Zur größten Finanz- und Wirtschaftskrise seit ... - NachDenkSeiten
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Außerdem ist innerhalb der Lohneinkommen eine starke Differenzierung zu verzeichnen.<br />
Neben den anhaltenden Ost-West- wie auch Geschlechter-Unterschieden bei der Bezahlung<br />
gibt es hohe Verdienstdifferenzen zwischen dem industriellen Sektor <strong>und</strong> den Dienstleistungsbereichen.<br />
Auch hat sich der Lohnabstand in Deutschland von qualifi zierten <strong>und</strong><br />
ungelernten Beschäftigten als auch der zwischen Berufseinsteigern bis 31 Jahre <strong>und</strong> der<br />
nächstälteren Beschäftigtengruppe von 32 bis 40 Jahren deutlich erhöht. Das Ergebnis all<br />
dieser Disparitäten innerhalb der Lohn- <strong>und</strong> Gehaltseinkommen kumuliert letztlich in einem<br />
stark gewachsenen Niedriglohnsektor bei einem gleichzeitigen Schrumpfen der Mittelschicht.<br />
In Deutschland sind mittlerweile 14 Prozent oder 11,5 Mio. Menschen von relativer Einkommensarmut<br />
bedroht. 11<br />
Der Verfall der Nettolohnquote ging gleichzeitig mit einem Anstieg der Nettogewinnquote<br />
von 1991 bis zum 1. Halbjahr 2010 um 4,2 Prozentpunkte von 29,8 auf 34,0 Prozent einher.<br />
1960 lag die Quote mit 24,4 Prozent noch fast 10 Prozentpunkte niedriger. 12 Zwar sind die<br />
Unternehmensgewinne in der jüngsten Krise zurückgegangen. Davor haben sie aber auf<br />
Gr<strong>und</strong> der beschriebenen Umverteilung kräftig zugelegt. So schreibt die Deutsche B<strong>und</strong>esbank:<br />
„Bei einem recht kräftigen Geschäftswachstum im Jahresdurchschnitt 2008 sind die<br />
Gewinne der Unternehmen (…) erstmals <strong>seit</strong> 2003 gesunken. Das für die erfassten Sektoren<br />
ausgewiesene Jahresergebnis vor Gewinnsteuern ging um 6,5 Prozent zurück, nachdem<br />
es im Zeitraum 2004 bis 2007 um nicht weniger als 75,5 Prozent zugenommen hatte.“ 13<br />
Wenn auch für 2009 ein weiterer kräftiger Einbruch zu erwarten ist (Daten liegen noch nicht<br />
vor), so zeigt eine Berechnung des Handelsblatts <strong>und</strong> der Landesbank Baden-Württemberg<br />
bezogen auf die 30 DAX-Konzerne, dass deren Nettogewinn (Gewinn nach Steuern) 2010<br />
im Vergleich zum Krisenjahr 2009 bereits wieder um satte 80 Prozent auf 63 Mrd. Euro<br />
angestiegen ist. Davon werden die DAX-Konzerne, nach Befragung, etwa 25 Mrd. Euro an<br />
ihre Eigner ausschütten. Fast so viel wie im Boomjahr 2007, als die Rekordsumme von 27,5<br />
Mrd. Euro an die Aktionäre gezahlt wurde. 14<br />
11 Relative Einkommensarmut bedeutet, dass die Betroffenen über weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens<br />
verfügen. Der Median teilt dabei die Einkommen in exakt zwei Hälften auf. Vgl. Grabka, Markus<br />
M., Frick, Joachim R., Weiterhin hohes Armutsrisiko in Deutschland: Kinder <strong>und</strong> junge Erwachsene sind<br />
besonders betroffen, in: DIW-Wochenbericht, Nr. 7/2010, S. 2-11; sowie Goebel, Jan, Gornig, Martin,<br />
Häußermann, Hartmut, Polarisierung der Einkommen: Die Mittelschicht verliert, in: DIW-Wochenbericht, Nr.<br />
24/2010, S. 2-9.<br />
12 Vgl. Schäfer, Claus, Zukunftsgefährdung statt Krisenlehren – WSI-Verteilungsbericht 2010, in: WSI-<br />
Mitteilungen, Heft 12/2010, S. 638.<br />
13 Deutsche B<strong>und</strong>esbank, Monatsbericht Januar 2010, S. 17.<br />
14 Vgl. Spiegel Online: „So beglücken deutsche Großkonzerne ihre Aktionäre“, vom 26.11.2010.<br />
S ELBST DIE SEKUNDÄRVERTEILUNG GING ZU LASTEN DER BESCHÄFTIGTEN 13