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Foto: pablo Faccinetto 10 Schwerpunkt Willkommen im sozialen Jetlag! Unsere innere Uhr geht oft anders, als es unser Umfeld zulässt. zwar lässt sich unser Taktgeber überlisten. Doch das beeinflusst Leistungsvermögen und Gesundheit. «strom» zeigt Lösungansätze auf. Nadine Ilmer schlägt der Natur öfters ein Schnippchen. Die Pflegefachfrau arbeitet bei der Kinder-Spitex und kümmert sich um junge Patienten, die – obschon krank – zu Hause leben dürfen. Will es der Schichtplan, beginnt ihre Arbeit um Mitternacht und dauert bis sieben Uhr morgens. Öfters mal Freinacht? Für die Endzwanzigerin grundsätzlich kein Problem: «In der Regel bin ich auf die Pflegearbeit konzentriert. Die ungewohnte Tageszeit versuche ich zu ignorieren.» Meist klappt das mit gütiger Hilfe von Kaffee, Energydrinks und der sinnstiftenden Arbeit. Manchmal, so um vier Uhr, trifft allerdings auch Nadine Ilmer «der Hammer», und bleierne Müdigkeit setzt sich auf Körper und Geist. Die Natur des Menschen fordert ihren Tribut. Der Mensch ist kein hamster Die Natur des Menschen? Sie folgt uralten Gesetzmässigkeiten. Ein Tageszyklus, das haben Experimente in den 1960er-Jahren ergeben, dauert beim Menschen leicht länger als 24 Stunden. Das hat Konsequenzen: Wer sich über Wochen in kompletter Dunkelheit aufhält, schläft zwar regelmässig, isst auch regelmässig, rutscht aber in seinem Tageszyklus immer weiter «nach hinten». Um die innere Uhr mit der Realität zu synchronisieren, benötigt der Mensch also Licht, Tageslicht. Dieses setzt in uns eine ganze Reihe an biologischen Abläufen in Gang mit dem Endresultat, dass wir aus unserem Schlaf erwachen. Das macht Sinn, denn biologisch gesehen ist der Homo sapiens eine tagaktive Spezies. Allerdings hat der Mensch die Fähigkeit entwickelt, sein inneres Räderwerk zu überlisten und die Nacht zum Tag zu machen. Eule oder Lerche? Der Natur ein Schnippchen schlägt auch Emanuel Femminis. Der Mitvierziger ist aus beruflichen Gründen ein Vielflieger. Er bewegt sich also häufig in verschiedenen Zeitzonen und hätte damit eigentlich dau- ernd mit Jetlag zu kämpfen. Wie Nadine Ilmer hat aber auch er Strategien entwickelt, um seine innere Uhr den äusseren Begebenheiten anzupassen. «Ich mache mir bewusst, was mich am Ziel erwartet, versuche gezielt zu schlafen, nehme am gesellschaftlichen Leben teil. Ich bereite mich akribisch vor auf den Zeitzonenwechsel», so Emanuel Femminis (siehe Kasten). Was Emanuel Femminis zugute kommt: Er braucht eher wenig Schlaf und ist eine ausgeprägte «Eule». Das erleichtert ihm die Akklimatisierung bei Reisen nach Westen, zum Beispiel in die USA. Eule? Chronobiologen bezeichnen damit jene Menschen, die aus genetischen Gründen am Morgen (trotz Tageslicht!) gerne länger schlafen, dafür abends länger fit sind. Umgekehrt nennen Wissenschaftler Frühaufsteher passenderweise Lerchen. « Lerche » Endlich Tag! Diese Chronotypen – und so auch Nadine Ilmer – stehen gerne früh auf und gehen abends zeitig ins Bett. Dürften sie, wie sie wollten, würden sie von 22.30 bis 5 Uhr schlafen. Blau schraffiert Randzeiten, die den «Ler chen» zu schaffen machen. 12 6
12 6 Spätaufsteher wie Emanuel Femminis mit Drang, bis nach Mitternacht aktiv zu sein. Liesse man diese Chronotypen schlafen, würden Sie dies durchaus auch mal von 0.30 bis nach 7 Uhr tun. Entsprechend haben sie ihre «Problemzonen» (blau schraffiert): Am Morgen sind sie kaum wachzukriegen, am Abend noch nicht müde. 11 « Eule »
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