01_Titel_Layout 1 - Allianz Global Corporate & Specialty
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„Wir taten alles, um so schnell wie möglich<br />
wieder produzieren zu können.“<br />
14<br />
Maria Cecilia la Manna, Geschäftsführerin von Titan Italia<br />
Joachim Hufenreuter untersucht eine<br />
beschädigte Betonsäule (oben) und die ersten<br />
Reparaturarbeiten (unten). Ein zusätzlicher<br />
Stahlbetonmantel verbindet die Säulen<br />
wieder mit dem Fundament.<br />
DEN SCHADEN<br />
ERFOLGREICH MANAGEN<br />
Was sollte ein Unternehmen<br />
tun, wenn der Betrieb infolge eines<br />
Feuers oder einer Naturkatastrophe<br />
stillsteht? Dies erläutert<br />
Dr. Andreas Shell, AGCS <strong>Global</strong><br />
Head of Claims Short-tail:<br />
„Wichtigstes Ziel ist die rasche Wiederherstellung<br />
der Betriebsabläufe. Denn die Versicherung<br />
kann nicht alle Aspekte des finanziellen Gesamtschadens<br />
oder von Marktanteilsverlusten abdecken.<br />
Entscheidend für ein erfolgreiches Notfallmanagement<br />
ist ein gut durchdachter und im<br />
Vorfeld getesteter Business-Continuity-Plan.<br />
Selbstverständlich wünschen sich betroffene<br />
Unternehmen eine schnelle und unkomplizierte<br />
Schadensregulierung. Dieser Erwartung entsprechen<br />
wir auch gerne, indem wir so schnell<br />
wie möglich mit eigenem oder beauftragtem<br />
Personal Hilfe leisten und regelmäßig vor Ort die<br />
Umsetzung der ersten Maßnahmen begleiten.<br />
Idealerweise haben sich der Kunde und unsere<br />
Experten schon beim Vertragsschluss – und<br />
nicht erst im Schadensfall – kennengelernt.<br />
Die Schadensregulierung wird durch eine enge<br />
Kooperation zwischen Versicherungsnehmer<br />
und unserem Unternehmen ganz wesentlich<br />
beschleunigt. Einigt man sich schnell auf gemeinsame<br />
Sachverständige, die für beide Partner<br />
den Ausfallschaden transparent berechnen,<br />
hilft dies enorm. Außerdem sollten Unternehmen<br />
besondere Schadenkostenstellen einrichten,<br />
auf die alle im Zusammenhang mit dem<br />
Schaden stehenden Kosten gebucht werden<br />
können, und beschädigte Gegenstände auf alle<br />
Fälle aufbewahren.“<br />
ERDBEBENKARTE ITALIEN<br />
Emilia-Romagna<br />
nagement indes der Betriebsausfall. Das Werk in Finale<br />
Emilia ist das Herzstück des Produktionsverbunds aus<br />
drei Werken: Es ist alleiniger Produzent der Felgen, die<br />
an den Nachbarstandorten in Crespellano und Jesi mit<br />
Innenscheiben verschweißt und dann bereift werden.<br />
„Große Räder sind ein kleiner Markt. Unsere Wettbewerber<br />
stehen schon in den Startlöchern“, erklärt Gary<br />
Chesteron, Group Financial Director von Titan Europe.<br />
„Daher tun wir alles, um unsere bestehenden Kunden<br />
weiterhin beliefern zu können, koste es, was es wolle.“<br />
Die Lücke schließen<br />
Eine Taskforce hat eine Reihe von Maßnahmen entwickelt,<br />
um den Produktionsstopp zu begrenzen. Teile der<br />
Felgenproduktion – und auch der Belegschaft – wurden<br />
an die beiden anderen Standorte verlagert, wo nun in drei<br />
Schichten rund um die Uhr gearbeitet wird; zudem liefern<br />
die Titan-Niederlassungen in der Türkei und Frankreich<br />
ebenfalls Felgen zu. Die üblichen Betriebsferien im August<br />
sind gestrichen. Doch damit lässt sich die Lücke noch<br />
nicht ganz schließen, einen kleinen Teil der Felgen muss<br />
Titan extern zukaufen. Und da sich der Wiederaufbau der<br />
Lackiererei bis in den Herbst ziehen wird, erhalten die<br />
Traktorräder ihre sonnengelbe Farbe bis dahin von Dritten.<br />
