen in der Eltern-<br />

arbeit von den Erzieherinnen in Zukunft tatsächlich umgesetzt werden, kann bisher nicht<br />

beurteilt werden.<br />

8. Projektstandort Jüterbog Unzufriedenheit Erzieherinnen<br />

Ausgangssituation:<br />

In der Kita „Spiel mit“ gab es eine hohe Motivation der Mitarbeiterinnen, die Arbeit mit<br />

den Kindern grundlegend zu überdenken und zeitgemäße Umgestaltungen vorzuneh-<br />

men. Themen waren u.a. die Öffnung der Arbeit im Krippenbereich (Fragen der Auf-<br />

sichtspflicht), das Raumkonzept und die Dienstplangestaltung. Die sich aus den Ideen<br />

ergebenden Fragen konnten aus dem Team heraus nicht beantwortet werden.<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> / Beirat 20. Juni 2001<br />

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Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

Ziel der Beratung:<br />

Die Leiterin und das Team sollten bei der Umsetzung ihrer Ideen im pädagogischen Be-<br />

reich unterstützt werden. Die Themen Raumkonzept und Dienstplangestaltung dienten<br />

dabei als Mittel zum Zweck der Umsetzung pädagogischer Innovationen.<br />

Arbeitsschritte:<br />

Zum Beginn der Beratungen kristallisierte sich das Thema „Offene Arbeit“ als von allen<br />

gewünschtes Beratungsthema heraus. Grundlegende Fragen über heute notwendige Bil-<br />

dungs- und Erziehungsziele, die Form ihrer Umsetzbarkeit sowie die hierzu in der Kita<br />

konkret notwendigen Schritte bestimmten die ersten Sitzungen.<br />

Getragen vom Willen aller Erzieherinnen, schnell zu konkreten Ergebnissen zu kommen,<br />

wurden erste Veränderungen im Alltag ausprobiert und noch vor dem Gruppenstart nach<br />

der Sommerpause 2000 den Eltern in einem sehr lebhaften Gesamtelternabend vorge-<br />

stellt. Auf dem Elternabend hielten sich Skeptiker/innen und Befürworter/innen etwa die<br />

Waage.<br />

Insbesondere ein völlig neues Raumkonzept, eine grundlegend veränderte Morgen- und<br />

Frühstückssituation sowie eine tätigkeitsorientierte pädagogische Planung prägten seit<br />

Herbst 2000 den Betreuungsalltag in der 75 Kinder umfassenden Abteilung.<br />

Die anfänglichen Schwierigkeiten bestanden hauptsächlich darin, dass die Erwachsenen<br />

sich in ihre zurückgenommene Rolle erst allmählich einfinden konnten, während alle ü-<br />

bereinstimmend der Meinung waren, dass der Kita-Alltag für die Kinder deutlich an Att-<br />

raktivität gewonnen habe.<br />

Mehrfaches Umräumen der gesamten Etage, Veränderungen im Tagesablauf besonders<br />

im Übergang von der Bringe- zur Vormittagssituation und ein ständiges Überprüfen der<br />

Ergebnisse der Veränderungen erforderten insgesamt eine neue Qualität der Zusam-<br />

menarbeit des Teams, was allen Erzieherinnen ein hohes Maß an Flexibilität abverlang-<br />

te.<br />

Ergebnisse<br />

Das Team der Kita „Spiel mit“ hat es innerhalb eines Jahres geschafft, ein von allen ge-<br />

tragenes Konzept offener Arbeit in einer Kindergarteneinheit zu entwickeln und umzuset-<br />

zen, das sich der Zustimmung aller Beteiligten erfreuen kann (Träger?). Die Konzeption<br />

ist so attraktiv für die Kinder, dass sogar die Eltern der größeren Krippenkinder darauf<br />

bestanden, ihre Kinder an dieser Form der Betreuung teilhaben lassen zu können.<br />

Von den Teammitgliedern wurde insbesondere die neue Form der Zusammenarbeit als<br />

wichtigste Veränderung hervorgehoben.<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> / Beirat 20. Juni 2001<br />

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Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

