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Zur größten Finanz- und Wirtschaftskrise seit ... - NachDenkSeiten

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en. Richtig wäre jetzt ein in der EU abgestimmtes ökologie-, sozial- <strong>und</strong> bildungsorientiertes<br />

Konjunkturprogramm der einzelnen Mitgliedsländer in Höhe von 4 Prozent jährlich bezogen<br />

auf das jeweilige nominale Bruttoinlandsprodukt von 2008 (vor der Krise) für die nächsten<br />

drei Jahre. Für Deutschland wären dies um die 100 Mrd. Euro pro Jahr. Die <strong>Finanz</strong>ierung<br />

könnte fast vollständig (60-70 Mrd. Euro pro Jahr) durch die Erhebung einer einmaligen 5-prozentigen<br />

Vermögensabgabe in Deutschland ab einem Vermögen von mehr als 300.000 Euro<br />

geleistet werden. Ähnlich müsste in den anderen Ländern der EU verfahren werden. Neben<br />

der Steuerfi nanzierung haben staatliche Konjunktur- <strong>und</strong> Beschäftigungsprogramme einen<br />

hohen Selbstfi nanzierungseffekt auf Gr<strong>und</strong> ihrer multiplikativen Wirkung. Dringend notwendig<br />

ist weiter eine expansive Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) – auch wenn<br />

die europäische Zielinfl ationsrate von 2 Prozent überschritten werden sollte. Zinssteigerungen<br />

würden kontraproduktive Wirkungen auf Wachstum <strong>und</strong> Beschäftigung entfalten.<br />

Zweitens müssen diese kurzfristigen fi skal- <strong>und</strong> geldpolitischen Maßnahmen durch systemischstrukturelle<br />

Veränderungen ergänzt werden. So sind die internationalen <strong>Finanz</strong>märkte aus ihrer<br />

in der Vergangenheit vollzogenen Liberalisierung wieder in staatlich streng regulierte Märkte<br />

zu überführen. Die Krise habe gezeigt, so Rehm, dass unregulierte Märkte zu ungeheuren<br />

Verlusten bis hin zur Selbstzerstörung führen. Der Staat hat gerade im <strong>Finanz</strong>wesen eine<br />

wichtige Gestaltungsaufgabe, dies sei jedoch im weltweiten Wettbewerb der <strong>Finanz</strong>plätze<br />

aus dem Blick geraten. 65 Die jetzt auf EU-Ebene beschlossene Schaffung dreier grenzüberschreitender<br />

staatlicher Behörden zur Beaufsichtigung der Banken, Versicherungen <strong>und</strong> des<br />

Wertpapierhandels sowie die Einsetzung eines Europäischen Ausschusses für Systemrisiken ist<br />

zwar ein Schritt in die richtige Richtung. Zu befürchten ist aber, dass dies am Ende dennoch<br />

nicht hinreichend sein wird, zumal die neuen Behörden nur eingeschränkte Durchgriffsrechte<br />

bekommen, ihre Erkenntnisse <strong>und</strong> Maßnahmen kaum transparent sein werden <strong>und</strong> Lobbygruppen<br />

einen fest installierten Widerspruchsstatus gegen Entscheidungen der Behörden haben.<br />

An den <strong>Finanz</strong>märkten überfällig ist auch die Abschaffung der privaten Ratingagenturen<br />

(Standard & Poor, Moody’s <strong>und</strong> Fitch), das „Trio Infernale“ (Der Spiegel), <strong>und</strong> die Einrichtung<br />

einer unabhängigen staatlichen Europäischen Agentur zur Beurteilung von Vermögens- <strong>und</strong><br />

Schuldnerpositionen. 66 Und ebenso muss die sofortige Schließung sämtlicher internationaler<br />

Steueroasen <strong>und</strong> eine abgestimmte internationale Besteuerung der <strong>Finanz</strong>marktumsätze durch<br />

eine <strong>Finanz</strong>transaktionssteuer vollzogen werden. 67 Ganz wichtig ist außerdem ein bis heute<br />

65 Zitiert bei Scheuermann, A., a.a.O., S. 11.<br />

66 Vgl. Altvater, Elmar, Im Schlepptau der <strong>Finanz</strong>märkte. Wie sich die Politik dem Diktat der Krisenverursacher<br />

unterwirft, in: Blätter für deutsche <strong>und</strong> internationale Politik, Heft 11/2010, S. 61ff.<br />

67 Vgl. Hickel, Rudolf, <strong>Finanz</strong>transaktionsteuer jetzt!, in: Blätter für deutsche <strong>und</strong> internationale Politik, Heft<br />

6/2010, S. 13-16.<br />

A LTERNATIVEN SIND ÜBERFÄLLIG 45

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