JU-I (Amselfeldrede –Izetbegovic –Tudjman) 1. Ich ... - Labournet
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negrinischer Aktivisten eingeladen, in das Kosovo zu reisen, um sich einen Eindruck von der<br />
dortigen Lage zu verschaffen. Stambolic, der selbst wenig Interesse an nationalistischer Agitation<br />
hatte, entsandte seinen Stellvertreter Milosevic. Dieser traf in Kosovo Polje auf eine<br />
aufgebrachte Menge und wurde mit zahlreichen Ansprachen einheimischer Serben konfrontiert,<br />
die ihre Klagen über die schlimmen Bedingungen, unter denen sie im Kosovo leben<br />
müßten, vorbrachten. Zur selben Zeit brachen außerhalb des Gebäudes, in dem diese Veranstaltung<br />
stattfand, Kampfhandlungen zwischen serbischen Demonstranten und lokalen Polizeieinheiten<br />
aus. Milosevic unterbrach die Versammlung, trat vor das Gebäude und sprach<br />
vor den Kameras des staatlichen Fernsehens zur aufgebrachten Menge jene Worte, die in den<br />
folgenden Wochen und Monaten in Serbien eine Welle der Begeisterung und Zustimmung<br />
auslösten und die politische Entwicklung entscheidend beeinflussen sollten:<br />
Niemand soll es wagen, Euch zu schlagen. Ihr solltet hierbleiben. Das ist Euer Land. Das<br />
sind Eure Wiesen und Eure Gärten, Eure Erinnerungen. Ihr werdet Euer Land nicht aufgeben,<br />
nur weil es hart ist, hierzubleiben, weil Euch Ungerechtigkeit und Erniedrigung bedrücken.<br />
Es war nie ein Charakterzug der Serben und Montenegriner, vor Hindernissen<br />
zurückzustecken, zu demobilisieren in Zeiten des Kampfes. Ihr solltet hier bleiben, um Eurer<br />
Vorfahren und Eurer Nachkommen willen. Sonst werden Eure Vorfahren geschändet<br />
und Eure Nachkommen enttäuscht.<br />
Dieser Ereignis kann mit Recht als Startschuß für den Karriereaufstieg Milosevics angesehen<br />
werden ... Er verstand es, den serbischen Nationalismus mit sozialem Populismus zu kombinieren<br />
und ... eine gewaltige Agitationskampagne loszutreten, die ihn an die Macht hievte. 5<br />
Die Agenda dieses Buches (Petritsch/Kaser/Pichler) ist die Rechtfertigung<br />
der westlichen Kosovo-Politik, v.a. der NATO-Bombardierung Jugoslawiens.<br />
Aber auch in kritischer Literatur findet sich ganz Ähnliches. Als Beispiel dafür<br />
nenne ich das für die Erhellung der Hintergründe dieses sog. Kosovokrieges ungemein<br />
wertvolle Buch Der Weg in den Krieg von Matthias Küntzel:<br />
1987 solidarisiert sich der Parteichef der serbischen Kommunisten, Slobodan Milosevic, unter<br />
Umgehung der Parteigremien, mit nationalistisch orientierten Kosovo-Serben. Bei dieser Gelegenheit<br />
fällt sein berühmt gewordener Satz: »Niemand hat das Recht, das (serbische) Volk<br />
zu schlagen«. Schlagartig wird Milosevic als Verteidiger Serbiens –nicht Jugoslawiens! –populär.<br />
6<br />
Zwar ist ein großer Unterschied zwischen Küntzel und Petritsch/Kaser/Pichler,<br />
was die Hintergrundbeschreibung für Milosevics angebliche nationalistische<br />
Agitation im Kosovo 1987 angeht: Küntzel spricht ausführlich über den auf die<br />
ethnische Säuberung des Kosovo von Nichtalbanern und seine Vereinigung mit<br />
Albanien abzielenden Nationalismus der kosovoalbanischen Separatisten, denen<br />
die Autonomie des Kosovo unter der jugoslawischen Verfassung von 1974, die<br />
der »autonomen Provinz Kosovo« de facto Republikstatus gab, folglich nur ein<br />
Zwischenschritt war –auf welchen eliminatorischen und separatistischen Nationalismus<br />
reaktiv ein serbischer Nationalismus virulent wurde. Bei Petritsch/Kaser/Pichler<br />
hingegen herrscht die Tendenz, diesen kosovoalbanischen Nationalismus<br />
(der übrigens damals, als die Propagandafronten noch nicht so klar fest-<br />
5<br />
Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler, Kosovo. Kosova. Mythen Daten Fakten, Klagenfurt<br />
usw. 1999, S.173f.<br />
6<br />
Matthias Küntzel, Der Weg in den Krieg. Deutschland, die NATO und das Kosovo, Berlin 2000,<br />
S.25. Nicht anders auch z.B. Mira Beham in ihrem v.a. für die Kriegspropaganda im Kroatien- und im<br />
Bosnienkrieg immer noch sehr wertvollen Buch Kriegstrommeln. Medien, Krieg und Politik, München<br />
1996, S.200f.<br />
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