9. Projektstandort Kleinmachnow Unzufriedenheit Erzieherinnen,<br />

Ausgangssituation:<br />

Ziele/Selbstverständnis<br />

In den vergangenen Jahren hat sich das Klientel der Kitas in Kleinmachnow stark ge-<br />

wandelt. Durch den starken Zuzug, die sehr unterschiedliche soziale Situation der Fami-<br />

lien und die sich daraus ergebenden unterschiedlichen Betreuungsbedarfe der Kinder er-<br />

gaben sich für die unterschiedlichen Einrichtungen theoretisch unterschiedliche Betreu-<br />

ungsbedarfsprofile. In der Praxis war der organisatorische Ablauf in allen Einrichtungen<br />

der gleiche. Alle Einrichtungen waren von 6.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.<br />

Der Tagesablauf in den Einrichtungen wurde durch die uneinheitlichen Bringe- und<br />

Holzeiten der Kinder aus der Sicht der Erzieherinnen erheblich gestört. Teilweise sei eine<br />

Gruppenpädagogik im üblichen Sinn nicht mehr möglich.<br />

Inhaltlich lag wahrscheinlich eine unterschiedliche Sichtweise über die Bedeutung, über<br />

Sinn und Zweck von Kindertagesbetreuung seitens der Eltern und der Beschäftigten in<br />

den Kitas zugrunde.<br />

Ziel der Beratung:<br />

Im Rahmen der Beratung sollte über die Klärung der Erwartungen an die Kita-Betreuung<br />

in den Kindertageseinrichtungen in Kleinmachnow die Möglichkeit geschaffen werden,<br />

ein bedarfsgerechteres Betreuungsangebot zu entwickeln, das den unterschiedlichen<br />

Betreuungsbedarfen der Eltern einerseits und den pädagogisch-konzeptionellen Vorstel-<br />

lungen des Einrichtungsträgers und der Beschäftigten andererseits besser gerecht wird.<br />

In einem ergebnisoffenen Diskussionsprozess sollten die Erwartungen der Eltern mit den<br />

Vorstellungen der Erzieherinnen konfrontiert werden und ggf. Konsequenzen abgeleitet<br />

werden.<br />

Arbeitsschritte:<br />

1. In die Vorbereitung der Elternbefragung fiel die Verabschiedung der Kita-Gesetz-<br />

Novelle mit der Verkürzung des Rechtsanspruchs auf Tagesbetreuung. Dies machte<br />

das Vorhaben, mit den Eltern in einen Dialog über ihre Erwartungen an Kita-<br />

Betreuung zu treten, schwierig. Die Festlegung der neuen Betreuungszeiten entspre-<br />

chend der verkürzten Rechtsansprüche sowie die Festlegung der neuen Elternbeiträ-<br />

ge musste in seiner Wirkung auf das Miteinander von Eltern und Einrichtungen be-<br />

rücksichtigt werden.<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> / Beirat 20. Juni 2001<br />

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Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

2. Es wurde eine einrichtungsbezogene Elternbefragung über die Einschätzung der El-<br />

tern über die Bedeutung der Kitaerziehung, Betreuungszeiten, organisatorische Ges-<br />

taltung des Tagesablaufs, Inhalte der Erziehung und Gründe für die Betreuung etc.<br />

durchgeführt. An der Befragung anhand eines selbstentwickelten Fragebogens mit<br />

über 56 Items nahmen über 50% der Eltern teil. Über 400 Fragebögen wurden aus-<br />

gewertet.<br />

Ergebnisse<br />

Die Ergebnisse der Befragung werden einrichtungsintern diskutiert.<br />

10. Projektstandort Lemmersdorf Belegung/Nutzung<br />

Ausgangssituation:<br />

Die Kindertagesstätte hatte, wie viele Einrichtungen im ländlichen Raum, mit Belegungs-<br />

problemen zu kämpfen. Von den zu Projektbeginn 60 Hortkindern sollten im Schuljahr<br />

00/01 nur noch 50 übrigbleiben. Andererseits gab es sowohl Schulkinder, die Interesse<br />

an Freizeitangeboten zu haben schienen, aber keinen Hortplatz in Anspruch nehmen<br />

wollten, als auch eine größere Anzahl unter 2jähriger Kinder in der Gemeinde.<br />

