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Marktplatz Hofsteig

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<strong>Marktplatz</strong>raNDNotIzEN #5<br />

WutkuCHeN<br />

carina Jielg<br />

Ich befinde mich im Widerstand.<br />

Keine Sorge, ich laufe deswegen weder mit Transparenten<br />

durch die Straßen, noch benehme ich mich<br />

sonst besonders widerspenstig, oder sehe ich mich<br />

dazu veranlasst, Videos mit Wuttiraden aufzunehmen<br />

und öffentlich verfügbar zu machen.<br />

Nein, mein Widerstand ist eher eine Art passive Gegenwehr.<br />

Ein Dagegenhalten im Privaten, eine Andershaltung<br />

halt. Der eigenen Psychohygiene wegen.<br />

Jene, die in der letzten Ausgabe Zeuge meines persönlichen<br />

Gipfels von Feigheit werden durften, hätten<br />

sich andernfalls auch gewundert – den Sprung von der<br />

Memme zur auffällig Aufsässigen hätte man mir wohl<br />

schwer abgenommen.<br />

Aber so ist es ja mitnichten. Ich lebe meinen Widerstand<br />

im Keller aus. Dort, wo unsere Waschmaschine<br />

steht. Die befülle ich nämlich ganz nach meinem Belieben<br />

und Dafürhalten. Ich wasche alles, was in die<br />

Trommel hineingeht – Pullis, Hosen, Jacken, Mäntel,<br />

Schuhe, Kissen, Teppiche, Decken und abnehmbare<br />

Möbelteile. Ich mache das schon ziemlich lange und<br />

werde immer mutiger. Über das eine oder andere<br />

orange­rosa verfärbte Kleidungsstück sehe ich dabei<br />

großzügig hinweg – im Gegenteil, es hat mir zu einem<br />

T­Shirt in einem Farbton verholfen, den ich sonst<br />

nie tragen würde. Tue ich es jetzt, geschieht es mit<br />

Stolz. Und Wissen. Darum, dass man diesen speziellen<br />

Farbton in keinem Geschäft der Welt kaufen kann<br />

und, dass man sich nicht immer alles vorschreiben<br />

lassen muss, um den einen oder anderen Waschgang<br />

unbeschadet zu überstehen. Ich trage nun also Lachsrosa<br />

­ auf eigene Verantwortung und durch eigenes<br />

Zutun. Sie, die Farbe, ist somit auch zum sichtbaren<br />

Zeichen meines persönlichen Widerstandes geworden.<br />

Und verleiht ihm damit gleichzeitig auch noch eine öffentliche<br />

Note. Also doch noch aus dem Keller auf die<br />

Straße ... Ich meine, man gönnt sich ja sonst wenig an<br />

Ungehorsam, man trennt brav den Müll, setzt Helme<br />

auf, raucht nicht, hält sich an die Straßenverkehrsordnung<br />

und an alle anderen Rechtswege. Da verhilft<br />

einem das bisschen selbstgemachter Gegenwind im<br />

Keller vielleicht zum notwendigen Ausgleich.<br />

Mittlerweile lebe ich eine gewisse Form von Insubordination<br />

übrigens auch in der Küche aus. Es macht<br />

mir eine unbändige Freude, mich beim Backen nicht<br />

an Rezepte zu halten, sie stattdessen willkürlich abzuändern:<br />

Ich verwende Honig anstelle von Zucker,<br />

Vollkorngrieß anstelle von Weizenmehl, und beim Kochen<br />

lasse ich gerne völlige Anarchie walten. Bisher<br />

schmeckt es auch (fast) allen (fast) immer. Sollte ich<br />

ein neues Gericht entwickeln, lasse ich es Sie wissen.<br />

Vielleicht Hühnchen an lachsrosa Tomaten­Karottenpüree?<br />

Impressum<br />

FdIv: Gr Yvonne Böhler<br />

Beiträge und Fotos: Birgit Battlogg, Mag. Martin Hartmann,<br />

Mag. carina Jielg, Mag. annette raschner, Mag. raffaela rudigier<br />

Gestaltung: Erik reinhard GrafikDesign<br />

Druck: Mayr record Scan<br />

auflage: 15.000<br />

kontakt: wirtschaft@wolfurt.at

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