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Vom Holz zum Holzwerkstoff - AHB - Berner Fachhochschule

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FORSCHUNGSARBEITEN<br />

Spanplatten stellte er dar, wie aus den verschiedenen Eigenschaften der einzel-<br />

nen Plattenschichten die resultierenden Eigenschaften der Platte entstehen. Von<br />

wesentlicher Bedeutung erwies sich dabei, unter Vernachlässigung von Roh-<br />

stoffeinflüssen, neben den entsprechenden Dichten von Deck- und Mittelschicht<br />

auch der Deckschichtanteil, der von ihm als das „Beplankungsverhältnis” der<br />

Platte bezeichnet wurde.<br />

Plath 1971 griff diesen Ansatz auf, erweiterte das Modell aber, indem er nicht<br />

mehr von einem sprunghaften Wechsel der Platteneigenschaften an den entspre-<br />

chenden Schichtgrenzen ausging. Stattdessen betrachtete er den Fall, dass sich<br />

die Schichteigenschaften stetig innerhalb des Plattenquerschnitts ändern. Zu die-<br />

sem Zweck näherte er das Dichteprofil durch mathematische Funktionen an,<br />

wodurch es ihm möglich war, über die Korrelation des Elastizitätsmoduls mit<br />

der Dichte den resultierenden E-Modul zu bestimmen. Dieser hängt laut Plath<br />

von drei Parametern ab: dem Höchstwert des Elastizitätsmoduls, der größten<br />

Dichte und einem Formfaktor, der sich aus dem Dichteprofil ergibt.<br />

May 1977 erkannte in diesen Modellen jedoch Schwächen für den Fall, dass<br />

Auswirkungen auf das Dichteprofil durch Variationen in der Verfahrenstechnik<br />

getrennt von Auswirkungen durch Veränderungen der Rohstoffzusammenset-<br />

zung erfasst bzw. berechnet werden sollen. Aus diesem Grund schlug er die Be-<br />

rechnung eines Trägheitsmomentes aus dem entsprechenden „Dichteäquivalen-<br />

ten” Plattenquerschnitt vor, wodurch die Eigenschaften von verschiedenen Roh-<br />

stoffkombinationen auf eine einheitliche Dichte bezogen werden konnten. Nach<br />

May stehen Unterschiede der berechneten Trägheitsmomente in einem direkten<br />

und vorwiegend durch verfahrenstechnische Maßnahmen beeinflussbaren<br />

Zusammenhang mit den technologischen Eigenschaften und gestatten es, Ursa-<br />

che und Wirkung einer Maßnahme auch rechnerisch zu erfassen.<br />

Einen ähnlichen Ansatz verfolgte auch Schröder 1994 in Ahnlehnung an das<br />

Flächenträgheitsmoment aus der klassischen Mechanik: Während dieses von<br />

FORSCHUNGSARBEITEN<br />

einer konstanten Dichte bei sich ändernder Querschnittsfläche ausgeht, errech-<br />

nete Schröder das Dichteträgheitsmoment bei konstantem Querschnitt und sich<br />

ändernder Dichte. Allerdings fand er dabei keine beziehungsweise nur unzurei-<br />

chende Korrelationen mit ausgewählten physikalisch-technologischen Eigen-<br />

schaften.<br />

Suo und Bowyer 1995 schließlich entwickelten ein Modell, in dem sie, wie<br />

schon May 1977 vorgeschlagen hatte, die Rohstoffeigenschaften des Aus-<br />

gangsmaterials berücksichtigten: Aus dessen Dichte und der Orientierung der<br />

Späne in den einzelnen Schichten einer Spanplatte berechneten sie, unter Be-<br />

rücksichtigung des Dichteprofils, die Elastizitätsmoduln über den Querschnitt<br />

und daraus den resultierenden E-Modul der gesamten Platte.<br />

Einflussfaktoren auf das Dichteprofil<br />

Aufgrund der großen Bedeutung des Dichteprofils für die mechanischen und<br />

physikalischen Platteneigenschaften ist es für die industrielle <strong>Holz</strong>werkstofffer-<br />

tigung wie auch im Sinne der Entwicklung neuer Produkte wichtig, das Dichte-<br />

profils während der Plattenfertigung gezielt einstellen zu können. Dazu sind<br />

Kenntnisse über das Verdichtungsverhalten von <strong>Holz</strong>werkstoffmatten und über<br />

die Einflussfaktoren auf das Dichteprofil erforderlich.<br />

Schon Strickler 1959 erkannte, dass die Dichte jeder Schicht des Querschnitts<br />

in erster Linie von Druck und Feuchte dieser Schicht zu dem Zeitpunkt abhängt,<br />

an dem die Temperatur Werte erreicht, die zur Aushärtung des Klebharzes und<br />

der Bildung von ausreichenden Klebverbindungen zwischen den <strong>Holz</strong>partikeln<br />

vonnöten ist. Einen ähnlichen Ansatz verfolgte Suchsland 1962,1967, indem er<br />

beschrieb, dass die einzelnen Schichten, nachdem die heißen Pressplatten die<br />

Matte erreicht haben, der Reihe nach von außen nach innen unter Einfluss der<br />

jeweiligen Temperatur- und Feuchteverhältnisse verdichtet werden. Er ging dabei<br />

davon aus, dass jede Schicht entsprechend der geringsten Druckfestigkeit<br />

verformt wird, die sie im Laufe der Heißpressung aufweist.<br />

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