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Marktplatz Hofsteig

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<strong>Marktplatz</strong> <strong>Hofsteig</strong>: Warum geht die Wirtschaftsgemeinschaft<br />

Wolfurt nach Brüssel?<br />

Dietmar Hörburger: (lacht) Ich sag das jetzt aus<br />

meiner Sicht – ein wesentlicher punkt war sicher, dass<br />

Erwin in Brüssel tätig ist und gemeint hat: „Ich würde<br />

euch herumführen, damit ihr einen Einblick ins tun in<br />

der EU bekommt.“ Da haben wir gesagt, das müssen<br />

wir machen.<br />

MpH: Herr Mohr, warum ist es wichtig, dass eine Delegation<br />

aus einem 8000­Einwohner­ort nach Brüssel<br />

fährt?<br />

erwin Mohr: Es ist wie bei vielen anderen Sachen<br />

auch – wenn man etwas direkt sieht und erlebt, kann<br />

man sich besser ein Bild machen. In den köpfen ist<br />

Brüssel, obwohl es von den kilometern her gleich weit<br />

entfernt ist, noch viel weiter weg als Wien. Wenn man<br />

dort ist und sieht, wie gearbeitet wird, nimmt man zumindest<br />

einen anderen Eindruck mit. Man sieht, dort<br />

sind normale leute, auch ein Haufen Österreicher.<br />

DH: Das ganze Umfeld ist sehr interessant, wie die Büros<br />

sind, wie die ständigen Vertreter sich verhalten.<br />

Ich glaube, dass wir ansonsten nur eine Sichtweise haben<br />

von der EU – wir bekommen die Ergebnisse, die<br />

irgendwo beschlossen werden, und damit hat es sich.<br />

Bei unserem Besuch hat sich der abgeordnete richard<br />

Seeber (tiroler, seit 2004 im europäischen parlament<br />

in der Fraktion der europäischen Volkspartei und europäischen<br />

Demokraten, anm.d.red.) sich für uns zeit<br />

genommen. Man sieht, mit was für Schwierigkeiten sie<br />

zu kämpfen haben, allein durch die unterschiedlichen<br />

anschauungen in den 27 Mitgliedsländern.<br />

eM: Grundsätzlich sagt man bei uns: Das Gute kommt<br />

aus Vorarlberg, aus Wien kommt wenig Gutes und bei<br />

Brüssel ist es das zum Quadrat. Die positiven Sachen,<br />

die die EU bringt, sieht man nicht. Ganz banal: Brüssel<br />

ist die antwort auf die Globalisierung der Wirtschaft.<br />

MpH: Darf ich kurz unterbrechen – Herr Hörburger,<br />

was kommt positives aus der EU?<br />

DH: (überlegt und lacht) ...<br />

eM: (lacht auch) ... Da haben wir´s schon ...<br />

DH: Das muss jeder für sich beantworten. Ein Beispiel:<br />

Ich bin vor kurzem mit 30 Hyundai­Händlern zusammen<br />

gesessen, da hat man diskutiert, wie es kommendes<br />

Jahr mit den Spannen sein soll usw. Schon da hat<br />

jeder seine eigene Sicht. aber ein sehr gutes argument<br />

von richard Seeber war, dass die EU Frieden gebracht<br />

hat in Europa – das ist für mich das positivste.<br />

eM: Das war ja auch der zentrale punkt am anfang der<br />

EU nach dem krieg. Die EU ist ein Friedensprojekt, bei<br />

dem die Grenzen niedriger werden sollten. Es gibt auch<br />

Beispiele aus dem autohandel: Die automobilkonzerne<br />

würgen die Händler, dass es fast nicht ärger geht – da<br />

hat die EU gesagt: Es muss möglich sein, dass ein Händ­<br />

ler nicht nur eine einzige Marke verkaufen darf ...<br />

DH: Da muss ich jetzt widersprechen – vor der Einführung<br />

des Gesetzes hat der autobauer gesagt: „In<br />

deinem Geschäft steht nur meine Marke.“ Das hat das<br />

Gesetz gelockert. Nun haben die autobauer aber lobbying<br />

betrieben, und die EU rudert zurück. Das ist ein<br />

grundsätzliches problem: Die automobilhersteller sind<br />

stark – die üben natürlich Druck auf die parlamentarier<br />

aus. Und nun gibt es ab 2013 ein neues Gesetz, in<br />

dem der Hersteller wieder einen eigenen Schauraum<br />

für seine Marke fordern kann – und dann müsste ich<br />

hier Wände einziehen und neue Eingänge machen.<br />

eM: Fairerweise muss man aber auch sagen, wenn es<br />

die EU nicht gäbe – nur mit nationaler Gesetzgebung<br />

hätte man gegen die autokonzerne gar keine chance.<br />

Ein Beispiel: Die EU hat etwa den Software riesen<br />

Microsoft gezwungen, die core codes ihres Betriebssystems<br />

offen zu legen, damit freie programmierer<br />

Software dafür schreiben können, damit es keine<br />

marktbeherrschende Stellung gibt. Dazu gab es noch<br />

1,3 Mrd. E Strafe für Microsoft. auch gegen den russischen<br />

Gasriesen Gazprom wird geklagt. Internationale<br />

Banküberweisungen wurden einfacher, schneller<br />

und billiger. oder die gedeckelten roaming­Gebühren<br />

beim Mobiltelefon.<br />

MpH: Glauben Sie, dass diejenigen gewinnen, die das<br />

bessere lobbying betreiben?<br />

DH: Ja, das ist schon ein Eindruck, den man mitnimmt<br />

– ich glaube nicht, dass es als kleine Gruppe funktioniert.<br />

eM: In Brüssel gibt es 15.000 eingetragene lobbyisten<br />

– ohne offizielle akkreditierung gibt es gar keinen termin<br />

bei einem parlamentarier – natürlich wird es Wege<br />

geben, es anders laufen zu lassen, aber offiziell muss<br />

auch jeder parlamentarier eine liste führen, mit welchen<br />

lobbyisten er gesprochen hat, um nachvollziehbar<br />

zu machen, von wem er beeinflusst worden ist.<br />

auch Greenpeace hat lobbyisten. Und bei den vorigen<br />

Beispielen mit Microsoft usw. – da hat alles lobbying<br />

der Großkonzerne und Banken nichts genutzt.<br />

MpH: Und wenn sich die autohändler der EU zusammenschließen<br />

würden und sagen: „Wir zahlen jetzt<br />

auch lobbyisten.“?<br />

DH: Das würde wohl an den unterschiedlichen Interessen<br />

in den einzelnen ländern scheitern. Darf ich an<br />

Erwin eine Frage stellen? Wenn es im Dorf ein anliegen<br />

gäbe, hättest du Möglichkeiten, dieses an den richtigen<br />

orten zu platzieren, dass was ins rollen kommt?<br />

eM: also individuelle Bürgeranliegen – das muss man<br />

sagen – sind in Brüssel gleich schwer wie in Wien. Da<br />

muss man eine Gesetzesinitiative initiieren – da braucht<br />

es dann wieder große Gruppen. Ich bin etwa lobbyist<br />

für die österreichischen Gemeinden. Und wenn uns et­

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