Ziel der Beratung:<br />

Im Rahmen der Beratung sollte geprüft werden, ob Angebote der offenen Kinderarbeit in<br />

die Arbeit der Kita mit einbezogen werden können.<br />

Insgesamt sollte erarbeitet werden, wie durch eine veränderte Dienstplangestaltung Er-<br />

zieherinnenarbeitsstunden freigemacht werden können, die für m Antrag der Kita formu-<br />

lierte Arbeitsvorhaben notwendig waren.<br />

Es sollten die Voraussetzungen geklärt werden, die für die Gründung eines Förderver-<br />

eins notwendig sind, um auf diesem Weg zusätzliche Mittel für die Kindertageseinrich-<br />

tung akquirieren zu können.<br />

Arbeitsschritte:<br />

Mit der Leitung und dem Team der Kindertagesstätte wurden die notwendigen organisa-<br />

torischen Voraussetzungen im Rahmen von Teamsitzungen und einzelner Fortbildungs-<br />

einheiten geschaffen, um die zusätzlichen Angebote verwirklichen zu können.<br />

Dazu waren Aktivitäten der Öffentlichkeitsarbeit notwendig, wie z.B. Artikel über ein zu-<br />

sätzliches Angebot einer Mutter-Kind-Gruppe im örtlichen Amtsblatt. Versuchsweise wur-<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> / Beirat 20. Juni 2001<br />

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Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

den für Kinder im Grundschulalter ohne Betreuungsvertrag kostenpflichtige Freizeitange-<br />

bote durchgeführt, die auf große Resonanz stießen.<br />

Mit der Amtsverwaltung Lübbenow wurden die Möglichkeiten veränderter Arbeitsverträge<br />

diskutiert, um eine bessere Anpassung der Erzieherinnenarbeitsstunden an die jeweils<br />

zum Stichtag errechnete Personalbemessung gewährleisten zu können. Entsprechend<br />

wurden im Sommer die Arbeitsverträge der Erzieherinnen geändert.<br />

Durch die Kita-Gesetz-Novelle und die Verkürzung des Rechtsanspruches auf Betreuung<br />

mit der folgenden Verkürzung des Personalanspruchs sah sich die Gemeinde Hetzdorf,<br />

die Träger der Kita Lemmersdorf ist, an die Grenzen ihrer finanziellen Belastbarkeit ge-<br />

stellt und erwog, die Kindertagesstätte aus der gemeindlichen Trägerschaft zu geben.<br />

Das Team der Kita sollte sich mit dieser Frage auseinandersetzen. Gespräche mit freien<br />

Trägern, die in der Region Kitas betreiben, führten zu keinem Ergebnis. Die Gemeinde<br />

beschloss daraufhin, die Kita in Amtsträgerschaft zu überführen, was zum 1.1.2001 voll-<br />

zogen wurde. Damit sind nunmehr alle ehemals kommunalen Kitas des Amtsbereichs<br />

Lübbenow in Amtsträgerschaft und somit das Personal der Einrichtungen ein Personal-<br />

körper.<br />

Die Überlegungen, einen Förderverein für die Kita zu gründen, waren während der ge-<br />

samten Phase der Entscheidungsfindung über die Trägerschaft nicht bearbeitbar.<br />

Ergebnisse<br />

Im Rahmen der Beratungen wurden die zusätzlichen Angebote: Mutter-Kind-Gruppe und:<br />

Angebote für Schulkinder ohne Hortbetreuung ausprobiert und etabliert. Der Arbeitszeit-<br />

bedarf für eine ständige Institution dieser Angebote, also für einen wöchentliche Mutter-<br />

Kind-Gruppe sowie regelmäßige Angebote an die im Ort bislang nicht betreuten Grund-<br />

schulkinder, beträgt ca. 5 Stunden pro Woche.<br />

Seitens des Amtes wird eine Finanzierung allerdings aufgrund der sowieso schon beste-<br />

henden Unterfinanzierung des Kitabereichs ausgeschlossen.<br />

11. Projektstandort Landkreis Prignitz Belegung/Nutzung<br />

Ausgangssituation:<br />

Im Bereich des Jugendamtes des Landkreises Prignitz ist in den vergangenen Jahren ein<br />

System der Tagespflege installiert worden, das zu Projektbeginn bei 21 möglichen Pfle-<br />

geplätzen in 9 Pflegestellen 17 Tagespflegekinder betreute.<br />

Die Initiative zum Aufbau von Tagespflegestellen ging aus von einer Befragung von Kin-<br />

dern, Eltern, Fachkräften und Trägern in den Kindertagesstätten des Kreises über die<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> / Beirat 20. Juni 2001<br />

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Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

