Ersthilfe – Therapie – Nachbehandlung - Ärztekammer Bremen
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6<br />
UNFÄLLE IM KLEINKINDALTER<br />
Abb. 6<br />
Abb. 7<br />
Abb. 6 <strong>–</strong> 7: Vorteile derartiger Suprathel-Auflagen: Schmerzfreier Verbandswechsel ohne Narkose und Sedierung.<br />
Abb. 8<br />
Abb. 9<br />
Abb. 8 <strong>–</strong> 9: Abgeheilte Wundflächen nach Suprathel-Behandlung.<br />
Flammazine und jodhaltige Salben sollten<br />
nicht mehr verwendet werden. Eine stationäre<br />
Aufnahme sollte erfolgen, wenn<br />
über fünf Prozent der Körperoberfläche<br />
zweitgradig betroffen sind, wenn es sich<br />
um eine gelenkübergreifende Ver letzung<br />
handelt oder wenn Hand, Gesicht oder<br />
Genitale verletzt sind.<br />
Klinische Weiterbehandlung<br />
Wir führen den ersten Verbandswechsel<br />
am zweiten Tag in Narkose durch. Hier<br />
wird nach entsprechendem Wunddebridement<br />
die Entscheidung über eine Auflage<br />
von Suprathel, einem modernen,<br />
biologisch aktiven Wundverband, getroffen.<br />
Die Notwendigkeit einer Transplantation<br />
kann ca. eine Woche nach dem<br />
Unfall festgestellt werden. Patienten mit<br />
Suprathel-Auflage können <strong>–</strong> je nach Lokalisation<br />
der Verletzung und sozialem<br />
Wie viel Körperoberfläche ist verletzt?<br />
Die Schätzung der verletzten Körper -<br />
oberfläche erfolgt am effektivsten<br />
durch eine einfache Faustregel:<br />
Die Hand innenfläche eines Kindes<br />
(inklusive der Finger) entspricht<br />
einem Prozent seiner Körper oberfläche<br />
(siehe Abbildung rechts).<br />
Umfeld <strong>–</strong> nach Hause entlassen werden.<br />
Bis zu 14 Tage lang erfolgen gelegentliche<br />
Verbandswechsel ohne Narkose und<br />
ohne Analgesie. Die Anwendung von<br />
Suprathel gewährleistet eine weitgehende<br />
Schmerzfreiheit. Darüber hinaus<br />
sind die auch bei tieferen, nicht transplantierten<br />
Arealen zu beobachtenden<br />
Ausheilungsergebnisse unter Suprathel<br />
von erstaunlicher Qualität, so dass die<br />
Ausbildung von Narben deutlich reduziert<br />
ist (siehe Abbildung 6 und 7). Dies<br />
reduziert den Aufwand in der <strong>Nachbehandlung</strong><br />
dieser Kinder.<br />
Bei tief zweit- und drittgradigen Verletzungen<br />
mit entsprechender Ausdehnung<br />
ist eine Spalthauttransplantation erforderlich,<br />
ebenso wenn das Suprathel sich<br />
vor zeitig löst, weil die Verletzung darunter<br />
zu tief ist. Die Operation erfolgt innerhalb<br />
der ersten 1 bis 2 Wochen nach dem<br />
BREMER ÄRZTEJOURNAL 11| 12<br />
Abb. 10: Fest eingeheiltes Spalthauttransplantat.<br />
Bei tief zweit- oder drittgradigen Verletzungen ist<br />
ein bis zwei Wochen nach dem Unfallereignis eine<br />
Spalthauttransplantation notwendig.<br />
Am fünften Tag nach der Transplantation erfolgt<br />
der erste Verbandswechsel in Narkose. Eine<br />
offene Wundbehandlung ist nach circa zehn<br />
Tagen möglich, wenn das Transplantat komplett<br />
eingeheilt ist.<br />
Unfall. Die Entnahme der Spalthaut er folgt<br />
vom Kopf, weil dort keine neuen Narben<br />
entstehen. Zusätzlich bietet die Kopfhaut<br />
bei Kindern eine große Fläche und die<br />
Entnahmestellen heilen sehr schnell ab.<br />
Die Spalthaut hat eine Dicke von 0,15<br />
mm. Der erste Verbandswechsel nach der<br />
Spalthauttransplantation erfolgt am fünften<br />
Tag in Narkose. Nach circa zehn Tagen<br />
ist das Transplantat fest eingeheilt und<br />
eine offene Wundbehandlung möglich<br />
(siehe Abbildung 10).<br />
Klinische <strong>Nachbehandlung</strong><br />
Sowohl nach der Verwendung von Suprathel<br />
als auch nach einer Spalthauttransplantation<br />
müssen die Kinder ambulant<br />
nachbetreut werden. Alle transplantierten<br />
Areale neigen zu hypertropher Narbenbildung<br />
und bedürfen einer individuell an -<br />
gepassten Kompressionstherapie. Zusätzlich<br />
werden Wundauflagen mit Silikon<br />
empfohlen. Die <strong>Nachbehandlung</strong> sollte<br />
bis zur vollständigen Narbenausreifung<br />
er folgen. Thermische Verletzungen im<br />
Kin des alter passieren sehr häufig und<br />
sind eine nicht zu unterschätzende traumatische<br />
Erfahrung für die Patienten und<br />
ihre Eltern. Vom Unfall bis zum Abschluss<br />
der Behandlung vergeht oft eine lange<br />
Zeit, sodass von Anfang an darauf geachtet<br />
werden muss, dass die Kinder in<br />
einem Team betreut werden, das diesen<br />
Anforderungen in ganzer Breite gewachsen<br />
ist.<br />
Literatur beim Verfasser.<br />
Andrea Etzler,<br />
Oberärztin der Klinik für Kinderchirurgie und<br />
Kinderurologie, Klinikum <strong>Bremen</strong>-Mitte,<br />
<strong>Bremen</strong>