Vom Holz zum Holzwerkstoff - AHB - Berner Fachhochschule
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FORSCHUNGSARBEITEN<br />
werden unterschiedlich hydrothermisch vorbehandelte Birkenstämme (Betula<br />
ssp.) geschält und danach bei 103°C getrocknet. Daraufhin werden ABES-<br />
Messungen an diesen Proben durchgeführt, um den Einfluss der Vorbehandlung<br />
auf die Scherfestigkeit der Klebfuge zu untersuchen.<br />
River 1981 setzt sich mit der Theorie von Goland und Reissner bezüglich der<br />
Verteilung der Spannungen bei überlappenden Verbindungen auseinander. Er<br />
beschreibt dabei Testverfahren, die wie bei ABES-Messungen auf einer Zug-<br />
scherprüfung basieren. Insbesondere werden dabei Manipulationsmöglichkeiten<br />
beschrieben, um die wahren Schereigenschaften einer Klebfuge zu bestimmen.<br />
Diese Erkenntnisse greifen Humphrey und Zavala 1989 wieder auf und be-<br />
schreiben die Spannungsverteilung während der Zugscherprüfung von ABES-<br />
Messungen.<br />
Weber 2007 untersucht die Eignung des ABES-Prüfverfahrens zur Ermittlung<br />
der optimalen technologischen Parameter für die Spanplattenherstellung. Der<br />
Autor kommt zu dem Schluss, dass die mit dem ABES gesammelten Daten nur<br />
eingeschränkt auf die Eigenschaften von Spanplatten übertragbar sind.<br />
Chowdhury und Humphrey 2006 haben das ABES um eine Vorrichtung zur<br />
Injektion von Flüssigkeiten erweitert, um auf diese Weise den Einfluss von Zu-<br />
satzstoffen auf die Kinetik der Festigkeitsentwicklung von Phenol-<br />
Fromaldehyd-Klebharzen zu untersuchen. Sie konnten mit diesem Verfahren<br />
relativ einfach nachweisen, dass sich die Aushärtung eines Phenol-<br />
Formaldehyd-Harzes durch Zugabe von Methylformiat, nicht aber von Ammo-<br />
niak beschleunigen lässt.<br />
Die Werte der Scherfestigkeit, welche mittels des ABES ermittelt werden, er-<br />
lauben Aussagen über die Festigkeitsentwicklung in Klebfugen unter definierten<br />
Bedingungen. Für die Herstellung und Charakterisierung von span- und faserba-<br />
sierten <strong>Holz</strong>werkstoffen ist allerdings die Festigkeit senkrecht zur Platteneben,<br />
die sog. Querzugfestigkeit, von herausragender Bedeutung. Eine direkte Über-<br />
FORSCHUNGSARBEITEN<br />
tragung der ABES-Ergebnisse auf die Entwicklung der Querzugfestigkeit in<br />
Span- und Faserplatten ist aufgrund der unterschiedlichen Geometrien der <strong>Holz</strong>-<br />
elemente und der sich daraus ergebenden unterschiedlichen Bedingungen wäh-<br />
rend der Plattenherstellung wie auch bei der Werkstoffprüfung nicht möglich.<br />
Von Heinemann 2004, Fruehwald et al. 2001 und Roos 2000 wurde daher eine<br />
Methodik zur anwendungsnahen Bestimmung der Festigkeitsentwicklung wäh-<br />
rend des Heißpressens von Span- und Faserwerkstoffen entwickelt. Die Proben-<br />
herstellung und Festigkeitsprüfung geschieht dabei im sog. Integrated Pressing<br />
and Testing System (ipates). Im Gegensatz zur ABES-Prüfung, bei der es zu ei-<br />
ner Scherbelastung der Klebfuge kommt, wird beim neu entwickelten Prüfver-<br />
fahren eine Zugprüfung senkrecht zur Probenebene vorgenommen. Dieser<br />
Prüfmodus reflektiert die Prüfbedingungen, wie sie zur Bestimmung der Quer-<br />
zugfestigkeit senkrecht zur Plattenebene gemäß DIN EN 319 definiert sind. Auf<br />
die spezifischen Unterschiede zwischen den Festigkeitsmessungen entsprechend<br />
dem ipates-Verfahren und der DIN EN 319 wird weiter unten näher eingegan-<br />
gen.<br />
Wie beim ABES wird mithilfe des ipates die Festigkeit von <strong>Holz</strong>-Klebharz-<br />
Systemen in Abhängigkeit von der Presszeit bestimmen. Allerdings ist es beim<br />
ipates erforderlich, unmittelbar vor der Festigkeitsbestimmung eine Span- oder<br />
Faserprobe zu formen. Entsprechend der sich daraus ergebenden Anforderungen<br />
stellt das ipates eine Miniaturpresse mit integrierter Prüfvorrichtung zur Be-<br />
stimmung der Querzugfestigkeit dar (siehe Abbildung 30). Das mit Klebharz<br />
vermengte Faser- oder Spanmaterial wird zunächst in einen Zylinder von 100<br />
mm Durchmesser gegeben und dann relativ schnell zu einer dünnen Probe ver-<br />
dichtet. Während der nun folgenden Presszeit kommt es zur Aushärtung des<br />
Klebharzes in der Span- oder Fasermatte. Gleichzeitig wird die Probe durch ei-<br />
nen PU-Kleber, welcher vor Pressbeginn auf die runden Heizplatten aufgetragen<br />
wurde, mit diesen verklebt. Nach einer definierten Zeit kann der Pressvorgang<br />
abgebrochen und die Querzugfestigkeit unmittelbar anschließend bestimmt wer-<br />
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