Marktplatz Hofsteig
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oH NorDMaNNtaNNENBaUM<br />
Ein Besuch bei christbaumzüchter Herbert Böhler in Bildstein.<br />
Von weihnachtlichem Duft, eigenwilligen Bäumen und den Vorlieben der kunden.<br />
t & F: MH<br />
Herbert Böhler ist ein besonnener, stiller Mann<br />
mit wachen augen und herzlichem lächeln. er<br />
steht zwischen den mannshohen Nadelbäumen<br />
und streicht über die Nadeln einer Nordmanntanne:<br />
„fassen sie mal an, ganz weich ...“, er<br />
wendet sich einem anderen Baum zu: „Die fichte<br />
hier hat viel härtere Nadeln, das ist heute nicht<br />
mehr so gefragt.“<br />
Seine christbaumkulturen sind in Bildstein – auch direkt<br />
neben seinem Haus wachsen sie, dort, wo er jetzt<br />
steht.<br />
Herbert Böhler war Waldaufseher von 1964 bis 2001.<br />
Mit den christbäumen begonnen hat er 1971, eigentlich<br />
hat man ihn gefragt, ob er die christbäume auch<br />
übernehmen will – von seinem Vorgänger als Waldaufseher<br />
in Schwarzach – Herbert Böhler hat ja gesagt.<br />
„Dazumal hat man überwiegend Fichten verkauft und<br />
einzelne tannen.“<br />
Heutzutage die beliebteste art ist die Nordmanntanne:<br />
„Die kam aus dem ausland zu uns“, erklärt Böhler „und<br />
die Bevölkerung wollte die Nordmanntanne – sie hat<br />
einen volleren Wuchs, richtig buschig, und eben nicht<br />
so stupfige Nadeln wie die Fichte. Sie hält die Nadeln<br />
auch besser als die Fichte. Und eine normale tanne ist<br />
eher schütter, sie hat ‚längere Jahre´.“<br />
ein schlanker fülliger typ<br />
Die Nordmanntanne (Abies nordmanniana) trägt den<br />
Namen ihres Entdeckers. Der finnische Botaniker<br />
alexan der Davidovich von Nordmann hat sie 1835<br />
im kaukasus, in der Nähe des Örtchens Bordschomi<br />
im heutigen zentralgeorgien, aufgespürt. So wie<br />
dieser ort heißt auch eine von sieben verschiedenen<br />
Nordmanntannensorten bei Herbert Böhler. alle tragen<br />
ihre Herkunft im Namen: arkhyz, ein ort in karatschaitscherkessien,<br />
einer teilrepublik in russland,<br />
apsheronsk, eine Stadt in Südrussland oder ambrolauri<br />
im nördlichen zentralgeorgien. „Die wächst sehr<br />
langsam“, erläutert Böhler, neben einem hüfthohen<br />
Exem plar stehend. Dafür ist sie so etwas wie der rolls<br />
royce unter den Nordmanntannen. „a. Nordmanniana<br />
ambrolauri tlugi, abteilung 10 a – mehr als nur einen<br />
Versuch wert!“, verspricht der prospekt der Baum<br />
schule und preist weiter: „Eigenschaften: ein schlanker<br />
fülliger typ mit enorm hohem Seitenknospenbesatz.“<br />
preis 84 cent, Mindestabnahmemenge 100 Stück.<br />
Im alter von drei oder vier Jahren kommen die 15 bis<br />
30 cm hohen Bäumchen aus der Baumschule und werden<br />
eingesetzt. Bis daraus richtige christbäume geworden<br />
sind, dauert es sieben bis zwölf Jahre. zwei<br />
bis vier Mal pro Jahr müssen sie ausgemäht werden,<br />
zwei Mal wird gedüngt mit Volldünger, teils auch mit<br />
kalium, „das kommt auf die Beschaffenheit des Bodens<br />
an.“<br />
Der Mensch denkt – der Baum lenkt<br />
„Die tanne benötigt eine gewisse Nadelmasse, um gut<br />
zu wachsen – je mehr Nadeln, desto besser wächst<br />
sie.“ Dann aber tut der sogenannte „Höhentrieb“ das,<br />
was ihm seinen Namen gegeben hat – er versucht<br />
möglichst viel Strecke nach oben zu machen, im Wettkampf<br />
um licht im Wald. „Und wenn der zu lang wird,<br />
dann ist es auch kein christbaum mehr.“ Der Höhentrieb<br />
ist jener in der Mitte, das, was später den Stamm<br />
des Baumes abgibt – an seinem Ende bildet sich der<br />
sogenannte „Quirl“, aus dem fünf oder mehr knospen<br />
kommen. Quirl – der Name verrät die Verwendung, die<br />
es zu Großmutters zeiten für das Endstück von jungen<br />
tannen gegeben hat. aus der mittleren knospe<br />
wächst im nächsten Jahr der nächste Höhentrieb, die<br />
anderen bilden die äste. Deshalb kann man am abstand<br />
zwischen zwei vollen Seitenastreihen ablesen,<br />
wie viel der Baum in einem Jahr gewachsen ist. kleiner<br />
abstand – dichte äste, großer abstand, weit auseinander<br />
stehende äste – damit eben „lange Jahre“.<br />
Schüttere Bäume mag man nicht, und deshalb gilt es,<br />
dem Drang des Höhentriebs gen Himmel Einhalt zu<br />
gebieten. Böhler deutet auf kleine horizontale Wülste<br />
in der rinde – ohne den Hinweis fallen sie gar nicht<br />
auf als „von Menschenhand gemacht“. „Da gibt es eine<br />
spezielle zange mit zwei kleinen Messern pro Seite –<br />
im Frühjahr, wenn der Höhentrieb wächst, schneidet<br />
man die rinde durch, erschwert damit die Nährstoffzufuhr<br />
nach oben und kann so – mit Erfahrung – das<br />
Wachstum etwas regulieren“, erklärt Herbert Böhler.<br />
Hin und wieder muss man der Natur eben ein wenig