Qualität der Einrichtungen. Dabei ergab sich in der Auswertung, dass es einen erwäh-<br />

nenswerten Bedarf an Tagespflegeplätzen gab.<br />

Es wurde eine Richtlinie erarbeitet, die die Voraussetzungen für die Betreuung von Kin-<br />

dern in Tagespflege regelte.<br />

Das Jugendamt prüfte die örtliche und persönliche Eignung der Tagespflegestellen und –<br />

personen. Es gab zu Projektbeginn eine Reihe von Bewerbungen für weitere Tagespfle-<br />

gepersonen.<br />

Die Tagespflegekräfte trafen sich regelmäßig zu Besprechungen und wurden auch re-<br />

gelmäßig von Mitarbeiter/inne/n des Jugendamtes fachlich fortgebildet.<br />

Ziel der Beratung:<br />

1. Der Landkreis novellierte zu Projektbeginn die Richtlinie zu Tagespflege. Im Rahmen<br />

der Beratung sollte die Richtlinie fachlich überprüft und beurteilt werden.<br />

2. Im Rahmen der Fortbildung bzw. Beratung der Tagespflegepersonen sollten fachliche<br />

Standards für Tagespflegestellen erarbeitet werden, die als Qualitätsmaßstab für Ta-<br />

gespflege im Landkreis gelten sollten.<br />

3. Die Finanzierungsbedingungen für Tagespflege nach der gegenwärtigen landesrecht-<br />

lichen Regelung sollten überprüft werden sowohl in Bezug auf die Höhe der Landes-<br />

zuschüsse als auch bezüglich der Frage der Nachrangigkeit von Tagespflege gegen-<br />

über Krippenbetreuung.<br />

Ziel war es, insgesamt die Thematik Tagespflege im Landkreis auf dem Standard der<br />

Fachdiskussion zu erörtern und zu bearbeiten.<br />

Arbeitsschritte:<br />

Durch die Kita-Gesetz-Novelle und die darin enthaltene neue Bewertung der Tagespflege<br />

sowie die gesonderte Bearbeitung der Tagespflege durch andere Träger, die nicht ab-<br />

schätzbaren Konsequenzen der geplanten Tagespflegeverordnung auf die bestehenden<br />

Regelungen in Landkreis und die Entwicklung des Bedarfs ist es zu einer Bearbeitung<br />

der vereinbarten Ziele nicht gekommen.<br />

12. Projektstandort Neuruppin Belegung/Nutzung, Unzufriedenheit Erzieherinnen<br />

Ausgangssituation:<br />

a) Die Kita Fliegenpilz war zu Projektbeginn (Stand 12/99) mit 17 Kindern belegt. Bei<br />

dieser Belegung war eine Aufrechterhaltung des Betriebs wirtschaftlich nicht mehr<br />

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Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

vertretbar, ohne dass zusätzliche Angebote und Sachmittel den Haushalt der Einrich-<br />

tung entlasteten. Die Stadt war am Erhalt einer wohnortnahen Betreuung interessiert.<br />

b) In der Kita Artur-Becker-Str., einem großen Haus mit 197 Plätzen, waren zwar Grup-<br />

penaufteilungen die seltene Ausnahme, aufgrund der Größe der Gruppen stellte aber<br />

die Tatsache, dass häufig nur eine Erzieherin eine Einheit betreut, einen aus Sicht<br />

der Kita negativen Tatbestand dar.<br />

Ziel der Beratung:<br />

a) In der Einrichtung sollte versucht werden, entweder über die Hereinnahme zusätzli-<br />

cher Angebote in die Kita Stellen oder Stellenteile der bisher beschäftigten Erziehe-<br />

rinnen abzusichern, oder über die Einbeziehung Ehrenamtlicher in die Kita-Arbeit den<br />

weiteren Betrieb der Kita zu sichern.<br />

b) In der Kita Artur-Becker-Str. sollten die Organisation der Einrichtung und die Art der<br />

Personaleinsatz- und Arbeitszeitplanung daraufhin untersucht werden, ob sich trotz<br />

der bereits praktizierten flexiblen und bedarfsorientierten Arbeitsweise Verbesserun-<br />

gen erreichen lassen.<br />

Arbeitsschritte:<br />

a) Da die Einrichtung zum Sommer 2000 bei einer Belegung von 6 Kindern geschlossen<br />

wurde, entfiel der Arbeitsauftrag.<br />

b) Eine genaue Analyse der Organisationsstruktur der Kita ergab, dass Veränderungen<br />

auf der Grundlage der im zweiten Halbjahr 2000 geltenden Bestimmungen nicht emp-<br />

fohlen werden konnten. Die Kita hat sich im Rahmen des Möglichen eine optimale<br />

