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zink-Luft-Batterie und der Brennstoffzelle zurückgreifen.<br />
Noch gibt es aber keine Lithium-Luft-Batterien, die<br />
man an Kunden ausliefern könnte. Das wird noch Jahre<br />
dauern.<br />
Könnte der Sauerstoff bei diesem Typ direkt aus<br />
der Umgebungsluft bezogen werden, oder müsste<br />
man ihn anderweitig in die Batterie bringen?<br />
Das ist die grosse Frage. Aktuelle Berechnungen<br />
gehen davon aus, dass der sauerstoff aus der Luft<br />
kommt. Allerdings wären dann hochspezifische Membranen<br />
oder systeme notwendig, um den sauerstoff<br />
aus der Luft zu separieren und so die angestrebte<br />
energiedichte zu erreichen. Verwendet man reinen<br />
sauerstoff als Ausgangselement, würde man sich<br />
einige probleme technischer Natur ersparen. Dafür<br />
müsste man aber den sauerstoff in einem Druck-<br />
behälter mitführen, was wiederum unerwünschtes<br />
Mehrgewicht zur Folge hätte.<br />
Gibt es andere Batterietypen, die schnellere Erfolge<br />
versprechen?<br />
Als nächste entwicklungsstufe könnte die Lithiumschwefel-Batterie<br />
kommen. sie gilt als potenzielle<br />
Übergangslösung bis zur Lithium-Luft-Batterie und wird<br />
jetzt intensiv erforscht. es wird nicht mehr lange dauern,<br />
bis erste prototypen vorgestellt werden.<br />
Welche Energiedichte ist da zu erwarten?<br />
Auf dem papier kommen sie gegenüber der Lithiumionen-Batterie<br />
auf deutlich höhere Werte, die so jedoch<br />
kaum umsetzbar sein werden. Realistischerweise ist<br />
von einer Verbesserung um 10 bis maximal 30 prozent<br />
auszugehen.<br />
Kommen wir zu einem weiteren neuralgischen Punkt<br />
bei der Antriebsbatterie: der Ladezyklen-Festigkeit.<br />
Der überwiegende Teil der Informationen über<br />
mobile energiespeicher bezieht sich ja auf Handy- und<br />
Laptop-Batterien. Da beträgt die Lebensdauer häufig<br />
lediglich zwei bis drei Jahre, was kaum Akzeptanzprobleme<br />
verursacht. Automobilkunden dagegen hätten<br />
wohl kaum spass daran, die Antriebsbatterie ihres<br />
elektroautos schon nach wenigen Jahren zu ersetzen.<br />
Dabei hat es der Automobilsektor mit viel härteren<br />
einsatzbedingungen zu tun. er ist also in Bezug auf<br />
seine Batterien insgesamt weit stärker gefordert als die<br />
Industrie für mobile IT- und Telekom-Lösungen. eine<br />
stossrichtung der Autobatterie-entwicklung zielt deshalb<br />
darauf ab, eher konservative Bauarten auf hohe<br />
sicherheit und hohe Lebensdauer hin zu optimieren.<br />
Der Preis für die Antriebsbatterie kann bis zur<br />
Hälfte des gesamten Fahrzeugwerts ausmachen.<br />
Wie lässt sich diese Situation entschärfen?<br />
es gibt im Wesentlichen zwei Ansätze, und beide<br />
werden verfolgt: Der eine ist der einsatz kosten-<br />
günstigerer Materialien, etwa auf Mangan- oder Nickel-<br />
Basis. Der andere ist, entwicklungsintensive Technologien<br />
bezüglich ihrer Kosten zu optimieren, was<br />
wiederum erst möglich ist, wenn die Umsätze entsprechend<br />
hoch sind und entsprechende skaleneffekte<br />
erzielt werden.<br />
Haben Batterien punkto Alltagstauglichkeit<br />
das Potenzial, den Benzintank im Personenwagenverkehr<br />
irgendwann vollwertig abzulösen?<br />
Vollwertig? eher nicht. Autos werden keine hochentzündlichen<br />
Flüssigkeiten mehr mitführen, das dient<br />
der sicherheit. Aber rein batteriebetriebene und erschwingliche<br />
Fahrzeuge werden weder die jetzige<br />
Reichweite eines Fahrzeugs mit Benzintank erreichen<br />
noch sind Aufladezeiten im Minutenbereich wirklich<br />
realistisch. Trotzdem gilt: Diese Fahrzeuge werden<br />
bestimmt die allermeisten Kundenbedürfnisse befriedigen<br />
können. Und für lange Fahrten in die Ferien heisst<br />
es sowieso: Umdenken! Interview: Andreas Turner<br />
Der Interviewpartner:<br />
Prof. Dr. Petr Novák, Jahrgang 1956, leitet die<br />
Abteilung Elektrochemische Speicher am<br />
PaulScherrerInstitut in Villigen, dem grössten<br />
Forschungsinstitut der Schweiz. Mit 1300 Mit<br />
arbeitenden und einem Jahresbudget von rund<br />
260 Mio. CHF setzt es Schwerpunkte in Festkörperforschung<br />
und Materialwissenschaften,<br />
Elementarteilchenphysik, Biologie und Medizin,<br />
Energie und Umweltforschung.<br />
Laden im Schnellgang<br />
Professor Petr Novák prüft mit jungen PSI<br />
Wissenschaftlern Batterietestzellen auf Lithium<br />
Basis in einer hermetischen Handschuhbox.<br />
Wo steckst du denn?<br />
elektroautos flössen ihren Fahrern eine Grundangst<br />
ein: Was, wenn der gezapfte strom nicht ausreicht,<br />
um mein ziel zu erreichen? Und vor allem: Wie<br />
schaffe ich dann trotzdem meinen nächsten Termin?<br />
Daher ist die schnellladung der schlüssel zum<br />
Vertrauen der elektroauto-Nutzer. Der zügigen<br />
Verbreitung von Gleichstrom-Ladesäulen widmet<br />
sich die elektrische schnittstelle CHAdeMO, die<br />
bereits von den Autoriesen Nissan, Mitsubishi,<br />
Toyota, psA und subaru übernommen wurde.<br />
per Gleichstrom-schnellladung (400 V, maximale<br />
Leistung: 62,5 kW) lassen sich Antriebsbatterien<br />
angeblich innert 5 Minuten so nachladen, dass eine<br />
zusätzliche Reichweite von 30 bis 40 Kilometern<br />
erzielt wird. Für einen annähernd kompletten Ladevorgang<br />
(80%) seien 30 Minuten ausreichend.<br />
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