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Zur größten Finanz- und Wirtschaftskrise seit ... - NachDenkSeiten

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14. ALTERNATIVEN SIND ÜBERFÄLLIG<br />

Mit „Rettungsschirmen“ <strong>und</strong> einer Austeritätspolitik wird man die Krise nicht beheben<br />

können. Im Gegenteil, es wird in den einzelnen Ländern zu Wachstumseinbrüchen,<br />

Arbeitsplatz- <strong>und</strong> Kapitalverlusten sowie zu noch mehr Staatsverschuldung kommen.<br />

Letztlich führt dies zu einer noch größeren Spaltung der Gesellschaften in Arm <strong>und</strong> Reich.<br />

Auch wird sich die Produktions- <strong>und</strong> <strong>Finanz</strong>wirtschaft durch die Krise weiter konzentrieren<br />

<strong>und</strong> damit noch mehr privatwirtschaftliche Macht <strong>und</strong> Ausbeutungspotenzial innerhalb der<br />

Wirtschaft, aber auch gegenüber der demokratisch durch Wahlen alleine legitimierten Politik<br />

entstehen, die weiter unsere Demokratie gefährdet. Dies alles ist das Ergebnis des zuvor<br />

von unten nach oben umverteilenden marktradikalen (neoliberalen) Systems. „Alles, was<br />

wir jetzt erleben“ so Hannes Rehm, der Vorsitzende des staatlichen Bankenrettungsfonds<br />

SoFFin, „ist nicht über uns gekommen, sondern ist gewollt gewesen – von der Politik, den<br />

Banken, der Wirtschaft.“ 64 Niemals sollte deshalb ein Politiker oder Ökonom es noch einmal<br />

wagen, von den „Segnungen“ der sogenannten „Selbstheilungskräfte des Marktes“ zu faseln<br />

<strong>und</strong> womöglich weiter auf Privatisierung <strong>und</strong> eine Umverteilung zu den Besitzeinkommen<br />

setzen. Was nottut, ist ein starker Staat, eine dezidiert aktive <strong>und</strong> in der EU abgestimmte<br />

Wirtschaftspolitik, die mit dem unheilvollen neoliberalen System endgültig Schluss macht <strong>und</strong><br />

außerdem auf eine Demokratisierung der Wirtschaft setzt. Nur so wird die Ursache der Krise<br />

behoben <strong>und</strong> nicht an Symptomen herumgedoktert. Nur so wird die Zukunft für die Mehrheit<br />

der Menschen – <strong>und</strong> nicht wie heute nur für eine Minderheit – gestaltet. Passiert dies nicht,<br />

werden nicht nur in den einzelnen Ländern, sondern auch zwischen den Volkswirtschaften<br />

die ökonomischen <strong>und</strong> politischen Spannungen massiv zunehmen, so dass letztlich sogar mit<br />

katastrophalen Folgen die Europäische Union zur Disposition stehen könnte.<br />

<strong>Zur</strong> Berichtigung der in der Vergangenheit angerichteten Umverteilungsschäden muss es zu<br />

einer Entschuldung, zu einem Schuldenerlass kommen. Gesamtwirtschaftlich ist nun einmal,<br />

wie aufgezeigt, die Summe allen Vermögens immer gleich der Summe aller Verbindlichkeiten.<br />

Hierbei gelten implizit zwei ökonomische Gesetze: Erstens kann man einmal aufgebaute<br />

Vermögensbestände nicht mehr durch Eingriffe in die laufende Einkommensbildung berichtigen.<br />

Und zweitens können eingetretene Vermögens- bzw. Kapitalverluste nachträglich nicht<br />

mehr durch Kostensenkungen kompensiert werden. Nur durch geplante zusätzliche Wertberichtigungen<br />

(Abschreibungen) auf bestehende Vermögensbestände – neben den bereits<br />

eingetretenen – lässt sich ein erträgliches Gleichgewicht mit den verbleibenden Schulden<br />

64 Zitiert bei Scheuermann, A., Bankenretter attackiert die Branche, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom<br />

21. August 2009, S. 11.<br />

A LTERNATIVEN SIND ÜBERFÄLLIG 43

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