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Zur größten Finanz- und Wirtschaftskrise seit ... - NachDenkSeiten

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5. OLIGOPOLISIERUNG UND DAS<br />

SHAREHOLDER-VALUE-PRINZIP<br />

Das beschriebene Problem der doppelten Umverteilung ist auch das Ergebnis einer neoliberal<br />

gewollten internationalen Liberalisierung der Märkte (Globalisierung), die zu einer durch Fusionen<br />

oder Unternehmensaufkäufen sich zunehmend konzentrierenden Wirtschaft (Oligopolisierung)<br />

führt, in der die marktbeherrschenden Unternehmen ihre Produktivitätsfortschritte<br />

nicht über Preissenkungen an die Nachfrager weitergeben (müssen) <strong>und</strong> so zusätzlich für<br />

einen Kaufkraftverlust sorgen. Außerdem hat zur kurzfristigen Profi tmaximierung, zur Erhöhung<br />

der Eigenkapitalrentabilität nach Steuern, der Druck auf alle unternehmensbezogenen<br />

Stakeholder (Beschäftigte, K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Lieferanten sowie den Staat) durch eine ausschließlich<br />

kapitalmarkt- <strong>und</strong> eigentümerorientierte Steuerung in den Großunternehmen nach dem<br />

Shareholder value-Prinzip stark zugenommen <strong>und</strong> Wachstumsprozesse behindert. 16 Für die<br />

Beschäftigten bedeutet dies weniger Einkommen aus der Wertschöpfung <strong>und</strong> verschlechterte<br />

Arbeitsbedingungen bei gleichzeitig weniger Mitbestimmung. Die K<strong>und</strong>en zahlen höhere<br />

Preise bei verringerten Leistungen <strong>und</strong> die Lieferanten werden durch Nachfragemacht der<br />

Großunternehmen ausgebeutet. 17 Und nicht zuletzt verlangen die Shareholder vom Staat<br />

weniger Steuern <strong>und</strong> Abgaben. Insgesamt wird damit die Wertschöpfung der Großunternehmen<br />

zu Lasten der mittelständischen Wirtschaft gesteigert <strong>und</strong> gleichzeitig eine Umverteilung<br />

zu den Kapitaleinkünften (Gewinn, Zinsen, Miete <strong>und</strong> Pacht) nach Steuern herbeigeführt. Die<br />

Löhne innerhalb der Wertschöpfung werden dabei von einem ex-ante (vorab festgesetzten)<br />

kontraktbestimmten Einkommen zu einem ex-post (nachträglich festgesetzten) Resteinkommen<br />

umgebucht, das laut marktwirtschaftlich-kapitalistischer Logik eigentlich der Gewinn<br />

sein soll. Dieser wird jetzt aber zu einer ex-ante Zielgröße. Insofern kommt es durch die<br />

Shareholder value-Doktrin zu einer Umkehrung kapitalistischer Logik. Wird im Business-Plan<br />

eine vorgegebene Eigenkapitalrendite nach Steuern nicht erreicht, so erfolgt keine Investition<br />

oder sogar eine Desinvestition – dies gilt nicht nur für den Nokia-Fall.<br />

16 Vgl. Dörre, Klaus, Holst, Hajo, Nach dem Shareholder Value? Kapitalmarktorientierte Unternehmenssteuerung<br />

in der Krise, in: WSI-Mitteilungen, Heft 12/2009, S. 667-674; Hein, Eckhard, van Treeck, Till,<br />

<strong>Finanz</strong>marktorientierung – ein Investitions- <strong>und</strong> Wachstumshindernis?, in: IMK Report Nr. 26, Januar 2008.<br />

17 Vgl. Bontrup, Heinz-J., Marquardt, Ralf-M., Nachfragemacht in Deutschland: Ursachen, Auswirkungen <strong>und</strong><br />

wirtschaftspolitische Handlungsoptionen, Münster 2008.<br />

O LIGOPOLISIERUNG UND DAS SHAREHOLDER- VALUE-PRINZIP 15

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