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JU-I (Amselfeldrede –Izetbegovic –Tudjman) 1. Ich ... - Labournet

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standen, auch in den westlichen Medien als Problem gesehen und nicht verschwiegen<br />

wurde) möglichst herunterzuspielen, um das Bild eines nicht reaktiven,<br />

sondern von Haus aus aggressiven, gegen die kosovoalbanische Bevölkerung<br />

als solche gerichteten serbischen Nationalismus suggerieren zu können.<br />

Das ist ein riesiger, für die Wahrnehmung des Kosovokonflikts im ganzen absolut<br />

wesentlicher Unterschied: dagegen aber grundsätzliche Übereinstimmung darin,<br />

daß Milosevic 1987 im Kosovo nationalistische Emotionen auf serbischer<br />

Seite geschürt und für die eigenen Machtaspirationen eingespannt habe.<br />

Blicken wir zurück auf das, was in Petritsch/Kaser/Pichler als direktes Zitat<br />

von Milosevic gebracht wird, so fragen wir uns schon, was daran gar so fürchterlich<br />

sein soll. Und gewiß hat der Verfasser des einschlägigen Teils des Buches<br />

noch das für seine Zwecke Günstigste gebracht! Aber warten wir besser<br />

erst einmal ab.<br />

Der gegenständliche Vorwurf fand schließlich auch Eingang in die Kosovo-<br />

Anklage des Haager Tribunals gegen Milosevic. Der greift dann am 25. Jänner<br />

2005 bei der Einvernahme seines Zeugen Mitar Balevic, der damals einer der<br />

Organisatoren der inkriminierten Meetings –es waren zwei –am 20. und am<br />

24./25. April 1987 im Kosovo gewesen war, selbst diesen Punkt auf. Er beginnt<br />

mit der einschlägigen Stelle der Anklageschrift:<br />

It is paragraph 76 of the Kosovo indictment, which states the following: "In April 1987, Slobodan<br />

Milosevic, who had been elected as Chairman of the Presidium of the Central Committee<br />

of the League of Communists of Serbia in 1986, travelled to Kosovo. The meetings with<br />

the local Serb leaders and in a speech before a crowd of Serbs, Slobodan Milosevic endorsed<br />

a Serbian nationalist agenda. In so doing, he broke with the party and government policy,<br />

which had restricted nationalist expression in the SFRY [Sozialistische Föderative Republik<br />

Jugoslawien] since the time of its founding by Josip Broz Tito after the Second World War.<br />

Thereafter, Slobodan Milosevic exploited a growing wave of Serbian nationalism in order to<br />

strengthen centralised rule in the SFRY."<br />

(Nur so nebenbei: Nationalismus mögen und sollen wir als ideologische Einstellung<br />

ablehnen, ein krimineller Tatbestand ist er, als solcher, aber nicht. Was also<br />

hat das in der Anklageschrift für einen Prozeß, der nach den Beteuerungen seiner<br />

Betreiber, Carla del Ponte & Co in Den Haag, doch kein politischer Prozeß<br />

sein bzw. gewesen sein soll, zu suchen? Über derlei Fragen sollten wir uns vielleicht<br />

auch einmal unterhalten 7 ).<br />

Milosevic beginnt seine Gegendarstellung jener Ereignisse mit einer Stelle<br />

aus einer Rede von ihm bei dem Treffen am 20. April. Seine Quelle ist eine<br />

Sammlung aller Reden, die bei diesen beiden Meetings am 20. und am 24./25.<br />

April 1987 gehalten wurden. Das am 20. April fand in einem Schulgebäude in<br />

Kosovo Polje statt. Im Schulhof hatte sich eine Menschenmenge eingefunden,<br />

und an die war diese Rede gerichtet. Die Stelle, die Milosevic nun vor dem Tri-<br />

7 Es ist höchste Zeit, daß ich auf dieses Buch über den Milosevic-Prozeß hinweise: Germinal Civikov,<br />

Der Milosevic-Prozess. Bericht eines Beobachters, Wien 2006. Civikov hat den Großteil der Prozeßverhandlungen<br />

direkt im Gerichtsgebäude des Haager Tribunals verfolgt und ist einer der besten Kenner<br />

des Milosevic-Prozesses im deutschsprachigen Raum. –Wer den Milosevic-Prozeß nicht selbst<br />

wenigstens annähernd so intensiv verfolgt hat wie Civikov, sollte vor einer Urteilsbildung darüber,<br />

was bei dem Prozeß letztlich herausgekommen sei, auf jeden Fall erst einmal sein Buch lesen.<br />

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