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Vom Holz zum Holzwerkstoff - AHB - Berner Fachhochschule

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2.4 Klebharzaushärtung<br />

86<br />

FORSCHUNGSARBEITEN<br />

2.4.1 Hintergrund und Wissensstand<br />

Für die <strong>Holz</strong>werkstoffherstellung ist das Zusammenwirken der beiden Kompo-<br />

nenten <strong>Holz</strong> (bzw. dessen Oberfläche) und Klebharz von wesentlicher Bedeu-<br />

tung. Die Wechselwirkungen zwischen <strong>Holz</strong> und Klebharz hängen einerseits<br />

von den chemischen und physikalischen Eigenschaften der <strong>Holz</strong>oberfläche ab.<br />

Zum anderen bestimmen die Bindemittelcharakteristika wie Klebharztyp, Mol-<br />

verhältnis, Viskosität, Art und Menge des eingesetzten Härters sowie weitere<br />

Zusätze zur Leimflotte die Ausbildung der Verklebung und damit die physikalisch-mechanischen<br />

Eigenschaften des Werkstoffes.<br />

Zur getrennten Charakterisierung der beiden Komponenten <strong>Holz</strong> und<br />

Klebharz können zahlreiche analytische Verfahren eingesetzt werden. Beispielsweise<br />

lassen sich anhand von Messungen des Kontaktwinkels Aussagen<br />

über die Benetzbarkeit einer <strong>Holz</strong>oberfläche und damit über die Verklebungseigenschaften<br />

des betrachteten <strong>Holz</strong>materials treffen. Entsprechend eignen sich<br />

Differential-Scanning-Calorimetrie-Messungen (DSC) zur Beschreibung der<br />

Reaktionskinetik eines Klebharzansatzes.<br />

Aufgrund der Interaktion von <strong>Holz</strong> und Klebharz wird aber die isolierte Analyse<br />

einer der beiden Komponenten immer zu einer unvollständigen Charakterisierung<br />

des <strong>Holz</strong>-Klebharz-Systems führen. Vielmehr bedarf es Analyseverfahren,<br />

welche das Zusammenwirken von <strong>Holz</strong> und Klebharz berücksichtigen, will<br />

man zu belastbaren Aussagen über die Festigkeitsentwicklung von <strong>Holz</strong>verleimungen<br />

in Abhängigkeit von Rohstoff- wie auch Prozessparametern kommen.<br />

Im Folgenden sollen zwei derartige Verfahren zur Charakterisierung der<br />

Klebharzkinetik unter Berücksichtigung der Komponente <strong>Holz</strong> beschrieben<br />

werden: Das Automated Bonding Evaluation System (ABES) sowie das Integrated<br />

Pressing and Testing System (ipates). Während das ABES zur Analyse der<br />

FORSCHUNGSARBEITEN<br />

Festigkeitsentwicklung von flächigen Verklebungen vorgesehen ist, wurde das<br />

ipates zur Analyse der Festigkeitsentwicklung während der Herstellung von<br />

holzbasierten Span- und Faserwerkstoffen entwickelt.<br />

Das ABES stellt ein System dar, mit welchem für wärmehärtende Klebharze<br />

die Festigkeitsentwicklung in der Klebfuge zwischen zwei Furnieren bestimmt<br />

werden kann. Seine Funktionsweise besteht darin, dass Furnierstreifen unter annähernd<br />

isothermen Bedingungen unter definiertem Druck und Temperatur<br />

miteinander verklebt werden und die Festigkeit dieser Klebfuge mittels einer<br />

Scherbelastung direkt im Anschluss an den Pressvorgang geprüft wird. Das<br />

ABES stellt damit ein relativ unaufwändiges Verfahren dar und dient der Analyse<br />

des Aushärtens von Klebharzen in Abhängigkeit von Presszeit und<br />

-temperatur. Darüber hinaus können weitere Einflussfaktoren auf die Festigkeitskinetik<br />

untersucht werden; Beispiele hierfür sind der Pressdruck, Oberflächenmodifikationen<br />

oder die Vorgeschichte der Harze, um nur einige zu nennen.<br />

Der Aufbau und die Funktionsweise des ABES werden ausführlich von<br />

Humphrey und Ren 1989 beschrieben.<br />

Lecourt et al. 2003 vergleichen Messungen mittels thermo-mechanischer<br />

Analyse (TMA) und ABES. Dazu werden der Elastizitätsmodul mittels TMA<br />

und die Zugfestigkeit der Verbindungen im ABES ermittelt. Als Bindemittel<br />

werden aus Kiefern- (Pinus radiata) und Akazienrinde (Acacia mearnsii) extrahierte<br />

Tannine in wässriger Lösung verwendet. Zudem werden unterschiedliche<br />

prozentuale Mengen an Paraformaldehyd als Härter hinzu gegeben, um dessen<br />

Einfluss auf die Festigkeitswerte zu quantifizieren. Die Autoren fanden eine<br />

Korrelation zwischen den TMA- und den ABES-Messungen und weisen darauf<br />

hin, dass eine entsprechende Korrelation auch mit der Querzugfestigkeit von<br />

Spanplatten gefunden werden kann.<br />

Der Einfluss des Rohmaterials und der Prozessfaktoren auf die Klebfugenfestigkeit<br />

wird von Rohumaa et al. 2007 ebenfalls mittels ABES untersucht. Es<br />

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