Geschäftsführerin la Manna stellt Hufenreuter die<br />
einzelnen Maßnahmen ausführlich vor; außerdem beziffert<br />
sie die damit verbundenen Mehrkosten mit einem<br />
prall gefüllten Ordner voller Bilanzen. Die Fakten sprechen<br />
für sich und Hufenreuter kann noch vor Ort eine<br />
Zahlung in Aussicht stellen.<br />
Wahrscheinlichkeit<br />
für Erdbeben (in %)<br />
in 50 Jahren<br />
2<br />
4<br />
8<br />
1.6<br />
2.4<br />
3.2<br />
4.0<br />
4.8<br />
9.8<br />
Alle Länder der mediteranen<br />
Region von Italien bis zur Türkei<br />
sind von Erdbeben<br />
bedroht. Denn hier grenzen<br />
zwei tektonische Platten – die<br />
Afrikanische und die Eurasische<br />
Platte – aneinander.<br />
„Nicht alle Unternehmen werden nach dem Schaden<br />
selbst so schnell und professionell aktiv“, meint Hufenreuter.<br />
Dabei lasse sich meist nur ein Teil des Ausfallschadens<br />
– durch entgangenen Umsatz, höheren Mehraufwand<br />
für Ersatzbeschaffungen oder Kundenverlust – über<br />
Versicherungen decken. Abgesehen davon, dass einmal<br />
verlorene Marktanteile ein Unternehmen langfristig<br />
schwächen können. „Eine aktive Schadensbegrenzung<br />
dient also beiden Seiten – dem Versicherer wie dem Unternehmen.“<br />
JOACHIM HUFENREUTER<br />
AGCS Senior Loss Adjuster<br />
joachim.hufenreuter@allianz.com<br />
DR. ANDREAS SHELL<br />
<strong>Global</strong> Head of Claims Short-tail<br />
andreas.shell@allianz.com<br />
FRANCESCO CINCOTTI<br />
CEO vrs Studio cincotti<br />
francesco.cincotti@cincotti.com<br />
WWW.AGCS.ALLIANZ.COM/SERVICES/CLAIMS<br />
TRANSPARENZ ZÄHLT<br />
Was tun bei einer Betriebsunterbrechung?<br />
Wie arbeitet man mit<br />
dem Versicherer zusammen?<br />
Maria Cecilia la Manna, Geschäftsführerin<br />
von Titan Italia,<br />
gibt ihre Erfahrungen weiter:<br />
„Aus dem Erdbeben in Finale Emilia habe ich vor<br />
allem eines gelernt: Mit viel Energie und dem unbedingten<br />
Willen, nicht aufgeben zu wollen, kann<br />
man auch Herausforderungen bewältigen, die zunächst<br />
unüberwindbar erscheinen. Diese Einstellung<br />
ist das Allerwichtigste. Meine Gedanken<br />
konzentrierten sich voll auf unser Geschäft, auf<br />
unsere Kunden, auf die Mitarbeiter, und ich tat alles,<br />
was möglich war, um so schnell wie möglich<br />
wieder in den Normalbetrieb zurückzukehren.<br />
Zweitens ist es sehr wichtig, alle Maßnahmen sehr<br />
gründlich zu planen und als Team eng zusammenzuarbeiten.<br />
Wir hatten täglich Meetings mit<br />
allen wichtigen Funktionen wie Finance, HR und<br />
der Werkssicherheit. Dabei tauschten wir laufend<br />
Informationen und Pläne aus und brauchten uns<br />
gegenseitig auf den neuesten Stand.<br />
In der Zusammenarbeit mit dem Versicherer ist es<br />
wichtig, belastbare Fakten weiterzugeben und<br />
genau darüber zu informieren, was bereits getan<br />
wurde und was noch geplant ist. Gegenüber dem<br />
Versicherer gilt dasselbe wie gegenüber Kunden<br />
oder Lieferanten: Man muss klar, ehrlich und<br />
transparent kommunizieren. So einfach ist es!“<br />
BAUSTANDARDS<br />
Erdbeben sind in Italien<br />
häufig, und entsprechend<br />
wurden<br />
die Bauvorschriften<br />
immer wieder verschärft.<br />
Gleichwohl<br />
war in den meisten<br />
Teilen Norditaliens bis<br />
2003 keine erdbebensichere<br />
Bauweise<br />
vorgeschrieben.<br />
Daher blieb die strukturelle<br />
Integrität vieler<br />
Industriegebäude<br />
in dieser Region anfällig.<br />
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