Struktur gegeben, die die Grenzen der gesetzlichen Mindestausstattung mit Fachkräf-<br />

ten voll ausschöpft. Durch organisatorische Veränderungen in der Personaleinsatz-<br />

oder Arbeitszeitplanung sind in der Einrichtung keine Verbesserungen mehr zu erzie-<br />

len.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Einrichtung zeigt damit aber auch die Grenzen des vom Gesetzgeber festgelegten<br />

Personalschlüssel auf. Die Größe der Kindergruppen, die von einer einzelnen Erzieherin<br />

betreut werden müssen, wenn Gruppenaufteilungen und Vertretungssituationen konse-<br />

quent vermieden werdensollen, wird am Beispiel dieser Einrichtung deutlich.<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> / Beirat 20. Juni 2001<br />

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Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH<br />

Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

13. + 14. Projektstandort UBV Schwedt/Vierraden Belegung/Nutzung<br />

a) Kindertagesstätte „Ucki´s Spatzenhaus“ in Schwedt/Oder:<br />

Ausgangssituation:<br />

Anlass für eine Bewerbung für das Modellprojekt war die Thematik der Öffnungs-<br />

zeit der Kita. Häufig fragten Eltern nach verlängerten Öffnungszeiten bzw. in den<br />

Aufnahmegesprächen entstand der Eindruck, dass verlängerte Öffnungszeiten<br />

dem Bedarf der Eltern entsprechen würden, weil ihre Arbeitssituation eine über<br />

die üblichen Betreuungszeiten hinausgehende Betreuung notwendig machte.<br />

Die zur Verwirklichung von verlängerten Öffnungszeiten notwendigen Verände-<br />

rungen in der Arbeitszeit der Erzieherinnen wurden von den Kolleginnen getra-<br />

gen.<br />

Zu Projektbeginn wurden in der Kita 153 Kinder von 15 Erzieherinnen (incl. Lei-<br />

tung) mit einer Arbeitszeit von 30 bis 40 Stunden betreut.<br />

Ziel der Beratung:<br />

Es sollte die Bedarfslage der Eltern in Bezug auf die Öffnungszeit über Elternar-<br />

beit oder eine schriftliche Befragung geklärt werden.<br />

Die Umsetzung der sich daraus ergebenden organisatorischen Veränderungen in<br />

den Arbeitsabläufen im Erzieherinnenteam sollten durch Beratung begleitet wer-<br />

den.<br />

Arbeitsschritte:<br />

In der Einrichtung wurde, nachdem eine in Eigeninitiative durchgeführte Elternbe-<br />

fragung eine hohe Akzeptanz verlängerter Öffnungszeiten ergeben hatte, in meh-<br />

reren Beratungsrunden die Einrichtung einer Spätbetreuungsgruppe diskutiert und<br />

vorbereitet. Dazu war es notwendig, die gesamte pädagogische Konzeption zu<br />

überprüfen, da die Einrichtung einer Spätbetreuungsgruppe ohne Qualitätsverlust<br />

in der gesamten Kita durch das vorhandene Personal nur dann möglich ist, wenn<br />

sich die Anwesenheitszeitverschiebung der Kinder in der Spätgruppe auf mehrere<br />

Gruppen verteilt und diese in den restlichen Stunden des Tages durch eine offe-<br />

nere Konzeption dennoch kontinuierlich betreut werden können. Die Gestaltung<br />

der pädagogischen Situation der Spätbetreuungsgruppe bis ins Einzelne hatte<br />

deshalb eine große Bedeutung, weil in jeder Kleinigkeit zum Ausdruck kommen<br />

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Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

sollte, dass diese Gruppe nicht dem üblichen Vorbehalt der „übrig gebliebenen<br />

Kinder“ im Spätdienst Nahrung geben durfte.<br />

Den Eltern der Einrichtung wurde das Angebot auf einem Gesamtelternabend<br />

vorgestellt.<br />

Eine Öffentlichkeitskampagne sollte das Angebot über den engeren Einzugsbe-<br />

reich der Kita bekannt machen.<br />

Trotzdem wurde das Angebot bis Ende 2000 nicht in dem Ausmaß genutzt, das<br />

notwendig gewesen wäre, um ohne zusätzliche Anstrengungen den Betrieb am<br />

übrigen Tag in gewohnter Qualität durchführen zu können. Der Träger, der U-<br />

ckermärkische Berufsbildungsverein e.V. (UBV), stellte deshalb aus seinem gro-<br />

