Gewerbeverband Pöcking
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<strong>Pöcking</strong>er Persönlichkeiten<br />
"Wir Rheinländer sind ein stabiler Menschenschlag - das passt zu Bayern"<br />
Ralf Kirberg im Interview zu Beruf, <strong>Pöcking</strong> und dem Leben nach der LHI<br />
Ralf Kirberg, Sprecher der<br />
Geschäftsführung bei der LHI<br />
Leasing GmbH und ihrer <strong>Pöcking</strong>er<br />
Niederlassung, wurde im Sommer<br />
65. Pünktlich mit Erreichen der<br />
Altersgrenze hat der erfolgreiche<br />
Manager seinen Rückzug aus der<br />
Chefetage der LHI angekündigt.<br />
Unsere beiden Journalisten Dr.<br />
Manfred Schröder und Philipp A.P.<br />
Paulus sprachen mit dem<br />
"Wissensmanager des Jahres 2002"<br />
über seine Karriere, seine Liebe zu<br />
<strong>Pöcking</strong> und seine Zukunftspläne.<br />
GB: Herr Kirberg, Sie sind in<br />
Uerdingen am Rhein geboren und<br />
aufgewachsen. Wie kommen Sie als<br />
Rheinländer in Bayern zurecht?<br />
Kirberg: Sehr gut. Wir Rheinländer<br />
sind ein stabiler Menschenschlag<br />
mit gesundem Humor. Das passt<br />
gut zu Bayern. Und mittlerweile bin<br />
ich ja schon über 30 Jahre hier.<br />
GB: Wie sind Sie ausgerechnet in<br />
<strong>Pöcking</strong> gelandet?<br />
Kirberg: Mehr oder weniger durch<br />
Zufall oder Schicksal. Während<br />
meines Studiums kam ich für vier<br />
Semester nach München. In dieser<br />
Zeit habe ich durch meine Liebe<br />
zum Wasser und zum Segeln alle<br />
Seen im Münchner Umland kennen<br />
gelernt - darunter natürlich auch<br />
den Starnberger See. Als ich dann<br />
einige Jahre später eine Aufgabe in<br />
München angetragen bekam, war<br />
ich auf der Suche nach einer<br />
Wohnung. Was ich fand, war ein<br />
Haus in Aschering. Das war nicht<br />
nur näher am Wasser als München,<br />
sondern damals auch bedeutend<br />
günstiger als in der Stadt. Drei<br />
Jahre später - 1974 - sind wir dann<br />
direkt nach <strong>Pöcking</strong> gezogen.<br />
GB: Was muss in <strong>Pöcking</strong> unbe-<br />
dingt so bleiben, wie es ist?<br />
Kirberg: Es gibt vieles, was ich an<br />
<strong>Pöcking</strong> sehr schätze. Ich hoffe<br />
aber vor allem, dass dem Ort noch<br />
lange seine dörflichen Strukturen<br />
erhalten bleiben. Das gesellschaftliche<br />
Leben mit allen <strong>Pöcking</strong>er<br />
Vereinen zum Beispiel. Bei der<br />
Verabschiedung von<br />
Altbürgermeister Konrad Krabler<br />
hat man das toll beobachten könnnen.<br />
Das hat sehr viel Charme und<br />
wärmenden Inhalt. In größeren<br />
Gemeinden ist vieles schon institutionalisiert<br />
und so deutlich unpersönlicher<br />
und anonymer.<br />
GB: Und was sollte sich schnellstens<br />
im Ort ändern?<br />
Kirberg: Ich will es so sagen: Ich<br />
verstehe manchmal nicht, warum<br />
einige Hauseigentümer an der<br />
Hauptstraße - dem Aushängeschild<br />
von <strong>Pöcking</strong> - ihre Häuser regelrecht<br />
verfallen lassen. Einige<br />
Immobilien sind baulich in einem<br />
sehr schlechten Zustand. Hier<br />
würde ich mir wünschen, dass<br />
mehr für das Ortsbild getan wird -<br />
die Gemeinde hat ja jetzt mit der<br />
Straßen- und Gehwegsanierung<br />
vorgelegt. Hier hoffe ich nur noch<br />
auf etwas mehr Grün.<br />
GB: Abgesehen von Ihrem aktuelllen<br />
Engagement: Welche Aufgabe<br />
würde Sie heute noch reizen? Gibt<br />
es irgendetwas, wo Sie sagen: Das<br />
würde ich gerne noch fünf Jahre<br />
