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Fabian Ariafar und Marco Chiu - Fachbereich 10 - Universität Bremen

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<strong>Ariafar</strong> / <strong>Chiu</strong> 16<br />

Schulpraktikums bemerkte, mit welcher Undifferenziertheit die Schüler des<br />

Wahlpflichtkurses in der Regel mit Medieneinflüssen umgingen. Ein<br />

Schüler stellte die Frage, ob er in einer Gang „wie in Amerika“ sei, weil er<br />

<strong>und</strong> seine Fre<strong>und</strong>e Türken seien, außerhalb der Schule nichts mit deutschen<br />

Kindern zu tun hätten <strong>und</strong> zusammen „nur Hip-Hop“ hören würden. Ein<br />

anderer Schüler rezitierte fließend Passagen aus englischsprachigen<br />

Rapsongs, wusste auf Nachfrage aber nicht im Ansatz, wovon der Text<br />

handelte. Ein weiterer Schüler sagte, sein Onkel habe behauptet,<br />

„Candyshop“ des Interpreten „50 Cent“ habe „irgendwas mit Sex zu tun“<br />

<strong>und</strong> fragte mich, ob „das stimmen würde“. Schon der Name des Titels, der<br />

zu dieser Zeit häufig im Radio <strong>und</strong> im Musikfernsehen gesendet wurde, ist<br />

eine sexuelle Anspielung. Im entsprechenden Musikvideo finden sich neben<br />

einer für dieses Genre nicht alltäglichen, leicht selbstironischen<br />

Schlusspointe, sehr viele leicht bekleidete, aufreizend agierende Frauen,<br />

sowie ein machohafter Hauptprotagonist. Dieser behauptet im Lied, er habe<br />

den „Magic Stick“ <strong>und</strong> sei „the Love Doctor“. Ein Künstler wie „50 Cent“<br />

ist, zumindest temporär, medial beinahe omnipräsent. Er bringt Musikalben<br />

<strong>und</strong> Videos heraus <strong>und</strong> ist nicht nur ständig in Jugendzeitschriften <strong>und</strong> im<br />

Musikfernsehen präsent, sondern spielt darüber hinaus etwa die Hauptrolle<br />

in einem Kinofilm <strong>und</strong> ist Protagonist eines eigenen Videospiels. Solche<br />

Künstler nutzen gezielt möglichst alle Synergieeffekte, die sich ihnen durch<br />

moderne Massenmedien bieten. Mit der Behandlung eines in der<br />

Gr<strong>und</strong>struktur vergleichbaren, „jugendgerechteren“ Medienverb<strong>und</strong>es (wie<br />

etwa den um „Harry Potter“) im Unterricht, erhalten die Schüler zumindest<br />

Gr<strong>und</strong>fähigkeiten, um auch andere Medienverbünde zu entschlüsseln.<br />

Dass solche Fähigkeiten dringend notwendig sind, zeigen die zuvor<br />

genannten Beispiele von unreflektierter Medienrezeption bei Schülern. Es<br />

muss allerdings berücksichtigt werden, dass es schwer zu entscheiden ist,<br />

inwieweit diese Beispiele Ausdruck eines kindlich-explorativen <strong>und</strong> somit<br />

völlig „normalen“ Umgangs mit der heutigen Lebenswelt sind. Zudem<br />

wurde auch weniger bedenklichen Medienprodukten gleichwertiger<br />

Enthusiasmus zuteil. So gab es etwa leichte Unterrichtstörungen, in denen

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