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E-Book Wirtschaftsjournal Dezember 2011

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22 <strong>Wirtschaftsjournal</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2011</strong><br />

Höhepunkte der mitteldeutschen Wirtschaft<br />

Intelligente Stromnetze<br />

Wie Smart Grids den Energiemarkt der Zukunft revolutionieren<br />

Europa befindet sich auf dem Weg in das Zeitalter<br />

der regenerativen Energien. Wenn die Vision von<br />

einer kohlenstoffarmen Wirtschaft in Europa bis<br />

2050 Realität werden soll, muss der Energiemarkt<br />

revolutioniert werden. Allerdings stellt der zunehmende<br />

Anteil an erneuerbaren und dezentralen<br />

Anlagen die Energie-Infrastruktur vor große Herausforderungen,<br />

zum Beispiel:<br />

� Die Stromerzeugung wird durch den vermehrten Einsatz<br />

von erneuerbaren Energien ungleichmäßiger, was sich<br />

wiederum auf die Stabilität der Netze auswirkt.<br />

� Viele kleine und dezentrale Stromerzeugungsanlagen<br />

(zum Beispiel Photovoltaik- und Windkraftanlagen) gehen<br />

ans Netz. Das heißt: Wo früher der Strom im Verteilernetz<br />

in eine Richtung geflossen ist, muss er in Zukunft<br />

mit ‚Gegenverkehr' rechnen, da die Verbraucher auch<br />

Energie einspeisen. Der Energiemarkt muss sich deshalb<br />

in Zukunft komplett neu orientieren und strukturieren.<br />

Eine bedeutende Rolle kommt dabei den Smart<br />

Grids – den „intelligenten Stromnetzen" – zu.<br />

Das intelligente Stromnetz<br />

Die Smart Grids sind eine Weiterentwicklung des Verteilnetzes,<br />

bei der die klassische Trennung zwischen Stromerzeuger<br />

und Verbraucher aufgehoben und ein echter Internet-Marktplatz<br />

der Energie geschaffen wird. Mit ihnen soll<br />

es technisch möglich sein, den dezentral erzeugten Strom<br />

zu jedem Zeitpunkt dem Verbraucher zur Verfügung zu stellen,<br />

der ihn gerade benötigt. Um eben diesen intelligenten<br />

Umgang mit Energie zu ermöglichen, müssen die Techniken<br />

der Energieerzeugung, Verteilung und des Transports<br />

in der Lage sein, miteinander zu kommunizieren oder automatisch<br />

zu reagieren. Die „Modellstadt Mannheim" (moma)<br />

zeigt, wie genau so ein Projekt funktionieren kann.<br />

Dieses „E-Energy"-Projekt ist ein Beispiel dafür, wie die<br />

Energieversorgung durch Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

optimiert werden kann. Im Rahmen des<br />

Projektes werden bis zu 1000 Haushalte unter anderem mit<br />

einem ‚Energiebutler' ausgestattet. „Mit dieser modernen<br />

Technologie wird es möglich, Strom dann zu verbrauchen,<br />

wenn auch viel Strom erzeugt wird. Für die Zukunft bedeutet<br />

dies, dass nur dann gewachsen, getrocknet oder Geschirr<br />

gespült wird, wenn viel Strom zu einem günstigen Tarif verfügbar<br />

ist", erklärt Projektleiter Andreas Kießling vom Mannheimer<br />

Energieunternehmen MVV Energie, das Konsortial-<br />

führer in dem Forschungsprojekt<br />

ist.<br />

Aber das Energienetz<br />

der Zukunft<br />

bedarf nicht nur<br />

neuer Regelmöglichkeiten,<br />

sondern<br />

auch Möglichkeiten<br />

der Speicherung.<br />

Diese werden durch<br />

den Projektpartner<br />

Drewag - Stadtwerke<br />

Dresden GmbH<br />

untersucht. Bereits<br />

vor Ende der Projektlaufzeit<br />

2012 zeichnet sich ein klarer Trend ab: „Wir<br />

müssen in Zukunft stärker in Verbünden denken. Es geht<br />

nicht nur darum, die Energie aus dezentralen Anlagen zu<br />

integrieren, sondern auch die Telekommunikation, Automatisierung<br />

und IT in das Netz einzubeziehen", betont<br />

Kießling. Diese Forderung lässt sich jedoch ohne hohe Investitionen<br />

in den Ausbau des Leitungsnetzes nicht realisieren,<br />

denn die momentan verwendeten Leitungen wären mit<br />

dem Energietransport in zwei Richtungen überlastet. Kritiker<br />

merken zudem den sicheren Umgang mit Nutzerdaten<br />

an und fordern verstärkte Sicherheitsmaßnahmen. Hierfür<br />

werden momentan in Deutschland und Europa Standards<br />

entwickelt. „Wir haben bisher nur an der Oberfläche gekratzt.<br />

Der große Umbau steht uns erst noch bevor."<br />

E-Energy im Modell<br />

Damit die Idee des „Smart Grid“ möglichst bald in die Tat<br />

umgesetzt werden kann, unterstützt die Bundesregierung<br />

mit dem Förderprogramm „E-Energy" mehrere Modellprojekte.<br />

Ziel ist es, unter Einsatz modernster Informationsund<br />

Kommunikationstechnologien die Balance zwischen<br />

Angebot und Nachfrage intelligent zu regeln. In sechs<br />

großen Modellregionen werden Projekte mit neuartigen<br />

Regel- und Speichermöglichkeiten erprobt und dezentrale<br />

Energieerzeugungseinheiten im Netz interaktiv angebunden<br />

und gesteuert. Die „Modellstadt Mannheim" ist eines<br />

dieser sechs Projekte, die durch das Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Technologie (BMWi) und das Bundesministerium<br />

für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

(BMU) mit insgesamt etwa 60 Millionen Euro gefördert<br />

werden. Stefanie Rudolph<br />

Eines der großen Elemente von moma<br />

sind intelligente Häuser („Smart Buildings“).<br />

Sie sind in ein intelligentes<br />

Netz („Smart Grid“) eingebunden.<br />

Quelle: Modellstadt Mannheim<br />

wirtschaftsjournal.de/id11122201

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