Zur größten Finanz- und Wirtschaftskrise seit ... - NachDenkSeiten
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4. SELBST DIE SEKUNDÄRVERTEILUNG GING ZU<br />
LASTEN DER BESCHÄFTIGTEN<br />
Auch nach staatlicher Umverteilung durch Steuern <strong>und</strong> Sozialabgaben ist es zu einem drastischen<br />
Rückgang der Nettolohnquote gekommen. So ging der Anteil der Nettolöhne (in Prozent<br />
des verfügbaren Einkommens aller privaten Haushalte nach der öffentlichen Umverteilung)<br />
von 1991 bis 2010 von 48,1 Prozent um 6,5 Prozentpunkte auf 41,6 Prozent zurück.<br />
In den 1960er Jahren lag die Nettolohnquote dagegen noch bei 55,8 Prozent. Betrachtet<br />
man die Abgabenbelastung (Steuern <strong>und</strong> Sozialabgaben) der Arbeitseinkommen <strong>und</strong> der<br />
Besitzeinkommen im Vergleich, so stellt man fest, dass es hier zwischen 1960 <strong>und</strong> 2010<br />
(1. Halbjahr) zu einer enormen Belastungszunahme der Arbeitseinkommen bei gleichzeitiger<br />
Entlastung der Besitzeinkommen gekommen ist. Die Belastung der Arbeitseinkommen stieg<br />
um 19,8 Prozentpunkte, während die Belastung der Besitzeinkommen um 10,8 Prozentpunkte<br />
zurückging. Seit 2000 stagniert allerdings die relative Lastverteilung (Tabelle 2).<br />
Dafür kam es aber zu einem stärkeren Anstieg der indirekten Verbrauchsteuern. Allein 2007<br />
wurde die Mehrwertsteuer um 3 Prozentpunkte von 16 Prozent auf 19 Prozent angehoben.<br />
Indirekte Steuern belasten bekanntlich die durchschnittlichen Arbeitseinkommen auf Gr<strong>und</strong><br />
der hier vorliegenden höheren Konsumquoten mehr als die der Besitzeinkommensbezieher<br />
mit hohen Sparquoten. Am meisten werden dabei die mittleren Arbeitseinkommen von indirekten<br />
Steuern belastet, weil die niedrigen Einkommen vom ermäßigten Mehrwertsteuersatz<br />
von 7 Prozent profi tieren. 10<br />
Tab. 2: Staatliche Abgabenbelastung<br />
(in Prozent der jeweiligen Bruttoeinkommen)<br />
Arbeitseinkommen Besitzeinkommen<br />
1960 15,7 23,0<br />
1970 22,5 19,0<br />
1980 28,6 19,2<br />
1990* 30,4 12,8<br />
2000 35,5 11,2<br />
2010** 35,5 12,2<br />
*Bis 1990 alte B<strong>und</strong>esrepublik, **1. Halbjahr. Quelle: WSI-Mitteilungen, Heft 12/2010, S. 639.<br />
10 Vgl. DIW-Wochenbericht Nr. 38-39/1996, S. 625ff.<br />
12 S ELBST DIE SEKUNDÄRVERTEILUNG GING ZU LASTEN DER BESCHÄFTIGTEN