anpacken.<br />
Kirberg: Ich werde sicher keine<br />
erwerbstätige Arbeit mehr aufnehmen.<br />
Auch die Politik ist nicht mein<br />
Metier. Ich habe ein Leben lang wie<br />
ein Geschäftsmann gedacht und<br />
gehandelt, nicht wie ein Politiker.<br />
Ich könnte mich heute nicht mehr<br />
auf die Abläufe in der Politik<br />
umstellen. Als Geschäftsmann war<br />
ich immer frei in meinen<br />
Entscheidungen. Für den<br />
Entscheidungsfindungsprozess in<br />
der Politik hätten wir in der<br />
Wirtschaft keine Zeit. Was mich<br />
aber reizt, sind ehrenamtliche<br />
Aufgaben in den Bereichen Kultur<br />
und Bildung. Mit der Gründung des<br />
International Sculpture Center<br />
Europe e. V., dessen Chairman ich<br />
bin, sind in dieser Richtung schon<br />
die Weichen gestellt. Wir versuchen<br />
nach dem Vorbild des amerikanischen<br />
International Sculpture<br />
Center Künstler, Sammler und<br />
Liebhaber zusammenzuführen. Die<br />
Skulptur wird im Vergleich zur<br />
Musik und der Malerei völlig unterschätzt.<br />
GB: Welche historische<br />
Persönlichkeit bewundern Sie am<br />
meisten?<br />
Kirberg: Luther. Ich bewundere ihn<br />
für seine Zivilcourage, sein<br />
Selbstbewusstsein und seine<br />
Offenheit. Das sind elementar wichtige<br />
Grundwerte unserer<br />
Gesellschaft, schon in der<br />
Erziehung. Die Kirchenspaltung war<br />
nie das Ziel von Luther und erst<br />
recht nicht ihre oft negativen<br />
Auswirkungen. Er wollte bestehendes<br />
- schlechtes - verändern und<br />
verbessern.<br />
GB: 2002 wurden Sie von der<br />
Financial Times Deutschland, der<br />
Fachzeitschrift "impulse" und der<br />
Commerzbank als<br />
"Wissensmanager des Jahres" ausgezeichnet.<br />
Was bedeutet Ihnen<br />
dieser Titel?<br />
Kirberg: Ich sehe diesen Preis nicht<br />
als persönliche Auszeichnung. Das<br />
7<br />
Wissen in einem<br />
Dienstleistungsunternehmen seinen<br />
Mitarbeitern verfügbar zu<br />
machen, ist eine wichtige unternehmerische<br />
Aufgabe, die ich<br />
angestoßen habe. Man sagt:<br />
"Wissen ist Macht". Wenn ich also<br />
das Wissen in einem Unternehmen<br />
möglichst vielen Mitarbeitern<br />
zugänglich mache, hat das etwas<br />
mit Demokratie zu tun. Der Preis ist<br />
daher mehr eine Würdigung der<br />
Anstrengungen aller Mitarbeiter.<br />
Und darauf bin ich als<br />
Geschäftsführer natürlich sehr<br />
stolz.<br />
GB: Diese Haltung passt zu einem<br />
Ausspruch, den Sie geprägt haben:<br />
"Ein Chef, der immer alles am<br />
besten weiß, wird früher oder später<br />
ein Opfer seiner Irrtümer."<br />
Kirberg: Ich denke Besserwisserei<br />
tötet jede Energie in der Umgebung<br />
- jede Initiative. Ein guter Chef solllte<br />
seinen Mitarbeitern den Raum<br />
geben sich einbringen zu können.<br />
Ansonsten sinken ganz schnell die<br />
Motivation und die Leistung.<br />
GB: Sie haben vier Kinder großgezogen.<br />
Was bedeutet Ihnen<br />
Familie?<br />
Kirberg: Ich halte die Hinwendung<br />
zu jungen Menschen für eine sehr<br />
wichtige Aufgabe meiner<br />
Generation. Man muss dabei selbst<br />
immer wieder die Balance finden<br />
zwischen der Erziehung zur<br />
Selbständigkeit einerseits und<br />
Führung und Halt andererseits.<br />
Kinder beeinflussen damit natürlich<br />
sehr stark auch unsere eigene<br />
Entwicklung. Das ist für mich ein<br />
hoch interessanter und gleichzeitig<br />
sehr schöner Aspekt von Familie.<br />
pap