ßen Personalpool die notwendigen Stunden für zusätzliche Angebote am Vormit-<br />

tag zur Verfügung, die sicherstellen, dass das z.Z. nur von ca. 5 – 10 Kinder pro<br />

Woche genutzte Spätbetreuungsangebot nicht zu Lasten der gesamten Betreu-<br />

ungssituation geht.<br />

Ergebnisse:<br />

Trotz entgegengesetzter Aussagen und Erwartungen wird die Spätgruppe nicht im<br />

möglichen und notwendigen Umfang genutzt. Dennoch ist festzustellen, dass die<br />

Einrichtung im Gegensatz zu vielen anderen Einrichtungen in Schwedt voll belegt<br />

ist und viele Eltern sich für diese Kita entscheiden, weil bei Notwendigkeit die<br />

Möglichkeit der Spätbetreuung besteht.<br />

b) Am Storchennest:<br />

Ausgangssituation:<br />

Die Kita „Am Storchennest“ des Uckermärkischen Berufsbildungsvereins e.V. in<br />

Vierraden bei Schwedt/Oder stand vor dem selben Problem wie viele Kitas im<br />

ländlichen Raum: zurückgehende Kinderzahlen hatten das Personal soweit redu-<br />

ziert, dass für die Zukunft der Standort der Kita nicht mehr gesichert erschien. Die<br />

Überlegung, über zusätzliche Angebote die Attraktivität des Hauses zu erhöhen<br />

und damit auch zur Sicherung der noch bestehenden Kitaplätze sowie einer<br />

wohnortnahen Kitaversorgung beizutragen, führte zur Bewerbung für das Modell-<br />

projekt. Die Kindereinrichtung war zu Projektbeginn mit 10 Krippenkindern, 12<br />

Kindergartenkinder und 17 Hortkindern belegt. Zugeordnet waren 111 Erzieherar-<br />

beitsstunden.<br />

Als zusätzliches Angebot existierte die Kreativwerkstatt „Kids“, die täglich nach-<br />

mittags geöffnet war und sowohl von Hortkindern, als auch von Kindern aus dem<br />

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Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

Wohngebiet genutzt wurde. Die 20 Erzieherarbeitsstunden wurden vom Träger,<br />

dem UBV, eigenfinanziert.<br />

Kids führte außerdem als Angebot für die Grundschulen Projekttage durch.<br />

Ziel der Beratung:<br />

Es sollte geklärt werden, ob die Arbeit des offenen Kinderbereiches nachhaltig fi-<br />

nanziell und personell abgesichert werden kann.<br />

Außerdem sollte die Durchführung der Projekttage ausgebaut und nach weiteren<br />

zusätzlichen Angeboten, die die Finanzierung der Kita unterstützen könnten, ge-<br />

sucht werden.<br />

Arbeitsschritte:<br />

Durch eine Sozialraumanalyse wurde festgestellt, dass im Einzugsgebiet der Kita<br />

in mehreren Ortschaften ca. 80 Kinder im Alter zwischen 7 und 12 Jahren lebten,<br />

für die es keinerlei altersadäquate Angebote im Freizeitbereich gab.<br />

Durch eine mittels eines eigens entwickelten Fragebogens durchgeführte Befra-<br />

gung, an der sich 50% der angesprochenen Kinder beteiligten, bestätigte sich die<br />

Hypothese, dass ein offenes Freizeitangebot für Kinder im Grundschulalter in der<br />

Region dringend benötigt wird.<br />

Aufgrund der Kita-Gesetz-Novelle war die Suche nach alternativen Finanzie-<br />

rungsquellen für die offene Arbeit mit Kindern wenig aussichtsreich.<br />

Mittlerweile ist der Antrag für eine SAM-Stelle, die diesem Aufgabenbereich zuge-<br />

ordnet werden soll, positiv beschieden worden.<br />

Außerdem wurde eine Werbeaktion für die Projekttage als kostenpflichtiges Ser-<br />

viceangebot für Grundschulen intensiv beworben.<br />

Darüber hinaus ist das Angebot, Kinder von Touristen im Naturpark „Unteres O-<br />

dertal“ tageweise gegen einen Kostenbeitrag als Gastkinder zu betreuen, vorbe-<br />

reitet und kann, sobald sich die Personalsituation in der Einrichtung konsolidiert<br />

hat, in Zusammenarbeit mit dem Fremdenverkehrsverein Schwedt/Unteres Oder-<br />

tal über das Internet beworben werden.<br />

Ergebnisse:<br />

Die fertig ausgearbeiteten Konzepte warten bisher auf ihre Umsetzung.<br />

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Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

