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Vom Holz zum Holzwerkstoff - AHB - Berner Fachhochschule

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FORSCHUNGSARBEITEN<br />

stimmten die simulierten Dichteprofile <strong>zum</strong>indest qualitativ gut mit gemessenen<br />

überein. Die in Abschnitt 2.3.2 beschriebene Arbeit stellt eine Weiterentwick-<br />

lung des von Humphrey entwickelten Modells dar.<br />

Dai et al. 2000 und Zombori 2001 wendeten einen Ansatz zur Modellierung<br />

des Dichteprofils an, der auf der Wahrscheinlichkeitstheorie basiert. Die Grund-<br />

lagen für diesen Ansatz waren von Steiner und Dai 1993, Lang und Wolcott<br />

1996 sowie Lenth und Kamke 1996 entwickelt worden. Die <strong>Holz</strong>werkstoffmatte<br />

wird hier im Gegensatz <strong>zum</strong> Modell von Humphrey 1994 nicht als Kontinuum<br />

behandelt. Vielmehr werden die einzelnen Partikel mit ihren jeweiligen<br />

Geometrien als solche berücksichtigt. Entsprechend ist dieser Ansatz bisher lediglich<br />

auf OSB-Matten angewendet worden, bei denen die einzelnen Strands<br />

im Vergleich zu Spänen oder Fasern relativ groß ausfallen.<br />

Während des Heißpressvorgangs ergeben sich aber nicht nur Dichtevariationen<br />

über den Plattenquerschnitt, sondern auch parallel zur Plattenebene. Gründe<br />

hierfür sind <strong>zum</strong> einen externe Einflussfaktoren. So führen Unregelmäßigkeiten<br />

beim Streuen der Matte unmittelbar zu Dichteunterschiede in der Platte, da die<br />

Matte innerhalb der Presse nur in sehr beschränktem Maße fließfähig ist. Und<br />

auch Unterschiede in den lokalen Pressdrücken bzw. Distanzen zwischen den<br />

Heizplatten resultieren in lokal ungleichen Verdichtungsniveaus und Dichteprofilen.<br />

Darüber hinaus können aber auch interne Faktoren zu teilweise deutlichen<br />

Variationen des Dichteprofils über die Plattenbreite führen. Eine Erklärung für<br />

dieses Phänomen wurde erstmalig von Thoemen 2004 gegeben. Er konnte durch<br />

Simulationsrechnungen nachweisen, dass sich selbst bei Konstanz sämtlicher<br />

Rohstoff- und Produktionsparameter die Dichteprofile, die sich entlang der Mittellinie<br />

einer kontinuierlichen Presse und an den Kanten ergeben, zwangsläufig<br />

voneinander unterscheiden müssen. Die Ursache für diese Unterschiede liegt<br />

darin, dass die thermodynamischen Bedingungen in der Matte über die<br />

Mattenbreite aufgrund des Gasdruckabfalls <strong>zum</strong> Rand hin nicht konstant sein<br />

FORSCHUNGSARBEITEN<br />

können. Die sich daraus ergebenden Temperatur- und Feuchteunterschiede in<br />

der Matte wirken sich auf die lokalen Dichteprofile aus.<br />

Innere Spannungen und Verlauf des Pressdrucks<br />

Die Materialverdichtung und die Entwicklung innerer Spannungen hängen eng<br />

miteinander zusammen. Innere Spannungen äußern sich <strong>zum</strong> einen im<br />

Mattengegendruck, der auf die Heizplatten wirkt. Andererseits kann aber auch<br />

davon ausgegangen werden, dass die inneren Spannungen der verdichteten<br />

<strong>Holz</strong>partikel nach Verlassen der Heißpresse zu lokalen Spannungen auf die<br />

Klebverbindungen zwischen den Fasern oder Spänen führen. Derartige Phänomene<br />

sind bei unzureichender Klebharzaushärtung mit großer Wahrscheinlichkeit,<br />

neben dem bereits im Abschnitt 2.2 beschriebenen Gasdruck, eine weitere<br />

Ursache für Delaminationen von Platten unmittelbar hinter der Heißpresse. Experimentell<br />

sind die inneren Spannungen auf Mikro-Ebene allerdings bisher<br />

nicht untersucht worden.<br />

Der Mattengegendruck auf die Heißplatten wird heutzutage sowohl in Laborpressen<br />

als auch im industriellen Prozess gemessen. Der Verlauf des Pressdrucks<br />

wurde dementsprechend auch zahlreich in Lehrbüchern und in der wissenschaftlichen<br />

Literatur beschrieben (z.B. Deppe und Ernst 1964, May und<br />

Mehlhorn 1969, Liiri 1969, May 1970, Bolton et al. 1989c, Wang und<br />

Winistorfer 2000a, Pichelin et al. 2002). Zusammenfassend lässt sich sagen,<br />

dass beim Pressen einer <strong>Holz</strong>werkstoffmatte der Pressdruck bzw. der<br />

Mattengegendruck ein Maximum am Ende des Schließvorgangs hat. Wird nun<br />

die Mattendicke konstant gehalten, so kommt es aufgrund des visko-elastischen<br />

Verhaltens von <strong>Holz</strong>werkstoffmatten sowie durch die fortschreitende Erwärmung<br />

und damit Erweichung der Matte zu einer Spannungrelaxation. Der Pressdruck<br />

nimmt also wieder ab und nähert sich in der Regel einem relativ niedrigen<br />

Endwert an.<br />

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