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Gesellschaft zur Förderung von Kinderbetreuung e. V. Gesellschaft ...

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Grenzenlose<br />

Kreativität<br />

mit Pinsel<br />

und Farbe<br />

Ausdrucksmalen<br />

nach Arno Stern<br />

bei den „Kleinen Hüpfern“<br />

Blau. Und Rot und dann grün. Ein Regenbogen? Lariassas<br />

Pinsel wandert über das großes weiße Blatt Papier, das mit<br />

Reiszwecken an die Wand gepinnt ist. Tief versunken steht<br />

die Vierjährige im buntbeklecksten Malerkittel davor und zieht<br />

dicke, geschwungene, leuchtende Linien, ohne sich dabei<br />

durch die anderen Kinder ablenken zu lassen. „Margareta – es<br />

tropft“, ruft Tom, den dicken Pinsel voller tief-lila Farbe in der<br />

ausgestreckten Hand. Sofort ist die Leiterin der öffentlichen<br />

Kindertagesstätte „Kleine Hüpfer“ <strong>zur</strong> Stelle. „Eintauchen,<br />

abstreifen, eintauchen, malen – siehst Du, so“, erklärt Margareta<br />

Konzok. Der Sechsjährige nickt eifrig und taucht gleich<br />

wieder in seine Bilderwelt ein.<br />

Es ist Mittwochmorgen – und ein Teil des Gruppenraumes<br />

des Kindertagesstätte in Kassel-Oberzwehren hat sich in einen<br />

„Malort“ verwandelt: Abgetrennt mit einem Vorhang, die<br />

Gardine zugezogen, damit keine Ablenkung durch´s Fenster<br />

blitzt, die Wände mit braunem Packpapier bespannt, in der<br />

Mitte ein Tisch, auf dem 20 Farbtöpfe jeweils mit eigenem<br />

Pinsel und Wassertöpfen angeordnet sind. Der Boden ist mit<br />

Filzstoff ausgelegt, die Kinder malen stehend und auf Socken.<br />

Sieben Kinder sind es diesmal, die anderen sind mit den Erzieherinnen<br />

im Bewegungsraum der Einrichtung. „Jeweils fünf<br />

bis neun Kinder nehme ich in diese Gruppe, die ich ein bis<br />

zweimal pro Woche für 45 Minuten anbiete, mehr nicht“,<br />

erklärt Margareta Konzok. „Malort“, dieser Begriff gehe auf<br />

den Ausdrucksmaler Arno Stern <strong>zur</strong>ück, erzählt die Kita-Leiterin.<br />

Der 1924 in Kassel geborene Maler ließ Kinder einfach<br />

aus sich heraus malen, ohne Themenvorgabe, und er kommentierte<br />

ihre Bilder nicht. Er war der Auffassung, dass es<br />

etwas im Menschen gibt, das „weder dem Verstand, noch<br />

dem Gefühl zugänglich ist. Nur die Expression kann es aus<br />

sich heraus hervorbringen“. Um für diese Art zu malen geeignete<br />

Bedingungen zu schaffen, erfand er den Malort.<br />

Die Idee des Malortes passt gut zu den „Kleinen Hüpfern“.<br />

Die Einrichtung, in der die 25 Kinder im Alter <strong>von</strong> drei bis<br />

sechs Jahren betreut werden, orientiert sich an der Reggio-<br />

Pädagogik. Und zu dieser Erziehungsphilosophie, die in den<br />

kommunalen Kindertagesstätten der norditalienischen Stadt<br />

Reggio Emilia seit den 1960er Jahren entwickelt worden ist,<br />

gehören Malateliers. Die Reggianer sehen Kinder als Forscher<br />

und Entdecker, <strong>von</strong> Geburt an neugierig, wissbegierig, kreativ,<br />

aktiv und unermüdlich in ihrem Tun: Sie erknüpfen Neues<br />

mit ihren bisherigen Erkenntnissen und erweitern so ihre<br />

Fähigkeiten.<br />

„Im Malort geht es darum, aus sich heraus zu malen“, erklärt<br />

Margareta Konzok. „Die Kinder werden nicht korrigiert oder<br />

kritisiert, sie lernen lediglich, wie sie den Pinsel halten sollen.<br />

Die Bildsprache erschließen sie sich selbst“, so die Kita-Leiterin.<br />

Es gehe nicht um die Produktion vorzeigbarer und vergleichbarer<br />

Werke, sondern um die Herausforderung, mit<br />

Farbe und Pinsel seine persönlichen, inneren Bilder entstehen<br />

zu lassen: „Das stärkt das Selbstvertrauen und fördert die<br />

Toleranz gegenüber dem Andersartigen“. guz<br />

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