15. Projektstandort Wiesenburg Belegung/Nutzung<br />

Ausgangssituation:<br />

a) Das Amt Wiesenburg hatte in der Vergangenheit versucht, auch kleine Einrichtungen<br />

auf dem Land aufrecht zu erhalten, obwohl die Personalsituation in mehreren Einrich-<br />

tungen dies als schwierig erscheinen ließ. Mehrere Einrichtungen werden mit 3 Er-<br />

zieherinnen mit verkürzten Arbeitszeiten geführt. Dies bringt vor allem beim Ausfall<br />

einer Erzieherin dann Probleme mit sich, wenn über die gesamte Öffnungszeit drei<br />

Gruppen geführt werden sollen.<br />

b) Der Standort Reetz war seit 1999 aufgrund des Rückgangs der Kinderzahlen ein ge-<br />

fährdeter Standort, u.a. auch, weil der Hort mit dem Problem zu kämpfen hatte, dass<br />

die Grundschulkinder am Schulstandort Wiesenburg 1-2 Stunden Wartezeit auf den<br />

Schulbus überbrücken mussten, die an Hortbetreuungszeit in Reetz fehlten. Insge-<br />

samt bestand für das Amt dieses Beförderungsproblem.<br />

Ziel der Beratung:<br />

a) In allen Einrichtungen sollte überprüft werden, ob die pädagogische Arbeit mit den<br />

Kindern unter den gegebenen Bedingungen qualitativen Ansprüchen, die heute all-<br />

gemein gefordert werden, genügt.<br />

b) Es sollte geprüft werden, ob andere Formen der Vertragsgestaltung bei den Betreu-<br />

ungsverträgen oder möglicherweise andere Wege der Personalkostenzuschüsse et-<br />

wa auf dem Wege der Platzförderung das Problem lösen könnten.<br />

Arbeitsschritte:<br />

a) In einer Bestandsaufnahme in jeder der beteiligten Einrichtungen wurden die Schwie-<br />

rigkeiten vor allem in den kleinen Einrichtungen im ländlichen Raum deutlich ge-<br />

macht. Der Anspruch, jede der klassischen „Abteilungen“ Krippe, Kindergarten und<br />

Hort in gesonderten Gruppen zu führen, obwohl sich jeweils nicht genügend Kinder<br />

der entsprechenden Altersstufe im Hause befinden, um soviel Personaleinsatz zu<br />

rechtfertigen, dass ein reibungsloser Betrieb ermöglicht würde, musste als unrealis-<br />

tisch herausgearbeitet werden. Die Konsequenz, offenere, altersübergreifende Ar-<br />

beitsformen zu praktizieren, musste als dringende Notwendigkeit festgehalten wer-<br />

den.<br />

Die Umsetzung wurde vom Träger mit personellen Maßnahmen (Umsetzungen) un-<br />

terstützt.<br />

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Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

Ob die Arbeit in den Einrichtungen insgesamt als gut einzustufen sei, sollte außer<br />

durch die Bewertung der organisatorischen Voraussetzungen durch den Projektträger<br />

auch durch externe Begutachtung beurteilt werden. Hier wurde eine Messung mit Hil-<br />

fe der Kindergarten-Einschätz-Skala in Auftrag gegeben, um einerseits die Einhaltung<br />

von Qualitätsstandards belegen und andererseits die Schwachstellen im Ablauf der<br />

Kitas genauer benennen zu können.<br />

b) Die Bearbeitung dieses Punktes wurde durch die Einführung der Kinderkostenpau-<br />

schale überflüssig.<br />

Ergebnisse<br />

Der Bericht über die Messung mit der KES wird trägerintern ausgewertet.<br />

Schlussfolgerungen aus Sicht des Projektträgers<br />

Die grundlegende Umstrukturierung der Kindertagesbetreuung durch die Kita-Gesetz-<br />

