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« Wir können auch in<br />
Zukunft nicht auf Grosskraftwerke<br />
verzichten.»<br />
Michael Frank, VSE<br />
Michael Frank (1963) ist seit 2011 Direktor des Verbandes<br />
Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE). Davor<br />
engagierte sich Michael Frank während mehrerer Jahre bei<br />
Axpo AG und bei Swisscom Fixnet AG.<br />
Michael Frank, aus welchen Energiequellen bezieht<br />
die Schweiz in Zukunft ihren <strong>Strom</strong>?<br />
Neben der Wasserkraft werden wir vermehrt <strong>Strom</strong><br />
aus den neuen erneuerbaren Energien beziehen.<br />
Deren Potenzial ist allerdings beschränkt. Wir gehen<br />
im Moment davon aus, dass diese 2030 bis zu 6 TWh<br />
zusätzlichen <strong>Strom</strong> abwerfen. Wir decken aber heute<br />
26 TWh oder 40 Prozent unseres Bedarfs mit Atomstrom.<br />
Sollten wir die Kernkraftwerke nicht ersetzen<br />
oder früher als geplant abstellen, können wir diese Kapazitäten<br />
kurz- und mittelfristig nicht alleine mit den<br />
neuen erneuerbaren Energie ersetzen – vor allem, da<br />
der Energiekonsum voraussichtlich wie in der Vergangenheit<br />
aufgrund des Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums<br />
in den nächsten 40 Jahren steigen wird.<br />
Wir werden auch in Zukunft nicht auf Grosskraftwerke<br />
verzichten können. Das können Gas-und-Dampf-<br />
Kombikraftwerke (GuD) sein, die allerdings einen hohen<br />
CO 2-Ausstoss verursachen. Dazu kommt ein<br />
starker Ausbau der <strong>Strom</strong>netze.<br />
Was hätte diese Neuausrichtung für Auswirkungen<br />
auf die Versorgungssicherheit?<br />
Das lässt sich im Moment nur schwierig abschätzen.<br />
Die Versorgungssicherheit ist zentral. Wir wissen<br />
zum Beispiel nicht, inwiefern neue Technologien<br />
helfen werden, mit erneuerbaren Energien mehr<br />
<strong>Strom</strong> herzustellen oder Energie effizienter zu nutzen.<br />
Oder mit welchen Massnahmen der Bund die<br />
Energiepolitik zu verändern versucht. Lockert er die<br />
Klimaschutzziele, um GuDs bauen zu können? Erlässt<br />
er strengere Gesetze bezüglich der Energieeffizienz<br />
von Elektrogeräten? Letztlich entscheiden die <strong>Strom</strong>konsumenten<br />
selber über die Schweizer Energiepolitik<br />
– an der Urne und an der Steckdose.<br />
Wie wollen Sie Netzstabilität und Versorgungssicherheit<br />
gewährleisten?<br />
Wir dürfen nicht vergessen, dass wir vor allem auch<br />
in das <strong>Strom</strong>netz investieren müssen, denn dieses ist<br />
bereits heute teilweise überlastet. Gerade wenn der<br />
<strong>Strom</strong> dereinst mittels erneuerbarer Energien an vielen<br />
verschiedenen Standorten in der Schweiz oder im Ausland<br />
produziert wird, ist ein Ausbau unumgänglich.<br />
Aber ich befürworte klar die Förderung der neuen erneuerbaren<br />
Energien. Allerdings nicht nach dem Giesskannenprinzip,<br />
weshalb ich gegenüber einer Erhöhung<br />
der kostendeckenden Einspeisevergütung skeptisch<br />
bin. Wir müssen Innovationen in der Schweiz vorantreiben<br />
und in Technologien investieren, die pro eingesetzten<br />
Franken die höchste Anzahl Kilowattstunden<br />
generieren. Das schafft Arbeitsplätze.<br />
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