Novelle hat viele Träger von Kitas, insbesondere Kommunen, veranlasst, ihre bisherigen<br />

Finanzierungsmodalitäten des Tagesbetreuungsbereichs auf den Prüfstand zu stellen. Dabei<br />

wurden Versäumnisse in der Vergangenheit deutlich, d.h. manche Kommune hatte, ohne<br />

sich des Umfang bewusst zu sein, eine wesentlich höhere Ausstattung der Tagesbetreuung<br />

finanziert, als es die gesetzlichen Mindestausstattungen vorschrieben.<br />

Im Rahmen der Kita-Gesetz-Novelle wurden nun alle Finanzierungsfaktoren überprüft und<br />

sowohl die Personalausstattung auf das gesetzlich definierte Minimum zurückgeführt als<br />

auch die Elternbeiträge der veränderten Situation gemäß angehoben.<br />

Die Unruhe, die dadurch über die durch die Kürzungen vom Land entstandene Unruhe hin-<br />

aus ausgelöst wurde, ist in einigen Kommunen bis heute nicht ausgeräumt.<br />

Dadurch wurden viele Beratungsthemen, die sich um Finanzierungsfragen am Rande des<br />

durch die Kitafinanzierung Möglichen drehten, schwer bearbeitbar.<br />

Auch sind durch die neuen Rahmenbedingungen für Tagesbetreuung, insbesondere durch<br />

die Kinderkostenpauschale, „neue Horizonte“ entstanden, sind Betreuungsformen denkbar<br />

geworden, die bisher im Rahmen von Kitabetreuung nicht denkbar, weil nicht finanzierbar<br />

waren.<br />

Der in der Ausschreibung für das Projekt formulierte Auftrag, dem Gesetzgeber Hinweise für<br />

künftige gesetzliche Regelungen zu geben, die den unterschiedlichen Bedarfen besser an-<br />

gepasst sind, hat sich durch die Novelle des Kita-Gesetzes und der damit verbundenen Ver-<br />

ordnungen weitgehend erledigt.<br />

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Modellprojekt „Qualität trotz Kostendruck“<br />

Dennoch sind in den Beratungen zahlreiche Erfahrungen gesammelt worden, die Aussagen<br />

darüber zulassen, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um Veränderung und Innovation<br />

in Kindertageseinrichtungen erfolgreich zu initiieren und umzusetzen.<br />

Insbesondere die Rolle der Träger ist hier zu erwähnen.<br />

Wo Veränderungsprozesse gelingen konnten, war das Interesse des Trägers an der Verän-<br />

derung in der Einrichtung gegeben oder war zumindest kein Interesse gegen die Verände-<br />

rung vorhanden.<br />

Der Träger musste der Einrichtung minimale Sicherheit in den Rahmenbedingungen bieten.<br />

Veränderungsprozesse konnten auch gelingen, wenn allein die Belegschaft einer Einrichtung<br />

die Veränderung herbeiführen wollte, und vom Träger keine Unterstützung, aber auch keine<br />

Behinderung ausging.<br />

Veränderungsprozesse scheiterten, wenn sich die Beschäftigten weigerten, eine Verände-<br />

rung mitzutragen und seitens des Trägers keine gezielten Personalentwicklungsmaßnahmen<br />

ergriffen wurden.<br />

Veränderungsprozesse scheiterten auch, wenn Träger die Absicherung der Rahmenbedin-<br />

gungen nicht ernst genug nahmen oder aufgaben.<br />

Veränderungsprozesse konnten auch von Eltern initiiert werden, wenn der Träger die Unzu-<br />

friedenheit oder die Anliegen der Eltern aufnahm und sich zu eigen machte.<br />

Insbesondere dieser letzte Punkt wird aufgrund der Kita-Gesetz-Novelle und der damit ver-<br />

bundenen Stärkung der „Nachfragemacht“ der Eltern in Zukunft eine erhebliche Rolle spie-<br />

len. Träger werden sich verstärkt Gedanken machen müssen, wie sie die Anliegen und<br />

Wünsche der Eltern besser erfassen und in der Gestaltung ihres Tagesbetreuungsangebotes<br />

umsetzen können.<br />

Ansatzweise konnten im Projekt hierfür Instrumente entwickelt und ausprobiert werden.<br />

Martin Cramer, 5.6.2001<br />

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